Saisonstart – spät aus guten Gründen

Aus guten Gründen starte ich dieses Jahr spät ins Laufjahr – und komme noch später an. Erst heute war mein erster Lauf der Saison.

Ich mache es kurz: die heutige Milspåret war der langsamste 10-km-Lauf, den ich jemals absolviert habe. Soll ich deswegen deprimiert sein? Ich weiß nicht.

Eigentlich war das ziemlich genau im Rahmen der Möglichkeiten nach Monaten mit wenig Training. Insofern könnte ich jetzt über das Ergebnis betrübt – oder erfreut darüber, dass die Kurve nach oben zeigt. Ich entscheide mich für letzteres. Denn vor 2 Jahren hatte ich ebenso meine bislang schlechteste Zeit bei diesem Lauf, und im Herbst lief ich dann Halbmarathon unter 2:10 Stunden und kam in die Nähe meiner persönlichen Bestzeit beim 10-km-Lauf.

Auf absehbare Zeit werde ich aber von höheren Weihen entfernt bleiben, zumindest wenn ich da auf andere Blogs schaue. Da ist von „SUB40“ die Rede – also dem Ziel, die 10 km unter 40 Minuten zu laufen.

Für den Moment wäre ich mit SUB60 schon ganz zufrieden.

Zurückgezogen

Ich habe seit 2 Monaten keinen Trainingslauf mehr gemacht. Momentan hätte das auch eher etwas von einem krankhaften Wunsch, sich irgendwelche Knochen zu brechen.

Stockholm Marathon erlaubt noch, bis zum 24. Februar die Anmeldung zurückzuziehen, um Leuten auf der Reserveliste die Mögichkeit zu geben, mitzulaufen. Außerdem erhält man 590 kr zurück, was ein beträchtlicher Teil der Startgebühr ist.

So bitter das sein mag, habe ich genau das gerade gemacht. Im Wissen um diese Möglichkeit einen Platz für viel Geld zu belegen, den ich ohnehin wieder nicht in Anspruch genommen hätte, wäre nicht richtig.

Nach aktuellem Stand werde ich den Beginn meiner Laufsaison auf Mitte Mai verschieben. Bis dahin bin ich hoffentlich einigermaßen fit.

DNS again

Die Weisheit, dass man alles, was man einmal gemacht hat, durchaus auch wieder tut, ist wohl auch eine Wahrheit. Am Samstag fand der Lauf Tömilen statt. Ich war angemeldet, und ich ging einfach nicht hin.

Weil ich keine Mitstreiter hatte.
Weil ich miserabel trainiert bin.
Weil das Wetter mies war.

10 Läufe in einem Jahr sind das absolute Maximum, würde ich sagen. Das sollte ich mir auch für 2010 als Obergrenze setzen.

Immerhin habe ich wieder mit dem Training begonnen – vorgestern Fitnessstudio und Schwimmen in unserem schnuckligen und hochmodernen Gustavsbergsbadet, gestern dann nochmal schwimmen nach der Arbeit.

Årsbästa

Gestern stand wieder der Hässelbyloppet an. Traditionell ein Höhepunkt des Jahres ist dieser 10-km-Lauf auf alle Fälle, denn er ist so flach, wie es in der Region Stockholm überhaupt geht, was zumindest Jahresbestzeiten garantiert – das stimmte bei mir bisher bei jeder Teilnahme. Er ist dieses Jahr wieder einmal gewaltig gewachsen, und von den 4000 Angemeldeten kamen 3043 ins Ziel. Ich konnte mit 55:51 eine recht erfreuliche Zeit hereinholen. Weit weg vom theoretischen Maximum, aber besser als erwartet. Das ist aber alles nichts gegen meine beiden Mitstreiter, die jeweils persönliche Bestzeiten herausholen konnten: Glückwunsch!

Tjejmilen 2009

Als Zuschauer weile ich selten bei Läufen, was meistens daran liegt, dass ich nur unfreiwillig am Rand stehe und anfeuere. Heute war keine Ausnahme, denn die Tjejmilen heißt übersetzt ungefähr „Mädelsmeile“, was deren Charakter schon gut ausdrückt: hier dürfen nur Frauen starten.

