Die Hello Everybody Show – ein Nachruf

Disclaimer: zahlreiche der Fotos, die ich hier zeige, sind nicht von mir gemacht, aber ich gehe mal von einer impliziten Zustimmung aller Beteiligten aus, zumal viele der Fotos schon vorher veröffentlicht wurden.

Ich bin traurig, irgendwie. Gestern habe ich erfahren, dass THSRadio, das Studentenradio meiner alten Universität KTH, Ende dieser Woche wohl für immer schließen wird.

Dies bedeutet auch das Ende von Hello Everybody, einer Show von internationalen Studenten, an der ich lange Zeit mitgewirkt habe und bei der ich zuletzt im Februar hinter dem Mikrofon stand.

Hello Everybody hat ein simples Konzept: die Crew trifft sich im Studio und schlägt eine Stunde mit mehr oder weniger gehaltvollem Geschwätz tot. Regeln gab es wenige bis keine. Das hatte den unschlagbaren Vorteil großer kreativer Freiheiten, aber den Nachteil, dass man manchmal echt keine Ahnung hatte, was man nun bringen könnte. Lief es gut, hatte man einen tollen Gast, der angenehme Musik mitbrachte. Lief es schlecht, stand einer alleine im Studio, spielte Musik ohne Ende und erzählte irgendwas vom Pferd, damit nicht nur Musik lief. In solchen Phasen produzierte ich die Show sogar zuhause vor und warf sie einfach in den CD-Player.

Die schönsten Momente waren daher die, an denen man gemeinsam Spaß hatte. War die Crew in Stimmung, lief auch die Show. Die beste Crew war für mich natürlich die erste. Wir hatten alle keine Ahnung und alles war noch frisch. Bei dem Präsentationstag der Studentenvertretung im Spätsommer 2005 blieb ich am Stand des Radios hängen. Es verband mich schon eine gewisse Faszination mit dem Medium. Sinnigerweise hatte ich seit 2002 ja beim Südwestrundfunk beim Radiosender DASDING in der Internetredaktion gewirkt. Das war höchst spannend für mich, aber Mikrofonangst und orale Komplikationen ließen mich nicht im Traum darauf hoffen, einmal selbst Radio zu machen.

Einmal richtiges Radio machen

Es kam anders, zumindest ein bisschen. Am darauffolgenden Freitag stand ich im Studio bei Remi, einem französischen Austauschstudenten, der noch ein klein wenig vorher rekrutiert worden war. Ich bekam den Mund nicht auf, aber das legte sich bald. Wenige Wochen später waren wir mehr: Constantinos und Evangelos (genannt Vaggos) aus Griechenland, Francisco aus Venezuela und Mohammed aus dem Libanon stießen hinzu.

Anfangs bemühten wir uns noch, richtig gutes Radio zu machen. Immerhin waren wir auf 95,3 MHz im Süden und Zentrum Stockholms zu hören. Da wurden Themen vorbereitet, wir besorgten uns illustre Gäste, wählten Musik aus. Wir produzierten Jingles – durch Zufall fand ich Werbung aus den 1940er oder 1950er Jahren für das amerikanische Shampoo „Halo“. Die Musik hatte den Refrain „Halo Everybody, Halo“, was fast genauso klang wie „Hello Everybody“.

Der Slogan des Shampoos war „the shampoo that glorifies your hair“. Daraus wurde dann mit der Zeit immer wieder mal „the show that glorifies your hair“. Erfrischend absurd, das Ganze. Wer sich über den seltsamen Namen wundert: 2005 startete zwar Remi (und der Folge unsere erste Crew) die Sendung neu, aber es hatte wohl zumindest ein Jahr zuvor (wenn nicht schon früher) ein Team gegeben, das anscheinend jede Moderation mit „Hello Everybody!“ begann – so kam die Show zu ihrem Namen, den wir ohne nachzudenken übernahmen.
Mit der Zeit lief alles etwas aus dem Ruder. Eine Show starteten wir mit intensivem Alkoholkonsum, was damit endete, dass mehrere Teammitglieder ihre nackten Hintern in die Webcam hielten.

Die zunehmend enthemmte Attitüde hatte auch einen Grund. Hello Everybody lief Freitag abends von 22 bis 23 Uhr, also ziemlich genau dann, wenn niemand Radio hört, schon gar nicht irgendeinen Bürgerradiokanal mit schwacher Sendeleistung. Einmal boten wir Geld dafür, dass jemand in der Show anruft – vergeblich. Jenseits von erwarteten Anrufen blieb die Leitung tot. Zwar muss schon rein statistisch irgendjemand in einem Einzugsraum von über 400.000 Menschen zugehört haben, aber es fühlte sich so an, als würde man für eine Wand Radio machen.

