Am Sonntag ging ein Stück schwedische Fernsehgeschichte zu Ende: im öffentlich-rechtlichen Fernsehen SVT trat Justine Kirk als letzte Fernsehprogrammansagerin auf. Nach einem Zusammenschnitt ihrer zahlreichen Vorgänger in mehreren Jahrzehnten dankte sie augenscheinlich etwas gerührt für all die Jahre und kündigte an, dass die SVT-Programme ab dem folgenden Tag, also gestern, je ihr eigenes Erscheinungsbild haben würden und die Programmankündigungen künftig nur noch aus dem Off erfolgen würden. Ein letztes Mal in die Kamera gewinkt, und dann war es vorbei.
Solche Momente tragen immer eine gewisse Wehmut in sich. Jedoch erschien mir Schwedisches Fernsehen, ganz besonders die Kanäle von SVT, in mancher Hinsicht etwas altmodisch, zumindest wenn man es aus deutscher Sicht nimmt. Fernsehansager sind für mich in erster Linie Kindheitserinnerungen. Ankündigungen aus dem Off werden in meiner Erinnerung heutzutage auch nur noch schnell in irgendeinen Abspann eingespielt. Der Trailer ist das Maß der Dinge. Den letzten Sendeschluss hat es im deutschen Fernsehen vor 15 Jahren oder so gegeben. Auf SVT2 war bis vor einiger Zeit nachts und morgens überhaupt nichts los – es gab eine automatisierte Programmtafel, das Testbild oder gar nur Rauschen. Da ich selten nachts schaue, habe ich das nicht näher verfolgt, aber wie ein kurzer Blick ins Fernsehprogramm ergab, sendet SVT1 nun praktisch rund um die Uhr und SVT2 immerhin von 8-2 Uhr.
Es scheint sich also etwas zu bewegen, und dass Hallåorna (also die „Halloer“ und „Halloerinnen“), wie die Ansager genannt werden, nun auch verschweden, ist ein weiteres Zeichen davon. Ob das Fernsehen dadurch besser wird, sei dahingestellt. Einen großen kulturellen Beitrag kann man nächtlichen Füllprogrammen wie „die schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ oder dem legendären Super-RTL-Kaminfeuer nun wirklich nicht attestieren. Dennoch wirkt jemand, der das opulente Programm der versammelten Zuschauerschaft vorstellt, in einer Zeit, in der alles immer und überall verfügbar sein soll, etwas deplatziert.
Für Leute, die den Wandel nicht ganz mitgehen wollen, gibt es eine Alternative: auf TV4 sind immer noch Ansager zu sehen.