Vintern är långt ifrån över

Ausriss: Google Desktop

Ich habe heute morgen gleich ein Foto von unserem Thermometer gemacht, das aber zuhause geblieben ist. -22°C zeigte es. Das ist der bislang kälteste Tag in 4,5 Jahren Schweden.

Es gilt heute die Empfehlung, zuhause zu bleiben, wenn man kann. Ich kann nicht, und so habe ich mich herausgewagt. Die südliche Querspange Södra Länken war gesperrt. In Gegenrichtung war eine Schilderbrücke heruntergekommen, weswegen eine Totalsperrung bestand. Der Bus war trotzdem einigermaßen pünktlich, bis er sich zwei Haltestellen vor dem Ziel festfuhr. Irgendwie kam es mir so vor, als würde die Fahrerin gegen die Handbremse anfahren, aber das wäre so dämlich, dass es unwahrscheinlich ist, und düpieren wollte ich sie schon zweimal nicht. Also durften wir in einen folgenden Bus umsteigen. Die U-Bahn war voll, aber es ging.

Dennoch ist die Situation extrem. Nahezu alle oberirdischen Teile der U-Bahn sind komplett wegen Vereisung eingestellt. Die Innenstadtbusse wurden für den Schienenersatzverkehr abgezogen. Ähnliches gilt für einige andere Bahnen.

Da mutet es schon fast wie Realsatire an, dass ich gestern Verstärkungsverkehr für die Linie 47 fahren durfte, auf der naturgemäß wenig Bedarf bestand, denn an einem solchen Wochenende verirren sich nicht viele Leute nach Djurgården. So fuhr ich oft fast leer. Meine wahre Freude hatte ich mit den Bussen. Der erste, ein nagelneuer Bus mit weniger als 40.000 km (= gar nichts) hatte ein fast schon bizarres Türenproblem, das ich neulich schon einmal in einem solchen Gefährt hatte – offenkundig verträgt die Elektronik die Kälte nicht. Ich konnte die Türen nur öffnen, nachdem ich den Motor abgestellt hatte. Erst nach zweimaligem Neustart des Motors konnte ich wieder losfahren. Dafür bekam ich einen Ersatzbus, dessen Traktionskontrolle mich in den Wahnsinn trieb.

Immerhin bin ich bei der ganzen Sache unfallfrei geblieben – und das ist eine Menge wert in diesen Tagen.

Popo auf Grundeis

Ja, mich hat es nach knapp 5 Jahren in Schweden zum zweiten Mal auf dem Eis hingehauen. Der Sprint, der dem vorausging, war allerdings angebracht. Denn ich hatte meinen Bus so unglücklich geparkt, dass ein weiterer Bus nicht durchkam – und da war eine schnelle Rückkehr zum Gefährt notwendig. Jedoch sei für das Protokoll angemerkt, dass der Kollege durchaus hätte vorbeikommen können, wenn er entsprechend in die Gasse gefahren wäre.

Aber eigentlich soll es darum nicht gehen, sondern um ein Erlebnis meines potenziell letzten Arbeitstages als Busfahrer. Der war gestern. Mein Arbeitsvertrag läuft heute aus.

Letzte Nacht hatte es nach Schneefall (mal wieder) irgendetwas um die -14°C. Dass die Traktionskontrolle ganz praktisch ist, durfte ich schon vor Weihnachten feststellen. Dass man aber mit einem Gelenkbus kaum noch vom Fleck kommt, war dann doch ein ganz neues Erlebnis. Auch, dass man mal eben so 20 Meter weiter rutscht als geplant.

Letzter Block, letzte Runde. An einer relativ steilen Stelle kommt mir ein Bus entgegen. Es ist zudem sehr eng, weil die parkenden Autos wegen des Schnees viel näher an der Straßenmitte parken.

Ich versuche, zurückzusetzen. Normalerweise lässt sich ein Gelenkbus fahren wie ein Auto mit Anhänger. Doch in dem Fall ist das vergebens, denn das Einlenken, um die Ausrichtug des hinteren Teils zu steuern, funktioniert bei einer glatten Fahrbahn kaum. Der Bus rutscht seitlich weg. Nach 10 Minuten gelingt es mir, die Kiste soweit rechts in den Schneehaufen hinein zu steuern, dass der andere Bus sich knapp vorbeischieben kann.

Geschafft? Leider nein. Die Aktion hat solange gedauert, dass der nächste Bus gleich dahinter kommt. Mittlerweile stehe ich noch unglücklicher. Wir beschließen, dass ich versuche, an ihm vorbeizufahren. Das Resultat: er steht mit leicht ausgeschwenktem Hinterteil in der Bushaltestelle, ich direkt daneben.

Ich hätte jetzt gesagt, dass die Situation im wahrsten Sinne des Wortes festgefahren ist. Da kommen wir beide nicht mehr weg, solange nicht die Autos weggefahren werden.
Der Kollege ist aber ein alter Hase. Er begutachtet die Lage und meint: „Das passt! Ich weise dich ein.“.

Alleine wäre ich da nicht durchgefahren – schon weil das Auto rechts ein Porsche Cayenne war. Da wollte ich keinen Sachschaden riskieren. Meinen letzten „Unfall“ – wenn man Entlangschrammen an einer Laterne überhaupt so bezeichnen kann – hatte ich im Sommer 2008. Der letzte Unfall mit Feindberührung war im Herbst 2007. Wenn ich meinen Langzeit-Nicht-Auf-Dem-Eis-Hinfall-Rekord schon nicht mehr einstellen kann, dann wollte ich doch zumindest meine Unfallstatistik sauber halten.

Der Kollege hat aber recht: es passt, wenn auch nur mit wenigen Zentimetern links und rechts.

So komme ich mit 16 Minuten Verspätung doch noch an. Und darf eine halbe Überstunde kassieren. Vielleicht die letzte.