Die Geschichte von den subantarktischen Schwaben und den Medien, denen man nicht alles glauben sollte

Ich liebe Inseln, weil ich geographische und weltgeschichtliche Kuriositäten liebe. Eilande sind offenbar prädestiniert dafür. Dass z.B. in der Karibik die einzige Grenze zwischen Frankreich und den Niederlanden zu finden ist, finde ich höchst interessant.

Wärme und Exotik sind jedoch nicht verpflichtend. Eher mag ich den rauen Charme. Daher habe ich mich auch eingehend mit den subantarktischen Inseln beschäftigt. Diese zeichnen sich durch unglaublich mieses Wetter – sozusagen Dauerorkan mit zweimal Sonne im Jahr – aus, weswegen sie größtenteils nicht oder nur von sehr wenigen Menschen bewohnt sind.

Dementsprechend spannend fand ich die Sendung „Sender am Ende der Welt – Radio Neuschwabenland im Indischen Ozean“ auf SWR2, anzuhören hier und nachzulesen hier.

Kurz die Geschichte: auf den zu Frankreich gehörenden Kerguelen-Inseln landete vor 150 Jahren eine schwäbische Auswanderergruppe. Sie hat sich Sprache und Kultur der Vorfahren erhalten, und heute leben gut 700 von ihnen im Ort Port-aux-allemands. Sie züchten den vitaminreichen Kerguelenkohl, fischen Austern, aber vor allem betreiben sie den kleinen Radiosender „Radio Neuschwabenland“, der das kulturelle Leben auf der Insel widerspiegelt. Und sie leben mit ihren französischen Nachbarn in Frieden zusammen.

Das ist ja hochinteressant, dachte ich mir: 700 Schwaben, die possierlich in breitestem Schwäbisch erzählen, leben auf einer Insel am Ende der Welt. Wie konnte mir so etwas entgangen sein?

Also begann ich etwas zu recherchieren, und die Seltsamheiten häuften sich. Hier einige Beispiele:

  • Die Einwohnerzahl von fast 1000 Leuten auf der Insel ist für diese Breiten außerordentlich hoch. Mit Ausnahme der Falklandinseln erreichen alle subantarktischen Inseln gerade so dreistellige Einwohnerzahlen.
  • Es findet sich keine Spur von den subantarktischen Schwaben im Netz, was heutzutage schon fast verdächtig ist. Jedoch finden sich Reiseberichte über Kerguelen, die von der Forschungsstation Port-aux-Français erzählen, aber die deutsche Siedlung unerwähnt lassen. Auch der umfängliche Wikipediaartikel zur Insel sowie das CIA Factbook schweigen sich aus.
  • Der Sender benutzt Frequenzen, die für Rundfunk vollkommen unüblich sind. Die verwendete Langwellenfrequenz 103,7 kHz ist zu genau angegeben und liegt rund 50 kHz unter dem normalen Rundfunkband. Die Kurzwellenfrequenz 2073 kHz ist auch zu tief, und zwar so tief, dass sie schon eine Mittelwelle ist.
  • Der Radiochef heißt Fred Rattenhardt, was für sich genommen schon nicht gerade ein schöner Name ist. Es gibt aber noch ein anderes Problem mit seinem Namen: es existiert in Deutschland nicht oder nur in extrem geringem Umfang, wie sich in einschlägigen Datenbanken herausfinden lässt.
  • Der Sportreporter berichtet nicht wie behauptet aus dem Olympiastadion, denn das Ereignis, über das er berichtet, ist die Abschlussetappe des Giro d’Italia 1958, der über 10 Jahre vor dem Bau des Stadions stattfand. Dass er nach Kerguelen berichtet, ist bei der damaligen Technik auch kaum denkbar – er regt sich wohl eher über die schlechte Telefonleitung nach Deutschland auf.
  • Der Kerguelenkohl existiert zwar, aber angebaut wurde er wohl nie.
  • Die Professorin Sieglinde Ewerich und ihr „Lehrstuhl für Neuere Geschichte des südpazifischen und subantarktischen Raumes“ existiert zumindest im Internet nicht.

Spätestens bei dem Radrennen war natürlich klar: was da präsentiert wird, ist frei erfunden. Es gibt außer der Besatzung der französischen Forschungsstation niemanden auf Kerguelen, schon gar keine Schwaben. Quod erat demonstrandum.