Der Kampf mit der „Obrigkeit“

Bei der Programmleitung hatte man dafür wenig Verständnis. Die Zeit sei doch der perfekte Start vor dem Ausgehen am Abend. Da Stockholm aber nicht New York ist und um vier Uhr Sperrstunde hat, war das natürlich Quatsch. Allgemein konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Programmchef Eric, ein anscheinend bei der KTH angestellter Amerikaner, unsere Show und insbesondere mich nicht mochte. Wir kamen mit unseren Vorschlägen nicht weit. Aus der Station wurde ich ohnehin nie ganz schlau. Man betrieb Rocket, eine englischsprachige Rocksendung und Erics Lieblingsprojekt, als sei es ein eigener Sender – vielleicht war es das auch, denn die Strukturen waren da nicht wirklich klar. Rocket wird auch kommende Woche aktiv bleiben. Die restlichen Sendungen wurschtelten in ihrer Sendezeit vor sich hin. Die Werbebemühungen bestanden im Wesentlichen aus der Einrichtung einer MySpace-Seite. Es fehlte schlicht an Substanz für eine adäquate Bestückung der Sendestunden – umso seltsamer, dass man uns mit dem undankbarsten Sendeplatz versah.

Die erste Crew fast komplett: Francisco, Constantinos, Remi, Ich, Vaggos (v.l.n.r.)

Im Wesentlichen zusammengehalten wurde das von Catrin, die trotz ihres vor geraumer Zeit erfolgten Abschlusses an der KTH nicht wirklich um einen Einstieg ins Arbeitsleben bemüht war und stattdessen irgendwie den Laden ohne nennenswertes Budget mit seinem veralteten Equipment am Laufen hielt. Sie verstand da auch keinen Spaß, war wenig flexibel, fast schon peinlich naiv in Sachen Erfolg des ganzen. Jede Konversation endete in langen Vorträgen – aber man muss ihr Respekt dafür zollen, denn ohne sie wäre das Studio schon seit Jahren nur noch Schrott gewesen.

Auch ich blieb dabei, auch wenn die Luft etwas raus war. Wir machten unser eigenes Ding, befolgten die Regeln, wo wir es für sinnvoll hielten – die Werbung in der Mitte der Stunde brachte schließlich ein wenig Geld für den Sender – und ignorierten sie, wo wir es nicht einsahen – insbesondere die Regel, 6 Titel aus der hauseigenen Rotation spielen zu müssen, befolgten wir nur, wenn wir es verpennt hatten, unsere eigenen CDs zu brennen.

Sommer für Sommer: Rekrutieren für das Überleben der Show

Es gelang, im Sommer 2006 einige neue Leute zu rekrutieren. Diejenigen, die blieben, bildeten weiter das Rückgrat der Sendung. Ich machte mehrere Sendungen mit Freunden aus Deutschland, die auch beim SWR arbeiteten und in Stockholm waren. Um mich selbst etwas weiter zu entwickeln, übernahm ich die „Top 20“, die internen Charts der schwedischen Studentenradios, die in der Stunde vor Hello Everybody liefen. Auch das hatte erstaunlich nachhaltige Wirkung: die Crew von Hello Everybody übernahm bis noch in dieses Jahr hinein zeitweise die Top 20.

Für die Sendung zu rekrutieren war nicht einfach, was nicht zuletzt daran lag, dass ich gnadenlos ehrlich war, was Qualität des Programms und Hörerzahlen anging. Von den vielen Interessenten, die kamen, blieben aber immer ein paar. Der Sommer 2008 war außergewöhnlich erfolgreich. Ganz unverhofft hieß es plötzlich, wir könnten die Stunde am Samstag von 20 bis 21 Uhr haben. Wir hatten so viele neue Teammitglieder, dass wir über einige Zeit zwei Sendeplätze füllen konnten. Nach einem Jahr war aber Schluss: Eric zweifelte daran, ob wir weiterhin auch den Samstagstermin haben sollten. Nachdem er die Sendung angeblich angehört hatte, zog er uns den Stecker und uns blieb nur Freitag. Mir kam es wie eine billige Ausrede vor.

Geschenk für die Show: Justin

Im Sommer 2008 stieß auch Justin, ein aus Taiwan stammender Student, zu uns. Er sollte die Show nach und nach übernehmen, als ich mich zunehmend demotiviert und durch den Busfahrerjob auch anderweitig eingespannt langsam zurückzog. Für die Show war er ein Glücksfall. Nicht weil daraus plötzlich eine durchorganisierte durchweg hörenswerte Sendung geworden wäre. Er schaffte es auf bewundernswerte Weise, die Show mit wenigen Neurekrutierungen über Jahre am Laufen zu erhalten.

