Zeichen und Wunder

Totgesagte leben länger: die "neue" Strecke Karlsruhe-Stockholm bei Ryanair

Vor gut 2 Monaten beklagte ich an dieser Stelle die Einstellung der Linie Karlsruhe-Stockholm nach Ryanair. Laut Flughafen war nicht damit zu rechnen, dass die Strecke zurückkommt.

Umso bemerkenswerter, dass dies nun doch geschieht. Vor einigen Tagen entdeckte ich, dass die Verbindung unter „Neue Strecken“ verzeichnet ist mit Start ab dem 28. März 2011. Und gestern konnte man die Strecke erstmals buchen. So wird ein Auslaufmodell zu einem Newcomer.

Allerdings gilt weiterhin, dass nur freitags und montags geflogen wird. Die Preise sind auch nicht gerade niedrig – selbst wenn man die neuen 8 € Flugsteuer wegrechnet, sind die angepriesenen 20 € schon ein gutes Stück über dem, was Ryanair ursprünglich anpries. Außerdem ist dies zur Stunde gar nicht erhältlich. Sämtliche Flugpreise von Ende März bis Juli betragen entweder 26,99€ oder 36,99€.

Wobei das noch geschönt ist – nein, nicht wegen irgendwelcher obskurer Zusatzgebühren. Zwar kommen die 5€ Check-In-Gebühr zu, aber der 26,99€-Preis kommt teurer als der 36,99€-Preis. Wie das geht? Ganz einfach: zum billigeren Preis kommen noch Steuern hinzu, und diese betragen jeweils gut 25€. Somit kostet ein Flug, bei dem beide Strecken vorgeblich mit 26,99€ zu Buche schlagen, stolze 116,18€ – inkl. Check-In-Gebühr, aber exklusive Gepäckgebühren und „Bearbeitungsgebühr“. Der Flug kostet am Ende also mal schnell 140€. Für kaum mehr Geld bringt einen die Lufthansa zu jedem Punkt Deutschlands.

Der Endpreis bei Flügen für 36,99 € ist erheblich niedriger. Da landet man bei 83,98 € für beide Strecken, was schon eher attraktiv ist. Der vermeintlich teurere Flug ist also in Wirklichkeit rund 30€ billiger. Das Ganze belegt eindrücklich die vollkommene Unsinnigkeit der Preisgestaltung von Ryanair.

Nichtsdestotrotz bin ich ganz froh über die wiedererstandene Verbindung, auch wenn es erstmal dabei bleibt: echt billig werden Reisen in die alte Heimat nicht mehr.

Was nach Sahlin kommt

Potenzielle Nachfolger für Sahlin, wenn sie nicht wiedergewählt wird. (Ausriss: DN)

Die sozialdemokratische Parteivorsitzende Mona Sahlin überraschte die Partei am Mittwoch damit, dass sie der Meinung ist, die ganze Parteispitze solle ihr Amt zur Verfügung stellen. Dem vorausgegangen war eine nach einer ziemlich saftigen Wahlniederlage ebenso ziemlich miese Stimmung im Laden. Schon vor einer Woche wollte der Jugendverband SSU, dass die Parteispitze abtritt.

Nun ist natürlich die Frage, ob Sahlin als Parteivorsitzende bleibt bzw. bleiben darf. Sie ist ja nicht zurückgetreten, sondern stellt sozusagen die Vertrauensfrage. Meiner Ansicht nach wurde das Zeit – ich konnte mich noch nie für sie erwärmen.

Laut lachen musste ich bei der obigen Übersicht, die ich eben in der Zeitung sah. Dort sind potenzielle Konkurrenten für Sahlin aufgelistet. Unter ihnen ist Thomas Bodström.

Seine Beschreibung lautet:

Ehemaliger Justizminister. Eine der bekanntesten Personen der Partei. Gut darin, Aufmerksamkeit zu schaffen.

Der letzte Punkt trifft es wie die Faust aufs Auge, denn darin ist er wirklich sehr gut. Die Frage ist nur, welche Art von Aufmerksamkeit die DN meinte. Bodström ist ja nicht nur ehemaliger Justizminister, sondern auch Krimiautor, Anwalt und war ganz früher mal Profifussballer. Aufsehen erregte er zuletzt dadurch, dass er der konstituierenden Sitzung des Reichstags fernblieb, weil er in den USA weilte. Er stellte daraufhin einen Antrag auf eine Auszeit vom Reichstag (sowas scheint in Schweden zu gehen), was aber abgelehnt wurde. Daraufhin beschloss er, der Politik (für den Moment zumindest) den Rücken zu kehren. Ich habe ihn mal getroffen und fand ihn sehr sympathisch. Den könnte ich mir trotz solcher Possen gut als Parteivorsitzenden vorstellen.