Die entscheidende Frage blieb aber unbeantwortet: Wie kam am 16. Februar 2010 ein Fake in eine hochseriöse Sendung wie SWR2 Wissen? Hatte ich vielleicht eine Tradition verpasst, die neben dem 1. April noch ein weiteres Fenster für Journalistenschabernack offen lässt?

Also tat ich, was oft am besten ist: jemanden fragen, der sich damit auskennt. Dem war so eine Tradition aber auch nicht gegenwärtig.

Vielleicht war es also ein falsch versendeter Aprilscherz? Hatte es vielleicht etwas damit zu tun, dass der Sendetermin der Fasnachtsdienstag war? Oder war hier ein Medienskandal aufzudecken?

Ein handfester Scoop manifestierte sich da in meinem Kopf. Bei der FTD hätte ich dafür die obligatorische Flasche Scoop-Schampus eingeheimst. Woodward und Bernstein würden erblassen vor Neid.

Nach längerem Zögern schrieb ich den Autor des Features, Udo Zindel, an.

Die Lösung des Rätsel: man wollte die alte alemannische Tradition der Späße in der Fasnachtszeit ausnutzen und einen Fake an einem Tag platzieren, an dem die Leute nicht damit rechnen.

Eine interessante Idee und ein interessantes medienwissenschaftliches Experiment, das vorführt, wie leicht man Dinge aus einer vermeintlich seriösen Quelle glaubt.

Vorbehaltlos kann ich mich für dieses mit viel Liebe gemachte Stück Inszenierung aber nicht begeistern. Meine Meinung, man solle dies doch auf der Internetseite von SWR2 entsprechend kenntlich machen, da die Sendung ja dort auch noch lange nach Fasnacht abrufbar ist, teilte Udo Zindel nicht.

Das Herausnehmen solcher Freiheiten jenseits des 1. April hinterlässt bei mir den Eindruck, dass hier eine Grenze durchbrochen wurde. Wenn die Zahl der Tage, an denen man mit Enten in den Medien rechnen muss, von eins auf zwei ansteigt, dann scheint mir der Weg zu drei nicht mehr so weit. Wenn man jeden Fakt einer eigentlich glaubwürdigen Quelle nachrecherchieren muss, dann gibt es irgendwann gar keine glaubwürdigen Quellen mehr. Dies stellt aus meiner Sicht ein großes Problem der modernen Mediengesellschaft dar, denn ohne Ordnung in einem enorm gewachsenem Angebot schwinden Indikatoren dafür, ob man das, was man sieht, hört und liest, auch glauben kann. Dann braucht man im Grunde gar keine Medien mehr, weil man ohnehin selbst alles herausfinden muss. Die Informationsgesellschaft könnte genauso gut eine Desinformationsgesellschaft sein.

Wenn diese Nachdenklichkeit der Zweck der Veranstaltung sein soll, dann ist das sicherlich positiv zu werten.

Ich denke dabei aber auch an diejenigen, die die Sendung geglaubt haben und sich nun fragen, wie die Maultaschen aus Kerguelenkohl schmecken, die eine subantarktisch-schwäbische Mutter heute auf dem Herd stehen haben mag. Gerade weil sich die Wichtigkeit einer kritischen Grundhaltung in diesem Falle nur denen erschließt, die sie schon haben, geht die Lektion an denen vorbei, die sie erreichen müsste.

25 Gedanken zu „Die Geschichte von den subantarktischen Schwaben und den Medien, denen man nicht alles glauben sollte“

  1. Sehr schön 🙂
    Sieht ziemlich genau so aus, wie die Recherche, die ich selber vor 2-3 Wochen durchgeführt habe – ohne dann allerdings „weitere Schritte zu unternehmen“. Ich konnte erst auch kaum glauben, dass einen SWR2 so ungeniert verar*…
    Der Beitrag war aber wirklich auch gut gemacht. Ich stimme aber zu, dass da zwischenzeitlich schon mal ein Hinweis auf die SWR2 Webseite gehört, dass dieser Beitrag nicht ganz ernst zu nehmen ist. Aprilscherze werden ja üblicherweise auch aufgelöst. Hat aber auch Spass gemacht, den Schwindel für sich selber aufzudecken. Und schön zu sehen, dass nicht nur ich mir so viele Gedanken um dieses ominöses Radio gemacht habe 🙂
    Viele Grüße
    Tell