Eine der letzten Crews: u.a. zu sehen sind Anna und Ali, die über lange Zeit blieben

Das Ende

Ich machte irgendwann im Jahr 2009 eine letzte Sendung und verfolgte deren Geschicke nur noch sporadisch. Am Herzen lag sie mir aber immer irgendwie. Als ich dieses Frühjahr an Freitagabenden einen Kraulschwimmkurs hatte, nutzte ich die Gelegenheit, wieder einmal vorbeizuschauen. Ich war einmal Gast zum Thema „Laufen“ und machte sogar noch einmal eigene Shows. Die letzte war der Versuch, ein Revival zu machen: Constantinos und Mohammed kamen ins Studio. Vaggos musste krankheitsbedingt wegbleiben, und auch bei Remi klappte es leider nicht mit der geplanten Liveschalte per Skype.

Dennoch: ein würdiger Abschluss.

Wir waren ein letztes Mal im Studio vereint, bedienten ungelenk und eingerostet die Regler. Irgendwie passend, dass nicht lange danach die Show auch ihr Ende finden würde. Ich hatte gedacht, dass einen schönen Tages auch der letzte verbliebene Student von dannen ziehen und die Show nach einem Sommer einfach nicht zurückkehren würde.

Doch letzten Endes wurde sie nicht Opfer der widrigen Umstände. Nicht der Exodus der Crew beendete die Show, nicht die unbequemen Rahmenbedingungen von oben. Die Show überlebte den Sender, nicht umgekehrt. Auf der Facebook-Seite heißt es zwar, die Zukunft des Studios sei noch unklar, aber meines Wissen will die Studentenvereinigung ihre Räume zurück, und die Alternative wäre eine Abkehr von UKW und ein noch kleineres Studio.

Die Hello Everybody Show geht nach mindestens 8 Jahren On Air in die ewigen Jagdgründe des Äthers. 33 Jahre THSRadio gehen wohl gleichzeitig zu Ende, fast die Hälfte davon unter dem jetzigen Programmchef. Für die Show ist es der denkbar würdigste Radiosendungstod.

Danke, Hello Everybody, für tolle Jahre, in denen sogar ich einmal „richtiges“ Radio machen durfte. Danke für tolle Leute, für schönen Erlebnisse und spannende Gäste. Ich möchte nichts davon missen.

Die Hello Everybody Show geht diesen Freitag um 22 Uhr zum letzten Mal auf Sendung. Wer es anhören möchte, kann dies in Stockholm auf 95.3 MHz tun. Im Internet kann man es auf thsradio.se oder narradio.se hören. Ich selbst werde voraussichtlich bestenfalls per Telefon dabei sein.

Oje, Dagens Nyheter

Eigentlich sollte man erwarten, dass nach einem solchen Fauxpas, bei dem ein gefälschtes Bild auf Seite 2 erschien, selbiges nur noch im Giftschrank der Redaktion anzutreffen sein würde. Zumal das betreffende Bild zu jenem Zeitpunkt schon als Fälschung enttarnt war und trotzdem gedruckt wurde.

Nein, Dagens Nyheter präsentiert es drei Jahre später nochmal.

Gefälschte Fotos einfach nochmal recycelt (die Homepage von Dagens Nyheter heute)

Winzer und ehemalige Sperrgebiete – die Stockholmer Schären in Reisereportagen

Landsort am südlichsten Ende der Schären (Foto: Flickr-User Let Ideas Compete, CC BY-NC-ND 2.0)

Die Stockholmer Schären sind schön. Ich habe sogar das Privileg, auf einer Schäreninsel zu wohnen – obwohl diese natürlich so groß ist, dass man es eigentlich nur bei der Fahrt über die Brücken merkt. Ausflüge auf richtige Schäreninseln sind leider viel zu selten.

Als reisejournalistisches Subjekt sind sie auch nicht uninteressant. So war vor einiger Zeit dieser Bericht im Spiegel und Manager-Magazin über einen 90-jährigen Winzer zu lesen, der auf dem von mir nicht weit entfernten Tynningö doch tatsächlich einigermaßen erfolgreich Wein anbaut.

Nun kam kürzlich auch noch eine Reportage über Landsort, der südlichsten Schäre im Großraum Stockholm, im Merian-Magazin.

Auf beiden Inseln war ich leider noch nie – aber vielleicht sollte man einmal hinfahren. Viel Spaß beim Lesen.

Stockholm City ist tot – ein Nachruf

Time to say goodbye – Stockholm verliert ein herausragendes Presseorgan. Stockholm City ist nach langer schwerer Krankheit von uns gegangen. Noch vor einem Jahr sah es so aus, als könne sie sich noch einmal erholen. Nun ist es zum hoffentlich unabänderlichen gekommen.

Sie hat Stockholm mit ihrer Anwesenheit bereichert, und ich schätze mich froh, dieses Druckerzeugnis in den späten seiner insgesamt 9 Jahre erlebt zu haben. Wie dröge wäre unser Leben doch gewesen, wenn nicht ab und zu ein Lichtstrahl des mutigen, weil ethisch vollkommen untragbaren Journalismus, uns gewärmt hätte. Die Veranstaltungstipps erfüllten mich immer mit Freude, wenn ich die wie immer inhaltlich unzureichend bestückte Studentenradiosendung mit irgendetwas füllen musste. Die Wärme spürten wir v.a. im Winter, wenn City jedes Jahr zur Wahl von Stockholms Lucia aufrief. Junge Damen, die von ihren Kochkünsten erzählten, stellten sich zur Wahl, und wir Leser wussten, dass hier ein großes kulturelles Ereigneis stattfand.

