Bleifuss

Ich habe zwar nicht vor, mein Blog zu einem Magazin über Anna Sjödin zu machen – zumal sie ja von meiner Partei ist – aber diese Meldung ist mir gerade untergekommen:

Am vergangenen Donnerstag um 13:30 Uhr wurde die Juso-Vorsitzende Anna Sjödin von der Polizei angehalten. Wie die Zeitung Västerbottens-Kuriren schreibt, zeigte eine Lasermessung, dass Sjödin 105 Stundenkilometer auf einer Strasse nahe Enånger gefahren war, auf der nur 70 Stundenkilometer erlaubt sind. […]

Die Polizei nahm Anna Sjödin vor Ort den Führerschein ab und meldete das Vorkommnis der Verwaltung des Läns (Anm. ähnlich eines Bundeslands). Sie erhielt auch eine Strafe über 3600 Kronen (ungefähr 400 €). Nun muss die Verwaltung des Läns darüber entscheiden, wie lange Sjödins Führerschein einbehalten wird.

Die Frau zieht momentan den Ärger regelrecht an – in dem Fall aber eindeutig selbst verschuldet.

Verkehrssicherheit




Stockholm City bus driver drunk

Originally uploaded by HansBaer.

Skandalöses bringt heute mal wieder die kostenlose U-Bahn-Zeitung „Stockholm City“ – ein Busfahrer sei „rattfull“, also sturzbetrunken, zur Arbeit erschienen. Die Polizei bemerkte sein seltsames Fahrverhalten und stoppte ihn noch, bevor er die ersten Fahrgäste der Morgenschicht aufnehmen konnte. Prompt werden von der Verkehrssicherheitsorganisation NTF die permanent im Kommen zu sein scheinenden „Alkolås“ für Busse gefordert. Bei diesen „Alkoholschlössern“ ist eine Vorrichtung gemeint, die ähnlich einer Wegfahrsperre das Starten des Motors verweigert, sofern man nicht durch Pusten in ein Röhrchen die eigene Nüchternheit nachgewiesen hat.
Wie Citys Konkurrenzblatt Metro vor im September zeigte, sind diese Vorrichtungen aber auch nach dem Genuss von zwei wenig leckeren schwedischen Dosenbieren zu überlisten. Nichtsdestotrotz will man diese Schlösser ab 2012 in allen PKWs verpflichtend einführen. Ab 2010 schon sollen LKWs und Busse ausgerüstet werden. Womit die Forderung von NTF natürlich Makulatur ist.
Schockierend übrigens auch das Ergebnis des Alkoholtests bei dem erwischten Busfahrer: 0,36 Promille! Auch wenn Alkohol am Steuer ein unentschuldbares Vergehen ist, muss ich doch sagen: Wenn der schon bei so einem Blutalkoholwert in keiner geraden Linie fahren kann, sollte er besser gar keinen Bus mehr fahren. Wird er jetzt wohl auch nicht mehr so schnell…

Kleine Anmerkung noch zum Thema Verkehrssicherheit: bei dem Wintereinbruch letzte Woche habe ich entdeckt, was schwedische Winterreifen sind: Spikes! Das, was man in Deutschland als Winterreifen bezeichnet, dürfte hier wohl kaum als solche durchgehen. Sollte ich mein Auto hier also noch ummelden, wäre in jedem Fall ein neuer Satz Reifen vonnöten.

Kurz eingeschoben: Bussgeldkatalog

Wie ich neulich dem deutschen Programm von Radio Schweden vernommen habe, kostet zu schnell fahren in Schweden schon ab dem ersten km/h satte 2000 kr (215 €). Unangeschnallt fahren schlägt immerhin mit 1500 kr (160 €) zu Buche, und eine rote Ampel überfährt man für 3000 kr (320 €) – alle Werte sehr ungefähr und aus meiner Erinnerung.
Nichtsdesotrotz: kein Wunder, dass die Schweden so korrekt sind, selbst wenn sie im Ausland als Diplomaten unterwegs sind und richtig die Sau heraus lassen könnten, weil sie ja nicht zahlen müssen. Hierzulande löhnt Falschparken nämlich rund 450 kr (50 €).

Hilfreich könnte aber auch ein Aufkleber sein.

Apropos teurer Spass: die Kulturministerin hat eine Pressekonferenz abgehalten und tritt – surprise, surprise – nicht ab. Sie wird aber nachzahlen. Die 20.000 kr (2.150 €) dürften ihr bei ihrem Gehalt nicht so sehr weh tun.

Rekordpreise für Verkehrsstösse kann man übrigens in Finnland zahlen. Dort wird nämlich die Bussgeldhöhe nach den Einkommensverhältnissen bestimmt, was einen Millionärssohn schon einmal 170.000 € gekostet hat.