68% aller Deutschen kennen die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS.
Ich weiß nicht, wieviele das schwedische Pendant Tobias Register kennen. Viele können es nicht sein, denn während die DKMS mittlerweile rund 2 Millionen Einträge hat, kommt das Tobiasregister auf bescheidene 40.000. Selbst wenn man die kleinere Bevölkerung in Betracht zieht, ist die DKMS ca. fünfmal so erfolgreich.
Ich stehe schon seit 1999 in der DKMS. Eine junge Frau aus meiner Heimatgegend war an Leukämie erkrankt, und wie bei der DKMS üblich startete die Aktionswelle: eine Schule öffnete einen Tag ihre Räume, damit dort Blutproben genommen werden konnten. Im Gegensatz zu der Darstellung in einer immer noch in der Welt da draußen herumschwirrenden Kettenbriefmail ist nämlich nicht die Blutgruppe entscheidend für die Eignung als Spender, sondern einige andere Merkmale des Bluts. Diese werden in der Datenbank registriert, so dass man diese Daten nur mit den Anforderungen des jeweiligen Leukämiekranken abgleichen muss.
Ich rief also meinen Abiturjahrgang auf, hinzugehen – und eine Menge gingen, ob nun des Aufrufs wegen, sei dahingestellt.
In den folgenden Jahren habe ich mich über die DKMS mehrfach geärgert. Man erhält unnötige Werbung, die auch noch mit dem Hinweis versehen war, dass diese Werbung nicht aus meinen Spenden finanziert worden sei, sondern aus Krankenkassenbeiträgen – na dankeschön. Ohne Frage ist die DKMS aber eine sinnvolle Sache, weswegen man über so etwas wohl hinwegsehen muss.
Dass man als registrierter Spendewilliger in die engere Auswahl für eine Spende kommt, ist nicht übermäßig wahrscheinlich. Nur rund 5% aller Registrierten werden innerhalb von 10 Jahren zur Spende gebeten.
Mir ist es nun schon zweimal passiert.
Vor zweieinhalb Jahren meldete sich die DKMS bei meinen Eltern, dass ich als Spender in Frage käme. Ich dachte, man würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um herauszufinden, ob ich geeignet bin. Zu meiner Überraschung nahm das Interesse aber schlagartig ab, als ich verkündete, mittlerweile in Schweden zu leben. Man meinte, da könne man mich ja streichen.
Es kam etwas anders. Man übersandte mir meinen Datenbankauszug per Brief mit der Bitte, es an das Tobias Register weiterzureichen. So gelangte ich also in diese Datenbank. Die Anfrage der DKMS schien sich aber erledigt zu haben. Ich hoffe, sie haben jemanden gefunden.
Gestern meldete sich das Tobias Register erneut bei mir. Ich komme wieder als Spender in Frage und solle mich baldmöglichst melden. Beigelegt war ein Fragebogen, bei dem man sich nach jeder Frage etwas kränker fühlt.
Ob ich schon einmal Rückenprobleme hatte; mit wem ich Sex oder auch nicht; ob ich schonmal in England war und wann…. Genügend Fragen sind darunter, die auch bei der Blutspende in Schweden gestellt werden, weswegen ich hier nicht spende.
Aber hier mache ich natürlich gerne eine Ausnahme, denn im Falle, dass ich ein passender Spender bin, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Datenbank noch einen weiteren geeigneten Kandidaten enthält.
Die Dame am Telefon freute sich sehr über meine Spendenbereitschaft. Donnerstag geht es zur Blutabnahme.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Sehr interessant. Sobald es irgendwie zur Kommunikation D S kommen soll, schließen sich oft schlagartig die Türen. Wieso?
Sind die Fragen bei der Blutspende in Schweden nicht so gut wie identisch mit denen in Deutschland? Verstehe nicht ganz warum du nicht in Schweden spendest, wenn du – wie es im Beitrag anklang – in Deutschland Blutspender warst.
Nehme deinen Beitrag aber auf jedem Fall zum Anlass mich bei den Knochenmarkspendendateien anzumelden.
In Deutschland werden meines Wissens weit weniger persönliche Fragen gestellt. Auf meinem Fragebogen in Deutschland fehlte sogar die Frage nach homosexuellen Kontakten, wenn ich mich recht erinnere. In Schweden hingegen wird man weit umfänglicher über seine Sexualpartner ausgefragt. Das halte ich für unsinnig und übertrieben.
Allerdings war meine Blutspende in Deutschland die erste seit rund 10 Jahren. Da muss man sich auch selbst hinterfragen, ob man nicht irgendwelche anderen Gründe vorschiebt, um sich einzureden, dass man nicht spenden kann. Seit der Spende denke ich jedenfalls auch darüber nach, hier in Schweden zu spenden. Das ist aber jetzt ohnehin erstmal ausgesetzt, da ich nicht spenden soll, bis klar ist, ob ich nun Knochenmark spenden kann oder nicht.
Sich in die DKMS einzutragen ist auf alle Fälle sinnvoll. Vielleicht wird man ja wirklich mal gebraucht, und die Unannehmlichkeiten sind klein in Anbetracht des potenziellen Nutzens.
Dass die Schweden sogar über das Sexualleben seiner Einwohner eine detaillierte Statistik führen, habe ich bereits gelernt, als ich die ersten Berührungspunkte mit der Kultur hatte. Das habe ich einfach mal so hingenommen. Mag für Deutsche wegen dem Datenschutzhype ganz anders aussehen, aber für Schweden ist das anscheinend nicht weiter schlimm.
Hallo,
für Deutschland gelten aber beim Blutspenden ganz ähnliche (gleiche?) Bedingungen, das kannst du zum Beispiel hier nachlesen: http://www.uniklinik-freiburg.de/blutspende/live/spenderinformationen/fragenantworten.pdf Auch hier gibt es Fragen nach den Sexualkontakten und -praktiken und nach den Sexualkontakten der Sexualkontakte … (Und das in wunderschöner Zusammenstellung: Sind sie homosexuell, sind Sie Prostitutierte/r, waren Sie im Gefängnis?)
Was die DKMS angeht: Ich bin da auch schon seit ein paar Jahren registriert, habe aber noch nie ungefragt Werbung von denen bekommen – außer einem Newsletter, aber der dürfte ja nicht allzu viel kosten. Einmal sollte ich noch für eine Feintypisierung Blut abnehmen lassen; da kam dann aber nichts mehr nach … Eigentlich erstaunt es mich aber schon, dass es keine europäische Zusammenarbeit der Dienste zu geben scheint – das erhöht ja die Wahrscheinlichkeit, zu irgendwem zu passen, nun wirklich nicht.
Berta.
Hallo Berta,
ich war erst kürzlich in Deutschland in Baden-Württemberg beim Roten Kreuz spenden. Ich habe nicht übermäßig darauf geachtet, aber in dem kurzen Fragekatalog kamen nur sehr allgemeine Fragen. Das kommt wohl auch auf die Organisation an, wo man spendet. In Schweden ist das ja wie so vieles zentral geregelt, in Deutschland jedoch bunt verteilt.
Es gibt schon eine internationalle Zusammenarbeit. Wenn man national niemanden findet, werden dann schon die anderen Datenbanken weltweit abgefragt. Ich hatte nur gedacht, dass ich als potenzieller Kandidat so wichtig bin, dass die die Blutentnahme auf andere Art organisieren. Anscheinend ist das aber nicht der Fall.
Grüße
Fabian