Gefährlicher Straßenverkehr

Heute morgen, auf dem Fahrradweg zur Uni plötzlich ein seltsamer Menschenauflauf. Links liegt ein Mann mit blutigem Mund auf der Seite, rechts ein weiterer Mann auf dem Rücken. Der blutende Mann atmet schwer. Zwischen den beiden liegen Plastiksplitter eines Motorollers, der links steht. Rechts liegt ein Fahrrad in der Hecke. Offenkundig war es kurz vorher zu einer Kollision zwischen den beiden gekommen. Ich hielt einen Moment inne, kam aber dann zum Schluss, dass ausreichend Hilfe vor Ort ist und ich nicht wirklich etwas tun kann. Es schien sich auch trotz der Szenerie um nichts lebensbedrohliches zu handeln.

So etwas macht einen doch einigermaßen perplex. Ich neige dazu, dem Rollerfahrer die Schuld zu geben, denn gerade Moped- und Rollerfahrer benutzen die Fahrradspuren, obwohl sie es nicht dürfen. Dennoch kann es sein, dass der Fahrradfahrer so unglücklich um die Kurve kam, dass eine Kollision mit einem anderen Fahrrad ähnlich verlaufen wäre.

Es gab mehrere denkwürdige Ereignisse in den letzten Tagen, vor allem, als ich am Samstag wieder als Busfahrer arbeitete. Bei einer Doppelabbiegerspur hatte mich schon einer so gekreuzt, dass es fast geknallt hätte. In der Nacht fuhr ich dann einen Bus in die Garage. Mitten auf der Autobahn – nicht einmal am Rand, sondern zwischen zwei der mittleren Spuren – stand plötzlich ein schwarz gekleideter Mann und versuchte mit dem Daumen Autos anzuhalten. Nachdem der Computer im Bus nicht so recht wollte, rief ich die Polizei per Handy an, aber die wussten da schon bescheid. Auf dem Heimweg kam mir dann ein Polizeiauto mit Blaulicht entgegen. Im Polizeibericht des Tages fand sich jedoch nichts darüber.

Das Ganze sollte einem immer wieder eine Mahnung zur Vorsicht sein.

Eine Woche in Stockholm: intime Einblicke

Es ist ein idyllischer Morgen in meiner neuen Behausung. Der Baggerfahrer nebenan fährt fröhlich winkend vorbei und verspricht, heute auch ganz leise zu baggern. Ein Elch galoppiert herum und schaut so dämlich, wie Elche es zu tun pflegen. Die Vögel zwitschern, und eine süße Eisenbahn tuckert fröhlich Richtung Stockholm-Östra.

Aus meinen journalistischen Ambitionen heraus musste ich davon natürlich gleich eine kleine Dokumentation anfertigen:
Zum Anhören: idyllisch morgendliche Geräuschkulisse (OGG, 259 KB)
Zum Anhören: nochmal idyllisch morgendliche Geräuschkulisse (OGG,146 KB)
Zum Anschauen: die Eisenbahn fährt vorbei (AVI, 414 KB)

So schön hat man es wirklich selten. Das überragende Schauspiel der Vorbeifahrt des Nahverkehrszuges werde ich ab sofort laut Fahrplan tagsüber 12mal in der Stunde genießen dürfen. Der Verkauf von Karten als einträgliches Nebeneinkommen bietet sich geradezu an. Mir schwebt eine Loge auf dem Dach des Containers vor. Auch eine Peepshow für die Fahrgäste wäre denkbar. allerdings wird dies am Verbot von Prostitution in Schweden – ja, sowas versucht man ernsthaft hier – scheitern.

Mit geschlossenem Fenster lässt es sich aber ganz gut aushalten, und die Bauarbeiten werden auch irgendwann abgeschlossen sein.

Mit Jogging habe ich die Gegend auch schon etwas erkundet. Nachdem ich mich beim ersten Mal prompt verirrte und dann doch ganz froh war, zurückgefunden zu haben. Seither habe ich mich etwas besser vorbereitet und entdeckt, dass Norra Djurgården, der weniger bekannte nördliche Teil der königlichen Tiergärten in Stockholm, in Reichweite liegt. So kann ich an Tiergehegen vorbeijoggen und, wenn ich meine Strecke mal etwas erweitern will, auch bis zum Meer kommen. Es klingt nach einem prächtigen Trainingsherbst und -winter.

Stockholm ist ohnehin eine sehr schöne Stadt, wie ein Blick Richtung Innenstadt zweifellos bestätigt.

Preview Stockholm

Hübsch, oder?
Das Bild entstand gestern, als ich am Djurgården Day teilnehmen wollte. Dieser Teil der Stadt enthält eine Reihe Museen und den Tierpark Skansen. Wir trafen uns im Park gegenüber dem Nordiska Museet. Auf der Wiese hatten sich rund 60 Studenten versammelt, die sich offenbar nicht daran störten, dass die Hasen alles vollgeschissen hatten und man keinen Meter laufen konnte, ohne in Tierexkremente zu treten. Unter den Anwesenden kannte ich dann auch so gut wie keinen – mit Ausnahme eines netten Italieners und einer Norddeutschen, die meinen Dialekt offenbar mit einer gewissen Abschätzigkeit betrachtete. Letzteres schätze ich gar nicht und trägt auch nicht zur Sympathiebildung bei. So schloss ich mich dem Italiener an. Vor dem Eingang von Skansen fing es an, zu regnen, und ich stellte fest, dass ich meinen Presseausweis, der meist ordentliche Rabatte beschert, nicht dabei hatte. Grund genug, das Unternehmen abzubrechen, und mir stattdessen etwas das Nordiska Museet, ein kostenloses Museum anzuschauen. Eigentlich sollte eine Art Christopher Street Day sein, zu dem Bianca, eine Studentin aus Heidelberg, und einige andere hinwollten. Nach Rücksprache mit ihr stellte sich aber heraus, dass man sich etwas im Datum vertan hatte – die Parade war schon tags zuvor gewesen.

Weitere Beobachtungen der Woche:

  • Die Schweden gehören zu den korrektesten Autofahrern dieses Planeten. Scheinbar grundlos in bewaldeten Streckenstücken aufgestellte Tempo 30-Schilder befolgen sie brav. Auch das mehr als nur vorsichtige Tempo 110 auf Autobahnen hierzulande wird maximal um 10 km/h überschitten. Kontrollieren muss man dies wohl nicht, denn auf der ganzen Strecke nach Stockholm sowie hier in der Stadt habe ich keinen Blitzer gesehen.
  • Das Knäckebrotregal in meinem Supermarkt hat exorbitante Ausmaße. Die ganze Wasa-Produktpalette ist mannshoch gestapelt. Ich werde dies in Kürze auch fotografisch dokumentieren.
  • Das Käseregal ist nicht minder beeindruckend
  • Auch die Milchtheke kann sich sehen lassen

Zitate, die man sich merken sollte:

Motstand är meninglös!

(Widerstand ist zwecklos, aus dem schwedischen Untertitel zu The hitchhiker’s guide to the galaxy)

Zum Abschluss ein kleiner Linktipp: planka.nu; eine Art Schwarzfahrversicherung. Man zahlt 100 Kronen (ca. 10,75 €) im Monat. Wenn man beim Schwarzfahren erwischt wird, zahlt die Versicherung die Strafe. Für Dauerschwarzfahrer offenbar eine lohnende Angelegenheit.

Ach ja: alle, die sich das hier durchlesen, sind natürlich dazu aufgerufen, ihren Senf dazu abzugeben. Arne und Chris gehen schon einmal mit gutem Beispiel voran.