Einmal durfte ich auch selbst erleben, wie die Lucia sang. Nachdem sie und ihre Helferinnen Liedchen im NK geträllert hatten, fuhren sie ins Skansen, wo wir uns gerne 60 Kronen Eintritt abknöpfen ließen, um bei eisiger Kälte dieselben Lieder noch einmal zu hören. Die Menschen jubelten, als ein Vertreter Siziliens der Lucia eine Reise in dieses südliche Land schenkte, nachdem ein Moderator die kaum 20 Minuten Musik mühsam um ein paar Minuten gestreckt hatte. Fast vergessen ist dieser Wintertag. Nur das polnische Fernsehen war dort, um diese Farce zu dokumentieren.

Die späten Jahre waren ja von einem gesundheitlichen Auf und Ab geprägt. Zwar schienen die Texte von früheren Tippfehlern erholt, aber sie vermochte nur noch an wenigen Tagen in der Woche zu erscheinen. Doch in wachen Momenten gelangen immer noch die alten, belanglosen und an den Haaren herbeigezogenen Geschichten. Diese gingen tief, ganz tief, so wie die Onanieschule vor gut zwei Jahren, die Frauen unnötigerweise erklärte, wie Masturbation denn geht, und mir bis heute einen regen Strom Besucher auf dieser Seite beschert. Doch am Ende war das Leben unerbittlich, und ein herzloser Mutterkonzern war nicht bereit, der bereits verlorenen Milliarde Kronen das eine oder andere Milliönchen hinterher zu werfen.

Wir werden es vermissen, dieses sympathische Schundblatt ohne Belang. Bald wird die letzte Ausgabe vom Winde verweht sein und nur noch vergilbte Seiten in ungereinigten Ecken davon künden, was City einst war. Möge sie in Frieden ruhen. Für immer. Bitte.

Die Angehörigen bitten darum, von Beileidsbekundungen am Altpapiercontainer abzusehen.

Aha: die Gegend um Fukushima strahlt also „wie Tschernobyl“

Die Belastung der Gegend um Tschernobyl 10 Jahre nach dem Unglück: über 50% höher als in Fukushima (Bild: Sting/Creative commons share alike attribution 2.5 given by User:Sting)

Die taz gibt sich heute die Ehre mit einem leider beispielhaften Artikel über das Unglück in Fukushima.

Dort heißt es:

Es war eine dürre Zeile im x-ten Absatz einer Pressemeldung: „Die zugänglichen Resultate zeigen eine Kontamination im Bereich 0,2 bis 0,9 MBq pro Quadratmeter.“ Dieser für Laien unverständliche Satz deutet eine mögliche Katastrophe für die Bewohner der Region rund um das japanische AKW Fukushima Daiichi an. Übersetzt heißt das nämlich, dass an den Messpunkten in der Region Strahlenwerte gemessen werden wie an den berüchtigten „Hotspots“ der evakuierten Zone rund um den ukrainischen Katastrophenreaktor Tschernobyl.

Eine mittlerweile drei Tage alte Pressemeldung herauszukramen ist schon fragwürdig an sich.

Zwar fragt der Autor Reiner Metzger immerhin Fachleute, aber eine wichtige Sache wird – nicht ganz zufällig, wie man bei dem Titel vermuten kann – unterschlagen: in Tschernobyl sind diese Werte nach 25 Jahren so hoch, in Fukushima sind aber erst wenige Tage vergangen.

Wäre das strahlende Material ausschließlich Cäsium-137, dann wäre die Panikmache nachvollziehbar, denn dieses hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren. Das andere wichtige strahlende Element in dieser Sache ist jedoch Jod-131, und das zerfällt in rund 8 Stunden Tagen zur Hälfte.
Während also dieser Artikel erscheint, ist das vor drei Tagen noch vorhandene Jod-131 schon zu über 99% zu 23% zu Xenon-131 zerfallen. Dass also irgendwo kürzlich 0,9 MBq pro Quadratmeter gemessen wurde, sagt kaum etwas über die heutige Strahlenbelastung aus.

Man kann sich ausmalen, welche gigantischen Mengen von I-131 und Cs-137 um Tschernobyl niedergegangen sein müssen. Wenn man einen Taschenrechner bemüht, dann kann man anhand einfach zugänglicher Quellen ersehen, dass in Tschernobyl noch im Jahr 1996 die Belastung an einigen Stellen bei über 1,5 GBq pro Quadratmeter gelegen hat. Auf die Idee ist aber Reiner Metzger offenkundig nicht gekommen.
Die Strahlung in Tschernobyl war also 10 Jahre nach dem Unglück an den Hotspots mindestens 50% höher als in Fukushima nach einigen Tagen.

