Und wir holen den Pokal… nicht

Nach dem recht stimmungsvollen Halbfinale wollten wir auch das Finale nicht verpassen. Der Kartenverkauf begann erst am Dienstag, nachdem Dauerkartenbesitzer zwei Tage Zeit gehabt hatten, sich die besten Plätze zu sichern. Ich war fünf Minuten nach Verkaufsstart online und konnte mit viel Glück einen überdachten Platz hinter einem der Tore ergattern. Die Verkäuferin beglückwünschte mich beim Abholen. Nach zwei Stunden war das Spiel nämlich ausverkauft. Einen Schal habe ich mir auch besorgt – wenn schon, denn schon.

Das Spiel konnte aber nicht ganz mit den Erwartungen nicht mithalten. Das begann schon beim Absingen der Nationalhymne, die von den Fans einfach ignoriert wurde. Sie sangen stattdessen einen von schätzungsweise 437 Hammarby-Fanliedern, wie auch sonst fast das ganze Spiel über.

Sportlich lief es auch nicht viel besser. Das gut funktionierende Passspiel aus dem Halbfinale war kaum zu sehen. Helsingborg hatte mehr Spielanteile und massig Torchancen, auch wenn es an echter Torgefährlichkeit massiv mangelte. Besonders bedauerlich war die ruppige Spielweise. In weiten Phasen des Spiels lagen die Spieler im Minutentakt auf dem Platz, wobei die Hammarbyer eher noch stärker hinlangten als die Helsingborger. Die Fans sahen das freilich anders. Der Schiedsrichter war sehr sparsam mit Karten. Bei einem anderen Unparteiischen wäre nicht einmal garantiert gewesen, dass Hammarby mit 11 Spielern in die zweite Halbzeit geht.

Immerhin war es unterhaltsam und es passierte einiges, wofür nicht nur die Fans sorgten, die an Feuerwerk nicht sparten. Das Tor Helsingborgs in der 81. Minute war letzten Endes verdient, auch wenn man nicht meinen sollte, dass sie vergangenes Wochenende Vizemeister wurden.

Für Hammarby ist nun großes Pech, dass Helsingborg das Double nicht geschafft hat. Schweden nimmt nämlich folgendermaßen bei den europäischen Wettbewerben teil:

  • Der Meister darf in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League
  • Der Pokalsieger darf in die dritte Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Der Tabellenzweite darf in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Der Tabellendritte darf in die erste Qualifikationsrunde der UEFA Europa League

Helsingborg hatte als Tabellenzweiter also schon einen Platz in der zweiten Runde der Europa League. Durch den Pokalgewinn sind sie also eine Qualifikationsrunde weiter. Was passiert aber mit dem Platz, den sie jetzt nicht mehr benötigen?
Der geht leider nicht den Pokalzweiten, sondern wird an die nachfolgenden Mannschaften in der Tabelle weitergereicht. Wäre Helsingborg hingegen Meister geworden, so hätten sie sich durch den Pokalgewinn nicht mehr verbessern können und der Europa-League-Platz wäre an Hammarby gegangen. So geht der Stockholmer Verein aber leer aus, und die Teilnehmer an den nächstjährigen Wettbewerben sind:

  • Malmö FF geht als Meister in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League
  • Helsingborgs IF geht als Pokalsieger in die dritte Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Örebro erbt als Tabellendritter den Platz von Helsingborg und darf somit in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • IF Elfsborg ist der große Gewinner, denn dieser Verein wäre ansonsten leer ausgegangen, erbt nun den Platz von Örebro und darf in die erste Qualifikationsrunde der UEFA Europa League

Also alles weit weg von Stockholm.
Hammarby geht leer aus und schloss die Saison als Tabellenachter der zweiten Liga ab. Ein sehr bescheidenes Ergebnis, wenn man mal die passable Leistung im Pokal außer Acht lässt. Aber auch bei den anderen Stockholmer Mannschaften sieht es eher trübe aus:

  • Djurgården ist Tabellenzehnter.
  • AIK ist Tabellenelfter.
  • Und die Brommapojkarna steigen als Tabellenletzter in die zweite Liga ab.