Das alleine macht die Veranstaltung noch nicht zu etwas besonderem, denn Frauenläufe gibt es gelegentlich immer noch. Es ist auch nicht, dass es am Ziel Käsekuchen für die Finisherinnen gibt. Es ist die exorbitante Zahl der Anmeldungen. 26.000 Frauen hatten sich angemeldet und immerhin 21.350 kamen ins Ziel.

Es ist also ein lustiges Läuferfest, und ich kann mir unangenehmeres vorstellen, als vielen Frauen beim Laufen zuzuschauen. Also war ich gerne Unterstützer für meine Freundin und noch zwei weitere Läuferinnen.
Ich habe bewusst auf endlose Bildserien von laufenden Frauen verzichtet.

Leider muss ich aber auch etwas Kritik anbringen.

Das hat zum einen mit der Organisation an sich zu tun. Bei der Tjejmilen kann die Startgruppe frei gewählt werden, und zwar bis zur letzten Minute. Der Effekt, dass sich alle in eine Startgruppe stellen wollen, die eigentlich eine Nummer zu schnell für sie ist, wirkt sich hier als Massenbewegung aus. Die Mädels sehen, wie immer mehr in die Startgruppe davor gehen und haben den Eindruck, nur noch von langsamen Läuferinnen umgeben zu sein, die ein schnelles Vorankommen nach dem Start blockieren werden. Daher entscheiden sich immer mehr für den Startgruppenwechsel, und die letzten Startgruppen laufen leer. Die drei Mädels, die ich unterstützte, berichteten denn auch, dass in der Startgruppe 4, die für Läuferinnen mit einer gewünschten Zielzeit von 60 bis 62 Minuten vorgesehen war, auch viele Teilnehmerinnen enthielt, die von Anfang an walkten und damit nie auch nur in die Nähe einer solchen Zeit kommen würden. Das blockiert alle anderen erzeugt letzten Endes viel Frust.

In dem Zusammenhang muss man auch klar anmerken, dass der sportliche Charakter dieser Veranstaltung zweitrangig ist. Es ist eine Wohlfühlveranstaltung, bei der es ums Ankommen geht. Das kann man gut finden, aber es bringt auch einige Nachteile mit sich. Die Organisatoren haben als Hauptziel, ein Event mit möglichst vielen Teilnehmern daraus zu machen. Dass man wirklich frei laufen kann, soll zwar durch die Einteilung in Startgruppen erzielt werden, was aber misslingt, weil jeder Teilnehmer seine Startgruppe frei wählen darf. So ist es auf solchen Veranstaltungen (der Midnattsloppet ist da ähnlich) kaum mehr möglich, persönliche Bestleistungen zu erreichen, denn die langsamen Läufer bremsen die schnelleren aus. So ist der Lauf ein Erlebnis, aber auf den sportlichen Wert sollte man nicht zu sehr schauen.

Auch auf die Gefahr hin, dass mir Unverständnis entgegenschlägt und ich mit meiner Annahme zu sehr ins Spekulative gehe: die Tjejmilen ist für mich ein Beispiel dafür, welche heuchlerische Komponente die in diesem Land so hoch gehaltene Geschlechtergleichstellung hat. Nach vier Jahren hier kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Gleichstellung immer dann besonders wichtig ist, wenn Frauen benachteiligt sind, aber weit weniger wichtig, wenn dies bei Männern so ist. Der einzige reine Männerlauf in der Region Stockholm, der ultraharte Geländelauf Tjur Ruset, wurde letztes Jahr auch für Frauen geöffnet. Auf der anderen Seite gibt es mehrere stark besuchte Läufe hier in Stockholm, die nur Frauen offenstehen. Das schwedische Gleichstellungsgesetz sieht Ausnahmen für Sportwettbewerbe vor, jedoch finde ich es bedenklich, wenn die Geschlechtern nicht nur getrennt starten, sondern ein Geschlecht kategorisch von der Teilnahme ausgeschlossen wird. Dies erweckt für mich den Anschein, dass man einen Wettkampf, der nur Männern offen steht, marginalisiert bzw. erst gar nicht wagt, anzubieten, während ein reiner Frauenwettkampf zu einem Massenevent hochgezogen wird, ohne dass daran irgendjemand etwas diskriminierendes findet.

