Eine Woche sind sie nun verheiratet – wer, das braucht wohl nicht dazu gesagt zu werden. Es ist sehr schnell Normalität eingekehrt, auch wenn natürlich viel darüber gesprochen wurde.
Noch in der Nacht türmte das Brautpaar in einem Privatjet eines befreundeten Multimillionär Richtung Tahiti. So wird Öland dieses Jahr ohne den traditionellen Besuch Victorias zu deren Geburtstag auskommen müssen.
Neben dieser Nachricht ging es in den letzten Tagen um zwei Dinge: die Rede von Prinz Daniel und der Streit des schwedischen Fernsehens mit verschiedenen internationalen Nachrichtenagenturen.
Für die Rede wird Daniel hochgelobt, nicht nur für deren rhetorische Qualität und romantische Note, sondern auch für den fliegenden Wechsel von Englisch zu Schwedisch und zurück. Er hatte sich in den letzten Jahren für solche Aufgaben vorbereitet und wird dies wohl auch noch eine Weile weiter tun.
Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Die Rede war souverän, romantisch und sympathisch, womit er auch Zweifel an seiner Eignung als Repräsentant des Landes ausgeräumt haben dürfte.
Der Streit mit den Nachrichtenagenturen ist ein Nebenschauplatz, wenn auch nicht ein unwichtiger. Es war keine Übereinkunft über die Verwendung der Videoaufnahmen gefunden worden, so dass die Agenturen knallhart die Berichterstattung boykottierten, was mal eben so die umfangreichste PR-Veranstaltung für Schweden in der Welt seit langem torpedierte. So offen schrieben es teilweise auch die Kommentatoren. Das schwedische Fernsehen SVT ging in die Offensive und veröffentlichte die Vertragsbedingungen. Danach schien die Sache im Sande zu verlaufen.
Anschauen kann man die ganzen Videos auch so, wenn auch zeitlich begrenzt.
Seither ist offiziell Monarchiejubelstimmung angesagt. Ich hatte auch einen Popularitätsschub erwartet, aber habe mittlerweile so meine Zweifel. Eine Sache, die mich jedenfalls etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass die Einschaltquoten geringer waren als bei den alljährlichen TV-Hochämtern, der Donald-Duck-Weihnachtsfolge am Heiligabend und dem Finale des Melodifestivalen. Wenn das erste derartige Ereignis seit über 30 Jahren weniger Leute vor den Fernseher bringt als diese beiden Sendungen, dann ist das schon irgendwie seltsam. Möglich, dass die Sache die Kluft zwischen Monarchiegegnern und -befürwortern nur noch weiter vertieft hat.
Heute habe ich auch mal in die Berichterstattung der deutschen Sender hineingesehen, die natürlich vom royalen Fachsender ZDF federführend, sekundiert von längeren Übertragungen im NDR, durchgeführt wurde. Meine schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Hanns-Joachim Friedrichs hat ja einmal folgenden Satz gesagt, den jeder Journalistikstudent seither hundertmal in sein Poesiealbum schreiben muss, bevor er ins zweite Semester darf:
Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.
Daran gemessen scheinen die Sendungen ziemlich zweifelhaft zu sein. Es wimmelt nur so von Royal-Experten, die natürlich alle immer wiederholen, wie toll das doch alles sei. Stundenlange Dauerschwärmerei bis hin zu Äußerungen in der Art, das sei doch alles gar nicht so pompös gewesen und überhaupt waren die 2 Millionen Euro ein Schnäppchen, lassen dann doch die Distanz etwas vermissen. Wenn das nicht pompös gewesen sein soll, dann frage ich mich, was pompös ist. Ich kann mir auch nicht so ganz vorstellen, dass die Summe von 2 Millionen Euro alle direkten und indirekten Kosten abgedeckt haben soll, denn immerhin war das mit dem größten Polizeieinsatz der schwedischen Geschichte verbunden. Das mag ja trotzdem alles angemessen sein, aber derart unreflektiert daherzuschwärmen wird dem Thema nicht gerecht. Ich bin mir auch recht sicher, dass in all den Stunden Liveübertragung kein einziges Mal erwähnt wurde, dass die Popularität des Königshauses seit Jahren permanent sinkt. Das würde die schon durch einen Inga-Lindström-Film eingeleitete Schweden-Idylle ja nur trüben.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender kann so ein Ereignis ja gerne begleiten, aber sollte sich dabei weniger vereinnahmen lassen.
