Investmentgenie

Ich bin bislang derart erfolglos als Aktienhändler, dass eine Bank mich eigentlich schon deswegen anstellen sollte, weil ich ihnen garantiert sagen kann, welche Aktien man nicht kaufen sollte: nämlich die, die ich kaufen würde.

Ein Blick in mein Aktiendepot:

Mein Aktienportfolio

Ich habe mich also ausgerechnet für zwei Firmen entschieden, die vor sich hin darben.
Zum Einen SAS, eine Airline, die keiner kaufen will und jetzt einen neuen Chef hat, der den Karren aus dem Dreck ziehen soll. Ich hatte die Aktie ursprünglich erworben, weil die Asche alle Airlines gedrückt hatte und ich annahm, dass eine angeschlagene Staatsairline keinesfalls untergeht. Bislang fliegen sie noch, aber das es nicht allzu rosig sein kann, merkt man schon daran, dass an Bord wie bei einem Billigflieger Erfrischungen nur gegen Bezahlung angeboten werden.

Zum Anderen aber und noch viel schlimmer Eniro – eine Firma, die die meisten ihrer Dienste gratis und werbefrei anbietet, was freilich nicht gerade zum Umsatz beiträgt. Ursprünglich war sie als Auslagerung des Telefonbuchvertriebs des schwedischen Telekom-Pendants gegründet worden. Manche werden sich noch daran erinnern können, dass die Firma in Baden-Württemberg Werbung machte mit dem Slogan „Baden-Württemberg hat die höchste Zebradichte Deutschlands“ oder so ähnlich. Die Telefonbücher hatten nämlich ein Zebra-Layout. Das haben viele wohl nicht verstanden. Vielleicht wollte auch einfach keiner die Telefonbücher haben. Jedenfalls hat sich die Firma in Deutschland anscheinend nie etabliert.

Bei meinem Kauf hatte ich nur auf den Börsenkurs geschielt: der war zum Zeitpunkt meines ersten Kaufs schon um über 70% gesunken, woraus ich schloss, dass die Talfahrt auch mal beendet sein müsse. Die ging aber noch ein gutes Stück weiter. Bei einer Kapitalerhöhung machte ich dann auch noch mit. Das alles half aber nichts. Zwischenzeitlich war die Aktie so eine Art Hot Stock: sehr billig, so dass viele Leute schnell investieren, ihr Geld aber auch schnell wieder abziehen, um den Gewinn sofort mitzunehmen.

Bei mir gab es aber nichts mitzunehmen. Also hielt ich – wenn ich schon Kostolanys Rat, mich über die Firma intensiv zu informieren, nicht befolgt hatte, so wollte ich wenigstens dem Rat folgen, Aktien lange liegen zu lassen. Außerdem: was will ich mit 8 Euro, die mir nach Abzug aller Gebühren noch blieben? Im Mai hatte ich mir überlegt, auf die Hauptversammlung zu gehen und zumindest das kulinarische Angebot dort zu plündern.

Die Situation scheint aber so dramatisch zu sein, dass es da nichts zu plündern gegeben hätte. 6,4 Milliarden Kronen Schulden hat der Laden – und das bei einem Börsenwert von 1,2 Milliarden. Vor einem Monat flog deswegen auch der Chef raus. Kurz darauf wurden große Teile des Finnlandgeschäfts verkauft. Zwischenzeitlich ging es hoch und runter. Am Mittwoch wurde dann sogar der Handel mit der Aktie ausgesetzt. Heute steht nun in der Zeitung, dass keiner Eniro kaufen will (nichtmal ich).

Womöglich ist es bald zu Ende mit der Firma, die sich erst kürzlich ein neues Logo gab. Wenn sich kein Investor findet, wird man höchstens noch die Reste plündern können – Google hätte sicher großes Interesse an den Karten- und Street-View-Funktionen des Ladens. Der Rest wird aber wohl in der Versenkung veschwinden.

