Biermädchenrechnung

Ein leckeres Bier kostet in einem schwedischen Pub normalerweise mindestens 4 € – ein gar nicht leckeres Bier übrigens genauso viel. Dazu ist der Alkoholverkauf massiv eingeschränkt – fast alles muss über die staatliche Monopolgesellschaft Systembolaget laufen.

Das macht erfinderisch. So bestellten sich viele bei Internetversänden Wein – und wurden vom Zoll abgefangen. Heute wurde nun ein neues Urteil des EU-Gerichtshofs zu dem Fall gesprochen.
Der Inhalt ist kurz gefasst: wer Alkohol nicht persönlich einführt, muss die Alkoholsteuern im eigenen Land bezahlen. Den Import für private Zwecke darf aber kein Land verbieten.

Das verleitet mich zu folgender Rechnung:

1x Kasten Rothaus Tannenzäpfle (24×0,33) (aktuelles Real-Angebot ink. Pfand) 16,71 € 155,89 Skr
Alkoholsteuer (1,47 pro Volumen-% und Liter) für 8 Liter und 6 % 7,57 € 70,56 Skr
Versand mit DHL (grobe Maße, ca. 11 kg) 32 € 298,41 Skr
Gesamt 56,28 € 524,86 Skr

Macht also 2,35 € bzw. 21,87 Skr pro Flasche. Das klingt nach unglaublich viel, aber es kommt auf den Blickwinkel an. Zwar kostet die Flasche Bitburger (0,33 l) bei Systembolaget „nur“ 9,90 Skr, aber da man für etwas speziellere Biere wie für eine Flasche Erdinger Weissbier schon über 19 Skr zahlt, ist das nicht vollkommen abwegig.
Außerdem ist das Ganze „unoptimiert“ – beispielsweise habe ich angenommen, dass ein leerer Kasten Bier schwerer als 2 kg ist. Das muss nicht stimmen. Sollte das Gesamtgewicht unter 10 kg liegen, spart man 10 € und die Flasche wird über 40 Cent billiger. Da wäre man schon bei 18 Skr. Verzichtet man auf den Kasten, könnte man vielleicht sogar noch mehr herausholen. Mit den 9,90 Skr des Systembolaget wird diese Methode zwar nicht konkurrieren können, aber wenn man wirklich mal Lust hat auf regionale Biere, dann kommt man auf annähernd konkurrenzfähige Preise. Bei Bieren, die im Systembolaget verfügbar sind, lohnt sich die Rechnung jedoch nicht.
Letztendlich machen es die Versandkosten aus: auch mit Steuern läge der Preis einer Flasche Weissbier (mit Pfand, aber ohne Kasten) bei gerade mal 1,45 € (13,51 Skr), wenn man deutsche Preise nimmt. Das sind rund 6 Skr weniger als bei Systembolaget – die lassen sich den Import teuer bezahlen.

Nichtsdestotrotz: schon bei Wein dürfte sich die Rechnung schnell umdrehen. Da zahlt man im Normalfall 27,20 Skr pro Liter an Steuern. Bei 12 Flaschen Wein á 0,75 l in einem Paket beträgt der Aufpreis pro Flasche ca. 39 Skr. Wenn man überlegt, dass man in Deutschland schon für 5 € passable Weine kriegt, die im Systembolaget sicher deutlich über 100 kr kosten, ist man da schon bald in der Pluszone.

Letztendlich dürfte die Methode aber wohl nur ein brauchbarer Weg sein, Spezialitäten zu erwerben, die einem Systembolaget vorenthält.

PS: Ein Schelm, wer darüber nachdenkt, was denn wäre, wenn man die Steuern einfach nicht bezahlt 🙂

Ein Gedanke zu „Biermädchenrechnung“

  1. Die Zeitungen sind jetzt voll mit Meldungen, daß der alkoholkauf billiger in der Systembolaget ist als der Privatimport plus Fracht und Steuern.
    Das veranlaßt mich zu zwei Fragen:

    1. Wenn dem so ist, warum nicht gleich? Muß der Zoll erst ieferungen beschlagnahmen um sie dann mit einer Steuerklärung wieder auszuliefern?

    2. Ware darf in Europa nicht in zwei Ländern für die gleiche Sache besteuert werden. Der importierte Alkohol wird bereits in den Ländern versteuert, von denen er an den Endkunden geliefert wird. Insofern ist eine zweite Alkoholbesteuerung nach schwedischem Recht nicht zulässig – es sei denn, die deutschen oder sonstigen Alko-Steuern werden erstattet.

    Der schwedische Staat ist ein unverbesserlicher Besserwisser und – vor allen Dingen – ein schlechter Verlierer.

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