Leichte Biere: Old Gold

Farblich schon fast im Zitronenbereich ist dieses Bier aus dem Hause Spendrups. Es handelt sich dabei um eine der größten schwedischen Brauereien, die direkt südlich von Stockholm – und gut sichtbar von der Autobahn E4 – angesiedelt ist. Mit ihrem Gründungsjahr 1897 hat sie für schwedische Verhältnisse ein recht stattliches Alter, aber so „Old“ ist das „Old Gold“ dann doch nicht. Seit 1985 wird es gebraut und ist laut Aufdruck „trotz seiner schwedischen Herkunft ein echtes deutsches Premiumpils“.

Weiterhin wird – komplett auf englisch übrigens – verkündet, dass es „intensiv hopfig“ sei und „zwischen einer weichen Bitterkeit und einer subtilen Süße“ liege. Ich finde es jedenfalls recht angenehm. Es wirkt nicht wirklich dünn, hinterlässt keinen intensiven Nachgeschmack. Es könnte damit wohl auch neben einem Warsteiner oder so gar nicht mal so alt aussehen.

Preis: 13 kr für die 0,33l-Flasche

BrüsselBruxellesBrussel

Plötzliche Stille kann ein Zeichen von Urlaub sein – zumindest in diesem Blog. Wir nahmen die Gelegenheit war, vor Ende des Sommers einen Kurzurlaub zu machen. Da die Flüge nach Brüssel zum billigsten gehörten, was wir fanden, fiel so die Wahl auf dieses Ziel.

Die Stadt liegt mir recht gut – nicht nur, weil ich ein Europa-Enthusiast bin. Die Belgier verstehen etwas von gutem Bier und gutem Essen. Das sind zwei Kernkompetenzen, die ich ausgesprochen schätze. Weitere Kommentare gibt es in der Bildergalerie.

Wer hat, der Hatz – vom Niedergang einer Brauerei

In meiner Heimat schlagen die Wogen hoch: das seit 1863 in Rastatt ansässige Hofbrauhaus Hatz fusioniert mit der Brauerei Moninger und zieht komplett nach Karlsruhe um.

Das ist schon irgendwo etwas betrüblich, denn nach fast 150 Jahren wird eine Brauerei faktisch aufgekauft, womit auch eine Traditionseinrichtung verschwindet. Der Chef der Brauerei Hatz, Thomas Hatz, begründete den wirtschaftlichen Niedergang der Firma mit

Nichtraucherschutzgesetz, „falsch verstandenes Gesundheitsbewusstsein“ und der demografische Wandel.

Mir erscheint eine andere Begründung plausibel: falsche Produktpalette und mittelmäßiges Bier.

Wenn ich mir die Internetseite der Brauerei anschaue, frage ich mich nämlich, wieso eine Provinzbrauerei drei Limonadengetränke (das Radler nicht mitgerechnet) produzieren muss, obwohl es in dem Bereich wirklich mehr als genug Konkurrenz gibt.

Bemerkenswerterweise sind „Hatz Red“ und „Hatz Grün“, dereinst die ersten Biermischgetränke der Region, mittlerweile verschwunden. Da war Hatz wohl zu früh am Markt und wurde später von ihm überrollt.

Freilich ist es Geschmackssache, aber auch der Kernbereich Bier scheint mir schwach besetzt zu sein. Pils und Export sind ja anzunehmenderweise die wichtigsten Produkte des Hauses – beides für mich weitgehend charakterlose Biere, die kaum bei einem Neukunden in Erinnerung bleiben dürften.
Vom Pils gibt es zudem zwei Sorten in verschiedenen Flaschen, und der Verdacht liegt nahe, dass sich nur die Verpackung unterscheidet. Welchen Sinn soll das haben?
Ich bezweifle irgendwie auch stark, dass sich das Weizenbier jemals gut verkauft hat. Für mich ist das Hatz Weizen ein Bier, bei dem ich nach dem ersten keine Lust mehr auf ein zweites habe.

Die einzigen Sorten, die interessant klingen, sind „Hatz Privat“ in der markanten Bügelflasche und das „Hofbräu Dunkel“ nach einem alten Rezept.

Die konnten den Niedergang wohl auch nicht mehr aufhalten. Es bleibt nur die Privatbrauerei Franz in Rastatt, die immer als die kleinere galt, aber mit einer markanteren Produktpalette anscheinend besser aufgestellt ist.

Vielen badischen Bierfreunden tut wohl auch weh, dass mit Moninger zwar immerhin eine badische Brauerei Hatz übernimmt – ich kenne allerdings keinen, der das Bier gut findet. Vermutlich könnten die Leute mit einer Übernahme durch Hoepfner besser leben.

