Der langsame Tod von StudiVZ

Sag's mit Torte(ngrafik): StudiVZ ist am Ende

Für Internetheinis wie mich ist es nicht gerade Breaking News: der ehemalige Shooting Star StudiVZ (alias MeinVZ alias SchülerVZ alles VZ-Netzwerke) ist auf dem absteigenden Ast.

Die allererste Version war schon ein Abklatsch von Facebook: StudiVZ war rot, Facebook war blau – ansonsten alles gleich. Das funktionierte nur, weil Facebook in deutschen Landen damals unbekannt war. Seither kam bei VZ wenig Neues, bei Facebook dafür umso mehr.

Ich meldete mich bei beidem an – zu der Zeit war ich schon in Schweden, und hier war Facebook schon viel früher in Mode. In der Zwischenzeit ist die Welle schon lange auch nach Deutschland übergeschwappt, und man fragt sich, wieso sich die ganzen VZ und so obskure Portale wie Wer-Kennt-Wen nicht gleich selbst begraben, um den Prozess zu beschleunigen.

Zwar habe ich nicht vor, bei StudiVZ meinen Account aufzulösen. Aber die entscheidende Frage war für mich, ob Facebook mittlerweile komplett deckungsgleich ist, oder konkret: wieviele meiner StudiVZ-Freunde sind mittlerweile bei Facebook?

Also habe ich das erhoben. Natürlich gibt es hier Unsicherheiten, denn so mancher StudiVZ-Freund mag vielleicht unter anderem Namen bei Facebook sein. Es mag auch einige Leute geben, die StudiVZ ganz verlassen haben und somit nur noch bei Facebook anzutreffen sind. Die ermittelte Anzahl der Umsteiger ist also anzunehmenderweise zu niedrig.

Das Ergebnis ist in jedem Fall beeindruckend: 90 von 117 StudiVZ-Freunden sind definitiv bei Facebook, was ganzen 77 % entspricht. Von den anderen 27 gibt es nicht viele, die bei StudiVZ übermäßig aktiv sind. Abzüglich irgendwelcher Karteileichen wird es vielleicht noch ein Dutzend sein, die den Umzug noch nicht getätigt haben.

Ein eindeutiges Bild, und das zurecht – selbst wenn man Facebook nicht sonderlich mag, so ist doch klar zu sagen, dass es technisch in jeder Hinsicht der vermeintlichen Konkurrenz haushoch überlegen sind. Letzten Endes wird das Scheitern der Konkurrenten in deren eigener Unzulänglichkeit begründet sein.

Leider ist damit auch wieder ein Trend zu beobachten, den das Internet schon lange zeigt: Zentralisierung. Es gab früher auch andere Suchmaschinen als Google, andere Buchhändler als Amazon und andere Auktionsplattformen als Ebay. Doch gingen sie unter, und warum sollte das bei den sozialen Netzwerken anders sein.

5 Gedanken zu „Der langsame Tod von StudiVZ“

  1. StudiVZ und WKW sind zwar lange nicht so in wie Facebook, aber es gibt schon noch das ein oder andere, wofür ich da drin geblieben bin und gelegentlich auch aktiv bin.

    Facebook bietet mir z.B. keine Möglichkeit zu sehen, wer überhaupt mein Profil besucht hat. Das fände ich interessant. Generell finde ich StudiVZ technisch besser und interessanter als Facebook.

    1. Dass Facebook diese Möglichkeit nicht anbietet, ist immer wieder diskutiert. Ich halte es im Sinne der Privatsphäre für eine gute Sache. Damit die Sache Sinn macht, ist aber auch reger Besuchsverkehr vonnöten. Bei mir verirrt sich kaum noch einer aufs Profil, was eigentlich nur wieder den Niedergang illustriert.

      Worin du irgendetwas technisch besseres siehst, ist mir aber vollkommen rätselhaft. Man kann von mir aus sagen, dass WKW und Konsorten wegen der wenigen Features einfacher zu bedienen sind. Aber rein auf technischer Ebene hat sich bei StudiVZ in den letzten Jahren nicht das geringste getan. Lediglich halbherzige Erweiterungen wie der Buschfunk wurden noch hineingezimmert – zu spät und ohne jeden Effekt.

  2. Die Privatsphäre bei Seitenbesuchen lässt sich bei StudiVZ einstellen. Sehr einfach. Und ich finde mich im Optionenwald von StudiVZ besser zurecht als bei Facebook, weil intuitiver und besser beschrieben – oder überhaupt beschrieben.

    Generell finde ich, ist man bei VZ aktiv, bekommt man auch Seitenbesuche, ist man inaktiv, gibt´s auch keine Besuche. Ganz einfache Sache. Genauso auch bei WKW. Nur weiß ich meistens nicht, wer geklickt hat, denn das Anzeigen lässt sich ja abschalten, sodaß sich nur der Besucherzähler erhöht.

    Den einzigen Vorteil von Facebook sehe ich darin, dass es bekannter ist und das auch nur, weil es international aufgestellt ist.

  3. Ich persönlich gehöre auch zu denen, die bei Studivz und bei Facebook angemeldet sind – allerdings nutze ich beide gewissermaßen für unterschiedliche Zwecke. Studivz ist mir dabei noch immer vertrauter, vielleicht einfach weil ich schon länger dort bin, vielleicht aber auch, weil sich gerade dadurch ein Bild der Gewohnheit ergibt. Informationen und Bilder stelle ich lieber bei Studivz rein als bei Facebook – einfach, weil mir die Nationalität eine gewisse Sicherheit gibt, weil ich finde, dass man mein Bild nicht unbedingt „googlen“ können sollte und weil bei Facebook noch immer für viele Anwendungen die Weitergabe irgendwelcher Daten angefordert wird. Facebook bin ich im letzten Jahr beigetreten, hauptsächlich um internationale Kontakte aufrecht zu erhalten – dafür finde ich es auch super geeignet…für meinen „privaten“ Alltag bevorzuge ich aber dennoch das (vielleicht altmodische) Studivz, das nicht so viele unnötige Dinge bereithält wie Facebook und meiner Meinung nach auch nicht unbedingt zig Neuerungen braucht – denn erst die vertreiben Gewohnheitstiere wie mich 🙂

    1. Wenn man den Prognosen des letzten Herbstes glauben will, dann ist in ziemlich genau einer Woche Schluss mit StudiVZ, denn dann würde die gerade Linie, die man durch die Besucherstatistiken ziehen konnte, Null erreichen – siehe auch http://wannstirbtstudivz.com/

      So wird es freilich nicht kommen, aber ich gehe davon aus, dass Holtzbrinck noch vor Ende 2012 den Stecker ziehen wird. Die haben so viel Geld in diesem Projekt versenkt, und es ist kaum denkbar, dass es auch nur ansatzweise schwarze Zahlen schreibt.

      Die Gewohnheitseffekte sind natürlich ein wichtiger Punkt. Facebook hat es lange Zeit damit etwas übertrieben, aber das Tempo mittlerweile ordentlich eingebremst. Bei StudiVZ war ja nicht das Problem, dass sie besonders am Interface festgehalten haben. Sie haben einfach über lange Zeit gar nichts geändert, und das war dann doch etwas zu wenig.

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