Fukushima in dieser Hinsicht allen Ernstes mit Tschernobyl vergleichen zu wollen zeugt entweder von Unwissenheit oder grandioser Sensationshascherei.

Eigentlich hatte ich den Eindruck, dass die wissenschaftliche Qualität der Fukushima-bezogenen Nachrichten etwas besser wurde in den letzten Tagen. Leider ist das nicht durchweg so.

Nachtrag: Wenn man Nachlässigkeiten anderer kritisiert, muss man zu seinen eigenen stehen. Jod-131 hat natürlich eine Halbwetszeit von 8 Tagen, nicht Stunden. 99% sind also erst nach 53,3 Tagen zerfallen, nicht schon nach 3 Tagen. Das ändert am Grundproblem aber nichts: in zwei Monaten wird das Jod verschwunden sein, und erst dann kann man überhaupt sehen, wie stark die Gegend wirklich dauerhaft belastet ist.

Klingeling

Unser schwedisches Telefon klingelt nie. Wenn doch, dann ist es nervige Werbung, oder etwas unerwartetes. Diesmal war es letzteres. Sehr unerwartet, denn normalerweise ruft dort niemand an, der deutsch spricht.

Leider war ich aber nicht zuhause, und so wusste ich nur, dass irgendjemand deutsches angerufen hat. Die Bedienung des Telefons ist mir mangels Beschäftigung (ruft ja wie gesagt selten jemand an) auch nicht so wirklich geläufig. Der Rückruf gelang aber trotzdem.

Am anderen Ende ist eine Frauenstimme. Vom Band. Ich solle doch warten. Sehr suspekt das ganze.

Dann noch eine Dame. Sie ist echt, und ich erkläre, dass mich jemand angerufen hat. Mit ein paar Versuchen gelingt es auch, meinen Nachnamen einigermaßen unfallfrei zu übermitteln. Da sie ihre Kollegen direkt fragt, ist mir zumindest klar, dass es sich nicht um irgendein Callcenter handelt.

Ich spreche mit dem Herrn, der ursprünglich wohl angerufen hat. Es handelt sich um eine Firma im Medienbereich. Ich ahne schon etwas, und mein Verdacht wird bestätigt: er sagt, seine Firma sei für die VOX-Sendung „Goodbye Deutschland“ tätig. Man suche noch Leute aus Schweden. Man habe dabei drei Gruppen: eine, bei denen Auswanderer bei der Auswanderung gezeigt werden; eine, bei der die Leute schon ein Jahr dort sind; und eine, bei denen die Leute schon länger im Ausland leben.

Nun ist mein Standpunkt zu dieser Art der „Dokumentation“ ziemlich klar. Diese gerne als Dokusoap bezeichneten Sendungen sind genau das, was der Name andeutet: etwas Dokumentation, aber auch eine ganze Menge auf Effekt und Gefühle getrimmte Soap. Die Betonung liegt für mich zu sehr auf letzterem. Denn wenn man es richtig anstellt, kann man aus „echtem“ Material trotzdem ein Zerrbild der Wirklichkeit zeichnen. Da sehen die Auswanderer schnell wie unvorbereitete naive Idioten aus. Das andere Extrem ist eher für den Zuschauer schädlich: allzu idyllische Darstellungen täuschen vor, dass es woanders viel besser sein muss. Negative Seiten werden freilich ausgeblendet.
Alles in allem also eine sehr zweifelhafte Sachen. Keine öffentliche Schlachtbank wie die DSDS-Castings oder „Bauer sucht Frau“, und in manchen Fällen wird dadurch die Auswanderung finanziell etwas unterstützt. Aber auch nicht unbedingt etwas, in das man sich begeben will.

Ich höre mir das in Ruhe an. Ich schwanke, denn wenn man damit direkt konfrontiert wird, ist man milder als beim Konsum medienjournalistischer Ausführungen zum Thema – und meine Fernsehkarriere ist nach einem furiosen Auftritt in der Tagesschau etwas ins Stocken geraten. Man will natürlich auch nicht unfreundlich sein. Man kann ja schlecht sagen, dass seine Firma meiner Meinung nach Unfug produziert. Ich sage ihm, dass ich spontan einmal Nein sagen würde, weil ich von dieser Art Sendungen nicht so wahnsinnig viel halte. Außerdem kenne ich niemanden, der jetzt gerade frisch hierher gekommen sei (was stimmt), und meinen Freundeskreis will ich für solche Dinge auch nicht einspannen. Das respektiert er, sagt er. Der Rest ist Geplänkel.

Ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht, wie ich in dieses Sendungsformat gepasst hätte. Da gäbe es kein Schwedenhäuschen zu zeigen, sondern nur einen ziemlich unspektakulären Wohnungsblock. Und auch keine hochspannende Tätigkeit, die sich fernsehtauglich verpacken ließe. Da käme ja noch das Busfahren am ehesten in die Nähe.