  2. „Wenn man jeden Fakt einer eigentlich glaubwürdigen Quelle nachrecherchieren muss, dann gibt es irgendwann gar keine glaubwürdigen Quellen mehr.“

    Da stimme ich dir in etwa zu. Zumindest muss man dann anfangen wirklich jedes Detail zu hinterfragen, man könnte ja hintergangen werden. Dann dürfen sich die Medien bloß nicht darüber wundern, dass die Leute so doof sind und alles glauben. Wobei, Journalisten ja nicht mit Medien gleichzusetzen sind. Sie arbeiten bloß auch für sie, genauso wie Komiker, Astrologen und Comiczeichner.

  3. …und heute lief er wieder, dieser Beitrag. Ich hörte im Auto zu, wunderte mich, staunte, konnte es kaum glauben, las in Wikipedia nach, fand nichts. Googelte. Stieß auf diese Seite. Unglaublich! Danke für die Aufklärung – schön, wie das Netz dann doch funktioniert, wenn man alle Bausteine sucht.

    Grüße aus der Kurpfalz in die weite Welt
    – T.

    PS: Es ist – Faschingsdienstag.

  4. …mir ging es soeben ganz ganz ganz genauso wie Kommentator Thomas und das sogar noch in der Kurpfalz (auf dem Weg von HD nach Ma) im Auto. Da ich mich ebenfalls für die subantarktischen Inseln interessiere und mir sicher war, dass die „Bevölkerung“ der Kerguelen nicht mehr als 200 Personen betragen kann und erst Recht keine Familien wie auf den Falklandinseln auf Einsiedlerhöfen Schafzucht betreiben, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus….Mit einem Aprilscherz auf SWR 2 am Faschingsdienstag habe ich wirklich nicht gerechnet. Man lernt nie aus.
    Gruß
    S.

  5. Ich bin voll drauf reingefallen.
    Es würde mich interessieren, wieviel Schwaben (und andere Deutsche) jetzt ihre neue Zukunft am Rand der Antarktis suchen und dorthin auswandern wollen – da es französisches Überseegebiet ist, gehört es ja zur EU …
    Mir hat das heute gut gefallen: der Bericht, meine Suche nach mehr Information über die Down-under-Schwaben, diese Seite mit der Auflösung (Danke!) und das Gefühl, richtig vera*** worden zu sein.
    Ich gehe mittlerweile generell davon aus, dass der Wahrheitsgehalt des Fernsehprogramms immer zu hinterfragen ist, vor allen die Auswahl (wer bestimmt, was wichtig ist?) – aber das man damit jetzt auch im öffentlich-rechtlichen Radio anfängt?

  6. Ich auch – ich hab’s ziemlich lange geglaubt. Bis mich ein Kollege darauf hinwies, dass es eine Wiederholung ist (und nicht ernst gemeint). Merkwürdig fand ich’s zwar anfänglich schon, aber ich bin reingefallen. Hab sogar überlegt, ob ich da jemals hinkommen könnte… 🙂

    Trotzdem gut gemacht!

    PS: Einige weitere Ungereimtheiten:
    * Der Journalist hat (zu Beginn der Sendung) eine 2-wöchige Schiffreise gebraucht, um hinzukommen, andererseits sollen angeblich 7000 t Kerguelenkohl jährlich exportiert werden – das würde eine sehr große Infrastrukltur erfordern, möchte ich meinen.
    * Der magnetische Südpol liegt mitnichten in der Nähe der Kerguelen, sondern am Rand der Antarktis und südlich von Australien.
    * Die Sendefrequenz 103.7 wäre in MHz mitten im UKW-Band, und da gibt es auch einige. Zum Beispiel auch den Sender 103.7 UnserDing. Könnte vielleicht was bedeuten.

  7. Danke für die zahlreichen Reaktionen heute – lustig, dass die das nach zwei Jahren nochmal ausgestrahlt haben. Die Besucherzahlen gingen erstaunlich hoch heute, was mich aber leider befürchten lässt, dass es noch viele mehr gibt, die das geglaubt haben und nicht gesucht haben.

