Ich habe es seither nicht mehr erwähnt, aber die Suche nach einem neuen Parteichef für die schwedischen Sozialdemokraten, der am 25. März gewählt werden soll, ging den ganzen Winter weiter.
Das gleiche Spiel setzte sich fort: keiner der Gefragten hatte Lust, den Job zu machen. Pär Nuder, ehemaliger Finanzminister, wurde mehrfach gefragt, und sagte konstant nein. Zuletzt wurde auch Leif Pagrotsky gehandelt, ein relativ bekannter Politiker und ebenso ehemaliger Minister. Aber auch er sagte gestern endgültig und definitiv Nein. Schon länger geisterte eine Liste von vier Personen durch die Presse:
- Mikael Damberg, ehemaliger Jusochef und Reichstagsabgeordneter, der aber anscheinend im Jugendverband für allerlei Spannungen sorgte.
- Thomas Östros, Ex-Minister und Ökonom
- Sven-Erik Österberg, ein weiterer Ex-Minister, ebenso spezialisiert auf Wirtschaft
- Håkan Juholt, ehemaliger Journalist, derzeit Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender im Verteidigungsausschuss
Aus dieser bunten Resterampe wurde nun heute ausgerechnet Juholt auserkoren, den Job zu machen. „Juholt? Wer zum Teufel ist Juholt?“ dachte ich mir, als ich das las. Nicht dass ich ein besonderer Kenner der Politszene wäre, aber mich beschleicht das Gefühl, dass ich nicht der einzige bin, dem das so gehen dürfte. Juholt stand nicht einmal auf der doch recht langen Liste potenzieller Kandidaten, die letzten Herbst kolportiert wurde. Er hat keine hohen Ämter bekleidet, keine illustren Parteiposten gehabt. Er ist weder jung noch scheint er ein ausgeprägter Charismatiker zu sein:
Ein Blick in die Leserkommentare der Dagens Nyheter:
- Hasse schreibt: „Vollkommen unbekannte Person für mich. Ist das ein intelligenter Mann? Vielleicht sogar mit Universitätsexamen?“
- Jan Stavaeus: „Gab es keinen, der noch reaktionärer war? […] Juholt scheint erzkonservativ zu sein und hat nicht den Hauch einer Chance gegen die Modernisten Reinfeldt und Borg“
- Kalle: „Ist heute 1. April?“
- F.d. moderat (ehemaliger Moderater): „Das ist ein richtiger Kerl. […] Man fühlt sich schon sicher, wenn man ihn nur sieht.“
- Curre: „Kann ja wohl nicht wahr sein!“
- Lennart S.: „Es war wohl der Schnauzbart, der den Ausschlag gab.“
Kommentare sind natürlich nie repräsentativ, aber vielversprechend ist das trotzdem nicht. Er wirkt mir jedenfalls nicht wie ein Hoffnungsträger für eine Partei, die frischen Wind dringend brauchen könnte. Vielleicht ist eine dritte bürgerliche Regierungsperiode gerade wahrscheinlicher geworden.
Man soll den Mann aber nicht vorzeitig begraben. Ab 25. März darf er zeigen, was er kann.