Thomas hat in seinem Blog derzeit eine Menge interessanter Einträge, darunter einen zur Weitergabe der Zinssenkung an die Bankkunden in Schweden.
Ich frage mich bei den ganzen Zinssenkungen immer, ob das denn nicht irgendwann auf die Inflation durchschlägt, wenn man den Markt mit Geld regelrecht flutet. Momentan sind auch alle einhellig der Meinung, dass das nicht wirklich das Problem ist. Da ist natürlich was dran.
Aus schwedischer Sicht ist die Inflation aber ein interessanter Punkt, denn die Krone hat im letzten halben Jahr so massiv an Wert verloren, dass sich das irgendwann bei den Preisen von Importgütern zeigen müsste. Die Frage ist, wie wichtig die Preisstabilität für die Schweden überhaupt ist.
Die Deutschen sind ja generell Preisfetischisten, was schon den unglaublichen Erfolg von Discountern wie Aldi und Lidl zeigt. Auch habe ich schon hitzige Diskussionen mit Leuten geführt, die meinen, der Euro sei ein Teuro, was nachweislich das größte Märchen des 21. Jahrhunderts ist. Insofern sind die Deutschen wohl auch recht inflationsempfindlich.
Was ich mich gefragt habe, ist, ob das auch auf die Schweden zutrifft, bzw. wieviel Inflation in der Vergangenheit erduldet werden musste. Dazu habe ich die obige Grafik erstellt.
Die deutschen Daten stammen vom Statistischen Bundesamt. Bis einschließlich 1991 habe ich die Daten aus der Entwicklung des Verbraucherpreisindex für Leute mit mittlerem Einkommen in Westdeutschland genommen. Ab 1992 dann habe ich die Daten aus dem Gesamtverbraucherpreisindex. Bei Schweden war die Sache etwas einfacher. Dazu konnte ich die Statistik des Statistiska Centralbyrån nehmen.
Wenn man sich das anschaut, kann man klar sagen: hätten die Deutschen in der Nachkriegszeit jemals eine solche Inflationsrate erlebt wie die Schweden in den 1970er und 1980er Jahren, würden sie heute noch jammern. Die Grafik zeigt auch sehr schön, dass die Inflation in den letzten 7 Jahren in beiden Ländern ähnlich niedrig war. Lediglich in den Jahren 2004 bis 2005 war die schwedische Inflation noch niedriger, wobei sich die Werte schon am Rande der Deflation bewegten.
Der Verbrauchspreisindex ist aber kein sicherer Wert. Die eingekauften Güter haben sich iirc. über die Jahre verändert.
Leider habe ich keine so schöne Statistik gefunden wie bei den schwedischen Daten. Allerdings halte ich den Index schon für einen guten Richtwert, da diese Kennziffer über 50 Jahre fortwährend erhoben wurde und die Preisentwicklung für einen Durchschnittsmenschen repräsentiert. Daher ist davon auszugehen, dass die Statistiker eine Vergleichbarkeit über die Jahre gewährleistet haben. Ich habe auch immer nur zwei aufeinander folgende Jahre verglichen, so dass sich die Erhebungskriterien schon massiv verändert haben müssten, um die Daten signifikant zu verfälschen. Im Übrigen kann keine ernstzunehmende Inflationserhebung das Konsumverhalten vernachlässigen. Würde man 1990 noch den gleichen Warenkorb ansetzen wie 1948, dann würde man Autos, Kühlschränke, Computer, Fernseher und Telefongesprächskosten entweder gar nicht aufnehmen oder nur in viel zu geringem Maße.
An den Ladenpreisen einzelner Importwaren (Lebensmittel, technische Güter) lässt sich der Wertverlust der schwedischen Krone deutlich ablesen. Preissteigerungen um 20% gegenüber dem Herbst sind erkennbar. Sollte die Krone nicht kurz- bis mittelfristig zu ihrer letzten Stärke zurückfinden, wird Schweden ein Problem haben.
In Diskussionen über die gegenwärtige Wirtschaftskrise haben meine Gesprächspartner die Schwäche der Krone als wirtschaftlichen Vorteil aufgrund der Verbilligung der Exporte herausgestellt. Die Industrie verlässt das Land, Volvo, Scania und Saab erleben heftigste Verkaufsrückgänge. Bleibt nur noch Papier als Exportartikel und der Absolut-Vodka.
Dagegen werden sich eben die Importe verteuern. Nachdem mein Arbeitgeber dafür geflaggt hat, daß die Firmenleitung 2009 keine Gehaltserhöhung kommt, macht das gerücht die Runde, daß die Mitarbeiter ebenfalls eine Nullrunde erleben werden.
Für den normalen Schweden wird es in diesem Jahr eng werden. Und so schnellt ändert sich die Lage nicht.
Das Argument, eine Schwächung der Währung würde dem Export helfen, verleitet zu falschen Schlüssen. Mit diesem Instrument haben Italien, Griechenland und Frankreich jahrzehntelang Währungspolitik gemacht. Gebracht hat es nichts, denn der Schwächung der Währung folgt mit etwas Verzögerung eine Verteuerung der Rohstoffe, die eben nicht alle auf dem heimischen Markt zu produzieren sind. Das wiederum hebt die Produktionskosten an. Letztendlich schnellt die Inflation nach oben und der Effekt der Währungsschwächung verpufft. Zurück bleiben entwertete Sparguthaben.
So habe ich in meinen Gesprächen dann auch argumentiert.