Da war es vorbei mit der Billigfliegerei – Strecke Karlsruhe-Stockholm bei Ryanair wird eingestellt

Es fällt nicht leicht, nette Dinge über Ryanair zu schreiben. Die Airline ist oft billig, manchmal nicht. Sie versucht, ihre Passagieren mit immer neuen Tricks das Geld aus der Tasche zu ziehen, quetscht sie in abwaschbare, nicht verstellbare Sitze und verkauft ihnen Lose.

Trotzdem tut sie eines: sie fliegt, und zwar meist dahin, wohin viele gar nicht wollen, aber es trotzdem tun, um dann den nächsten Bus von dort weg zu nehmen.

In meinem Fall trifft sich das ganz gut, denn sie fliegen seit ca. 2007 ab Stockholm-Skavsta nach Karlsruhe-Baden, was meinem Heimatort außerordentlich nahe ist.

Leider werden sie das in Kürze nicht mehr tun. Die Strecke, die schon vor einiger Zeit auf zwei Flüge die Woche reduziert wurde, findet sich im Winterflugplan nicht mehr. Am 29. Oktober gehen die letzte Flüge. Der Baden-Airport hat mir geschrieben, dass die Strecke bis auf weiteres aus dem Programm genommen wurde. Mit einer Rückkehr ist also nicht akut zu rechnen.

Natürlich sollte ich es nicht ganz so egoistisch sehen: die Ryanair-Option war für mich nur so gut, weil nur die Anfahrtskosten (ins weit abgelegene) Skavsta anfielen, denn direkt nach Landung war ich schon zuhause. Rechnet man fair, schaffte man die Reise mit Gepäck selten unter 130 €.

Das Dumme ist nur, dass allgemein Alternativen für Reisen nach Baden-Württemberg nun recht dünn gesät sind. Die Flüge ab Stuttgart nach Stockholm, die es noch 2007 gab, sind schon lange eingestellt worden.

Was bleibt sonst noch?

  • Andere Ryanair-Flughäfen. Da wären Frankfurt-Hahn und Memmingen zu nennen. Das ist aber nur interessant, wenn man einigermaßen passende Reiseziele hat. Hahn liegt weitab der Bahn und allem sonst, wie man manchmal denken könnte. Ab Memmingen zahlt man auch gut und gerne 60 €, um zum Ziel zu kommen. Hinzu kommen die vergleichsweise hohen Kosten für die Busse nach Skavsta. Das kann interessant sein, aber von Tür zu Tür kommen da schonmal über 9 Stunden Reisedauer zusammen – und 150 € dürften am Schluss auch weg sein.
  • Flüge über Frankfurt. Also der Flughafen, der wirklich in Frankfurt ist und nicht nur so heißt. Mit Rail&Fly ist das noch einigermaßen angenehm. Kostenpunkt ist aber auch gut 150 € (billigstenfalls 100 € für den Flug plus 50 € für den Zug), und das auch nur, wenn keine Kosten für die Anreise zum Flughafen Arlanda anfallen.
  • Umsteigeflüge. Da wären v.a. Air Berlin und Germanwings zu nennen. Air Berlin fliegt sogar nach Karlsruhe/Baden, aber verlangt dafür auch nur mit Glück weniger als 170 € – teilweise muss man dafür in Wien (!) unsteigen. Bei Germanwings geht es über Berlin-Schönefeld nach Stuttgart, aber die Kosten sind nicht geringer. Im Gegenteil: billiger als 170 € scheint es nicht zu sein, und Gepäck kostet extra.
  • Flüge über Kopenhagen. Ab Kopenhagen wird das Angebot erheblich breiter. Unter 140 € für die Flüge kommt man aber auch nur, wenn man nach Basel mit EasyJet fliegt. Die Rechnung wird da auch nicht viel besser, denn der Flug mag mit Gepäck nur um die 70 € kosten. Für eine Fahrt nach Kopenhagen legt man aber mindestens 40 € hin, und für die Fahrt ab Basel zum Zielort nochmal ca. genauso viel. Da spart man vielleicht ein bisschen, aber dafür sind die Wege endlos.
  • Züge über Kopenhagen. Ja, es gibt tatsächlich einen Nachtzug von Kopenhagen in den Südwesten. Das ist umweltfreundlich und bequem, wenn man von der Anreise nach Kopenhagen absieht. Aber: selbst im Liegewagen ist man schnell 60 € pro Strecke los, selbst wenn man sofort nach Verfügbarkeit (leider erst 92 Tage vor Abfahrt) bucht. Auf 160 bis 170 € summiert es sich also auch.