    Einer hat sogar versucht, den Link hierher auf dem Wikipedia-Artikel der Kerguelen unterzubringen. Das hat nicht geklappt, was mich aber auch nicht überrascht.

    Anmerkungen noch zu den weiteren Ungereimtheiten von Cornelius:
    – die zweiwöchige Schiffsreise ist nicht abwegig. Wein wird ja oft von Australien und Neuseeland nach Europa verschifft, und die entsprechenden Containerschiffe sind wochenlang unterwegs. Das Problem ist eher, dass ein Schiff das Zeug erst einmal nach Südafrika zu einem Frachthafen gebracht werden müsste. Das sind rund 3800 Kilometer, was sich eben mal zu vier bis fünf Tagen Fahrt belaufen dürfte. Mit Austern kann man damit vielleicht die Gewinnmargen erreichen, mit dem Kohl wohl eher nicht. Eine Ungereimtheit ist eher die Menge des Kerguelenkohls. Auf Falkland muss man die Schafe auf gewaltigen Flächen weiden lassen, weil das Land derart karg ist. Dass man da auf ähnlichen Breiten 7000 t Kohl im Jahr wachsen lassen kann, ist stark übertrieben.
    – Das mit dem magnetischen Südpol stimmt natürlich. Das sind über 4000 Kilometer dorthin.
    – Das mit den Frequenzen ist allgemein eine komische Wahl. Ich denke, das ist einfach spontan frei erfunden, denn wenn das realistisch hätte sein sollen, dann hätte der Autor wohl passende Frequenzen recherchiert. Es ist allgemein schon unrealistisch, dass man zwei Frequenzen einsetzt. Der Betrieb und die Wartung eines solchen Senders sind aufwändig und teuer. Radio St. Helena beispielsweise sendet bestenfalls einmal im Jahr und musste 1999 schonmal komplett aufgeben. Da zwei Sender zu unterhalten ist abwegig. Zudem bräuchte ein Langwellensender wohl einen hoch gelegenen Senderstandort, denn diese Frequenzen werden in der Atmosphäre kaum reflektiert. Ein UKW-Sender wäre in jedem Fall keine wahrscheinliche Wahl, denn auch hier müsste der Sender hoch stehen. Auf ihrer längeren Achse ist Kerguelen rund 150 km lang, was schon eine Menge ist bei UKW. Die Mittelwelle wäre wohl die einzige realistische Option für die Anwendung, die da beschrieben wird.

    1. Das ist irgendwo ein witziger Gedanke. Das Interessante an dieser Geschichte ist ja, dass es irgendwo nicht unmöglich erscheint, auf Kerguelen zu siedeln. Es liegt auf ähnlichen Breiten wie Falkland, und wenn man dort siedeln kann, wieso dann nicht auf Kerguelen. Vermutlich ist das Wetter noch etwas schlechter.

  8. Unglaublich! Ich habe den Schluss der Sendung heute morgen gehört und war so beeindruckt, dass ich das mp3-File runtergeladen und eben noch Mal zusammen mit meiner Frau gehört habe.
    Es hat uns schon stutzig gemacht, dass in Wikipedia nichts über die Schwaben zu finden ist, aber die Details klangen so echt und plastisch, dass wir zunächst voll drauf reingefallen sind – bis wir auf diese Seite gestossen sind!

    Journalistischer Schwindel hin oder her – wir haben sie richtig liebgewonnen, den Fred Rattenhardt, die Familie Buchele, die Bretonin Gwenaelle und nicht zuletzt: den See-Elefanten!

  9. Also ich fand den Beitrag super, ich dachte auch an Auswandern 🙂

    Mich hat es allerdings auch nicht überrascht, als ich dann festgestellt habe, dass es anscheinend ein Fake ist. Aber schön, dass jemand anders schon alles recherchiert hat. Das mit den Radiofrequenzen und der Übertragung der Sportsendung habe ich mich auch gefragt… Auch schön zu sehen war der Kohl.

