Dehydriert und verschenkt

Und wieder eine Folge aus der Reihe „Pannenreiche Possen und Peinlichkeiten“:
Gestern kam ich nach dem Training zurück in mein Zimmer, um zu duschen und mich fertig machen, zum Allhuset zu gehen. Ich hatte mich mit Michael aus Wien verabredet, der erst seit einer Woche in Stockholm ist und zu dem ich über eine Bekannte Kontakt bekommen habe, damit er auch gleich hier jemand kennenlernt. Also war ich in Eile. Ich öffnete den Wasserhahn und es kam – so gut wie nichts. Kaltes Wasser ging gar nicht, und das warme Wasser war nur ein Rinnsal, das zudem auch nicht sonderlich gut roch. Das Wasser war also ausgefallen. Ich ging zum Testen in die Küche, wo mich schon meine englische Mitbewohnerin erwartete und mir einen riesigen Schwall an Informationen präsentiert, die ich vielleicht zu 30% mitbekam. Wenn ich es richtig verstand, sei das Problem schon bekannt und halb Lappis habe kein Wasser. Im Waschraum ginge das Wasser aber. Zum Glück fiel mir ein, dass es ja auch bei der Sauna Duschen gibt – und die sind in der Nähe des Waschraums. In der Tat funktionierten sie, so dass ich sogar noch einigermassen rechtzeitig ankam. Derzeit funktioniert in dieser Stadt irgendwie nicht allzuviel.

Etwas Panne ist auch der diesjährige Geschenktipp von Svenska Dagbladet: ein Hörbuch. Zumindest behauptet Handelns utredningsinstitut, dass das dieses Jahr das meistgekaufte Geschenk werden wird. Hörbücher sind aus deutscher Sicht seit Dieter Bohlens Weisheiten im Wesentlichen durch, schätze ich.

Hier die Knüller der vergangenen zwei Jahrzehnte:

  • 2005: Ein Pokerset – dieser Geschenktipp geht wohl auf die hohe Beliebtheit von Poker in diesem Land zurück
  • 2003: Eine Mütze – wie originell
  • 2001: Werkzeug – Heinz Becker lässt grüssen. Wer freut sich nicht über neue Schleifscheiben oder eine Laubsäge unterm Baum?
  • 1999: Ein Buch – vom Verlegenheitsgeschenk zum Trendgeschenk
  • 1997: Das elektronische Haustier – über den Verbleib zahlreicher Tamagotchis breiten die Besitzer heute wohl lieber den Mantel des Schweigens
  • 1995: eine CD – riesige CD-Regale luden zum Kauf der Silberscheiben ein. Plattenbosse liessen ihre Kloschüsseln vergolden. Heute sitzen sie auf diesen und träumen von den seligen Tagen, als Geld noch vom Himmel fiel.
  • 1994: ein Mobiltelefon – die Schweden als eine Nation der „early adopters“. Damals im Angebot gab es schon die gigantische Möglichkeit, mehrere Nummern zu speichern und SMS zu schreiben (maximal 160 Zeichen natürlich). Unvergessen der Werbespot, in der eine hübsche junge Frau in einem Café voller Geschäftsmänner Platz nahm und die ganze Bande in helles Staunen versetzte mit der Tatsache, dass ihr Telefon sogar mehrere verschiedene Klingeltöne hatte. Die Gesprächsminute kostete ungefähr soviel wie ein Kleinwagen, Auslandsgespräche waren schon zum Preis eines Einfamilienhauses zu machen. Alternativ liessen sich die Geräte auch als Briefbeschwerer, Backstein oder Hantel verwenden.
  • 1991: ein CD-Spieler – brauchte man natürlich, um 4 Jahre später die geschenkte Take That-CD anhören zu können. Ansonsten hatte man meist nur eine CD, nämlich die, die man gleich zum Test mitgekauft hatte. In den frühen Tagen der CD-Spieler soll das angeblich „Night Shift“ von The Commodores gewesen sein. Exzellenter Titel übrigens, aber der eigentliche Grund dafür war, dass der Song eigentlich richtig laut gehört werden muss, was auf Vinyl nicht ganz so glasklar ging. 1991 war das eher, sagen wir mal, die neue CD von den New Kids on the Block.
  • 1990: ein Wok – 18 Monate nach dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens hatt man wohl schon erkannt, dass man über Menschenrechtsverletzungen und Korruption beruhigt hinwegsehen kann, solange China eine tolle Goldgrube für die westliche Wirtschaft wird, bei uns alles billiger wird, und vor allem solange die Chinesen so tolles leckeres Essen machen, das man dann in vermeintlich authentischer Exotik in einem China-Restaurant konsumieren kann. Alternativ konnte man sich natürlich in den Asia-Wochen bei ALDI ordentlich mit Material eindecken und eben dann mit diesem Wok sich selbst an dem Essen versuchen. Die Ergebnisse dieser Versuche bleiben hier unerwähnt, aber es ist anzunehmen, dass 99% der damals verschenkten Woks ein kurzes Leben hatten und schon bald in einem Kellerregal verschwanden.

Na dann fröhliches Schenken…