Die kleinen Freuden

Ich hatte es ja schon erwähnt: derzeit ist internationaler Markt am Sergels Torg. Es ist nicht das erste Mal, aber das deutsche Angebot ist dieses Mal das bislang umfassendste.

Neben dem obligatorischen Bratwurststand

Bratwurststand am Sergels Torg: Bratwurst, Krakauer oder Currwurst - zu haben für 50 Kronen

gab es einen Salamiverkaufstand, der auch Landjäger und Dosenwurst anbot. 10 Meter weiter dann der sehr dezente Brezelstand:

Man braucht sich nicht lange fragen, was es hier zu kaufen gibt

Der Name „Breznhütte“ ist Programm – es gab Brezeln in verschiedensten Varianten. Gespart hat man nicht in der Größe:

Riesenbrezel von der Breznhütte

Das ist schon ein ordentliches Gerät, das auch sehr gut schmeckt, wie ich eben im selbstlosen Test herausgefunden habe.

Am Stand daneben gleich der nächste Knaller: Strudel in verschiedenen Varianten, darunter natürlich der obligatorische Apfelstrudel. Feilgeboten wurde außerdem eine Art Kräuterbrotaufstrich und andere Dinge, die ich aber nicht näher unter die Lupe genommen habe. Das Personal war auch weitgehend authentisch importiert.

Die englischen Marmeladen, griechischen Oliven und niederländischen Pfannkuchen sahen auch lecker aus.

Das alles hat freilich seinen Preis: die Würste am Bratwurststand kosteten 50 Kronen (derzeit rund 5,50 €). Die Salami ging auch nicht deutlich darunter los, die einzelne Brezel kostete 40 Kronen (4,40 €), der halbe Strudel 120 Kronen (13,30 €). Aber hierzulande sind das Delikatessen, die man nicht alle Tage hat. Dementsprechend groß ist meine Freude über die Leckereien.

Unten auf dem Platz demonstrierten die Syrer für oder gegen irgendwas, dazwischen eine Menge kurdischer Flaggen. Im Allgemeinen wechseln sich die Kurden, die Tibeter und die Kubaner auf dem Platz beim Demonstrieren ab. Die Hartnäckigkeit ist bewundernswert, aber der Effekt darf bezweifelt werden.

Allgemein ist das Ambiente am Sergels Torg nicht das allerbeste. Ich frage mich, ob es in Stockholm keinen besseren Platz hierfür geben. Wie wäre es mit dem Stortorget oder Kornhamnstorg in Gamla Stan, dem Kungsträdgården, dem Norrmalmstorg oder dem Nybroplan? Ein Betonplatz wie der Sergels Torg, eng, laut und stark befahren, macht das Verweilen wenig angenehm. Da gäbe es doch sicher bessere Alternativen.

Begrüßung im Cosmonova: Schwedens einziges IMAX-Kino

Übrigens: über zwei Jahre lang lebte ich in unmittelbarer Nähe des einzigen schwedischen IMAX-Kinos ohne es zu besuchen. Dabei bin ich eigentlich IMAX-Fan und habe früher nie eine Gelegenheit ausgelassen.

Es ist das „Cosmonova“ und befindet sich im Naturhistoriska Riksmuseet, einem Naturkundemuseum bei der Universität. Der Besuch – sowohl im Museum als auch im Kino – lohnt sich. Im Museum war ich schon mehrfach, aber heute habe ich endlich auch das Kino besucht. Es lohnt sich natürlich.

Das letzte Mal in unserem Leben

Es kommt schon sehr dramatisch daher, aber es ist nicht übertrieben: am Mittwoch erwartet uns ein globales Ereignis ein, das keiner von uns jemals wieder erleben wird. Das ist jetzt etwas gestelzt, aber kommt hin, denn am 6. Juni findet ein Venustransit statt. Der nächste wird am 11. Dezember 2117 sein, und ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage: bis dahin sind wir alle tot.

Nun werden sich die meisten fragen: was ist ein Venustransit?
Das ist, wenn sich der Planet Venus vor die Sonne schiebt, also ein bisschen eine Sonnenfinsternis in klein. Dunkel wird es aber nicht, denn das Ganze sieht so aus:

Bild vom Venustransit des Jahres 1882

Es zieht also ein schwarzer Punkt über die Sonne, den man ohne entsprechende Gerätschaften natürlich nie bemerken würde. Das Bild ist übrigens vom vorletzten Transit, der im Jahr 1882 stattfand. Ja, der vorletzte – kaum ein regelmäßig wiederkehrendes und einfach zu beobachtendes Himmelsereignis ist so selten wie ein Venustransit. Während man fast jedes Jahr eine totale Mondfinsternis hat und man in den meisten Jahren irgendwo auf der Erde eine totale Sonnenfinsternis sehen kann, ist der Venustransit eine sehr exklusive Sache.

