Kurz eingeschoben: Bussgeldkatalog

Wie ich neulich dem deutschen Programm von Radio Schweden vernommen habe, kostet zu schnell fahren in Schweden schon ab dem ersten km/h satte 2000 kr (215 €). Unangeschnallt fahren schlägt immerhin mit 1500 kr (160 €) zu Buche, und eine rote Ampel überfährt man für 3000 kr (320 €) – alle Werte sehr ungefähr und aus meiner Erinnerung.
Nichtsdesotrotz: kein Wunder, dass die Schweden so korrekt sind, selbst wenn sie im Ausland als Diplomaten unterwegs sind und richtig die Sau heraus lassen könnten, weil sie ja nicht zahlen müssen. Hierzulande löhnt Falschparken nämlich rund 450 kr (50 €).

Hilfreich könnte aber auch ein Aufkleber sein.

Apropos teurer Spass: die Kulturministerin hat eine Pressekonferenz abgehalten und tritt – surprise, surprise – nicht ab. Sie wird aber nachzahlen. Die 20.000 kr (2.150 €) dürften ihr bei ihrem Gehalt nicht so sehr weh tun.

Rekordpreise für Verkehrsstösse kann man übrigens in Finnland zahlen. Dort wird nämlich die Bussgeldhöhe nach den Einkommensverhältnissen bestimmt, was einen Millionärssohn schon einmal 170.000 € gekostet hat.

Polit-Ticker (2): GEZ-Preller und Schwarzarbeiter

Sehr lustig ist allerdings, was sich so alles bei der neuen Regierung tut.

Zunächst haben wir da die neue Kulturministerin Cecilia Stegö Chilò (siehe Metro-Ausriss von heute auf dem Bild), die nun unter anderem für den Bereich Fernsehen zuständig ist und damit auch die Hoheit über das staatliche Fernsehen SVT hat. Auch in Schweden gibt es so etwas wie eine GEZ-Gebühr, allerdings nur für das Fernsehen, welches dafür wiederum werbefrei ist, aber leider beträchtliche Teile des Tages überhaupt nicht sendet.

Der Mann von Frau Chilò hat auch kürzlich ganz korrekt den Fernseher der beiden angemeldet – schliesslich sollte man für den eigenen Verein schon zahlen, meinten die offenbar wohl. Dummerweise kam nun heraus, dass sie die letzten 16 Jahre (!!!) auch schon einen Fernseher hatten, der aber nicht angemeldet war. Das bringt die Gute, die übrigens von der grössten Regierungspartei Moderaterna kommt, schon nach 5 Tagen im Amt doch etwas in Erklärungsnot. SVT forderte gleich mal ihren Rücktritt. Sie selbst war heute auch für grosse Medien wie Svenska Dagbladet nicht zu erreichen.

Handelsministerin Maria Borelius (Moderaterna) hat allerdings auch eine ordentliche Leiche im Keller. Bei ihr kam heraus, dass sie in den 1990er Jahren ein Kindermädchen schwarz angestellt hat. Und das, obwohl das Ehepaar Borelius in dem Jahrzehnt alles in allem 16 Millionen Kronen (nach heutiger Rechnung ca. 1,7 Mio. Euro), was ja schon eine ganze Menge ist und sicher für eine legale Beschäftigung ausgereicht hätte. Borelius war hingegen gleich zu einem Interview bereit und entschuldigte sich vielmals.

Dagegen nimmt sich die Überraschung bei der Ernennung des Ex-Ministerpräsidenten Carl Bildt (Moderaterna) zum Aussenminister noch recht harmlos aus. Dass man ihn zurückholte, hatte einige gewundert, schon alleine, weil sich Reinfeldt und er nicht gerade grün sind.

Polit-Ticker (1): Billström abgesägt

Nordkorea hat doch keine zweite Atombombe getestet, was etwas Luft für andere Dinge gibt.

Nachdem sich die Folgen der Wahl schon vergangene Woche mit der Wahl Fredrik Reinfeldts zum neuen Statsminister (d.h. Ministerpräsident) manifestierte, scheint es bei meiner eigenen Partei auch hoch her zu gehen. Annika Billström, vor der Wahl noch Bürgermeisterin und Spitzenkandidatin, wurde abgesägt. Stattdessen soll die ehemalige Ministerin Carin Jämtin Oppositionsbürgermeisterin werden. Wer sich bei dem Begriff fragt, was das sein soll, fragt sich zurecht – das Stockholmer System wirkt aus deutscher Sicht etwas eigen. Eigentlich gibt es nicht einmal einen Bürgermeister, sondern nur mehrere Amtsinhaber mit dem Titel Borgarråd (also ungefähr Bürgerrat), die wie Beigeordnete in einer deutschen Stadt bestimmte Aufgabenbereiche hat. Der wichtigste ist der Finansborgarråd, der dann am ehesten der Bürgermeister ist. Die Opposition hat je Fraktion einen sogenannten Oppositionsborgarråd. Der hat bei der Stadtregierung wohl nicht so viel zu melden, aber immerhin einen schönen Titel. Ist ja auch was.

Nun ist also Carin Jämtin die „heisseste Kandidatin“, wie dieser Ausschnitt aus Stockholm City zeigt – Machos werden entgegen, dass sie gar nicht so heiss wäre. Gegenkandidat ist übrigens mein vorübergehender mittsommerlicher Chef, der ehemalige Borgarråd für Kultur- und Arbeitsmarktsborgarråd Roger Mogert.