Also ist es aus mit dem Hofbrauhaus – es bleibt nur Hatz. Schade. Immerhin konnten Arbeitsplätze gesichert werden.

Biermädchenrechnung

Ein leckeres Bier kostet in einem schwedischen Pub normalerweise mindestens 4 € – ein gar nicht leckeres Bier übrigens genauso viel. Dazu ist der Alkoholverkauf massiv eingeschränkt – fast alles muss über die staatliche Monopolgesellschaft Systembolaget laufen.

Das macht erfinderisch. So bestellten sich viele bei Internetversänden Wein – und wurden vom Zoll abgefangen. Heute wurde nun ein neues Urteil des EU-Gerichtshofs zu dem Fall gesprochen.
Der Inhalt ist kurz gefasst: wer Alkohol nicht persönlich einführt, muss die Alkoholsteuern im eigenen Land bezahlen. Den Import für private Zwecke darf aber kein Land verbieten.

Das verleitet mich zu folgender Rechnung:

1x Kasten Rothaus Tannenzäpfle (24×0,33) (aktuelles Real-Angebot ink. Pfand) 16,71 € 155,89 Skr
Alkoholsteuer (1,47 pro Volumen-% und Liter) für 8 Liter und 6 % 7,57 € 70,56 Skr
Versand mit DHL (grobe Maße, ca. 11 kg) 32 € 298,41 Skr
Gesamt 56,28 € 524,86 Skr

Macht also 2,35 € bzw. 21,87 Skr pro Flasche. Das klingt nach unglaublich viel, aber es kommt auf den Blickwinkel an. Zwar kostet die Flasche Bitburger (0,33 l) bei Systembolaget „nur“ 9,90 Skr, aber da man für etwas speziellere Biere wie für eine Flasche Erdinger Weissbier schon über 19 Skr zahlt, ist das nicht vollkommen abwegig.
Außerdem ist das Ganze „unoptimiert“ – beispielsweise habe ich angenommen, dass ein leerer Kasten Bier schwerer als 2 kg ist. Das muss nicht stimmen. Sollte das Gesamtgewicht unter 10 kg liegen, spart man 10 € und die Flasche wird über 40 Cent billiger. Da wäre man schon bei 18 Skr. Verzichtet man auf den Kasten, könnte man vielleicht sogar noch mehr herausholen. Mit den 9,90 Skr des Systembolaget wird diese Methode zwar nicht konkurrieren können, aber wenn man wirklich mal Lust hat auf regionale Biere, dann kommt man auf annähernd konkurrenzfähige Preise. Bei Bieren, die im Systembolaget verfügbar sind, lohnt sich die Rechnung jedoch nicht.
Letztendlich machen es die Versandkosten aus: auch mit Steuern läge der Preis einer Flasche Weissbier (mit Pfand, aber ohne Kasten) bei gerade mal 1,45 € (13,51 Skr), wenn man deutsche Preise nimmt. Das sind rund 6 Skr weniger als bei Systembolaget – die lassen sich den Import teuer bezahlen.

Nichtsdestotrotz: schon bei Wein dürfte sich die Rechnung schnell umdrehen. Da zahlt man im Normalfall 27,20 Skr pro Liter an Steuern. Bei 12 Flaschen Wein á 0,75 l in einem Paket beträgt der Aufpreis pro Flasche ca. 39 Skr. Wenn man überlegt, dass man in Deutschland schon für 5 € passable Weine kriegt, die im Systembolaget sicher deutlich über 100 kr kosten, ist man da schon bald in der Pluszone.

Letztendlich dürfte die Methode aber wohl nur ein brauchbarer Weg sein, Spezialitäten zu erwerben, die einem Systembolaget vorenthält.

PS: Ein Schelm, wer darüber nachdenkt, was denn wäre, wenn man die Steuern einfach nicht bezahlt 🙂

Kult

Wohl eines der besten, aber mit Sicherheit das kultigste Biere aus dem schönsten Land in Deutschlands Gau’n (i.e. Baden) ist das „Tannenzäpfle“ – das hat nun auch der Spiegel festgestellt.

Dort beklagt man fast schon, dass das Bier so erfolgreich ist. Wie groß der Erfolg ist, war mir allerdings auch nicht bewusst, bis ich diesen Absatz las:

Denn längst ist Rothaus über den Schwarzwald hinaus bekannt, vor allem in Deutschlands Großstädten hat das Bier Kult-Status. Gab es in Berlin vor 15 Jahren gerade einmal zwei Bars, die Rothaus ausgeschenkt haben, so sind es heute mehr als 100. Ähnlich ist es in Hamburg, Frankfurt oder München. In Köln ist Rothaus bei Pils sogar zur Nummer zwei nach Bitburger aufgestiegen.

