Vieles ändert sich, auch und gerade in New York – und sieben Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe etwas in meinem Fotoarchiv und einige Fotos von 2004 von bekannten und weniger bekannten New Yorker Szenen mit denselben oder zumindest ähnlichen Motiven aus dem Jahr 2011 verglichen.
Die Strawberry Fields
2004 waren das Mosaik in den Strawberry Fields, einem Teil des Central Parks zum Gedenken an John Lennon, an einem schönen Herbsttag.
2011 sieht es ein wenig anders aus:
Es mag am deprimierenden Wetter gelegen haben, dass an diesem regnerischen Tag nur eine einzige verwelkte Blume das Mosaik zierte. Faktisch aber hat sich wohl nur eines geändert: das Mosaik wurde in der Zwischenzeit neu eingefasst und hat nun einen weiteren Ring.
Das schmalste Haus New Yorks
Das schmalste Haus New Yorks befindet sich in der Bedford Street 75 1/2, mitten im schönen Greenwich Village. Nennenswerte Bewohner war u.a. der Schauspieler Cary Grant. 2004 sah es so aus:
2011 ist es genauso schmal wie vorher:
Im Detail hat sich aber etwas geändert. Nicht nur dürfte das Auto vom 2004er Bild mittlerweile schon längst eine ziemliche Rostlaube oder verschrottet sein. Der Baum scheint gewachsen zu sein. Im Haus wohnten damals anscheinend noch Leute – zumindest lassen die Blenden und das Licht es vermuten. 2011 hingegen steht es leer, wie man auch durch das Maklerschild erahnen kann. Das wird sich aber bald wieder ändern, denn es wurde verkauft. Traurig sein braucht man aber nicht, sofern man über einen normalen Geldbeutel verfügt. Es war nämlich zu einem bescheidenen Preis von 2,75 Millionen Dollar zu haben. Zwar spukt im Google-Cache auch etwas von 2,5 Mio. herum, aber das dürfte den Sachverhalt nicht deutlich tangieren.
Brooklyn Bridge
Diese im Jahr 1883 gebaute Brücke ist ein Wahrzeichen der Stadt. Hier mein Bild aus dem Jahr 2004:
Zum Vergleich ein ähnliches Bild aus dem Jahr 2011:
Leider sind die Aufnahmeorte nicht ganz dieselben. Wenn man das außer Acht lässt, scheint sich nicht viel verändert zu haben, wenn man einmal von der größeren Menschenmenge 2011 absieht, die aber nicht zuletzt darin begründet ist, dass am Samstag nach Thanksgiving einfach eine Menge los ist.
Lediglich dezent sieht man einen Hinweis darauf, was sich verändert hat: rote Baustellenschilder deuten an, dass die Brücke im Jahr 2011 mitten in einer Sanierung ist.
Ground Zero
2004 stand ich am Bauzaun von Ground Zero, fühlte mich von aufdringlichen Souvenirhändlern genervt und schoss dieses Bild:
2011 machte ich auch viele Fotos, aber leider keines aus vergleichbarem Winkel. Diese beiden seien beispielhaft gezeigt:
Im unteren Bild sieht man das grüne Spitze Dach von dem 2004er Bild spiegeln: ich fotografiere also in die entgegengesetzte Richtung. Dass ich keine zwei ähnlichen Blickwinkel habe, ist vermutlich den Umständen geschuldet: 2004 war die Baustelle offen und nur durch ein Gitter abgetrennt. Heute hat man große Planen, durch die man zwar hindurch sehen kann, aber bei denen steht, dass Fotografieren nicht erwünscht ist, woran ich mich auch hielt.
Zudem hat sich wohl gar nicht so viel verändert: dort, wo 2004 ein Loch war, ist immer noch zu weiten Teilen ein Loch. Die Gedenkstätte scheint zu den zuerst fertiggestellten Bereichen zu gehören.
St. Paul’s Chapel
Diese Kapelle ist eine der ältesten Kirchen der Stadt. George Washington feierte am Tag seiner Amtseinführung hier Gottesdienst. Die Kirche blieb an 9/11 praktisch unbeschädigt und wurde in den Monaten der Räumarbeiten zu einer Ruhezone für die Arbeiter, die dort versorgt und betreut wurden. Heute ist dort eine Art Gedenkstätte, aber auch Gottesdienste werden abgehalten.
