Der künstliche Schwede: Take a chance on Stephen

Ein kleiner Nachfolgebericht zum Versuch des amerikanischen Komikers Stephen Colbert, als Nicht-Schwede die Bestückung des Twitterkontos @Sweden eine Woche lang übernehmen zu dürfen. An dem Tag, als ich zuletzt darüber schrieb, war es nur ein Vermerk auf dessen Internetseite.

Aber der Colbert Report belässt es natürlich nicht dabei. Die Redaktion fädelt solche Kampagnen geschickt ein und betreibt sie dann über Wochen mit voller Energie – um sie letzten Endes meist ohne ein Wort zu beerdigen.

So kam es noch am selben Abend zum ersten Sketch über die Aktion ein:

The Colbert Report Mon – Thurs 11:30pm / 10:30c
Operation Artificial Swedener
www.colbertnation.com
Colbert Report Full Episodes Political Humor & Satire Blog Video Archive

Und die Colbert-Zuschauer zwitscherten, was das Zeug hielt. Bald sah sich VisitSweden dazu veranlasst, zu antworten: die Warteliste ist lang, und solange so viele Schweden warteten, kommt Colbert nicht zum Zug.

Das war natürlich eine Steilvorlage für die Autoren der Show.

The Colbert Report Mon – Thurs 11:30pm / 10:30c
Operation Artificial Swedener – Sweden’s Response
www.colbertnation.com
Colbert Report Full Episodes Political Humor & Satire Blog Video Archive

Als nun VisitSweden erneut einen draufsetzte und sich für die Aufmerksamkeit bedankte, aber bei seiner Entscheidung blieb, setzte Stephen Colbert noch eine seiner wunderbaren Musikeinlagen drauf.

The Colbert Report Mon – Thurs 11:30pm / 10:30c
Operation Artificial Swedener – C’mon Sweden, Take a Chance on Stephen
www.colbertnation.com
Colbert Report Full Episodes Political Humor & Satire Blog Video Archive

Auch wenn es nicht jeder nachvollziehen wird, so halte ich die Show im Allgemeinen für das Brillanteste, was die USA in Sachen Comedy zu bieten hat – und was nebenbei bemerkt in Europa bestenfalls halb so gut kopiert wird. Solche Stücke wie diese hier sind auch ein Grund hierfür. Sie sind lustig und bleiben in dem Rahmen der Parodie der rechtskonservativen US-amerikanischen Fernsehmeinungsmacher, schaffen es aber gleichzeitig, nicht respektlos zu sein. Es gibt auch keine Geschädigten bei der Sache: wie in einem der Stücke angemerkt wird, ist die Zahl der Follower von @Sweden beträchtlich gestiegen.

Wenn es wirklich Colberts Absicht gewesen sein sollte, Twitterer der Woche zu werden, dann ist er freilich der Verlierer bei der Sache. Das ist aber kaum anzunehmen – um den 4. Juli herum macht die Show zwei Wochen Pause, und danach werden die Beziehungen zwischen Colbert Nation und Schweden sich auf wundersame Weise normalisiert haben.

Eine PR-Aktion zieht Kreise: Schwedens Twitter-Konto mit Skandälchen

Als ich vor knapp einem halben Jahr darauf hinwies, dass das Twitter-Konto @Sweden im wöchentlichen Wechsel von normalen Schweden mit Kurznachrichten beliefert wird, hätte ich angenommen, dass es schnell versandet.

Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

Will erster Nicht-Schwede werden, der im Twitter-Konto @Sweden schreibt: Stephen Colbert, amerikanischer Komiker (Bild: David Shankbone, Lizenz CC-BY-SA 3.0)

Derzeit hat der von mir sehr geschätzte amerikanische Komiker Stephen Colbert eine für ihn typische Aktion gestartet. Nachdem ein Laufband auf der Internationalen Raumstation nach ihm benannt wurde und fast eine ungarische Brücke, will er nun der erste Nicht-Schwede werden, der eine Woche lang für @Sweden twittern darf. Er wirbt auf der Homepage seiner Sendung damit, man solle an curatorapplication@visitsweden.com schreiben und erklären, wieso er denn unbedingt den Account haben müsse. Alternativ soll man den Hashtag #artificialSwedener twittern, und der Resonanz dort nach zu urteilen läuft das bestimmt nicht so schlecht.

Aber auch @Sweden selbst läuft sehr passabel – die New York Times brachte kürzlich ein großes Stück über die ersten Monate mit dem Account.

Natürlich ist das Ganze eine PR-Aktion, aber man muss den Machern schon lassen, dass sie den ausgewählten Schweden große Freiheiten lassen. Die Grenzen hat ohne Frage Sonja Abrahamsson ausgelotet, die mit etwas abwegigem Humor wie diesem Tweet

Before WW2 Hitler was one of the most beautiful names in the whole wide world. I know. Its as chocking as dolphin rapists.

Schweden auf ganz eigene Art vertritt. Man verfährt offenbar nach dem alten Prinzip „Any publicity is good publicity“.

Das kann man unkorrekt finden, albern oder auch amüsant. Eines kann man aber nicht: den Machern vorwerfen, sie würden sich mit Elch-und-Blondinen-Klischees und kreuzbraven Werbebotschaften anbiedern. Man scheut sich nicht, echte Schweden zu präsentieren. Und in Kürze vielleicht sogar unechte wie Stephen Colbert.

Finde ich irgendwie gut.

In eigener Sache

Wer sich über die Reihe Bilder in den letzten Beiträgen wundert: ich habe mein tolles Mobile Blog wieder in Betrieb genommen, nachdem es ja während meiner Reise nach Portugal und Spanien nicht funktioniert hatte. Daher gab es jetzt einen Nachschlag der verlorengegangenen Bilder. Über den Umweg Twitter landet das jetzt auch in Facebook.