Schnellzug…

TGV steht für „Train à grande vitesse“, also „Zug für große Geschwindigkeit“. Das Fachwort Geschwindigkeit steht dafür, dass etwas schnell ist, wobei es sich um das Gegenteil von langsam ist.

Nun ist es Ansichtssache, was schnell und was langsam ist. Den Direktzug vom Pariser Airport Charles de Gaulle nach Caen würde ich trotz der Bezeichnung TGV nicht als schnell bezeichnen. Denn er braucht für die Strecke 3:17 Stunden, und damit länger als man mit dem Auto gebraucht hätte. Der Grund dafür ist auch naheliegend – man steht mehrfach über längere Zeit irgendwo im Nirgendwo herum, und einmal gibt es währenddessen sogar einen Lokwechsel.

Der einzige Grund, diesen Zug zu nehmen, ist also, dass man sich den Stress spart, in die Stadt zu fahren. Das Image des tollen Schnellzugs TGV hat bei meiner ersten Fahrt damit fürt mich jedenfalls etwas gelitten – das liegt allerdings auch etwas an den abgeschossenen Sitzen.

Gegen den Wind

Da sage nochmal einer, es wäre etwas für Weicheier, die Brustwarzen abzukleben.

Wie schnell kann man sich steigern? Dieser Sommer ist definitiv vorbei, und von über 100 kg Kampfgewicht bin ich auf unter 90 kg gekommen. Jetzt stehen die letzten Läufe an, und nachdem ich mich schon beim Lidingöloppet bemerkenswert geschlagen hatte, war nun doch fraglich, was bei einem Halbmarathon auf flacher Strecke drin sein würde.

Nach dem spaßigen Wochenende im Vorjahr wollte ich auch dieses Jahr den Åland-Halbmarathon nicht verpassen. Das Event glänzt nach wie vor mit einer extrem langweiligen Laufstrecke, die nicht für den Straßenverkehr gesperrt wird. Überrascht war ich dennoch darüber, dass die Teilnehmerzahl niedriger war als im Vorjahr, denn das Marathonpaket von Eckerölinjen war schon ausgebucht, so dass wir mit einem anderen Hotel ohne Pastadinner vorlieb nehmen mussten.

Andreas und Arne konnten dieses Jahr nicht, aber dafür Marcus. Das Hotel war schlicht, aber vollkommen in Ordnung, und das Abendessen auf extrem niedrigen Preisniveau – Essen mit Getränk gerade einmal 11,50 €.

Der von mir angekündigte Inga-Lindström-Abend auf SVT2 entpuppte sich als eine ganze deutsch-schwedische Breitseite. Neben zwei Lindström-Filmen die angesprochene Schären-Dokumentation und abschließend „Brottsplats: Kiel“.

Der Lindström-Film, den wir anschauten, war nicht ganz so zum Fremdschämen wie befürchtet. Die Dialoge waren bis auf die letzten 20 Minuten nicht so dick aufgetragen, so dass es sich in Grenzen hielt. Jedoch hätte ich gerne live mitgebloggt, den offenkundige „Fehler“ – Dinge, die es in Schweden einfach nicht gibt – fanden sich im Minutentakt. Da gab es allein praktizierende Ärzte, die nicht nach der Personnummer fragen, und eine florierende Bäckerei. Der dazugehörige Bäcker ist nicht nur Bürgermeister – ein in Schweden in der gezeigten Form nicht mehr existentes Amt – sondern auch offenkundig der reichste Vertreter seiner Zunft auf der Nordhalbkugel. Er hat zwei Boote, fährt einen Mercedes, und hat ein traumhaftes Haus mit Bootssteg. Die Aufzählung ließe sich noch fortsetzen.

Die folgende Dokumentation war nicht schlecht, aber die Macher hatten sich vorwiegend auf Utö herumgetrieben, das nur noch im weiteren Sinne vor Stockholm liegt. Zwar ist die Insel durchaus touristisch erschlossen, aber mit den Massen, die nach Grinda, Finnhamn und v.a. nach Vaxholm fahren, ist das aber wohl kaum ein Vergleich.

Der Knüller war allerdings „Brottsplats“, was nichts anderes als „Tatort“ heißt. Die Tatort-Reihe wird auch ansonsten in Schweden ausgestrahlt, wenn auch nicht als feste Institution am Sonntagabend. Zu dieser Gelegenheit haben die SVT-Oberen eine besondere Folge ausgewählt. In dieser geht Axel Milberg als Kieler Kommisar dem seltsamen Verschwinden des Kapitäns der Fähre nach Göteborg nach. Der Film hat alles, was Inga Lindström eben nicht hat: echte Schweden, die mit echten schwedischen Akzenten sprechen. Großartig.

So wurde es doch spät abends, bis wir zur Ruhe kamen. Glücklicherweise findet der Åland-Marathon immer am Wochenende der Zeitumstellung statt, was einem eine Stunde extra gibt.

Wettermäßig mussten wir mit dem schlimmsten rechnen. Regen, 10 °C. Das Positive: der Regen blieb weitgehend aus. Das Negative: dafür gab es Böen mit annähernd Orkanstärke. Das lag mir gar nicht, wie ich bald feststellen musste – dann doch lieber Hügel wie beim Lidingöloppet. Meinen ursprünglichen Plan, auf meine Wunschzeit von 2 Stunden einen Vorsprung herauszulaufen, von dem ich dann in der zweiten Hälfte zehren kann, musste ich bald aufgeben. Beim Wendepunkt war ich gerade mal schnell genug wie der gewünschte Schnitt. Natürlich fiel ich ab da immer weiter zurück. Letztendlich ging ich nach 2:06:23 übers Ziel, und damit gerade noch rechtzeitig vor den 2:06:36, die einen Schnitt von 6 Minuten pro Kilometer repräsentieren.
Nicht perfekt also, aber unter den Gegebenheiten vollkommen akzeptabel – und ganz nebenbei wieder einmal mein zweitbester Halbmarathon.

Schmerzhaft wurde es im Nachhinein – auf dem Weg zum Hotel wies mich Marcus darauf hin, dass ich blute. Das war mir echt noch nie passiert, obwohl ich die Startnummer immer mit Sicherheitsnadeln anbringe. Mir war es nicht einmal aufgefallen bis auf ein leichtes Ziehen, was aber bei solchen langen Läufen echt nicht ungewöhnlich ist. Nächstes Mal passe ich sicher mehr auf, denn das Duschen danach war echt kein Spaß.

Nach der Rückkehr ging es direkt ins Bett, und Montagmorgen dann nach Frankreich – aber davon ein anderes Mal.

23:37 Uhr im Labor, Caen, Frankreich

Meine erste Reise als Doktorand, und ich fühle mich nicht mehr in der Lage, einen Bericht über den Åland-Marathon oder sonst irgendetwas zu schreiben.

Daher lasse ich ein paar besonders schräge Zeitgenossen zu Wort kommen:

Wer sich fragt: nein, weder „Bis Baldrian“ noch „Bis Dennver“ waren je Jugendsprache noch sonst in irgendeiner Form angesagt.