Zwar ist die Venus immer zwischen Sonne und Erde. Auch ist ihr Jahr kürzer als unseres, so dass sie öfters an uns vorbeizieht. Aber durch die Besonderheiten der beiden Planetenbahnen ergibt sich ein Vorbeiziehen der Venus vor der Sonnenscheibe äußerst selten. Pro 130 Jahre gibt es nur zwei, dazu noch sehr ungleich verteilt: es sind immer 8 Jahre zwischen zwei, während dann der nächste Transit erst in 105 oder 122 Jahren folgt.

Wer zurückrechnet, wird sich also denken können, dass der letzte im Jahr 2004 war. Der fand bei bestem Wetter und zu humanen Zeiten statt. Ich habe ihn damals mit meinem Teleskop begutachtet. Das ist aber nach fast 7 Jahren in Schweden leider immer noch in Deutschland, weswegen ich mir diese schicke Brille habe kommen lassen:

Meine schicke neue Brille - alltagsuntauglich, aber sehr hilfreich, wenn man mal in die Sonne schauen will.

Ich werde versuchen, den Transit auch dieses Mal nicht zu verpassen. Jedoch gibt es einen erschwerenden Umstand: er findet von 22:09 Uhr bis 4:49 Uhr statt. Die Sonne ist also anfangs nicht zu sehen. Ich finde, es ist trotzdem einen Versuch wert.

Einen Tipp für Stockholmer: das Observatoriemuseet, das Museum in der alten Sternwarte Stockholms, in der Nähe des Odenplan ist zwischen 4:30 Uhr und 6:30 Uhr geöffnet. Alle halbe Stunde werden Vorträge über den Venustransit gehalten. Man kann es auch als indirekte Projektion am Teleskop live miterleben, sofern das Wetter mitspielt. Eine Brille wie die obige kann vielleicht dazu dienen, zu entsprechender Zeit aus dem Fenster zu sehen. Der Eintritt ist frei. Am Abend davor ist um 18 Uhr ein Vortrag zum Thema, der 90 Kronen Eintritt kostet.

Es mag nach nicht viel aussehen, aber wenn man etwas an Astronomie interessiert ist oder die Ahnung hat, dass man ein solches Interesse im Lauf des restlichen Lebens entwickeln könnte, der sollte am 6. Juni sehr früh aufstehen und nach der Sonne schauen.

Es könnte nicht das letzte Mal sein. Es wird das letzte Mal sein.

Stockholm von oben

Wenn ich Bilder in Aussicht stelle, ist das im Allgemeinen kein Grund, freudig erregt zu sein. Dieses Mal ist nicht direkt eine Ausnahme, aber ich dachte mir, ich lasse endlich mal die Panoramen zur Geltung kommen. Wenn man unten auf die Panoramen klickt, öffnet sich das Bild in voller Größe in einem Fenster, wo man ähnlich einer Karte alle Details begutachten kann. Die Dateien sind richtig groß (bis zu 5 MB), aber die Bilder eben auch. Viel Spaß damit.

Die Bilder sind natürlich von letzter Woche, als wir im Rahmen einer Aktion der Zeitung Dagens Nyheter verschiedene hohe Gebäude in Stockholm besuchten, um von oben die Aussicht zu genießen.

Vom DN-Hochhaus in Richtung Osten, also Innenstadt, Altstadt und Södermalm:

Dasselbe in Richtung Westen – hier sieht man die Essinge-Inseln und Bromma:

Blick von Kastellholmen aus nach Norden, wo man eine schöne Aussicht auf die Attraktionen auf Djurgården (Skansen, Vasamuseet, Gröna Lund) hat:

Und dasselbe nochmal nach Süden Richtung Södermalm und Altstadt:

Ich wünschte, gestern wäre auch nur halb so gutes Wetter gewesen wie letzte Woche. Es stürmte und regnete den ganzen Tag, weswegen einem besonders die Läufer im Stockholm-Marathon leid tun konnten. Ein Spitzenläufer musste gar 4 Kilometer vor dem Ziel aufgeben, weil seine Körpertemperatur auf 32 Grad (!) gesunken war. Er kann wohl froh sein, dass er das überlebt hat.

Die Unterstützung am Rand hielt sich in Grenzen, weil bei dem Wetter natürlich niemand draußen sein wollte. Einen Glückwunsch an alle, die es trotz dieser Umstände überstanden haben.