Die Unabhängigkeit von öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland ist inzwischen genauso eine Illusion wie die Inga Lindström-Sicht auf Schweden.
Ich frage mich ja schon, wieso aus deutscher Sicht dieses Schwedenbild aufrecht erhalten wird. Wer hat was davon?
Die Sender haben was davon, denn dieses Bild verkauft sich so gut. Natürlich gibt es keine absolute Unabhängigkeit, aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in der Hinsicht nicht gerade gefährdet. Was hier passiert ist, ist wohl eine Vermischung mit Unterhaltung. 7 Millionen Zuschauer wollten das in Deutschland sehen, nicht weil sie informiert sein wollten, sondern weil es so schön ist. Daher ist mein Vorwurf eher, dass sich die Macher zu sehr daran orientieren, was die Leute haben wollen, als dass sie ihrer Informationspflicht nachkommen. Das beginnt schon beim kitschigen Sendungsnamen „Krönung einer Liebe“ und hört auf bei der Expertenriege. Bei denen geht es nur um Diademe, Protokoll und Kleider, aber jenseits dessen kommt nur wenig Fundiertes.
Sieben Millionen sahen sich die Hochzeit im ZDF an. Vier weitere Fernsehanstalten übertrugen die Hochzeitsfeierlichkeit ebenfalls, also kommt eine unbekannte Zahl hinzu.
Bedenklich finde ich die Aussage: „… dass sich die Macher zu sehr daran orientieren, was die Leute haben wollen, als dass sie ihrer Informationspflicht nachkommen.“
Warum soll man den Leuten vorscheiben, was sie sehen wollen? Ich liebe arte und 3sat, aber akzeptiere, daß eben nicht alle Interesse an diesen Programmen haben.
Ich bestreite ja nicht, dass über dieses Ereignis berichtet werden soll. Das große Interesse rechtfertigt eine umfängliche Berichterstattung. Jedoch entbindet das nicht von den Pflichten eines Journalisten – und genau diese wurden schon ziemlich angekratzt.
Der von dir zitierte Satz bezieht sich deswegen nicht darauf, dass berichtet wurde, sondern darauf, auf welche Weise berichtet wurde. Wenn man berichtet, dann ist es die Pflicht eines Mediums nicht nur ins Licht zu schauen, sondern auch in den Schatten.
Das schwedische Fernsehen hat auch in den beiden größten Kanälen 16 Stunden lang an dem Tag berichtet. Dort ging das fröhlich, amüsant, aber auch sachlich und fundiert vor. Sie machten sich z.B. einen Spaß mit einer „Livereportage“ aus dem Wohnzimmer des Vorsitzenden der Linkspartei, der als konsequenter Republikaner der Hochzeit fernblieb. So kann man auch die andere Seite einbinden, ohne gleich die Freude am Ereignis zu nehmen. Die deutschen Sender hingegen setzen irgendwelche halbseidenen Royal-Experten hin, die so tun, als wären sie mit dem ganzen Hochadel per du, obwohl sie keine Einladung zu der Veranstaltung haben.
Ich sehe hier eine groteske Verzerrung – anders ist für mich nämlich kaum zu erklären, wie die Darstellung des schwedischen Königshauses in den deutschen Medien zustandekommt. Ich habe in der Vergangenheit schon lesen dürfen, dass das Königshaus sehr beliebt sei und Silvia fast akzentfrei schwedisch spreche. Beides ist nachweislich falsch. In den Popularitätswerten liegt das schwedische Königshaus weit hinter z.B. dem dänischen zurück. Das mag an Ausrutschern des Königs vor einigen Jahren gelegen haben, der Treue zu bestimmten Idealen in der schwedischen Gesellschaft oder anderen Dingen. In jedem Fall hätte man auch dies beleuchten müssen.