Wohnungsmisere in Stockholm

Jeder weiß davon, aber kaum einer sagt es jemals öffentlich: die Verhältnisse auf den Mietmärkten schwedischer Großstädte sind grotesk verzerrt.

Was ich im Auswandererguide aus etwas Marktbeobachtung und etwas Logik beschrieben habe, wurde heute morgen einmal mit festen Zahlen belegt.

Zur Erinnerung: die Mietpreise in Schweden sind gesetzlich eng begrenzt, weswegen es kaum interessant ist, zu vermieten. Das begrenzt das Mietangebot. Man vergibt Wohnungen nach einem Wartezeitsysten. Weil aber keiner seine ergatterte Wohnung mehr hergeben will, gelangt nur ein Teil der Wohnungen wieder in den Kreislauf, was die Wartezeiten stark erhöht. Stattdessen werden die Wohnungen schwarz untervermietet – zu entsprechenden Preisen versteht sich.

Nun war heute morgen in der DN zu lesen, dass zwei große Stockholmer Wohnungsvermietungen überprüft haben, wieviele Wohnungen illegal vermietet sind.

Das Ergebnis ist erschreckend. Bei Stockholmshem war jede zweite (!) Wohnung nicht vertragskonform belegt, sprich schwarz untervermietet. Bei Familjebostäder ist es ähnlich: rund 40% der Wohnungen sind nicht legal vermietet.

Die offensichtlichste Frage stellt sich dabei anscheinend keiner: welchen Sinn hat ein System der Mietpreisregulierung, in dem fast die Hälfte der Wohnungen nicht regelkonform, sprich illegal und zu Marktpreisen, vermietet werden?

Dass dies kein Stück besser ist als die Einführung marktbasierter Mieten scheint keiner verstanden zu haben, wie man an den Kommentaren zu dem Zeitungsartikel sieht. Und es betrifft nicht nur Stockholm, sondern auch Malmö. Göteborg hingegen scheint das Problem nur in kleinem Umfang zu haben.

Nicht einmal die konservativen Parteien scheinen diese heilige Kuh schlachten zu wollen – ein Trauerspiel, wie ich finde. Die Hyresreglering sollte abgeschafft werden.

7 Gedanken zu „Wohnungsmisere in Stockholm“

  1. Alla partier verkar gilla hyresregleringen eller vågar i alla fall inte att säga något emot den. Därför kommer det inte ändras inom en överskådlig tidsram.

    Jag vill inte säga att marknadshyror är rättvisare. Men nuvarande systemet är minst lika dåligt. Om det fanns marknadshyror vore det intressant att bygga hyreshus eftersom det kan löna sig.

    Dessutom är hela situationen en stor skattefusk – jag tror inte att de som hyr ut lägenheter i andra hand betala någon skatt för deras vinster.

  2. Ich verstehe nicht so ganz, wieso man an diesem System festhält. Gerade für Menschen die gerne dorthin ziehen wollen ist es kaum möglich sich „legal“ einen Wohnplatz zu beschaffen, da man kein bostadsrätt erwerben kann so lange man nicht in Schweden gemeldet ist.

    Ich würde es begrüßen, wenn man Mietwohnungen anbieten würde, wie es anderswo auch üblich ist.

  3. Ist vielleicht Teil der alten Inselmentalität. Sowas ändert sich nur ganz langsam. Scheint mir eine Art Ideologie zu sein, die man versucht so lange aufrecht zu erhalten, bis sie zusammenfällt.
    Das Ziel, bis in Jahr 2030 auf 2 Mio. Einwohner – ohne Umland – zu kommen und dafür die Stadt großzügig auszubauen, ist jedenfalls sportlich. Und wenn es einen üblichen Mietwohnungsmarkt geben würde, ja, vielleicht würde die Einwohnerzahl wohl noch drastischer steigen.
    Als eine Art Filterinstrument kann man diese Warteschlange auch sehen. So kann man den massenweisen Zuzug zumindest etwas abbremsen.

    Ich würde gerne auch mal wieder nach Stockholm zurück, zum Arbeiten, aber ohne eine gescheite, legal bezogene Wohnung, vorzugsweise im Innenstadtbereich, lasse ich mich auf das Abenteuer nicht ein.

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