Es ist zu einer Tradition geworden: jedes Jahr Ende Oktober geht es pünktlich zur Zeitumstellung nach Åland, um den wahrscheinlich langweiligsten Halbmarathon Skandinaviens zu bestreiten.
Was es mit diesen Inseln auf sich hat und warum der Lauf im Grunde so uninteressant ist, gibt es schon in meinen Berichten aus den Jahren 2007, 2008 und 2009 zu lesen.
Weltgeschichtliche Kuriosität, Exotik und (relativ) billiges Bier – da habe ich auch dieses Jahr nicht nein gesagt, wie auch meine Mitstreiter. Es waren dieses Jahr drei, wobei einer wie ich den Halbmarathon lief, einer den „Fun Run“ über 10 km, und einer als Unterstützer dabei war.
Also kehrten wir bei Akilles Taverna ein, dem mit Abstand besten griechischen Restaurant von ganz Grisslehamn. Nach 2 Stunden Fährfahrt, 40 km Autofahrt, dem obligatorischen Pastadinner ruhten wir im Hotell Adlon – wie der Name schon sagt, eine vorzügliche Adresse mit angeschlossener Pizzeria und Sportsbar.
Den Versuch, einen Vorsprung auf meine Wunschzeit herauszulaufen, um dann nachher davon zehren zu können, habe ich in den letzten Jahren mehrfach vergeblich unternommen. Am Schluss macht ein Krampf schnell mal jede Zeitplanung zunichte. Stattdessen habe ich beschlossen, etwas unter dem Limit zu laufen, um länger durchzuhalten.
Bis Kilometer 18 ging das auch ganz gut. Dann wurden die Beine sehr schwer und ich ging ein Stück. Als ich wieder laufen wollte, tat das Sprunggelenk mächtig weh, so dass ich nur noch kurze Abschnitte schaffte. Am Krampf bin ich zwar mehrfach vorbeigeschrammt, aber ich musste nie stehenbleiben. Immerhin.
Die Zeit war dennoch nicht berauschend: fast 2:30 Stunden und damit mein zweitschlechtester Halbmarathon überhaupt.
Dennoch bin ich nicht niedergeschlagen. Das Sprunggelenk wollte mir nämlich sagen, dass ich zuviel wiege, und damit hat es verdammt recht. Bei meiner aktuellen Fitness und Körperfülle kann ich froh sein, überhaupt durchgehalten zu haben. Ich hoffe nur, dass ich den Winter so trainierend überstehe, dass ich vielleicht doch noch einen Marathon im kommenden Jahr machen kann.
Mein Halbmarathonmitstreiter musste schon früh abbrechen, weswegen ich groteskerweise mit meiner Leistung unsere Fahne hochgehalten habe. Der 10-km-Lauf ging aber gut.
Nach einer umfänglichen Åland-Rundfahrt – mittlerweile habe ich sämtliche 4 Nationalstraßen durch – ging es mit der Fähre zurück. Auf der waren allem Anschein nach nicht viele Läufer, was auch die Verhältnisse beim Åland-Marathon widerspiegelt: zwar behauptet die Homepage steif und fest
Evenemanget har vuxit rejält de senaste åren.
also
Die Veranstaltung ist in den letzten Jahren unheimlich gewachsen.
Worin dieses Wachstum aber bestehen soll, ist fraglich. In den letzten 5 Jahren war die Veranstaltung mindestens genauso groß, wenn nicht sogar größer: jeweils 200 Läufer bei Marathon und Halbmarathon, zuzüglich ca. 40 Läufer beim Fun Run.
Andreas vom Läuferblog „Spring, för faaan!“ begeisterte es jedenfalls so sehr, dass er in Anlehnung an Kennedy schreibt: „Ich bin ein Mariehamner“. Das Gefühl habe ich mittlerweile auch, denn nach 4 Teilnahmen bei dem Lauf kenne ich die Innenstadt Mariehamns hinreichend, und es beschleicht mich leider die Ahnung, dass es auf der Hauptinsel Ålands nicht viel mehr zu sehen gibt – zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Nächstes Jahr wird es wohl eine Kirchentour werden, um Fotos der schönen Åländer Kirchen zu schießen.
Ein paar Fotos hat Andreas auch online gestellt.
Apropos Fotos: Danke an die Unterstützer für Bilder und Streckenrandmotivation!