    Was die (wie ich finde: sehr spannende) Glaubwürdigkeitsdebatte angeht, ist meiner Meinung nach auch nichts zu beanstanden. Von mir aus könnte SWR ruhig noch mehr Scherzbeiträge dieser Art bringen. Die Frage der Glaubwürdigkeit misst sich meiner Meinung nach nicht an der Anzahl der wahr oder falsch ausgestrahlten Beiträge, sondern am Wahrheitsgehalt der wichtigen Beiträge. Welche negativen Auswirkungen sollte ein Beitrag über Schwaben auf einer Inselgruppe nahe der Antarktis haben? Also mir zeigt die Wahl eines solchen Themas bei dem Beitrag, dass man sich seines Einflusses durchaus bewusst ist.
    Ich frage mich zum Beispiel auch jetzt, wie eine Maultasche mit Kerguelenkohl wohl schmecken würde. Und ich glaube auch jetzt nicht zu 100%, dass es die Schwaben da unten NICHT gibt, was weiß schon die CIA?

    1. Ich fand es auch sehr kreativ und witzig, ohne Frage. Mein Problem ist eher, dass es die Glaubwürdigkeit untergräbt, und gerade die muss sich ja jedes Medium mühsam erarbeiten. Wenn ich SWR2 Wissen höre, dann erwarte ich, dass das alles ordentlich recherchiert ist. Wenn die jetzt anfangen würden, regelmäßig solche Scherzfeatures zu senden, dann wäre es oft schwierig zwischen den richtigen und den Scherzbeiträgen zu unterscheiden. Und diejenigen, die nicht wachsam genug waren, diese Ente hier zu erkennen, die werden dann mächtig desinformiert.

      1. Gut, zugegeben: Mit dem Namen „SWR2 Wissen“ wird natürlich auch Information über entlegene Inseln irgendwie wichtig. Gerade ein solcher Sender (ich höre ihn sonst nie) wird wohl öfter mal über verwunderliches und unglaubliches berichten, wo solche Geschichten nicht die Ausnahme sind. Spätestens wenn ich tatsächlich jede Information nachprüfen müsste, wäre es tatsächlich zu viel. Aber ich denke und hoffe, dass es noch nicht so weit ist.
        Außerdem finde ich, dass die Glaubwürdigkeit im besten Fall aus persönlicher Erfahrung mit einem Medium kommt. Natürlich kann ich nicht für jedes Medium das ich benutze eine relevante Anzahl an Stichproben auf ihren Wahrheitsgehalt untersuchen. Aber für einen regelmäßigen Hörer wird das wohl automatisch irgendwann passiert sein, wenn er sich einfach über Sachen weiter informiert, die ihm interessant scheinen.
        Was diejenigen angeht, die nicht wachsam genug waren, bleibt meine Aussage von oben bestehen: Welchen Schaden hat es? Gerade wer von einem Beitrag fasziniert ist, wird automatisch weiter nachforschen. Und wer das nicht ist, vergisst es vielleicht einfach wieder, womit auch der Schaden für die allgemeine Glaubwürdigkeit null wäre.

        1. Vielleicht sehe ich auch das ziemlich verbissen. Ich habe hier schon ein paarmal über Verschwörungstheorien geschrieben und finde es ziemlich fürchterlich, was die Leute manchmal für einen Unsinn glauben. Auf der anderen Seite: wer sowieso jeden Quatsch glaubt, den kann man nicht damit retten, allen Unfug der Welt zu korrigieren 🙂

          Anzunehmenderweise ist das Publikum von SWR2 auch einigermaßen unverdächtig, da es ein Nischensender im Bereich Information und Kultur ist – wer sich 30minütige Features anhört, wird hoffentlich in den allermeisten Fällen in der Lage sein, diese auch zu verarbeiten.

          Einen habe ich aber gefunden, der die Story glaubte:
          Hier auf der Wikipedia – wenn also ein Schaden entstanden ist, dann vielleicht der, dass Wikipedianer wie ich sowas korrigieren müssen 🙂

  10. 😀 Genial, ich bin auch Wikipedianer und das erste, was ich nachgeschaut hab, war die Inselgruppe in Wikipedia. Als da dann stand 60 Einwohner, war es für mich klar. Dein „Korrektor“ war aber auch recht (wie hieß noch der Wiki-Slogan? *nachschau*) „bold“ (mutig in der deutschen Wiki) 🙂 Und auch noch extrem wortgewandt 🙂
    Aber die Person, von der ich von der Reportage erfahren habe, hat es auch erst geglaubt. Sie erfuhr es dann, weil sie mit anderen darüber diskutiert hat und die nachgeforscht haben. Auch noch so ein Kontrollmechanismus. Heißt natürlich nicht, dass das immer funktioniert und ich befürchte auch, dass viele Leute viel zu leichtgläubig sind.
    Ich würde mich ja immer noch freuen wie ein König, wenn es doch wahr wäre und alles, was hier jetzt so als Quellen etc angegeben würde ein Fake gewesen wäre (zB um die Inselbewohner vor Touri-Ansturm zu schützen).