Große Präferenzen habe ich aber nicht. Ich hoffe nur, die Partei kommt nicht wieder auf die Idee, es müsse unbedingt eine Frau sein. Das schien nämlich nach der verlorenen Wahl 2006 wichtiger zu sein als alles andere. Dass diese Art der Quotierung vielleicht die Partei beruhigt, aber nicht unbedingt Stimmen bringt, hat man im September dann eindrücklich gesehen.

Karte: Schüsse in Malmö

Der mutmaßliche Täter ist mittlerweile ja gefasst, aber wer sich einmal das Ausmaß der Schüsse, die in Malmö auf zahlreiche Menschen abgegeben und bei der auch eine junge Frau starb, einmal ansehen möchte, kann dies auf der folgenden Karte tun, die von der südschwedischen Zeitung „Sydsvenskan“ erstellt wurde.


Visa Skottdramer i Malmö 2010 på en större karta

Ich weiß ja nicht, wie es dem geneigten Leser beim Anblick dieser Karte geht. Ich für meinen Teil hätte ein sehr mulmiges Gefühl gehabt, mich in Malmö zu bewegen.

Unköniglich

Ein mittelschwerer Skandal schwappt durch Schweden: Geliebte und Besuche in illegalen Bordellen sind nicht gerade das, was man mit Schwedens sonst sehr braven, wenn auch gelegentlich medial etwas ungeschickten König verbindet. Ein gerade erschienenes Buch „Carl XVI Gustav – den motvillige monarken“ („Carl XVI Gustav – der widerwillige Monarch“) tut aber genau dies und geht noch weiter. Der Sicherheitsdienst soll Wohnungen durchsucht und unschmeichelhafte bzw. kompromittierende Fotos beschlagnahmt haben.

Starker Tobak also, das Ganze. Eine an dem Buch beteiligte Journalistin des schwedischen öffentlichen-rechtlichen Rundfunk wurde auch gleich beurlaubt. Das Buch verkauft sich blendend. Die erste Auflage ist fast vergriffen und eine zweite wird vorbereitet.

Und was macht der König selbst? Er äußerte sich bei einer improvisierten Pressekonferenz zu allem möglichen, aber nur teilweise zum Buch.

Hier die relevanten Passagen aus seinem Statement:

[…] und es gibt ja ein großes Interesse […] für ein Buche, das sozusagen zu meinen Ehren erschienen ist. Das kommt darauf an, wie man es sieht. Und ich habe, nur damit ihr das versteht, es bislang nicht geschafft, das Buch zu lesen. Wir erhielten es sehr spät gestern Nachmittag, und ich war den ganzen oder zumindest den halben Tag gestern bei einem anderen Auftrag. Ich habe leider nicht den ganzen Tag Zeit, mich hinzusetzen und Bücher zu lesen, wie ihr es vielleicht macht, sondern ich war in der Sankt-Klara-Kirche in Stockholm, was ein sehr interessanter Besuch war.
[…] ich kann kein Buch rezensieren, das ich nicht gelesen habe. Ich habe mittlerweile wegen einer ganzen Reihe Schlagzeilen mitbekommen, um was dieses Buch handeln kann […] Es ist klar, dass es nicht so lustig ist, ein Buch zu rezensieren, wo man, ja, verschiedene Schlagzeilen bekommt, die man vielleicht nicht so nett anzuschauen findet. Und mit dem Gedanken an diese Schlagzeilen habe ich natürlich mit der Familie und der Königin gesprochen. Und wir blättern jetzt um, ungefähr wie ihr es in euren Zeitungen macht, und schauen stattdessen nach vorne. Weil das etwas ist, das, wie ich es verstanden habe, laut dem Buch und meinen Informationen eine sehr lange Zeit her ist. Wir schauen nach vorne und es soll schön und interessant für uns werden, zu arbeiten.
Aber um arbeiten zu können müssen wir eine Möglichkeit haben – und nun wende ich mich an euch – zur Ruhe zu kommen. Wir haben gewisse Verpflichtungen zu erfüllen und wir haben fast jeden Tag zu arbeiten.

Sprach’s und schritt zur Elchjagd.

Nun ist es mir seit jeher schleierhaft, warum der europäische Hochadel als selbsterklärte Elite und moralische Instanz praktisch durchweg dem fragwürdigen Hobby nachgeht, irgendwelche Tiere über den Haufen zu schießen. Dass man auf sein Hobby verzichten sollte, wenn man sich in der Öffentlichkeit ungeheuerlichen Vorwürfen ausgesetzt sieht, versteht sich aber eigentlich von selbst.

