Wer hat, der Hatz – vom Niedergang einer Brauerei

In meiner Heimat schlagen die Wogen hoch: das seit 1863 in Rastatt ansässige Hofbrauhaus Hatz fusioniert mit der Brauerei Moninger und zieht komplett nach Karlsruhe um.

Das ist schon irgendwo etwas betrüblich, denn nach fast 150 Jahren wird eine Brauerei faktisch aufgekauft, womit auch eine Traditionseinrichtung verschwindet. Der Chef der Brauerei Hatz, Thomas Hatz, begründete den wirtschaftlichen Niedergang der Firma mit

Nichtraucherschutzgesetz, „falsch verstandenes Gesundheitsbewusstsein“ und der demografische Wandel.

Mir erscheint eine andere Begründung plausibel: falsche Produktpalette und mittelmäßiges Bier.

Wenn ich mir die Internetseite der Brauerei anschaue, frage ich mich nämlich, wieso eine Provinzbrauerei drei Limonadengetränke (das Radler nicht mitgerechnet) produzieren muss, obwohl es in dem Bereich wirklich mehr als genug Konkurrenz gibt.

Bemerkenswerterweise sind „Hatz Red“ und „Hatz Grün“, dereinst die ersten Biermischgetränke der Region, mittlerweile verschwunden. Da war Hatz wohl zu früh am Markt und wurde später von ihm überrollt.

Freilich ist es Geschmackssache, aber auch der Kernbereich Bier scheint mir schwach besetzt zu sein. Pils und Export sind ja anzunehmenderweise die wichtigsten Produkte des Hauses – beides für mich weitgehend charakterlose Biere, die kaum bei einem Neukunden in Erinnerung bleiben dürften.
Vom Pils gibt es zudem zwei Sorten in verschiedenen Flaschen, und der Verdacht liegt nahe, dass sich nur die Verpackung unterscheidet. Welchen Sinn soll das haben?
Ich bezweifle irgendwie auch stark, dass sich das Weizenbier jemals gut verkauft hat. Für mich ist das Hatz Weizen ein Bier, bei dem ich nach dem ersten keine Lust mehr auf ein zweites habe.

Die einzigen Sorten, die interessant klingen, sind „Hatz Privat“ in der markanten Bügelflasche und das „Hofbräu Dunkel“ nach einem alten Rezept.

Die konnten den Niedergang wohl auch nicht mehr aufhalten. Es bleibt nur die Privatbrauerei Franz in Rastatt, die immer als die kleinere galt, aber mit einer markanteren Produktpalette anscheinend besser aufgestellt ist.

Vielen badischen Bierfreunden tut wohl auch weh, dass mit Moninger zwar immerhin eine badische Brauerei Hatz übernimmt – ich kenne allerdings keinen, der das Bier gut findet. Vermutlich könnten die Leute mit einer Übernahme durch Hoepfner besser leben.

Also ist es aus mit dem Hofbrauhaus – es bleibt nur Hatz. Schade. Immerhin konnten Arbeitsplätze gesichert werden.