King of the Road

Buss Stockholm - sxc.hu

Kennt hier jemand jemanden, der jemanden kennt, der Bewerbungsgespräche mag? Ich nicht.

Heute morgen hatte ich eines, und zwar auf schwedisch, was die Angelegenheit nicht leichter macht. Unter meinen vielen Bewerbungen befand sich ja auch eine an Busslink, einer der Betreiber von Buslinien in Stockholm. Die allgemeine Urlaubszeit hier in Juli und August bringt nämlich mit sich, dass so ziemlich alle in Urlaub sind und damit massig Stellen frei sind, die unbedingt mit Sommervertretungen besetzt werden müssen. Die Not ist so groß, dass man halbwegs qualifiziert wirkenden Menschen (z.B. mir) den Busführerschein bezahlt, damit diese dann im Sommer einen roten Bus (manche sind auch blau) durch Stockholm fährt.

Es lief erstaunlich gut – ich konnte ihm in flüssigem Schwedisch meine halbe Lebensgeschichte erzählen, und seine Hauptsorge war nur, dass ich meinen deutschen EU-Führerschein gegen sein schwedisches Pendant austauschen müsse, bevor ich anmelden kann. Den Job hätte ich jedenfalls.

Mein persönliches Hindernis war, dass ich mich ja zum Löcherbohren in der Antarktis freiwillig gemeldet habe und der Vorkurs hierzu im Sommer sein würde.

Insofern harre ich der Dinge und habe auf alle Fälle schonmal das Verfahren zum Führerscheinumtausch in die Wege geleitet.

PS: Soviel grün wie oben im Bild würde ich jedenfalls selten sehen – meine Anstellung läuft wahrscheinlich auf die Innenstadtlinien hinaus.

2 Gedanken zu „King of the Road“

  1. Hallo,

    mit viel Interesse habe ich deine Blogs zum Thema Führerschein in Schweden gelesen. Allerdings würde ich gern mehr über das Prozedere erfahren, wenn es dir nichts ausmacht.

    Hattest du beispielsweise vorher schon einen deutschen Bus-oder LKW-Führerschein?
    Wurde dein alter Führerschein eingezogen?

    Hintergrund ist, dass ich evtl. im Lastverkehr in Schweden einsteigen möchte – allerdings habe ich zur Zeit nur den deutschen PKW-Führerschein und noch kaum Schwedische Sprachkenntnisse

    Gibt es Gründe deines Wissens Gründe (auch gesundheitlicher Art), wonach einem der LKW-FS in Schweden generell versagt werden könnte?

    Viele Grüße,
    Chris

    Antworte bitte, wenn möglich an:
    hanninger69 –at– web.de

    Danke 😉

  2. > Hattest du beispielsweise vorher schon einen deutschen Bus-oder
    > LKW-Führerschein?

    Nein – es sei denn, man sieht den C1E-Führerschein als LKW-Führerschein.
    Ich hatte einen alten 3er-Führerschein gemacht, kurz bevor die
    EU-Führerscheine (bin ja Jahrgang 1980) eingeführt wurden. Das Jahr
    darauf machte ich noch den Motorradführerschein (im Nachhinein
    Geldverschwendung), und der Führerschein wurde dann in einen
    EU-Führerschein umgeschrieben. Ich erhielt also:

    A (Motorrad)
    BE (Auto mit Anhänger)
    C1E (LKW bis 7,5 t mit Anhänger)
    LM (Roller und anderes Kleinvieh)

    Nach schwedischer Definition ist der C1E schon ein LKW-Führerschein,
    weil der schwedische Autoführerschein nie Klein-LKWs enthielt. Aus
    deutscher Sicht ist das bestenfalls formal so, aber da alle, die vor
    1999 einen Autoführerschein gemacht haben, auch diesen C1E haben, wäre
    es absurd zu sagen, die Deutschen wären ein Volk von LKW-Fahrern.

    Beim Umschreiben wird der C1E übrigens zu einem CE mit Einschränkungen gemacht, da der C1E ja nur ein Behelf ist, der in Schweden nicht existiert. Mein C1E steht jetzt also als CE mit der Beschränkung auf Zugfahrzeuge mit 7,5 t drin.

    > Wurde dein alter Führerschein eingezogen?