Er hätte sich das Buch in der Zwischenzeit ja durchaus mal durchlesen können. Ich konnte zwar nicht herausfinden, wieviele Seiten es hat, aber zum Durchschmökern sollte es auf alle Fälle reichen. Vielleicht hat er es auch getan. Jedenfalls wurde von ihm selbst anscheinend beschlossen, keine rechtlichen Schritte gegen die Verfasser einzuleiten. Man werde nichts weiter dazu sagen.

Das Ganze liest sich wie die Blaupause eines PR-Debakels. Dass es sich vielleicht für einen König nicht ziemt, bei einer Klage gegen ein Schmutzgeschichtenbuch vor Gericht auszusagen, mag ja noch nachvollziehbar sein. Aber nicht einmal ein Dementi?

Durch seine Wortwahl sagt er eigentlich nur: das ist lange her, lasst uns in Ruhe, ich will nicht darüber reden. Damit lässt er die Tür für Spekulationen weit offen und setzt sich dem Verdacht aus, dass etwas dran sein könnte. Man sollte sich an der Stelle auch vor Augen führen, dass Prostitution in Schweden illegal ist und die besagten Nachtclubs damals in der Hand von Kriminellen waren. Damit geht es nicht nur um Seitensprünge, sondern möglicherweise sogar um Rechtsverletzungen.
Man hätte zumindest etwas Haltung bewahren können, wenn man gesagt hätte, dass man sich nichts zu Schulden kommen lassen hat und haltlose Stellungen nicht kommentieren wird. So wirkt das aber nur wie ein Ausweichmanöver, um die Sache auszusitzen, weil man glaubt, so fest im Sattel zu sitzen, dass das schon irgendwie vorbeigehen wird. Moralische Überlegenheit und vorbildhaftes Verhalten sieht anders aus.

Die Unterstützung für das Königshaus ist seit 15 Jahren am Sinken und liegt weit unter dem Niveau anderer Monarchien in Europa. Wenn der König nun nicht nur durch unglückliche Statements auffällt, sondern auch durch Eskapaden, dann wird das den Trend nur noch verstärken. Schweden wird jetzt zwar nicht gleich republikanisch werden, aber ein Ruhmesblatt ist die ganze Aktion nun wirklich nicht.

Wo Amerikaner gerne leben würden

Die folgenden zwei Videos sind ein alter Hut, so dass ich sie nur der Vollständigkeit halber hier präsentiere (und allen, die sie noch nicht gesehen haben, das Anschauen wärmstens ans Herz lege):

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
The Stockholm Syndrome Pt. 1
www.thedailyshow.com
Daily Show Full Episodes Political Humor Rally to Restore Sanity
The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
The Stockholm Syndrome Pt. 2
www.thedailyshow.com
Daily Show Full Episodes Political Humor Rally to Restore Sanity

Damit wissen wir schon nach rund der Hälfte: die Schweden (und ich) leben in einem sozialistischen Alptraum.

Und Sozialismus ist etwas, das die Amerikaner gar nicht mögen, selbst wenn sie keine Ahnung haben, was das eigentlich ist.

Demonstrant am 12. September 2009 in Washington, DC (Foto: Andrew Aliferis, Lizenz: CC Attribution-NoDerivs 2.0 Generic)

Was passiert, wenn man zu Dingen, von denen man keine Ahnung, aber zu denen man selbstverständlich eine Meinung hat, haben wir vorgestern bei den Midterms vortrefflich gesehen.

Daher ist es auch nicht so wirklich überraschend, dass wenn man einmal nicht nur fragt, welchen Marktschreier man denn hinterher läuft, sondern wirklich mal eine sachliche Frage untersucht, ganz andere Ergebnisse herauskommen.

Genau dies hat die Harvard Business School getan. Sie hat Amerikaner in einer Studie gefragt, welche Wohlstandsverteilung in den USA ihrer Ansicht nach herrscht und welche Verteilung ihrer Meinung nach herrschen sollte. Um das zu sortieren, haben sie die Gesamtbevölkerung in 5 Teile (á 20% logischerweise) aufgeteilt. Es ging also darum, zu bestimmen, wieviel die oberen 20%, die untersten 20% und die drei Gruppen dazwischen besitzen sollten. Die Ergebnisse sind hochinteressant.