Marathonläuferin wider Willen?

Es ist zwar schon etwas gewunden, wie Ursula hier auf SPIEGEL Online glaubhaft zu machen versucht, dass sie eigentlich gar nicht laufen wollte und es letztendlich doch tat. Aber anscheinend hat es ihr beim Training auf Djurgården und beim Marathon gefallen – das ist wiederum nachvollziehbar.

Beginn des Laufjahres

Weil wir die Anmeldefrist verpennt hatten und auch keine guten Leistungen zu erwarten waren, haben wir den offiziellen Beginn des Laufjahres nach hinten verschoben. So fiel Två sjöar runt dieses Jahr also aus.

Heute war nun die Premiärmilen – 10 km nicht weit entfernt von meinem früheren Studentenzimmer auf altbekannten Wegen. Der Lauf hingegen ist sehr neu, und ein fast schon erschreckendes Beispiel dafür, wie eine professionelle Organisation innerhalb kürzester Zeit einen Lauf aus dem Boden stampfen kann, der Teilnehmerzahlen jenseits dessen hat, was ein kleiner Verein jemals erreichen kann.
Der Lauf wurde letztes Jahr noch als der erste „IT-Lauf“ beworben, was letztendlich nichts anderes hieß, als dass alles über das Internet geregelt wurde – im Prinzip also nichts besonderes mehr. Heute fand er zum dritten Mal statt, und von den rund 2600 angemeldeten Läufern kamen 1835.
Das ist enorm viel in einer Jahreszeit, in der die Temperaturen in Stockholm kaum den Gefrierpunkt überschreiten. Natürlich kommt das nicht von ungefähr, denn alle Teilnehmer beim Team Stockholm Marathon erhielten automatisch einen Startplatz, was alleine schonmal 500 Läufer bei einem in der Läufercommunity gut vernetzten Klientel ausmacht.

Zu diesem Team gehöre ich eigentlich auch, aber ich war bislang nur ein einziges Mal dort. Umzug, Weihnachten, Krankheit, dann ein langer Anfahrtsweg und eine tiefe Winterunlust haben mich schnell davon abgebracht, dort hinzufahren – nicht weil es schlecht wäre, sondern weil man sich nach einer gewissen Zeit der Abwesenheit auch einfach nicht mehr traut.

Während die nämlich einmal in der Woche 15 km und mehr laufen, reiße ich gerade einmal 6 km herunter.

Das muss sich jetzt ändern, denn in zwei Monaten ist Marathon. Der heutige Lauf war also der Fitnesstest. Das Ergebnis: 58:58 Minuten auf 10 km.

Man könnte sagen: ganz passabel, denn immer noch besser als der Midnattsloppet vor zwei Jahren, und die Saison hat erst begonnen. Die Bahn war zwischendrin auch so matschig, dass dort eine schnellere Gangart auch kaum drin gewesen wäre.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Wer in zwei Monaten einen Marathon machen will, sollte einen 10-km-Lauf mit links machen können und bei einer derart flachen Strecke (Höhenunterschied 7 Meter) mehr herausholen als ein gutes Trainingsergebnis.

Es liegt also noch viel Arbeit vor mir. Wie gut, dass endlich der Frühling kommt.

Für Anita und Andreas hingegen war heute eine durchweg positive Leistung.
Anita hatte später zwar Blasen an den Füßen, erreichte aber eine Steigerung auf 1:02, und verbesserte sich damit um gut 2 Minuten gegenüber ihrer Leistung bei der Tömilen.
Auch Andreas konnte eine persönliche Bestleistung verbuchen. Mit 42:22 Minuten verbesserte er diese um über eine Minute.
Glückwunsch!

Danke auch an Lutz und Stefan für die moralische Unterstützung am Straßenrand. Die beiden haben Fotos gemacht, von denen man einige hier sehen kann. Von mir gibt es auch welche, aber da muss ich die beiden erstmal um Erlaubnis fragen.