Dies ließ natürlich die Hoffnung keimen, dass auch der schwedische Monopolist Systembolaget den Trend erkannt und Zäpfle in sein reichhaltiges Sortiment aufgenommen hat.

Leider ergab eine Suche zwar, dass es dort exotische Marken wie „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ aus Bamberg oder „Einbecker Mai-Ur-Bock“ gibt, aber zur Aufnahme badischer Braukunst hat es leider noch nicht gereicht.

Was noch nicht ist, kann ja aber noch werden – vielleicht hat ja Systembolaget irgendwo einen Wunschbriefkasten auf seiner Seite.

PS. Das teuerste Getränk im Systembolagetsortiment ist übrigens Bowmore Bourbon Cask 1964. Von dem kostet die 0,7l-Flasche stolze 14694 kr (rund 1600 €). Auch bei Bier kann es teuer werden Die 3-Liter-Flasche Leffe Blonde kostet schlappe 251 kr (ca. 27,50 €). Wenn man so einen Unsinn importieren kann, dann wird man doch auch Tannenzäpfle importieren können, oder?

Åland sehen und sterben

Eine neue Öllåda (Bierpalette) steht in meinem Zimmer – ja, ich bin gerade aus Åland zurück.


Mariehamn am frühen Montagmorgen – da geht einiges

Kurz die harten Fakten: Alkohol in Schweden ist teuer wegen exorbitanter Steuern. Schweden betrachten Alkohol meist rein ökonomisch. Da es teuer ist, muss es sich auch lohnen – konkret heißt das, dass so lange getrunken wird, bis nichts mehr hineingeht, da ja sonst das Geld verschwendet wäre. So sieht man jedes Wochenende Leute in die U-Bahn kotzen, die ein oder zwei Getränke zu spät aufgehört haben.
Die Åland-Inseln sind schwedischsprachig, gehören aber zu Finnland. Geographisch liegen sie ungefähr auf halbem Weg zwischen Helsinki und Stockholm. Wegen dieser besonderen Rolle gelten für die Inseln (26.500 Einwohner) auch besondere Regeln. Sie haben weitgehende Autonomie, was sich vor allem daran zeigt, dass sie eigene Autokennzeichen haben. Auf der Fahrt von und nach Åland darf zudem steuerfrei eingekauft werden. Letzteres machen sich Fährlinien zunutze, die die Strecke von Stockholm nach Mariehamn (Hauptstadt der Inseln) bedienen. Da man in nur wenigen Stunden dort hinfahren kann, gibt es Rundfahrten, die „Kryssning“ genannt werden. Man steigt in Stockholm am späten Nachmittag ein, fährt über Nacht nach Åland, und nach zweistündigem Aufenthalt fährt man direkt wieder zurück. Sinn und Zweck der Veranstaltung ist nicht etwa, zu den Inseln zu fahren. Nein, vielmehr ist es der steuerfrei Einkauf von Spirituosen und Kosmetika. Kurzum ist es ein Saufdampfer. Niemand will nach Åland, alle wollen trinken, feiern, einkaufen. die Fährlinie Viking Line setzt hierzu auch noch Ryanair-artige Methoden ein. Die Fahrt selbst ist in der Regel kostenfrei. Meist muss man nur das Buffet an Bord bezahlen, was aber keinen stört, da man sich dort für 24 € exzellent den Bauch vollschlagen kann. Um die Kundschaft auch bald wieder zu einer Reise zu bringen, gibt es beim Einkauf an Bord gleich wieder Gutscheine, die 3 Monate gelten und zu einer neuerlichen Buchung einer kostenlosen Kabine berechtigen. Das führt dazu, dass eine Fähre mit einer Kapazität von gut 800 Passagieren täglich zu guten Teilen besetzt nach Åland fährt, und zwar mit lauter Leuten, die eigentlich gar nicht nach Åland möchten. Dementsprechend ist das Schiff voll mit Menschen, die eigentlich nur saufen (andere Bezeichnungen wären hier unpassend) wollen und durch dieses Konsumverhalten das Überleben der Fährgesellschaft sichern. Derartige Extreme hatten wir zwar nicht vor, aber da wir im September schon so eine Fahrt gemacht hatten, musste der Gutschein natürlich noch weg, bevor er verfällt. Also wurde daraus eine Fahrt von Christine und mir nach Åland.

Eine Sonntagskryssning unterscheidet sich auf jeden Fall beträchtlich von dem, was wir kannten. Anscheinend fahren junge Leute vorwiegend auf das Wochenende zu, was dazu führte, dass wir weit unter dem Altersdurchschnitt lagen. Es gab nur eine handvoll Passagiere unter dreißig.