Eine Aufgabe war nämlich, dass die Teilnehmer zwischen drei möglichen Verteilungen die ihrer Ansicht nach beste wählen sollten. Zur Wahl standen:

  • Die reale Verteilung des Besitzes in Schweden
  • Eine gleichmäßige Verteilung, d.h. jede der 5 Gruppen besitzt genau 20%
  • Die reale Verteilung des Besitzes in den USA

Das Ergebnis: im direkten Vergleich hätten 92% gerne eine Verteilung wie in Schweden. Das überrascht mich nicht wirklich, denn die Verteilung in den USA ist sehr ungleich: die oberen 20% besitzen über 80% des Wohlstandes. Das werden wohl auch die herzlosesten Turbokapitalisten nur mit Einschränkungen unterstützen. Interessanterweise würden aber auch 77% die vollkommen gleiche Verteilung gegenüber der realen Verteilung in den USA vorziehen. Das ist deswegen etwas überraschend, denn mit etwas Hirnschmalz kann man sich schnell ausrechnen, dass das bedeutet, drei Viertel der Befragten hätten gerne eine Gesellschaft, in der jeder praktisch gleich viel besitzt und damit, wenn man das noch weiter spinnt, auch gleich viel Einkommen hat.

Mit anderen Worten: Sozialismus!

Ein bisschen beliebter als der Sozialismus ist aber: Schweden. Die Amerikaner wollen also im Grunde eigentlich gar nicht dort, sondern hier leben. Wer hätte das gedacht?

[via The Baseline Scenario und Fiket]

Stockholm, Stockholm, wir fahren nach Stockholm

Nach durchwachsenen Partien in der schwedischen Erstliga „Allsvenskan“ wollten wir uns mal ein echtes Highlight geben: Pokalhalbfinale, und das Losglück brachte die Partie nach Stockholm.

Es spielte für uns Hammarby IF aus dem gleichnamigen Stockholmer Stadtteil, der der beste Verein von, nun ja, ganz Hammarby ist. Traditionell der kleinste der drei großen Stockholmer Vereine mit nur einem Meistertitel bislang ist „Bajen“, wie sie genannt werden, letztes Jahr in die zweite Liga abgestiegen. Da sind sie immer noch, denn von einem Aufstiegsplatz können sie nur träumen.

Wie das aber so ist: der Pokal hat seine eigenen Gesetze (Pling! 10 Kronen ins Phrasenschwein).

Nach zwei formidablen 3:1-Siegen gegen Trelleborg und Elfsborg wurde es für die Spieler gegen die Brommapojkarna, eine akute abstiegsgefährdete Erstligamannschaft aus dem Nordwesten der Stadt, schwierig: 2:2 nach Verlängerung, und auch das Elfmeterschießen wurde erst mit 7:6 entschieden.

Der Fall gegen Kalmar schien klar: die sind Siebte in der ersten Liga und haben noch rechnerische Chancen, in den Europa-League-Bereich vorzudringen. Da würde Hammarby verlieren. Zeitweise war Kalmar in der Tat besser, aber nach einer starken Phase in der ersten Halbzeit stand es 2:0. Hammarbys Fans konnten schon frohlocken.
Dann aber ein böser Fauxpas. Ein Spieler von Hammarby blieb verletzt liegen, der Schiedsrichter sah es nicht und auch nicht der direkt daneben stehende Linienrichter. Er pfiff nicht ab, und schon war es passiert: 2:1. Es folgt eine sehr nervöse Phase von Bajen. Nach regulärer Spielzeit stand es 2:2, und auch die Verlängerung konnte nichts daran ändern.

Beim Elfmeterschießen zeigten beide Mannschaften schwache Nerven: auf beiden Seiten gingen 2 Schüsse daneben. Dann in der 6. Runde traf Hammarby und Kalmar verschoss. Hammarby im Finale, Kalmar am Boden.

Ich muss sagen, nach dem langweiligen Gegurke, das ich bei AIK und Djurgården betrachten durfte, war das Spiel eine Wohltat. Die Stimmung war auch gut. Leider ist wohl zu befürchten, dass das mehr der Pokaleffekt ist. Auf der anderen Seite: die Tickets bei Hammarby sind billig.
Das geringe Interesse finde ich erstaunlich. Obwohl es bei diesem Wettbewerb einen Europa-League-Platz zu holen gibt, war das Stadion nicht voll, und das Spiel wurde auch nicht im Fernsehen übertragen.

Mittlerweile ist auch entschieden, wie es weitergeht. Im anderen Halbfinale hat Helsingborg den Verein aus Mjällby mit 2:0 besiegt. Das Finale wurde als Heimbegegnung für Hammarby zugelost, denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es keinen festen Austragungsort. Also ist das Finale in Stockholm – prima!