Reales und anfassbares Wertpapier (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Ich habe gehört, man kann sich Wertpapiere auch zum Anfassen ausliefern lassen – also so ein schönes Stück wie das hier dargestellte. Wenn das geht, würde ich das glatt machen. Das Papier ist dann ohnehin wahrscheinlich mehr wert als die Aktie.

Schweden feiert Street View?

Die taz berichtet heute über die schwedische Begeisterung über Street View. Zwar stimmt in dem Bericht vieles, aber er übergeht mit Allgemeinplätzen, dass außer einer Einzelmeldung aus Örnsköldsvik nichts Aktuelles darin zu finden ist.

In der Tat werden solche Dienste im relativ offenen Schweden gut aufgenommen. Es gibt mit hitta.se und eniro.se sogar zwei lokale Konkurrenten mit vergleichbaren Diensten.

Daraus aber abzuleiten, dass die Begeisterung in Örnsköldsvik ein Beweis dafür ist, dass Schweden Street View „feiert“, halte ich für eine gewagte These.

Dass sich Örnsköldsvik über Google freut, wundert mich nämlich nicht, denn der Ort hat gerade einmal 28.000 Einwohner und liegt im dünn besiedelten Norden des Landes. Die ganze Kommune rangiert mit gut 55.000 Einwohnern in der Größe einer deutschen großen Kreisstadt – aber auf eine Fläche verteilt, die mehr als doppelt so groß wie das Saarland ist. Anders gesagt: Örnsköldsvik steht nicht gerade im Verdacht, Anzugspunkt zu sein oder bald zu werden, und kann der Googleschen Aufmerksamkeit daher auch mehr abgewinnen. Insbesondere, weil der weltläufige Suchmaschinenriese in ihre Stadt kommt, während die nationale Konkurrenz hitta.se und eniro.se noch keinen Wagen geschickt hat.

Von der Verwunderung über die deutsche Debatte, die in der Überschrift erwähnt wird, ist im Bericht nichts zu lesen. Gerade die hätte mich aber interessant.

Es geht voran

Laut meinem Sonnenaufgangsrechner im Firefox ist heute der erste Tag, an dem der Tag mit Morgen- und Abenddämmerung mehr als 12 Stunden hat. So ist schon 17 Tage vor Frühlingsaufgang das Tageslicht gut im Geschäft.

Weniger gut steht es jedoch wieder einmal um meine Aktie – die fiel mittlerweile auf 5,85 kr. Das nährt doch die Befürchtung, dass die Firma auch nicht wirklich etwas wert ist.

Investmenttipps mit Fabian – heute: Eniro

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Tja, liebe Freunde der freien Marktwirtschaft – so steht es um meine Aktie. Eine Karriere als Investmentbanker kann ich wohl vergessen.

Eigentlich müsste ich jetzt ja kaufen, aber ich traue mich nicht. Die Aktie hatte nämlich in den 12 Monaten vor meinem Kauf schon 75% verloren. Jetzt sind noch einmal 62% entschwunden. Da fragt man sich schon, ob die allgemeine Weisheit, in der Talsohle zu kaufen, auch auf Eniro anzuwenden ist.

Die Börsenkrise erreicht…

…mich. Keine Angst, der Konkurs dieser Seite konnte durch ein Rettungspaket der Regierung noch abgewendet werden.

Bei der Börse muss ich jedoch bluten. Als Großaktionär war ich eingestiegen bei Eniro. Dieses Unternehmen betreibt eine Art Gelbe Seiten sowie einen Konkurrenten zu Google Maps. Die Angebote sind alle kostenlos, was die Firma aber nicht davon abhält, massenweise Werbung im Fernsehen zu schalten.

Dieses stimmige Geschäftskonzept überzeugte mich natürlich völlig, und ich investierte – der Moment schien günstig, denn nach einer 75%-Talfahrt war die Aktie bei 20 kr (ca. 2 €) angekommen. Und die Aktie stieg und stieg, bis auf 28 kr. Ich hätte ein Vermögen verdienen können.

Doch ich wartete ab – und der Börsensturz machte den Rest. Heute sank die Aktie auf 16 kr. Ich glaube, meine 40 € kann ich wohl abschreiben.