Wenn mich einmal meine Enkel fragen werden, was ich nach einer gescheiterten Klausur und der absolut unverständlichen Ablehnung meiner Spitzenkandidaturbereitschaft seitens der SPD Hamburg so getrieben habe, werde ich, bescheiden, wie ich bin, sagen, dass ich mich bei der Rettung der Sozialdemokratie beteiligt habe. Oder so ähnlich.
Während der Pause – der Versammlungssaal
Während Michael Naumann sich also auf seine Aufgabe vorbereitet, saß ich gemütlich in der Parteizentrale der Sozialdemokraten Schwedens und war „Ombud“, d.h. Delegierter, bei der Årskonferensen von SSU Stockholm. Das ist ungefähr sowas wie der Jahresparteitag der Jusos Berlin – nur kleiner und linker.
Unter anderem wurde die Abschaffung der schwedischen Flagge beantragt mit der Begründung, das Kreuz sei ja ein christliches Symbol und hätte da nichts drin verloren. Es wurde auch ein Antrag von mir besprochen, in dem die Forderung nach mehr Open Source in Schweden vorgebracht wurde. Leider konnte ich bei der Debatte nicht anwesend sein, und seltsamerweise kam die Kapitalismuskritik nicht ganz so gut an. Der Kernsatz wurde akzeptiert, aber die weiteren Forderungen abgelehnt – schade.
Nichtsdestotrotz bin ich meiner hochheiligen Aufgabe als Demokratienutte voll nachgekommen – ich stimmte einfach dann mit ja, wenn es auch alle anderen taten. Bis ich heute abend herausfand, dass wir keine gemeinsame Linie vereinbart haben und jeder stimmen kann, wie er will.
Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich einem Antrag zur Verkehrspolitik zugestimmt, der leider abgelehnt wurde. Der konstatierte, dass ja jeder wisse: Rot steht für Aggressivitität und Vorwärtsdrang, blau (zufällig die Farbe der größten Regierungspartei) und grün hingegen für Stillstand und Ruhe. Daher wurde vorgeschlagen, die Ampelfarben umzustellen: ab sofort sollte man bei blau stehen bleiben und bei rot fahren. Das solle man dann auch europaweit durchsetzen.
Letzteres schien mir dann aber auch unrealistisch – eine schwarz-rote Ampel (für Deutschland) wäre technisch nämlich schwer zu realisieren.