    Ja – man muss den Führerschein einschicken. Das fühlt sich zwar etwas unbehaglich an, weil man dieses Dokument ja eigentlich nie aus der Hand geben möchte, aber es ist leider unvermeidlich. Die Behörde reicht den Führerschein dann nach Deutschland weiter, um bestätigen zu lassen, dass er auch echt ist. Dei deutschen Behörden sind da leider nicht die schnellsten, und so dauert die ganze Sache rund 8 Wochen. Der Umtausch ist Sache der Län, also der Bundesländer bzw. Provinzen. Ich habe es so gemacht, dass ich meinen Führerschein persönlich dort abgegeben habe.
    Auf die Art sichert man, dass er auch wirklich angekommen ist. Außerdem
    kann man sich eine Kopie des Führerscheins mit offiziellem Stempel geben
    lassen, die dann im Falle einer Polizeikontrolle glaubwürdig belegen
    kann, dass man gerade beim Umtausch ist.
    Das Ganze hat auch den Hintergrund, dass man Führerscheine nicht
    parallel in zwei Ländern haben darf.

    Dieser Umtausch ist zwingend, wenn Du einen neuen Führerschein machen möchtest oder für eine schwedische Firma als Berufsfahrer jeder Art arbeiten willst. Bei letzterem spielt hierbei eine Rolle, dass moderne Fahrtenschreiber eine elektronische Karte benötigen, die von der Führerscheinbehörde ausgestellt wird.

    > Gibt es Gründe deines Wissens Gründe (auch gesundheitlicher Art),
    > wonach einem der LKW-FS in Schweden generell versagt werden könnte?

    Ich möchte hier schnell etwas vorwegschieben: mein Busführerschein ist auf Busse mit Automatikgetriebe begrenzt. Mir wurde gesagt, man könne einen Bus mit Schaltgetriebe mieten und dann beim Vägverket vorfahren, um diese Begrenzung zu entfernen. Details weiß ich nicht, aber mit viel Glück kann es sein, dass der deutsche CE mit Beschränkung auf ähnliche Weise zu einem vollwertigen CE gemacht werden kann, indem man einfach eine Fahrschule findet, die einem die Fahrprüfung organisiert. Es ist also eventuell möglich, ohne Theorie durchzukommen – aber ehrlich gesagt habe ich meine Zweifel, dass den Bürokraten eine derart große Lücke entgangen sein sollte.

    Ich habe gerade einmal nachgesehen (http://www.korkortsportalen.se/VV_Templates/Page____87.aspx), was genau verlangt wird. Die Bedingungen für den Führerschein Klasse C sind:
    1. Ein Führerschein Klasse B. Für den CE braucht man schon den C – ich nehme an, das kann man abermehr oder weniger alles in einem Aufwasch machen.
    2. Man muss einen „Körkortstillstånd“ haben. Es handelt sich dabei um eine Genehmigung der Behörden, den Führerschein zu machen. Ohne diesen darf man keine Fahrstunden ablegen oder Prüfungen machen. Diese wird erteilt, wenn die persönlichen und medizinischen Voraussetzungen gegeben sind, d.h. dass man nicht irgendwie durch gerichtliche Verfügungen daran gehindert wird, Führerschein zu machen. Bei medizinischen Voraussetzungen sind verschiedene Stichpunkte angegeben. So kann beeinträchtigtes Sehvermögen ein KO-Kriterium sein, aber nicht schlechtes Hören. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Alkohol und Drogen – das nimmt man in Schweden äußerst ernst. In schwereren Fällen werden schonmal regelmäßige Drogentests angeordnet, um zu zeigen, dass man auch wirklich sauber ist. Ich musste bei meinem medizinischen Test eine Blut- und Urinprobe abgeben, wurde auf mein Sehvermögen getestet. Weiterhin gab es eine Untersuchung von Reflexen, Koordination und derlei Dingen. Ich denke, das unterscheidet sich nicht deutlich von Deutschland, außer dass ich annehme, dass regulär keine Drogentests gemacht werden.
    3. Man muss dauerhaft in Schweden gemeldet sein bzw. seit 6 Monaten hier studieren. In Deinem Fall heißt dies wohl, dass Du Dich hier irgendwie anmelden musst. Realistischerweise würde ich annehmen, dass es sinnvoll ist, erst eine andere Tätigkeit zu beginnen. Der Führerschein erfordert schließlich auch einiges in Sachen Theorie, und da sind Schwedischkenntnisse sehr nützlich.
    4. Man muss 18 Jahre alt sein.
    5. Man muss die Prüfungen bestehen.
    6. Man darf keinen Führerschein in einem anderen EU-Land haben.

    Als EU-Bürger steht Dir zu, den Führerschein machen zu dürfen, aber ich sehe das Problem eher darin, ohne Job hierher zu kommen. Die Anmeldung und die damit verbundene Notwendigkeit, eine Tätigkeit nachzuweisen, dürften ein Stolperstein sein. Vielleicht ist es da leichter, den Führerschein erst in Deutschland zu machen und dann hierher zu kommen.

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