Der Gegner ist allerdings eine harte Nuss: Helsingborg ist Tabellenzweiter mit besten Chancen auf die Meisterschaft. Sollten sie Meister werden, wäre Hammarby auf alle Fälle in der Europa League. Das wäre natürlich eine feine Sache, auch wenn europäische Wettbewerbe meist bedeuten, dass die schwedischen Mannschaften spätestens in der zweiten Runde gegen den moldawischen Meister oder so rausfliegen.

Gewinnt Hammarby hingegen die Partie – wovon ich natürlich fest ausgehe – dann ist der Platz auf alle Fälle sicher. Man könnte glatt Fan werden…

Betrug mit deutschen Autokennzeichen in Schweden

Ungültige Kennzeichen im schwedischen Straßenverkehr

Der größte Lump im ganzen Land ist bekanntermaßen der Denunziant. Dementsprechend habe ich mir überlegt, ob ich überhaupt etwas schreiben soll, aber es dreht sich nicht gerade um ein Kavaliersdelikt. Ich habe es auch mal der Zeitung gesteckt, damit sie der Sache nachgeht, aber die scheint nicht interessiert.

Ich bin es aber, denn was man oben sieht, geschieht mit System und ist nicht nur ein Fall von Steuerhinterziehung und Versicherungsbetrug, sondern auch eine potenzielle Gefährdung des Straßenverkehrs. Das wirklich Schlimme ist aber, dass dieses Auto mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in keiner Polizeikontrolle gestoppt würde. Diese laufen in Schweden nämlich immer gleich ab: Führerscheinkontrolle, Alkoholkontrolle, und während das abläuft, schaut der Kollege im Auto nach, ob das Auto gestohlen gemeldet wurde.

Bei dem oben gezeigten Auto ist das aber wohl nicht so, denn es war nie angemeldet und kann daher kaum auffallen. Die Stelle, wo die Registrierungsplakette sitzen müsste, ist noch komplett jungfräulich. Mit anderen Worten: das Kennzeichen wurde offenkundig allein zum Zweck beschafft, damit illegal in Schweden herumzufahren.

Nun wäre das nicht schlimm, wenn es ein Einzelfall wäre. In den 5 Jahren hier sind mir immer wieder Autos mit ungültigen deutschen Kennzeichen aufgefallen. Meistens standen sie aber vor einem Autohändler herum, an dem ich jeden Tag vorbeikomme. Wenn die mit ihren entstempelten Schildern mal ein paar Meter bewegt werden – geschenkt. Aber im letzten halben Jahr habe ich mehrfache Fälle wie den oben abgebildeten gesehen, die sich ganz normal im Straßenverkehr bewegten.

Das lässt nur den Schluss zu, dass dahinter eine Menge krimineller Energie steckt. Die Polizei tut anscheinend nichts dagegen, oder kann vielmehr nichts tun, weil sie die ungültigen Schilder erst gar nicht erkennt. Ich kann nur hoffen, dass diese Autos nicht in Unfälle verwickelt sind.

Schwedenwochen bei SWR2

In den letzten Monaten gab es eine kleine Häufung von schwedenbezogenen Themen bei SWR2. Die Podcasts dürften für interessierte Kreise hörenswert sein. Hier eine Zusammenstellung:

  • IKEA möbelt auf – Eine Weltfirma und ihr Image: eine interessante Reportage über IKEA und dessen Gründer Ingvar Kamprad. Es geht u.a. auch über sein nicht zu zerstörendes Image in Schweden, obwohl IKEA heute nur noch zu Teilen in Schweden sitzt und ansonsten ein undurchsichtiges Geflecht aus Stiftungen in steuerlich billigeren Ländern ist und Kamprad selbst seit Jahrzehnten in der Schweiz wohnt – wenn auch nicht gerade im steuerlich günstigsten Teil, wie man der Fairness halber anmerken sollte.
  • Selma Lagerlöf – Dichterin des Nordens: ein Feature über die Nobelpreisträgerin, die eine von Schwedens größten Schriftstellern ist. Dem Durchschnittsschweden dürfte sie trotzdem in erster Linie wegen Nils Holgersson und ihrer Abbildung auf dem 20-Kronen-Schein bekannt sein, der deswegen auch Selman genannt wir. Dort findet sich aber auch ein Hinweis auf ihre anderen literarischen Leistungen, nämdlich der legendäre erste Satz aus „Gösta Berling“: „Endlich stand der Pfarrer auf der Kanzel.“
  • Morden im Norden – Das Geheimnis der Schwedenkrimis: dieses Feature geht der Frage nach, wieso Krimis ausgerechnet aus dem Land so gerne gelesen werden, das sonst als pure Idylle gesehen wird. U.a. wird auch auf das Bullerbü-Syndrom eingegangen.