Meine zweite Berufung – oder doch nicht

Nachdem mich gestern eine Magen-Darm-Grippe (oder eher der Anflug einer solchen) erwischt hat, verbrachte ich heute den Tag zuhause.
Am Nachmittag erhielt ich einen Anruf. Das ist für sich genommen nichts ungewöhnliches, zumal ich ja einiges gewohnt bin. Dieser hat mich allerdings sehr überrascht.

Es war Petter*, Lehrer an einem nicht ganz unbekannten Stockholmer Gymnasium. Er fragte mich, ob ich nicht Aushilfslehrer werden und unterrichten wolle. Es stellte sich heraus, dass er einfach alle Physik-Doktoranden der Stockholmer Universität abtelefonierte. Ich wies ihn darauf hin, dass ich Deutscher sei und daher vielleicht nicht so wahnsinnig gut geeignet, 25 pubertären Schülern Physik einzutrichtern.
Abgesehen davon, dass ich ohnehin schon genug zu tun habe, habe ich mit Verweis auf meine Gesundheit erst einmal abgelehnt, zu einem Treffen am morgigen Tage zu kommen.

Zwei Dinge beschäftigen mich aber:
Zum einen muss ich mir seither die Frage stellen, wie schlecht es um die personelle Ausstattung im schwedischen Schulsystem wirklich steht, wenn man schon Doktoranden fragen muss, ob sie (Aushilfs-)Lehrer werden wollen.
Zum anderen ist es der Gedanke an eine Karriere, die ich eigentlich vor 7 Jahren mit der Entscheidung, Physik auf Diplom zu studieren, für mich ausgeschlossen hatte. Dementsprechend habe ich mich seither nie wieder damit auseinandergesetzt, ob ich überhaupt zum Lehrer taugen würde.

* Name von der Redaktion geändert