Senioren sieht man in Deutschland vergleichsweise wenig Alkohol trinken – zumindest in meiner Erinnerung. Auf der Cinderella hingegen – so heißt das Schiff – trinken Senioren sogar Cocktails.

Nach dem Buffet begaben wir uns in den „Fun Club“, um der großen Weihnachtsshow beizuwohnen. Wir setzen uns an einen Tisch, auf dem zwei halbleere Gläser standen und eine Zigarettenschachtel lag. Weiterhin deutete aber nichts darauf hin, dass dort jemand saß. Christine brachte 10 Minuten später die Gläser zurück. Kurz darauf kamen diejenigen zurück, die vorher dort gesessen waren. Wir hatten aus deutscher Sicht heraus angenommen, dass die Plätze unbesetzt waren. Ein Schwede würde aber nie einen halbvollen Drink stehen lassen (lohnt sich sonst ja nicht). Nach einem etwas unfreundlichen Anfang übernahm Christine den entstandenen Schaden. Bei einer weiteren Diskussion wurde den beiden aber auch klar, dass es uns nicht darum gegangen war, sie zu verarschen. Damit war die Sache bereinigt und später spendierten sie uns sogar noch einen Drink.


Panorama vom Schiff aus

Unangenehmer war hingegen ein Mann mittleren Alters, der schon um 19 Uhr sturzbetrunken war und mit fragwürdigem Charme Christine Avancen machte, indem er Komplimente über ihre schönen Augen zum Besten gab. Zum Glück können wir in solchen Fällen darauf zurückgreifen, so zu tun, als ob wir kein Schwedisch verstünden. In seinem Zustand war er leider auch noch in der Lage, ein paar Fetzen auf englisch zu lallen. Ich solle ihm bescheid geben, wenn wir ein Bier trinken wollten. Er würde es dann bezahlen. Ein echter Gentleman…
Natürlich haben wir das nicht in Anspruch genommen und später waren wir ihn auch los.
Später in der Disco trafen wir auf einen ähnlichen (aber deutlich jüngeren) Helden, der Christine unbedingt ein Bier zahlen wollte. Dumm nur, dass seine Freundin in Sichtweite stand und dementsprechend wenig begeistert war. Manchmal kann man doch auch froh sein, ein Mann zu sein – sowas dürfte einem selten passieren. Christine war natürlich dadurch unverschuldet im Eifersuchtszielgebiet gelandet. Was sich zum Glück aber dann auch gleich geklärt hat.
Nach etwas Zeit in der Disco hatten wir beide gut einen sitzen und ließen es dabei bewenden.


Stadtplan von Mariehamn – nun ja, sagen wir mal, übersichtlich…

Nun wollte ich nicht zweimal nach Åland gefahren sein, ohne die Inseln auch zu betreten. Also ging ich zwanzig Minuten vor der Abfahrt von Bord und fotografierte das reichlich verschlafene Mariehamn. Beim Verlassen des Schiffs kamen mir ganze drei Passagiere entgegen. Die Frau am Check-In schien sogar überrascht, dass es noch jemanden gibt, der das Schiff verlassen hat und nun zurück will. Jedenfalls bin ich jetzt einmal dort gewesen. Die allermeisten Passagiere gehen natürlich nicht von Bord, sondern schlafen ihren Rausch aus.


Mariehamn – I was here

Nicht wenige starten Tag aber gleich mit etwas Konteralkohol, oder haben erst gar nicht aufgehört zu trinken. So auch ein Herr, den wir Mr. Absturz tauften. Der war schon kurz nach 12 Uhr derart betrunken, dass er sich überall festhalten musste. Wir hätten zu gerne gesehen, wie er später das Schiff verlässt. Sonderlich schnell kann das nämlich nicht gegangen sein.

Auch sehr drollig ein Ehepaar (zumindest ist das anzunehmen) im reichlich fortgeschrittenen Alter, das sich im „Admiral Hornblower’s Pub“ die Kante gab. Er schaute griesgrämig drein, sie guckte belämmert und hatte ihre Gehhilfe neben sich stehen. Ich hatte zunächst vermutet, dass es da wohl schon erhebliche Artikulationsschwierigkeiten geben müsste, aber beim Vorbeigehen durften wir einen Teil ihrer Konversation belauschen:

Sie: nuschel…lall…nuschel…
Er: „Håll käften!“ („Halt’s Maul!“)

Das muss Liebe sein.

Ja, das war sie, die Fahrt nach Åland. Beim Bingo konnten wir leider nicht abräumen, aber lustig war’s.

PS: Das habe ich im Tax-Free-Shop gesehen:


Da stellt sich die Frage, was sich der Marketingmensch wohl gedacht haben mag, als er einen Frauenrasierer „Vibrance“ nannte…