John Cleese in Stockholm – ein amüsanter Abend des Geldes wegen

Es ist ein bisschen so, wie wenn Paul McCartney ein neues Album veröffentlicht: er braucht nicht so zu tun, als sei es sein bestes. Er weiß, dass es das nicht ist und er hat die Größe, zu wissen, dass das auch gut so ist.

Wenn also John Cleese mit seinen 71 Jahren noch einmal die Bühne besteigt, dann braucht man nicht zu erwarten, dass der Flying Circus hier fortgeführt wird. Seine Motivation für die ganze Sache ist banal: seine Ex-Frau hat bei der Scheidung ganz unbescheiden Alimente von 20 Millionen Dollar (!) herausgeschlagen, und irgendwoher muss das Geld ja kommen. Mir ist zwar schleierhaft, welche nachvollziehbare Begründung es für diese irrwitzige Summe geben könnte, aber ein gute Sache hat es: es brachte einen der größten Komiker des 20. Jahrhunderts nach Stockholm.

Ich kann nicht behaupten, das Publikum hätte sich weggeschmissen vor Lachen. Darum geht es auch nicht, denn was Cleese präsentierte, war ein humorvoller Rückblick auf seine Karriere, beginnend mit seinem Elternhaus bis zu einem „Fisch namens Wanda“. Das war streckenweise amüsant und vor allem immer kurzweilig.

Wenn er in seinen Ausführungen abfällig über seine Frau spricht – was er auch nur anfangs tat – dann hat er natürlich keine ausgewogene Sicht darauf. Aber eine Frau, die 20 Mio. Dollar kassiert, muss diesen Spott ertragen. Wenn er über Marketing und BBC-Verantwortliche spricht, dann kann ich ihm in jedem Falle nur beipflichten: der Mut, eine unausgegorene Idee wie den Flying Circus ohne Konzept gleich mit 13 Folgen ins Programm zu nehmen, wäre heute nur noch selten zu finden.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass nicht nur 71 Jahre Lebenserfahrung sondern auch ein klarer Verstand hier Einsichten ergeben, zu denen ein Mario Barth nie fähig sein wird. Vielleicht ist es ganz gut, dass die Halle nicht einmal halb voll war. Diese Show war eher etwas für den interessierten Fan als für den unbedarften Zuschauer, der einen Gag nach dem anderen erwartet.

Als ich in der Zeitung davon las, dass Cleese in der Stadt ist und drei Abende auftreten wird, war ich fast panisch, weil ich befürchtete, keine Tickets mehr zu kriegen. Vermutlich hat der Artikel einige Zuschauer angelockt, aber die Gefahr des Ausverkaufs bestand wohl zu keiner Zeit. Als wir ankamen, hieß es, unsere Plätze – die billigsten mit eingeschränkter Sicht – wären geschlossen und wir sollten stattdessen in eine der Logen direkt an der Bühne sitzen. Wir bekamen also einen erstklassigen Blick.

Der Rest ist Geschichte – im wahrsten Sinne des Wortes. Cleese sprach viel über seine Eltern und Graham Chapman, der Ende der 1980er Jahr an Krebs verstarb. Seine frühe Karriere fand viel Beachtung sowie die Serie Fawlty Towers. Dafür verwandte er wenig Zeit auf den Flying Circus – was man natürlich als Fan der Serie etwas schade findet. Auch die späteren Jahre mit Ausnahme der berühmten Black-Knight-Szene aus Monty Python and the Holy Grail (im Deutschen bekannt unter dem albernen Namen „Die Ritter der Kokosnuss“) kamen nicht vor. Aber vielleicht ist es auch sein Wunsch, eben nicht nur immer der Cleese von Monty Python zu sein, sondern auch Beachtung für anderes findet. Alles, was nach „Ein Fisch namens Wanda“ kam, handelte er in einem 3-minütigen Videoclip ab. Das noch ähnlich breit zu besprechen hätte auch noch sehr lange gedauert.

Versprochen war ein „galen helafton med John Clesse“ („verrückter ganzer Abend mit John Cleese“). Letzten Endes waren es rund 90 Minuten, die sich gelohnt haben. Nicht weil der Abend wirklich verrückt gewesen wäre, sondern eher, weil man mit einem der ganz Großen seiner Zunft noch einmal auf das zurückblicken durfte, was schon vor 15 Jahren ein Kulturgut war.

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