Spontane Entscheidungen sind nicht immer die richtigen. Diese scheint mir aber bislang richtig.

Wenn Journalisten langweilig wird

Was macht man, wenn eine neue Staffel einer Sendung anläuft, die sich erhebliche Verdienste für den Untergang des Abendlandes erworben hat?
Genau: man versucht zu erklären, wieso die Menschen diesen Unsinn sehen wollen.

Mal lustig

Der SPIEGEL verrät, warum 'Bauer sucht Frau' so viel Erfolg hat; Ausriss: spiegel.de

mal weniger

Der Stern verrät, warum 'Bauer sucht Frau' so viel Erfolg hat; Ausriss: stern.de

Ähnlichkeiten sind sicher Zufall.

Alles Schall und Rauch oder wie man sich die Medienwelt zurechtbiegt

Google Reader ist eine praktische Erfindung: man abonniert Blogs und ist so über alles, was dort publiziert wird, informiert. Man sagt der Blogosphäre nach, dass sie den Bürgerjournalismus zum Durchbruch verholfen hat. Nicht nur etablierte Medien finden Gehör, sondern auch alternative Publikationen, so dass kein Meinungsmonopol entstehen kann. Das klingt in der Theorie gut, aber bedeutet auch, dass man mit allen Gewächsen dieser Möglichkeiten leben muss.

Ein solches ist „Alles Schall und Rauch“. Man könnte es als Zentralorgan der Verschwörungstheorie bezeichnen und läge damit wohl gar nicht mal so falsch. Die Themenpalette ist im Wesentlichen USA, Israel, 9/11 was an inside job, Israel, Bilderberg regiert die Welt, Palästina, Welt geht unter, 9/11, Klimawandel ist Blödsinn, usw. usf.

Also nicht gerade meine Baustelle, um es mal milde auszudrücken. Aber man soll ja auch Offenheit bewahren, und dazwischen finden sich auch immer mal wieder interessante Dinge, wie z.B. eine Liveübertragung von den Protesten gegen Stuttgart 21.

Traurig wird die Geschichte aber irgendwo dann, wenn die vermeintlichen Aufklärer an ihren eigenen Standards scheitern. Damit meine ich nicht, dass diese Leute gar keine unabhängige 9/11-Untersuchung wollen, sondern eine, die genau das sagt, was sie ohnehin zu wissen glauben.

Ich meine damit, dass in dem Milieu so ziemlich alles, was durch etablierte Medien verbreitet wird, von vorneherein suspekt, um nicht zu sagen falsch, ist. Wenn die Medien aber ausnahmsweise mal das berichten, was gerne gehört wird, ist es anscheinend die pure Wahrheit.

Gestern erschien so eine Geschichte: Krebs ist eine moderne Krankheit.

Die Quelle des Blogeintrags ist nicht genannt, aber man braucht nicht lange nach ihr zu suchen. Es ist dieser Artikel der zweitgrößten britischen Tageszeitung Daily Mail. Da sagen die zwei Wissenschaftler Rosalie David und Michael Zimmerman, derzeit tätig an der Universität Manchester, mit einer bemerkenswerten Deutlichkeit: Krebs ist das Werk des Menschen, ein Produkt der Industriegesellschaft.

Bemerkenswert deswegen, weil mir der Artikel der beiden vorliegt, den sie diesen Monat in Nature Reviews Cancer veröffentlicht haben, dem Ableger der höchst angesehenen Zeitschrift Nature für die Krebsforschung.

Der Titel des Artikels von David und Zimmerman lautet:

Cancer: an old disease, a new disease or something in between?

zu deutsch:

Krebs: eine alte Krankheit, eine neue Krankheit oder etwas dazwischen?

Bei der Fragestellung bleibt es über weite Strecken auch. Der Artikel stellt eine Art Zusammenfassung des Forschungsstandes dar: die Seltenheit von Krebs in Fossilien und Mumien mit einem Durchgang verschiedener Erklärungsansätze und einer Reihe von etablierten Fakten.

Nur: die Behauptung, Krebs sei „purely man-made“, sucht man vergebens.

