Weihnachtsgeschenkvorschlag: Standheizung

Mitte dieser Woche brach der Winter über Stockholm (wie auch anderswo in Europa) herein. Das ist ungewöhnlich, weil hier der Schnee normalerweise erst im Januar kommt, zur Seite geschoben wird und langsam hart, schmutzig und rutschig wird. Ende März schmilzt er dann weg. Der Fachmann nennt das Frühling. Zurück bleiben Berge von Rollsplit, die zwischenzeitlich drüber gestreut wurden.

Aber auch die Schneemenge ist ungewöhnlich. Es war so viel, dass die Schneepflüge nicht mehr hinterherkamen. Einen halben Tag lang wurde der Busverkehr östlich von Stockholm komplett eingestellt. Es erinnerte etwas an das „Snökaos“ (Schneechaos) vor 3 Jahren, als Leute stundenlang in ihren Autos feststeckten. Ursache damals war unter anderem, dass Leute ohne Winterreifen den Verkehr lahmlegten.

Die alleine machen es aber nicht aus. Mitteleuropäische Winterreifen sind laut einem Test, den ich neulich gelesen habe, weniger gut geeignet als die hier üblichen Reifen, ob nun ohne Spikes oder mit. In der Tat rutscht bei 10 cm Schnee auf den Straßen lustig hin und her. Es kann freilich sein, dass es den nordisch bereiften Fahrer nicht viel anders erging.

Die Busse verhalten sich aber auch interessant in solchen Verhältnissen. Die Gelenkbusse machen komische Verrenkungen, und nun weiß ich auch, für was die Anzeige „TC“ im Armaturenbrett stett: Traktionskontrolle. Die Teilsperrung einer Linie wegen Rutschgefahr versüßte mir den Arbeitstag, weil man da auch mal wirklich als Dienstleister wahrgenommen wird. Ganz angenehm nach dem gestrigen Tag, als ich innerhalb einer Runde gleich dreimal den Fall hatte, dass Leute mir uralte Tickets zeigten und bei Nachfrage ein erneutes Vorzeigen verweigerten. Erst als ich ankündigte, dass der Bus dann solange steht, bis der Wachdienst die Sache geklärt hat, tat sich etwas. In dem Job gibt es irgendwie immer wieder was neues.

Die Krönung des ganzen Schneespaßes war gestern und heute aber definitiv das Autofahren. Nicht nur, weil ich dreimal den ganzen neuen Schnee wegfegen durfte. Die Probleme begannen schon beim Einsteigen. Dass mir die Fahrertür zufriert, hatte ich schon erlebt, aber das mir alles bis auf die Heckklappe zufriert, war neu.

Also bin ich durch den Kofferraum eingestiegen – und wünschte mir, dass ich eine Standheizung hätte.

Oje


Noch einmal Schnee zum Abschluss, und zwar richtig

Dieses Blog läuft aktuell Gefahr, zum Winterendeabwarteblog zu werden. Das wird aber nicht passieren. Soeben habe ich einen Kurs beendet, und so bleibt auch hierfür wieder etwas mehr Zeit – hoffentlich.

Snö

Wie anscheinend jeden November ist in Schweden „Snökaos“, also Schneechaos.

Manche Leute rätseln ja über den Winter in diesem Land. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist es so, dass im November Schnee fällt und dann wieder wegschmilzt. Dann bleibt es nasskalt bis Mitte Januar, und wenn der Winter Lust hat (nicht so wie letztes Jahr) schneit es dann ordentlich, was dann bis Ende März liegen bleibt.

Man sollte ja eigentlich meinen, dass man in einem nördlichen Land darauf hinreichend vorbereitet ist, aber so simpel ist es leider nicht.

Die Winterreifenpflicht gilt erst ab Dezember, und auch in Schweden nehmen es die Autofahrer nicht so genau. Vor zwei Jahren verursachte dies, dass beim ersten Schneeeinbruch der ganze Straßenverkehr zum Erliegen kam – mit teilweise dramatischen Szenen von Autofahrern, die stundenlang in ihrem und mit ihrem Auto feststeckten. Mittlerweile hat sich das wohl gebessert, aber wenn es einmal ordentlich schneit, geht alles deutlich langsamer.

Dieses Jahr war vor allem der Roslagen nördlich von Stockholm und auf Uppsala zu betroffen. Dort wurde der ganze Busverkehr eingestellt, weil man nichts mehr sah. Der Flugverkehr war auch betroffen.

Nun sind viele Menschen mitten in der Nacht unterwegs, um Rollsplit auszustreuen. Ende März (also wenn der Schnee schmilzt) werden alle Wege mit einer 10 cm dicken Schicht von kleinen Steinchen belegt sein. Was die Rollsplitausstreuer im Sommer so tun, weiß ich leider nicht. Meine persönliche Theorie ist, dass sie das eine Halbjahr damit verbringen, ihn auszustreuen, und das andere damit, ihn einzusammeln.

Das nennt man dann wohl nachhaltige Entwicklung.