Leichte Biere: Pilsner Urquell

Skandinavien ist nicht zu unrecht für teure alkoholische Getränke bekannt. Mit Ausnahme von Dänemark ist der Verkauf von Alkohol im ganzen Norden stark eingeschränkt. Das ist nicht verwunderlich. Wenn die Tage im Winter kurz sind, schlägt das auf die Stimmung und dürfte sich dann auch im Alkohokonsum niederschlagen. Alkoholismus ist ein Problem, und so ist die Abstinenzbewegung nach wie vor bedeutend.

1922 scheiterte eine Volksabstimmung für ein Totalverbot nur knapp. Von 1917 bis 1955 gab ein Stempelheft, in dem der Alkoholeinkauf vermerkt und teilweise auch beschränkt wurde. Aber auch nach dessen Abschaffung behielt Schweden bis heute ein Alkoholmonopol für Endkunden. Alkoholische Getränke mit mehr als 3,5% Alkoholgehalt dürfen nur in Läden der Kette Systembolaget abgegeben werden. Trotz aller Liberalisierungen seither haben diese immer noch vergleichsweise kurze Öffnungszeiten.

Auch die Altersgrenzen sind vergleichsweise restriktiv: 18 Jahre für „leichten“ Alkohol (von 2,25% bis 3,5%), 20 Jahre für härteres.

Die Grenze von 3,5% bewirkt interessanterweise nicht, dass in Supermärkten alkoholfreies Bier immer anzutreffen ist – es setzt sich langsam durch, ist aber längst nicht in allen in den Regalen. Stattdessen kann man leichtes Bier (Lättöl) kaufen. Diese Bezeichnung ist allerdings etwas ungenau. Lättöl (Leichtbier) ist nämlich streng genommen nur Bier bis zu 2,25% Alkoholgehalt, das rechtlich als alkoholfrei gerechnet wird und von keinen Restriktionen betroffen ist. Was ich meistens meine, ist aber das „Folköl“ (Volksbier), das zwischen 2,25% und 3,5% hat. Für mich war es lange Zeit nur Plörrbrühe – nichts, was man sich antun muss.

Kürzlich habe ich mich aber gefragt, ob ich dem Bier damit nicht etwas Unrecht tue. Die Auswahl ist beachtlich, und irgendwas gutes muss ja darunter sein. Daher habe ich vor einer Weile ein paar gekauft und teste sie mal vollkommen sachverstandsfrei.

Heute also das erste: ein großer Name und wohl das bekannteste tschechische Bier. Recht typisch ist es ein Pils, und für meine Begriffe ein recht mildes mit passablem Geschmack. Wer das „vollwertige“ Original kennt und mag, wird hier nicht enttäuscht werden, denke ich.

Preis: 15,90 kr in der 0,5l Flasche

Weißbierfrühstück

Heute abend wurde ich doch bei Systembolaget tatsächlich nach dem Ausweis gefragt – zwar hängen die an den Ausgang prophylaktisch mehrsprachige Poster, die um Verständnis dafür bitten. Aber mal im Ernst: sehe ich aus wie 19?

Irgendwie passend dazu war dieser Bericht heute in SPIEGEL Online, der schön illustriert, welche aberwitzigen Auswüchse das schwedische System hat. Das Urteil vor kurzem dürfte die Situation noch verstärken. Auf einen Bierversand warte ich aber noch.

Jetzt habe ich zum Preis von 2 € pro Flasche Weizenbier erworben. Da steht dem Weißwurstfrühstück am Sonntag nur noch wenig entgegen. Die Brezeln backen wir selber und eingefrorene Weißwürste habe ich noch.

Update: hier noch eine kleine Geschichte zum Thema. Es ist wohl für schwedische Behörden nicht so leicht verständlich, dass Firmen in anderen Ländern nicht so leicht Daten nach Belieben herausgeben.

Biermädchenrechnung

Ein leckeres Bier kostet in einem schwedischen Pub normalerweise mindestens 4 € – ein gar nicht leckeres Bier übrigens genauso viel. Dazu ist der Alkoholverkauf massiv eingeschränkt – fast alles muss über die staatliche Monopolgesellschaft Systembolaget laufen.

Das macht erfinderisch. So bestellten sich viele bei Internetversänden Wein – und wurden vom Zoll abgefangen. Heute wurde nun ein neues Urteil des EU-Gerichtshofs zu dem Fall gesprochen.
Der Inhalt ist kurz gefasst: wer Alkohol nicht persönlich einführt, muss die Alkoholsteuern im eigenen Land bezahlen. Den Import für private Zwecke darf aber kein Land verbieten.

