Nun sind auch noch die Nazis unter die Spammer gegangen:
Hamburger Abendblatt News Nr. 3212
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Bitte leiten Sie diese Nachricht auch an Ihre Freunde & Bekannte weiter!
~~~Rudolf Heß – Das war Mord !
Mord verjährt nicht!
Zum Todestag von Rudolf Heß
Was hat man von seiten der Alliierten nicht alles getan, um das Andenken an
Rudolf Heß auszulöschen: ein halbes Leben lang, fast 46 Jahre, hat man ihn […]
Ein anderes Mal wurde mir die Mail mit dem Betreff „Mord von deutscher Regierung vertuscht“ als „Stuttgarter Zeitung News Nr. 5344“ zugesandt.
Das ist schon ziemlich widerlich, zumal die entsprechenden Kreise mit ihren Behauptungen um Rudolf Heß und seiner Verklärung zum Märtyrer hier ein Thema haben, das auf den ersten Blick als einigermaßen seriös daher kommt.
Ich habe mir das nicht ganz durchgelesen, weil ich durch vorige eingehende Beschäftigung mit dem Thema die ganze Litanei schon kenne: Heß als angeblicher Friedensengel, der den vermeintlichen Friedensunwillen der Briten (genauer gesagt Churchills) hätte bezeugen können und deswegen unter Verschluss gehalten oder aus dem Weg geräumt werden musste. Hitler hätte Churchill angeblich ein umfängliches Friedensangebot gemacht, aber dieser sei nicht darauf eingegangen, weil er den Krieg wollte. Das Ganze ist gestützt auf britische Dokumente, die sich bei einer Analyse als Fälschung herausstellten. Das ficht die entsprechenden Leute natürlich nicht an, daraus die Geschichte vom Mord an Heß zu stricken. Außer einigen sehr dünnen Indizien, die einen Mord möglich machen, aber keineswegs belegen, gibt es nichts brauchbares. Was natürlich kein Hindernis ist, trotzdem felsenfest zu behaupten, das seien alles abgesicherte Fakten.
Der ganze Text ist von Olaf Rose unterzeichnet, ein Historiker mit einschlägigem Ruf, der unter anderem Autor für das NPD-Parteiblatt „Deutsche Stimme“ ist und Preise von entsprechenden Organisationen erhalten.
Am Ende des Textes findet sich ein Link zu einem Anti-Nazi-Plakat der Grünen Jugend. Vielleicht wollen die Macher das dadurch noch unschuldiger erscheinen lassen.
Es hat mittlerweile anscheinend Tradition, mit unverfänglicher Verpackung zu arbeiten. Schon vor 6 Jahren war Olaf Rose an einem „Dokumentarfilm“ namens „Geheimakte Heß“ beteiligt, der die ganze Geschichte im Guido-Knopp-Stil präsentiert und anscheinend sogar n-tv narrte, so dass sie den Film ausstrahlten.
Ich hoffe, ich bleibe künftig von so einem Müll verschont.