Ich wusste: irgendwann komme ich nochmal ganz groß raus. Nachdem ich hier ganz bescheiden seit Jahren eine Mediengroßmacht betreibe – Münte würde sagen „Ich kann Medienmogul“ – beschloss ich im Februar, es auch einmal auf schwedisch zu versuchen. Bisher sind nur ein paar Artikel herausgekommen, aber ich war positiv überrascht, dass sogleich vier Kommentare zu einem Artikel hereinkamen, in dem es um die fragwürdige Preispolitik des schwedischen Kabelanbieters Com Hem ging (hier die deutsche Version).
Natürlich ist es nichts besonderes, dass schwedische Themen auf schwedisch mehr Anklang finden als auf deutsch. Trotzdem.
Dass daraus aber eine so große Geschichte werden würde, konnte ich nun wirklich nicht erahnen. Das Foto oben stammt von der Startseite der größten schwedischen Tageszeitung Aftonbladet heute abend. Es zeigt mich sehr sauer vor meinem Fernseher und meiner Fernsehdecodierkarte in der Hand.
Der Text darunter lautet:
So wirst du von deiner Fernsehgesellschaft hinter’s Licht geführt.
Fabian Seitz bezahlt hunderte Kronen versteckter Kartengebühren „Erst wenn die Rechnung kommt, sieht man, was das eigentlich kostet.“
Es kann sein, dass ich sogar etwas in der Art gesagt habe. Darum ging es zwar nicht hauptsächlich in meinem Blogeintrag, aber gefunden hat mich der Redakteur darüber. Hintergrund und Anlass ist, dass die schwedische Verbraucherschutzbehörde Konsumentverket eine Untersuchung gemacht hat und die verschiedenen Fernsehanbieter rügt. Praktisch alle nehmen nämlich eine als „Kartengebühr“ oder „Verschlüsselungsgebühr“ bezeichnete Abgabe. Diese ist dem Namen nach dazu da, die Verschlüsselung des Signals zu bewerkstelligen. In der Realität ist es aber nur eine Methode, den Monatspreis zu erhöhen, ohne dies in der Werbung sagen zu müssen. Eine unehrliche Methode, mit der man die Kunden letzten Endes für blöd verkauft und die Preistransparenz untergräbt.
Das wäre es gewesen – ein Aufreger, aber eben ein einmaliger. Bis Dienstagabend, als der Redakteur John Granlund von Aftonbladet mich anrief und mich interviewte. Ich sagte ihm viel, aber wie bei einer Boulevardzeitung üblich kamen natürlich nur wenige Punkte stark verknappt herüber. Als er ein Foto von mir machen wollte, zögerte ich ein bisschen, sagte aber letzten Endes doch zu. Ohne Foto wäre es nichts geworden, und da eine mediale Vernichtung meiner Wenigkeit bei so einem Thema nicht zu erwarten war, ging das in Ordnung.
Abends war also der Fotograf Robin da – recht jung und engagiert. Er schoss zig Fotos, und ich war gespannt, was aus der Aktion werden würde.
Doch gestern war in der Zeitung viel, aber nichts über die Kartengebühr. Heute auch nicht, so dass ich John Granlund angerufen habe, ob die Geschichte denn gekickt worden sei. Zunächst vermutete ich, dass ein von Konsumentverket gegenüber Aftonbladet ausgesprochenes Verbot, Werbung für unseriöse Gewichtsreduzierungsmethoden einer bestimmten Firma abzudrucken, für die Versenkung des Themas mitverantwortlich sein könnte.
Aber es war auch eine Menge los. Immerhin ist heute ein Minister zurückgetreten – Thomas erklärt die Hintergründe. Also flog die Geschichte aus der Papierausgabe raus und landete heute abend auf der Startseite von Aftonbladet.
Das Foto ist natürlich der Knaller. Nicht nur sehe ich (wie angewiesen) ziemlich sauer aus. Man könnte auch meinen, ich hätte einen Fernseher in einem dunklen Keller, und wäre so sauer, weil das Gerät der einzige Lichtspender ist. Großartig!
Die Kommentarreaktionen über Facebook sind mit großer Mehrheit auf der Linie des Artikels – etwas, das den ganzen Fernsehanbietern zu denken geben sollte. Ich bin gespannt, wie sich die Reaktionen weiterentwickeln werden oder ob die Sache in der Versenkung verschwinden wird.
Morgen kaufe ich sicherheitshalber auch die Papierausgabe nochmals.