Stattdessen liest man beispielsweise

Im Allgemeinen unterstützt die Seltenheit von Krebs in den ältesten sterblichen Überresten die Theorie, dass das Sterbealter, die Ernäherung und Umweltfaktoren die Häufigkeit von Krebs in Menschen erheblich beeinflussen. Allerdings gehören die Einschränkungen der Diagnosemethoden, die von frühen Forschern verwendet wurden, und die unzureichende Datengrundlage zur Ermittlung einer zuverlässigen Krebshäufigkeit zu den andere möglichen Faktoren zur Erklärung dieses Fehlens von Beweisen.
(Generally, the scarcity of cancer in the earliest remains supports the theory that age at death, diet and environmental factors substantially influence the incidence of cancer in humans. However, other possible factors to explain this lack of evidence include the limitations of the diagnostic methods used by early investigators to study these remains, and the insufficiency of data to provide a reliable rate of cancer incidence.)

oder

Es muss auch daran erinnert werden, dass in modernen Gesellschaften Knochentumore vorwiegend die Jungen betreffen, so dass ein ähnliches Muster in antiken Gesellschaften zu erwarten wäre. Deshalb könnte die Seltenheit von Tumoren in antiken Gesellschaften ein Ergebnis anderer Faktoren als der Lebenserwartung sein.
(It must also be remembered that, in modern populations, tumours arising in bone primarily affect the young, so a similar pattern would be expected in ancient populations. Therefore, the rarity of tumours in ancient populations could be a result of factors other than life expectancy.)

In der Zusammenfassung heißt es schlicht

Es ist zu hoffen, dass Forschung in der Paläopathologie zur Aufklärung der Krankheitsentstehung von Krebs beitragen werden. Die Veröffentlichung der ersten histologischen Krebsdiagnose in einer ägyptischen Mumie ist ein Schritt auf diesem Weg. Trotz der Tatsache, dass andere Erklärungen wie die unzureichenden Techniken zur Krankheitsdiagnose ausgeschlossen werden können, legen die verfügbaren paläopathologischen und literarischen Beweise die Seltenheit von bösartigen Tumoren in der Antike nahe. Dies könnte mit der Verbreitung von Karzinogenen in modernen Gesellschaften zusammenhängen.
(It is hoped that research in palaeopath­ology will contribute to the elucidation of the pathogenesis of cancer. The publication of the first histological diagnosis of cancer in an Egyptian mummy is one step along the way. Despite the fact that other explanations, such as inadequate techniques of disease diagnosis, cannot be ruled out, the rarity of malignancies in antiquity is strongly suggested by the available palaeopathological and literary evidence. This might be related to the prevalence of carcinogens in modern societies.)

Es gibt also allerhand, was darauf hindeutet, aber die Forscher sind weit davon entfernt, ein abschließendes Urteil zu fällen.

Wie man das eben als Wissenschaftler sagt, der seine Datenlage einer kritischen Betrachtung unterzieht und auf deren Basis Schlüsse zieht. Was da in der Daily Mail steht, ist also entweder in einem Anfall von Sensationslust der beiden Wissenschaftler entstanden, oder Fiona Macrae von der Zeitung gingen einfach die Pferde durch beim Schreiben – beides nicht gerade schmeichelhaft für die Zeitung.

Soweit hat aber weder der Schreiber bei „Alles Schall und Rauch“ gegraben noch irgendeiner der Kommentatoren zum Artikel. Der Nature-Artikel ist zwar nur für Abonnenten (z.B. über Universitätsbibliotheken) in voller Länge erhältlich, aber auch am Abstract hätte man erkennen können, dass der Fall keineswegs so sonnenklar ist. Also habe ich kommentiert, um darauf hinzuweisen. Weil es in den Spielregeln zu den Kommentaren heißt, dass auch mal etwas verloren geht, habe ich den Kommentar später noch einmal neu formuliert abgeschickt, als der erste nicht erschien.

Zur Stunde ist keiner der beiden veröffentlicht. Da in der Zwischenzeit einige andere erschienen sind, ist wohl davon auszugehen, dass da nichts mehr kommen wird.
Im Kopf der Seite heißt es:

Es ist die Pflicht eines jeden Menschen immer gut informiert zu sein, damit man die richtigen Entscheidungen treffen kann

Offenkundig sind aber nur bestimmte Informationen genehm.

Schweden feiert Street View?

Die taz berichtet heute über die schwedische Begeisterung über Street View. Zwar stimmt in dem Bericht vieles, aber er übergeht mit Allgemeinplätzen, dass außer einer Einzelmeldung aus Örnsköldsvik nichts Aktuelles darin zu finden ist.

In der Tat werden solche Dienste im relativ offenen Schweden gut aufgenommen. Es gibt mit hitta.se und eniro.se sogar zwei lokale Konkurrenten mit vergleichbaren Diensten.

Daraus aber abzuleiten, dass die Begeisterung in Örnsköldsvik ein Beweis dafür ist, dass Schweden Street View „feiert“, halte ich für eine gewagte These.

Dass sich Örnsköldsvik über Google freut, wundert mich nämlich nicht, denn der Ort hat gerade einmal 28.000 Einwohner und liegt im dünn besiedelten Norden des Landes. Die ganze Kommune rangiert mit gut 55.000 Einwohnern in der Größe einer deutschen großen Kreisstadt – aber auf eine Fläche verteilt, die mehr als doppelt so groß wie das Saarland ist. Anders gesagt: Örnsköldsvik steht nicht gerade im Verdacht, Anzugspunkt zu sein oder bald zu werden, und kann der Googleschen Aufmerksamkeit daher auch mehr abgewinnen. Insbesondere, weil der weltläufige Suchmaschinenriese in ihre Stadt kommt, während die nationale Konkurrenz hitta.se und eniro.se noch keinen Wagen geschickt hat.

