Wer es noch nicht gemerkt hat, sei darauf hingewiesen: in weniger als einer Woche startet der Eurovision Song Contest, und zwar in Düsseldorf – eine Folge der fast für unmöglich gehaltenen Tatsache, dass Deutschland diesen Wettbewerb im letzten Jahr gewann, obwohl damit in den nächsten 5000 Jahren nicht mehr zu rechnen war.
Der streitbare Medienjournalist Stefan Niggemeier und sein Kollege Lukas Heinser sind nach ihrer grandiosen Oslo-Reportageserie im letzten Jahr nach Düsseldorf gepilgert, um zwei Wochen lang das ganze Elend in Ton und Bild der Menschheit zu bringen. Das Resultat ist wie immer unterhaltsam.
Besonders auffällig ist in der gestrigen Folge das ausgiebige Bashing des schwedischen Teilnehmers Eric Saade. Das beginnt eher harmlos mit einer Frage eines Journalisten, der nahelegt, dass sein Beitrag nicht nur Frauen-, sondern auch bestimmte Männerherzen höher schlagen lässt, und sich erkundigt, ob dies denn Absicht oder Zufall sei.
Zufall, versichert Saade, was mich nicht verwundert, denn in Schweden schwärmen die Mädels für ihn. So sieht er aus:
Das ist auch wohl der Hauptgrund seines Sieges beim nationalen Vorentscheid. Der Junge wurde ziemlich hochgejubelt, und als die Glasscheiben zersplitterten, hatte er den Sieg in der Tasche.
Mein Favorit war übrigens dieser Titel hier:
Wenn die Schweden aber mal einen Titel gewählt haben, dann stehen sie zu ihm und glauben, es sei der beste Titel des Jahrhunderts – mindestens. Da erfreut es fast schon, das eher mittelmäßig vernichtende Urteil der beiden aus Düsseldorf zu hören, um nicht allzu hohe Erwartungen zu haben.
Gut möglich, dass es wirklich ein Debakel gibt und sich ganz Schweden wieder einmal fragt, wie das nur passieren konnte. Aber vielleicht liegen die beiden auch falsch – in diesem Wettbewerb ist schließlich alles möglich.
In jedem Fall lohnt es sich, als Einstimmung auf das Spektakel täglich Duslog.tv anzuschauen.
Zugegeben, Eric Saade war nun auch nicht gerade mein Favorit und ja, da hat die Teenie-Fraktion zugeschlagen. Aber ganz ehrlich, ich „verfolge“ (so ein bisschen wenigstens) seit Nicole und „Ein bisschen Frieden“ den Eurovisionskontest erst wieder seit ich hier in Schweden wohne, was zwei einfache Gründe hat: Der Vorentscheid ist ein richtiger Wettbewerb, an dem schwedische Musiker teilnehmen, die in jeweils ihrer Richtung oft seit Jahren etabliert sind und die sich erstmal dadurch einen Prestigegewinn im eigenen Land versprechen und erhoffen – und dann den internationalen Durchbruch. In Deutschland meint man immer den anderen zuerst beweisen zu müssen, wie gut man doch Musik machen kann (oder eben nicht). So waren in den letzten drei Jahren durchaus interessante Leute wie Rigo & The Topaz Sound, Pauline oder in diesem Jahr Swingfly dabei, alles keine Eintagsfliegen, die doch ursprünglich aus eher Eurovsions-fremden Gefielden kommen. Neben den ganzen Schlagergrößen und Dancefloorgruppen fällt die musikalisch durchaus bunte Mischung des Wettbewerbs und die erträgliche Qualität (denn musikalisch solide produziert sind die meistens Beiträge allemahl) positiv auf. Über den Geschmack lässt sich dann freilich streiten.
Ich erinnere mich und andere aber nur ungern an den deutschen Beitrag von 2009 für den ich mich ehrlich in Grund und Boden geschämt habe (die Reihe lässt sich fortführen). Eric Saade geht vermutlich wirklich im Kontest mit fliegenden Fahnen unter, aber das finde ich immer noch weniger peinlich als den (typisch deutschen) lauwarmen Lena-Aufguss, den wir in diesem Jahr beisteuern. Im letzten Jahr hat sie mit Recht durch ihre Originalität gewonnen und war damit gewissermaßen eine würdige Nachfolgerin auf den Vollblutmusiker Alexander Rybak. Es wäre schön, wenn in diesem Jahr auch wieder ein so erfrischender Kandidat gewinnen könnte, egal woher er/sie denn nun kommt/en.
„Eric Saade geht vermutlich wirklich im Kontest mit fliegenden Fahnen unter, aber das finde ich immer noch weniger peinlich als den (typisch deutschen) lauwarmen Lena-Aufguss, den wir in diesem Jahr beisteuern. Im letzten Jahr hat sie mit Recht durch ihre Originalität gewonnen und war damit gewissermaßen eine würdige Nachfolgerin auf den Vollblutmusiker Alexander Rybak. Es wäre schön, wenn in diesem Jahr auch wieder ein so erfrischender Kandidat gewinnen könnte, egal woher er/sie denn nun kommt/en.“
Unterschreib ich! Und sag auch gleich noch, woher der erfrischende Kandidat dieses Jahr kommt: aus Frankreich! Sein Name: Amaury Vassili!
Tjaha, so kann man sich irren. Aber ich lag ja auch im letzten Jahr mit der guten Lena schon voll daneben (die sah ich auch untergehen) … ich freue mich alternativ für Italien … höhö.
An dem Titel fand ich gut, dass da richtig speed dahinter steckt. Der Rest ist aber 08/15.
Nachtrag: Lenas Gewinnersong kenne ich nicht, aber ihren diesjährigen fand ich sehr niveauvoll. Klingt sehr erwachsen und passt damit gar nicht zu ihr.