Ein historischer Tag

Eine typische Semla: Schlagsahne, darunter versteckt Mandelfüllung, eingepackt in luftigen Teig (Bild: Frugan/CC-2.0)

Die Titanen der B-Feiertage haben sich heute versammelt.

Zunächst einmal ist Fettisdag (Fettdienstag) bzw. Semladag (Semmeltag). Gäbe es ihn nicht, würde man von Fasnacht hierzulande keine Notiz nehmen. Wie die Fasnacht (ursprünglich) auch bezieht sich der Fettisdag (ursprünglich) auf die ab morgen anstehende Fastenzeit. Während man dies anderswo mit tagelangem Alkoholkonsum und sinnfreier Musik begeht, ist man in Schweden ganz pragmatisch und schlägt sich noch einmal den Bauch voll, und zwar mit einer Semla. Wie man dem Bild oben und der Beschreibung entnehmen kann, handelt es sich um eine Fett- und Zuckerbombe ersten Ranges. Früher als noch tatsächlich gefastet wurde, gab es dieses Gebäck auch nur am Fettisdag. Heute fastet kaum noch einer, und im Gegenzug werden die Semlor Wochen vor- und nachher allerorten verkauft. Es handelt sich also um einen Beitrag zur Volksgesundheit. Schmecken tun sie trotzdem.

Für den semlafreien Rest der Welt war übrigens heute der internationale Pfannkuchentag, wie die Dagens Nyheter heute zu berichten wusste.

Außerdem ist heute der Weltfrauentag, der dank des 100jährigen Jubiläums auch in Deutschland etwas Aufmerksamkeit fand, wenn auch nicht mehr ganz so viel wie früher in einem Teil (siehe Video). In Schweden ist er eine relativ große Nummer. An der Bushaltestelle wurde von der Linkspartei kostenloses Frühstück für die Frauen ausgegeben. Ich fühle mich diskriminiert, denn ich muss wohl davon ausgehen, dass der nächste Montag anstehende Schnitzel-und-Blowjob-Tag mal wieder konsequent ignoriert werden wird.

Diese Konstellation ist übrigens extrem selten. Das Osterdatum muss hierzu auf den 24. April fallen, und das ist der zweitspäteste Termin, der möglich ist. Wir werden unseren Kindern berichten können, dass wir den großen Semla-Weltfrauen-Doppelwhopper-Waffeltag 2011 erlebt haben, auf einer Stufe mit dem Halleyschen Kometen und dem Sieg im Eurovision Song Contest. Die Nachwelt wird Sagen darüber schreiben.

Wann es das nächste Mal so einen Tag geben wird, steht natürlich schon fest. Wenn meine Berechnungen stimmen, wird dies erst wieder in den Jahren 2095 und 2163 eintreffen. Da wir bis dahin alle schon verblichen sind oder zumindest nicht mehr so agil: feiert noch schön.

3 Gedanken zu „Ein historischer Tag“

  1. Bei uns in Örebro gehen die Uhren ja irgendwie schneller und wir essen semlor schon zur Hindersmässan Ende Januar. Das ist insofern eine prima Sache, weil man dann zum ersten Mal seine guten Abnehmvorsätze von Silvester über Bord werfen kann ohne dass es einem groß krumm genommen wird.

  2. Wir werden unseren Kindern berichten können […] erlebt haben, […] und dem Sieg im Eurovision Song Contest.

    Lieber hansbaer, leider ist Dir da eventuell ein Fehler unterlaufen. Falls Du mit „Wir“ deine Leserschaft meinst, muss es „den beiden Siegen“ heissen. Nicht alle von uns sind erst vor kurzem aus dem Ei geschlüpft ;). Einige haben das hier noch life im Fernsehn erlebt.

    1. Da hast Du natürlich recht – es ging mir um annähernd singuläre Ereignisse, und das ist beim ESC aus deutscher Sicht ja fast gegeben 🙂 Den Wettbewerb gewinnen wir vermutlich so schnell nicht mehr.

      Die Konjunktion zum Semla-Weltfrauen-Doppelwhopper-Waffeltag ist nur dieses mal so nahe. Der letzte solche Tag war nämlich 1859, aber da gab es den Weltfrauentag noch nicht 🙂

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