Von der Verwunderung über die deutsche Debatte, die in der Überschrift erwähnt wird, ist im Bericht nichts zu lesen. Gerade die hätte mich aber interessant.

Hochzeitsnachlese

Eine Woche sind sie nun verheiratet – wer, das braucht wohl nicht dazu gesagt zu werden. Es ist sehr schnell Normalität eingekehrt, auch wenn natürlich viel darüber gesprochen wurde.

Noch in der Nacht türmte das Brautpaar in einem Privatjet eines befreundeten Multimillionär Richtung Tahiti. So wird Öland dieses Jahr ohne den traditionellen Besuch Victorias zu deren Geburtstag auskommen müssen.

Neben dieser Nachricht ging es in den letzten Tagen um zwei Dinge: die Rede von Prinz Daniel und der Streit des schwedischen Fernsehens mit verschiedenen internationalen Nachrichtenagenturen.

Für die Rede wird Daniel hochgelobt, nicht nur für deren rhetorische Qualität und romantische Note, sondern auch für den fliegenden Wechsel von Englisch zu Schwedisch und zurück. Er hatte sich in den letzten Jahren für solche Aufgaben vorbereitet und wird dies wohl auch noch eine Weile weiter tun.

Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Die Rede war souverän, romantisch und sympathisch, womit er auch Zweifel an seiner Eignung als Repräsentant des Landes ausgeräumt haben dürfte.

Der Streit mit den Nachrichtenagenturen ist ein Nebenschauplatz, wenn auch nicht ein unwichtiger. Es war keine Übereinkunft über die Verwendung der Videoaufnahmen gefunden worden, so dass die Agenturen knallhart die Berichterstattung boykottierten, was mal eben so die umfangreichste PR-Veranstaltung für Schweden in der Welt seit langem torpedierte. So offen schrieben es teilweise auch die Kommentatoren. Das schwedische Fernsehen SVT ging in die Offensive und veröffentlichte die Vertragsbedingungen. Danach schien die Sache im Sande zu verlaufen.

Anschauen kann man die ganzen Videos auch so, wenn auch zeitlich begrenzt.

Seither ist offiziell Monarchiejubelstimmung angesagt. Ich hatte auch einen Popularitätsschub erwartet, aber habe mittlerweile so meine Zweifel. Eine Sache, die mich jedenfalls etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass die Einschaltquoten geringer waren als bei den alljährlichen TV-Hochämtern, der Donald-Duck-Weihnachtsfolge am Heiligabend und dem Finale des Melodifestivalen. Wenn das erste derartige Ereignis seit über 30 Jahren weniger Leute vor den Fernseher bringt als diese beiden Sendungen, dann ist das schon irgendwie seltsam. Möglich, dass die Sache die Kluft zwischen Monarchiegegnern und -befürwortern nur noch weiter vertieft hat.

Heute habe ich auch mal in die Berichterstattung der deutschen Sender hineingesehen, die natürlich vom royalen Fachsender ZDF federführend, sekundiert von längeren Übertragungen im NDR, durchgeführt wurde. Meine schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Hanns-Joachim Friedrichs hat ja einmal folgenden Satz gesagt, den jeder Journalistikstudent seither hundertmal in sein Poesiealbum schreiben muss, bevor er ins zweite Semester darf:

Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.

Daran gemessen scheinen die Sendungen ziemlich zweifelhaft zu sein. Es wimmelt nur so von Royal-Experten, die natürlich alle immer wiederholen, wie toll das doch alles sei. Stundenlange Dauerschwärmerei bis hin zu Äußerungen in der Art, das sei doch alles gar nicht so pompös gewesen und überhaupt waren die 2 Millionen Euro ein Schnäppchen, lassen dann doch die Distanz etwas vermissen. Wenn das nicht pompös gewesen sein soll, dann frage ich mich, was pompös ist. Ich kann mir auch nicht so ganz vorstellen, dass die Summe von 2 Millionen Euro alle direkten und indirekten Kosten abgedeckt haben soll, denn immerhin war das mit dem größten Polizeieinsatz der schwedischen Geschichte verbunden. Das mag ja trotzdem alles angemessen sein, aber derart unreflektiert daherzuschwärmen wird dem Thema nicht gerecht. Ich bin mir auch recht sicher, dass in all den Stunden Liveübertragung kein einziges Mal erwähnt wurde, dass die Popularität des Königshauses seit Jahren permanent sinkt. Das würde die schon durch einen Inga-Lindström-Film eingeleitete Schweden-Idylle ja nur trüben.

Ein öffentlich-rechtlicher Sender kann so ein Ereignis ja gerne begleiten, aber sollte sich dabei weniger vereinnahmen lassen.