Als ich vor knapp einem halben Jahr darauf hinwies, dass das Twitter-Konto @Sweden im wöchentlichen Wechsel von normalen Schweden mit Kurznachrichten beliefert wird, hätte ich angenommen, dass es schnell versandet.
Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Derzeit hat der von mir sehr geschätzte amerikanische Komiker Stephen Colbert eine für ihn typische Aktion gestartet. Nachdem ein Laufband auf der Internationalen Raumstation nach ihm benannt wurde und fast eine ungarische Brücke, will er nun der erste Nicht-Schwede werden, der eine Woche lang für @Sweden twittern darf. Er wirbt auf der Homepage seiner Sendung damit, man solle an curatorapplication@visitsweden.com schreiben und erklären, wieso er denn unbedingt den Account haben müsse. Alternativ soll man den Hashtag #artificialSwedener twittern, und der Resonanz dort nach zu urteilen läuft das bestimmt nicht so schlecht.
Aber auch @Sweden selbst läuft sehr passabel – die New York Times brachte kürzlich ein großes Stück über die ersten Monate mit dem Account.
Natürlich ist das Ganze eine PR-Aktion, aber man muss den Machern schon lassen, dass sie den ausgewählten Schweden große Freiheiten lassen. Die Grenzen hat ohne Frage Sonja Abrahamsson ausgelotet, die mit etwas abwegigem Humor wie diesem Tweet
Before WW2 Hitler was one of the most beautiful names in the whole wide world. I know. Its as chocking as dolphin rapists.
Schweden auf ganz eigene Art vertritt. Man verfährt offenbar nach dem alten Prinzip „Any publicity is good publicity“.
Das kann man unkorrekt finden, albern oder auch amüsant. Eines kann man aber nicht: den Machern vorwerfen, sie würden sich mit Elch-und-Blondinen-Klischees und kreuzbraven Werbebotschaften anbiedern. Man scheut sich nicht, echte Schweden zu präsentieren. Und in Kürze vielleicht sogar unechte wie Stephen Colbert.
Finde ich irgendwie gut.