So endet zumindest für mich die Ära der Billigfliegerei. Die Preise steigen, und alle angebotenen Strecken sind zumindest für mich umständlicher. Da bleibt für mich nur zu hoffen, dass die eine oder andere Strecke wieder eingeführt wird. Gefallen würde mir auch ein verlängter Nachtzug ab Stockholm nach Süddeutschland, aber darauf hoffen kann man nicht ernsthaft.

Die kleine Plakateschau: Folkpartiet

Die heiße Wahlkampfzeit bricht an, und ein untrügliches Zeichen hierfür ist das Sprießen der Plakate allerorten. Ab heute darf sogar schon gewählt werden, was die Wahl bequemer machen soll, aber mangels Briefwahlmöglichkeit auch den Zugang zur Urne sichern soll. Gezählt wird freilich erst am 19. September.

Bis dahin wird munter versprochen und vorgeschlagen. Besagte Plakate sind ein Ausdruck davon. Man unterstellt ihnen gerne (und zurecht), sie würden nur hohle Allgemeinplätze verbreiten. Dennoch habe ich einige fotografiert und werde sie hier zeigen, denn ich wage die These, dass sie trotzdem etwas über die Macher und deren Motive aussagen.

Werbung der Folkpartiet in T-Centralen

Dieses verunglückte Foto zeigt zwei U-Bahn-Plakate, die als Vorzeigeminister Jan Björklund (Bildung) und Nyamko Sabuni (Integration) zeigen. Er sagt „Die Zukunft beginnt im Klassenzimmer“, sie sagt „Die schwedische Sprache. Der Schlüssel zur Integration“. Das sind natürlich Sprüche, die man sich auch auf einen Topflappen häkeln könnte. Dass man ausgerechnet die beiden so prominent platziert, hat aber einen anderen Grund: sie sind prominent. Viele Minister hat die Partei nämlich nicht, und insbesondere Björklund als Parteichef zu präsentieren hat Bedeutung. Schließlich läuft gerade eine große Schulreform, und er hat sich als Advokat von härteren Anforderungen an die Schüler hervorgetan – was mir nebenbei bemerkt als erstrebenswert erscheint.

Auch sonst könnte man den Eindruck haben, die Folkparti fahre vor allem einen Personality-Wahlkampf:

Jan Björklund auf einem Auto, das (hoffentlich) nicht sein Wahlkampfbus ist

Das ist aber nicht der Fall. Von den 20 Wahlplakaten zeigen nur 7 einen Politiker, darunter 3 Björklund.

Männern können es. Gleichstellungsbonus für Eltern, die (die Elternzeit) gleich aufteilen.

Dieses Plakat gehört dabei aber noch zu den konkreteren. Die meisten gehen aber in die Richtung „mehr Jobs, mehr Firmen, mehr mehr – und Zukunft ist gut für uns alle“.

Zwei Dinge stechen aber aus meiner Sicht besonders hervor.

Zum Einen ist es Marit Paulsen, die sich mutig hinstellt und sagt

Kernkraft. Für das Klima. (Quelle: folkpartiet.se)

Dass eine Partei mit einem Bekenntnis zur Atomkraft Werbung macht, ist beachtlich. Woanders wäre das politischer Selbstmord, aber angesichts dessen, dass die Kernkraft mittlerweile wieder von einer Mehrheit der Schweden befürwortet wird und das liberale Wählerpotenzial, in dem Partei fischt, eher wenig grün ist, kann das vielleicht Stimmen ziehen. Man kann es vermutlich auch als Positionierung gegenüber den Moderaterna sehen, denn die Christdemokraten und das Zentrum dürften zu den eher kernkraftskeptischen Teilen der Regierung gerechnet werden.

Die andere auffällige Sache ist ein klares Bekenntnis zum Euro. Nichts neues, denn die Partei war schon immer eher eurofreundlich – aber er ist kein heißes Wahlkampfthema, und derzeit (noch) kein Thema, mit dem man viel gewinnen könnte.