Das verleitet mich zu folgender Rechnung:

1x Kasten Rothaus Tannenzäpfle (24×0,33) (aktuelles Real-Angebot ink. Pfand) 16,71 € 155,89 Skr
Alkoholsteuer (1,47 pro Volumen-% und Liter) für 8 Liter und 6 % 7,57 € 70,56 Skr
Versand mit DHL (grobe Maße, ca. 11 kg) 32 € 298,41 Skr
Gesamt 56,28 € 524,86 Skr

Macht also 2,35 € bzw. 21,87 Skr pro Flasche. Das klingt nach unglaublich viel, aber es kommt auf den Blickwinkel an. Zwar kostet die Flasche Bitburger (0,33 l) bei Systembolaget „nur“ 9,90 Skr, aber da man für etwas speziellere Biere wie für eine Flasche Erdinger Weissbier schon über 19 Skr zahlt, ist das nicht vollkommen abwegig.
Außerdem ist das Ganze „unoptimiert“ – beispielsweise habe ich angenommen, dass ein leerer Kasten Bier schwerer als 2 kg ist. Das muss nicht stimmen. Sollte das Gesamtgewicht unter 10 kg liegen, spart man 10 € und die Flasche wird über 40 Cent billiger. Da wäre man schon bei 18 Skr. Verzichtet man auf den Kasten, könnte man vielleicht sogar noch mehr herausholen. Mit den 9,90 Skr des Systembolaget wird diese Methode zwar nicht konkurrieren können, aber wenn man wirklich mal Lust hat auf regionale Biere, dann kommt man auf annähernd konkurrenzfähige Preise. Bei Bieren, die im Systembolaget verfügbar sind, lohnt sich die Rechnung jedoch nicht.
Letztendlich machen es die Versandkosten aus: auch mit Steuern läge der Preis einer Flasche Weissbier (mit Pfand, aber ohne Kasten) bei gerade mal 1,45 € (13,51 Skr), wenn man deutsche Preise nimmt. Das sind rund 6 Skr weniger als bei Systembolaget – die lassen sich den Import teuer bezahlen.

Nichtsdestotrotz: schon bei Wein dürfte sich die Rechnung schnell umdrehen. Da zahlt man im Normalfall 27,20 Skr pro Liter an Steuern. Bei 12 Flaschen Wein á 0,75 l in einem Paket beträgt der Aufpreis pro Flasche ca. 39 Skr. Wenn man überlegt, dass man in Deutschland schon für 5 € passable Weine kriegt, die im Systembolaget sicher deutlich über 100 kr kosten, ist man da schon bald in der Pluszone.

Letztendlich dürfte die Methode aber wohl nur ein brauchbarer Weg sein, Spezialitäten zu erwerben, die einem Systembolaget vorenthält.

PS: Ein Schelm, wer darüber nachdenkt, was denn wäre, wenn man die Steuern einfach nicht bezahlt 🙂

Kult

Wohl eines der besten, aber mit Sicherheit das kultigste Biere aus dem schönsten Land in Deutschlands Gau’n (i.e. Baden) ist das „Tannenzäpfle“ – das hat nun auch der Spiegel festgestellt.

Dort beklagt man fast schon, dass das Bier so erfolgreich ist. Wie groß der Erfolg ist, war mir allerdings auch nicht bewusst, bis ich diesen Absatz las:

Denn längst ist Rothaus über den Schwarzwald hinaus bekannt, vor allem in Deutschlands Großstädten hat das Bier Kult-Status. Gab es in Berlin vor 15 Jahren gerade einmal zwei Bars, die Rothaus ausgeschenkt haben, so sind es heute mehr als 100. Ähnlich ist es in Hamburg, Frankfurt oder München. In Köln ist Rothaus bei Pils sogar zur Nummer zwei nach Bitburger aufgestiegen.

Dies ließ natürlich die Hoffnung keimen, dass auch der schwedische Monopolist Systembolaget den Trend erkannt und Zäpfle in sein reichhaltiges Sortiment aufgenommen hat.

Leider ergab eine Suche zwar, dass es dort exotische Marken wie „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ aus Bamberg oder „Einbecker Mai-Ur-Bock“ gibt, aber zur Aufnahme badischer Braukunst hat es leider noch nicht gereicht.

Was noch nicht ist, kann ja aber noch werden – vielleicht hat ja Systembolaget irgendwo einen Wunschbriefkasten auf seiner Seite.

PS. Das teuerste Getränk im Systembolagetsortiment ist übrigens Bowmore Bourbon Cask 1964. Von dem kostet die 0,7l-Flasche stolze 14694 kr (rund 1600 €). Auch bei Bier kann es teuer werden Die 3-Liter-Flasche Leffe Blonde kostet schlappe 251 kr (ca. 27,50 €). Wenn man so einen Unsinn importieren kann, dann wird man doch auch Tannenzäpfle importieren können, oder?