Die Bilder von 2004:
Wer sich über die lausige Bildqualität wundert: 2004 war der Autofokus noch nicht erfunden. Zumindest wünsche ich mir fast, es wäre so, denn das würde die miserable Aufnahmequalität jener billigen Kamera aus dem LIDL rechtfertigen, mit der ich die Bilder gemacht habe. Ich schickte sie später wegen des Problems ein, aber eine gute Kamera war das noch lange nicht. So sind leider viele Bilder etwas unscharf. An vielen Orten machte ich Fotos mit einer alten Spiegelreflexkamera, die gar keinen Autofokus hatte. Da fällt die Schuld alleine mir zu.
Zum Vergleich ein paar Bilder aus dem Jahr 2011:
Zwar sind auch 2011 noch viele Solidaritätsbekundungen in der Kirche zu sehen, aber von den großen Plakaten von 2004 hängt nur noch das aus Oklahoma, und das auch an anderer Stelle. Augenfälligste Änderung dürfte jedoch die Entfernung der Kirchenbänke sein, die anscheinend 2007 durchgeführt wurde, um Kirchgängern wie Touristen entgegenzukommen.
Eingangshalle Empire State Building
Als ich vor sieben Jahren in das Empire State Building kam, machte ich dieses Foto:
Heute sieht es dort so aus:
Es fällt einem etwas überraschendes auf: die Zahl der Flaggen wurde massiv reduziert. Vielleicht sind ja welche durch die Weihnachtsbäume verdeckt, aber in diesen Zeiten ist es doch ein erstaunlicher Trend. Der Flaggenreichtum 2004 könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass ich während der Präsidentschaftswahl dort war, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass ich am Abend der Wahl nicht dort war.
UN-Vollversammlung
So sah es im Saal der UN-Vollversammlung im Jahr 2004 aus:
Und so heute:
Geändert hat sich rein gar nichts – ein Gefühl, das man in dem ganzen Gebäude hat. Zwar wird es in Schuss gehalten, aber vieles wirkt so, als sei es per Zeitreise aus den 1950er Jahren in die Gegenwart geraten. Durch die Sanierung des Gebäudes wird sich das aber bald ändern, nehme ich an.
Zeitungsständer
Der letzte Vergleich hinkt gewaltig, da er nicht dasselbe Motiv zeigt. Ich dachte mir aber trotzdem, dass ich dies einfüge, da es irgendwie auch ein bisschen sinnbildlich steht: New York ist eine Stadt permanenter Veränderung und großer Vielfalt. Trotzdem bleiben manche Dinge auch über Zeit und Stadtviertel konstant.
Das hier ist ein Zeitungsständer aus dem Jahr 2004:
Die New York Post titelt „D-Day“, denn es war der Tag der Präsidentschaftswahl 2004 – als Revolverblatt der stramm konservativen Murdoch-Firma News Corporation lässt sie keinen Zweifel daran, wer ihrer Meinung der beste Präsident ist, wo gibt. Der gewann denn auch, aber wohl kaum dank dieser Schützenhilfe. New York wählt fast immer demokratisch.
Und hier ein ganz anderer aus dem Jahr 2011:
Wenig gefüllt präsentiert sich dieser Zeitungsständer aus dem Jahr 2011. Das ist nicht Thanksgiving geschuldet, denn zwei Tage vor diesem Feiertag hätte es zumindest eine Ausgabe der New York Post geben müssen. Über die Gründe kann ich nur mutmaßen. Vielleicht war einfach alles schon vergriffen, oder die Zeitungskrise forderte ihren Tribut.
Schluss
Das war also meine kleine Serie zum New-York-Trip – ich hoffe, es war der eine oder andere hilfreiche Tipp dabei.
Wie dieser letzte Teil zeigt, ändert sich manches, aber bleibt eben doch irgendwie gleich. Ich hoffe nur, dass es nicht erneut sieben Jahre dauern wird, bis ich mich erneut persönlich davon überzeugen kann.