    1. Ein Diskussionsprozess halte ich auch für wertvoll, zumal gerade dies die Zivilgesellschaft stärkt und vermeidet, uns zu gedankenlosen Rezipienten zu machen.

      Die Geschichte ist leider zu schön, um wahr zu schön. Eine Schwabenkolonie wäre schon sehr lustig. 🙂

  11. Ich kann euch gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin. Hatte die erste Ausstrahlung 2010 gehört und war verständlicherweise ebenfalls total fasziniert. Mein täglicher Podcastkonsum hat die Gedanken an Radio Neuschwabenland aber dann schnell weggespült. Und heute, vier Jahre später, hatte ich mich dran erinnert. Ich hatte/habe nämlich vor einen kleinen Groschenroman dazu zu schreiben. Die Radiosendung diente mir als Recherchequelle. War ja total authentisch und überzeugend gemacht. Und dann finde ich diese Seite hier und denke mir: „Hey, super hier steht noch mehr dazu!“ Und beim Lesen bestätigt sich dann mein verworfener Verdacht, die Sache könne erfunden sein, weil bei Wiki etc nichts steht. Ich dachte halt, da stehe nichts, weil, wie in der Sednung ja gesagt, die Weltpresse bisher noch nichts von der Insel mitbekommen hat.
    Ich werde die Geschichte aber dennoch verfolgen. Dann baut die Fiktion eben auf Fiktion auf. Auch nicht schlecht.
    viele Grüße und danke für’s erhellen, auch wenns weh tut
    Alex

  12. Hallo Leute,
    Udo Zindel hat es wieder getan!

    Diesmal pünktlich zum 1. April. Gerade kam’s im Radio SWR2 Wissen:
    Die neolithische Nesenbachfrau und ihre Schwäbischen Spätzle als die älteste Nudeln der Welt. Auch das Stuttgarter Stadtwappen ist neolitischen Ursprungs.

    Ich finde das gut und zeig uns, dass wir alles hinterfragen sollten, was in den Medien präsentiert wird. Es sind ja dort Menschen mit allen niederen und hohen Beweggründen beschäftigt, wie im Rest der Welt. Wer kommt auf die Idee, dass es eine absolute Wahrheit oder gar eine Wahrheitsinstitution (in form der öff. rechtl. Medien) geben sollte. Wahrheit ist immer subjektiv und letzlich ist eine „Nachricht“ doch nur dann interessant, wenn es uns unmittelbar selbst betrifft. Alles andere ist eigentlich nur von akademischem Interesse.

  13. Und noch ein Fake von Udo Zindel: Mit dem Gorilla auf Du und Du … zu hören in der SWR2-Mediathek (Sendung vom 17.2.2015) … ich hab’s echt geglaubt, erst die Skepsis meiner Frau ließ mich zweifeln, recherchieren und auf diese Seite stoßen. Erst hier habe ich gelernt, dass die Sendung über die Schwaben in der Südsee auch ein Zindel-Fake war …

  14. @ Ralph: So ging es uns auch mit „dem Gorilla auf Du und Du“ – da ich mich mit Primaten einigermaßen auskenne, war der Fakeverdacht schnell nahe. Eine gemeinsame Reise der drei Primatengruppen in einem Bus ist unvorstellbar – das gäbe ein riesen Durcheinander. Aber trotzdem eine schöne Persiflage auf die schwäbischen Tugenden 🙂

    1. Hier noch eine Information, direkt von der CIA: Am Fasnachtsdienstag 2017 hat Zindel wieder einen Fake steigen lassen: Die Geschichte von MoRo, dem allerersten Moderationsroboter der ARD. Na ja, auch nicht mehr ganz so weit von der Realität, wenn man die technischen Entwicklungen verfolgt.

  15. …der Mann scheint sich allmählich der Wirklichkeit zu nähern. So eine Art innere Entwicklung eines Journalisten, irgendwie spannend zu erleben.

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