Da ist also noch jede Menge Luft nach oben. Lediglich eine Mannschaft aus dem Raum Stockholm kann mit der Saisonleistung rundum zufrieden sein: der ursprünglich von Einwanderern gegründete Klub Syrianska FC hat als Tabellenerster den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Deswegen werde ich aber bestimmt nicht nach Södertälje fahren.

Djurgården gegen GAIS 1:1

Es ist fast genau drei Jahre her, dass ich im Stockholmer Olympiastadion mein erstes Spiel der höchsten schwedischen Fußballliga, der Allsvenskan, sah. Damals ging es gegen Halmstads BK.

In der Zwischenzeit bin ich fremd gegangen und schaute ein Match von AIK gegen IF Elfsborg im letzten Jahr. Ein langweiliges Spiel mit dem Ergebnis 0:0.

Heute ging es gegen GAIS, einen Klub im guten Mittelfeld der Liga. Gut ist aber in Schweden sehr relativ. Selbst die besten Mannschaften schaffen es weder in der Champions League noch in der Europa League durch die Qualifikationsphasen. Bei dem AIK-Spiel schafften es die Torhüter mehrfach, den Ball beim Abschlag ins Aus zu schießen. Die Kader der Mannschaften enthalten kaum Ausländer, und die paar, die es gibt, sind anscheinend entweder zweite Wahl von anderswo oder hoffen, in Europa von einem Talentscout gesehen zu werden.

Meine Erwartungen waren deswegen auch nicht sonderlich hoch.

Das eher geringe Niveau und der mangelnde internationale Erfolg hat aber keinen Effekt auf den Fanatismus der Anhänger. Auch hier gibt es Ultras, und das Stadion war auch an einem Donnerstagabend einigermaßen gefüllt, auch wenn das Spiel mit 6900 Besuchern weit unter dem Verfassungsvermögen blieb. Sogar eine versprengte Gruppe auswärtiger Fans schaffte es ins Stadion.

Das Spiel selbst war das aufregendste bislang, was aber nicht schwer war. GAIS war meines Erachtens etwas besser, aber nicht deutlich. Nach einer lethargischen Anfangsphase ging Djurgården durch ein sehr glückliches Tor in Führung. Bald nach der Pause konnte GAIS ausgleichen – glauben wir zumindest, denn wirklich sehen konnte man das Tor von unserer Seite nicht. Ich nahm zuerst an, dass der Ball hinter dem Tor gelandet wäre.

Die zweite Halbzeit war deutlich lebhafter und hatte auch ein paar bemerkenswerte Dinge zu bieten.

Der Schiedsrichter hat wahrlich nicht mit Pappe gespart – ein halbes Dutzend gelbe Karten dürften es am Ende gewesen sein. Eine rote wurde es am Ende dann auch noch, aber erst, nachdem ein Linienrichter und der vierte Offizielle den Schiedsrichter überzeugt hatten, dass ein Delinquent nun schon zwei gelbe Karten haben. Das kommt aber bekanntermaßen in den besten Schiri-Familien vor, wie wir seit der letzten WM wissen.

Trotz der gelben Karten gab es kaum Spielunterbrechungen, was den vierten Offiziellen nicht davon abhielt, 5 Minuten Nachspielzeit (!) zu empfehlen. Nach der Rote-Karten-Diskussion waren es dann stolze 7 Minuten.

Bemerkenswert waren mich vor allem aber zwei Fankulturerscheinungen. Die Fans stimmten doch tatsächlich „Voulez-Vous“ von Abba an – freilich nur den Refrain. Ein ungewohntes Geräusch war auch das Geklimper von Geld: Jugendlich liefen mit Eimern durch die Reihen und sammelten Geld für…, ja für irgendetwas. Keine Ahnung wofür, aber ich habe auch eine Kleinigkeit hineingeworfen.