Hochzeitsfieber steigt

Zwei Tage vorher kann auch ich, der die Boulevardpresse meidet, mich nicht mehr ganz der sich aufbauenden Welle entziehen. Falls ich Leser hinter dem Mond haben sollte: am Samstag heiratet Ihre Königliche Hoheit Victoria Ingrid Alice Désirée Kronprinzessin von Schweden und Herzogin von Västergötland den weit weniger blaublütigen Herrn Daniel Westling aus dem schönen Städtchen Ockelbo, der nach der Hochzeit Prinz Daniel von Schweden wird, nebenbei auch noch Herzog von Västergötland.

Das ist natürlich eine große Veranstaltung. Die Dimensionen übertreffen alles, was Schweden in jüngerer Geschichte so erlebt hat. Schon vor Wochen nahm das Brautpaar Geschenke entgegen. Es laufen Dokumentationen im Fernsehen und jedes Detail läuft sofort durch alle Medien. Für die Allgemeinheit gibt es schon seit einiger Zeit spezielle Hochzeitsschokolade mit dazu passenden Hochzeitsservietten zu kaufen.

Die Hochzeit selbst läuft dabei eigentlich recht einfach ab: 15:30 Uhr ist die Trauung in der Storkyrkan direkt neben dem Schloss. Danach geht es auf eine Kutschenfahrt durch die Innenstadt. Diese endet irgendwo beim Vasamuseum, wo die beiden in ein Boot steigen werden, das sie dann, von 18 Ruderern angetrieben, zurück zum Schloss bringen wird.

Das drumherum macht es freilich erst so pompös. Damit das Paar es auch schon gemütlich hat, wird die Prinzessin bei Mutti aus deren Einfamilienhaus ausziehen und die beiden werden zusammen ein frisch renoviertes Häuschen bewohnen. Die damit einhergehende Renovierung (insbesondere deren Kosten) samt der damit verbunden erweiterten Absperrung der Umgebung, welche zuvor ein öffentlich zugängliches Parkgelände war, sorgt für etwas Unmut.

Aber auch für das gemeine Volk wird einiges geboten. Seit über einer Woche läuft schon das Festival „Love Stockholm 2010“ mit zahlreichen Konzerten. Letztes Wochenende ließ man es richtig krachen: es gab die Möglichkeit der Drop-In-Hochzeit – wie in Las Vegas, nur ohne Elvis. Gut 350 Paare nahmen teil, was schon beachtlich ist – vielleicht ein Ausdruck davon, welches nüchterne Verhältnis viele Schweden zur Institution Ehe haben.

Mangels Zeit bin ich bislang nur mit dem Fahrrad an dem Festivalgelände vorbeigefahren. Gestern habe ich das nun genutzt, um ein paar Fotos zu machen.

Man sieht klar darauf, dass die Fernsehsender sich schon gut eingerichtet haben für die Hochzeit. Es wird die größte Fernsehübertragung der schwedischen Geschichte werden. Die Sponsoren haben sich auch nicht lumpen lassen und sind zahlreich und mit großen Ständen vertreten.

Das wird letzten Endes wohl auch der Grund sein, wieso ich schwer davon ausgehe, dass die schwedische Monarchie ab der nächsten Woche einen gewaltigen Popuralitätsaufschwung erleben wird. Schweden sind zwar im Allgemeinen nicht so leicht zu beeindrucken, aber so eine Traumhochzeit wird sie wohl auch weich machen. Bessere Umfragewerte kann das Königshaus auch gut gebrauchen. Laute einer aktuellen Umfrage ist weniger als die Hälfte für die Monarchie, und die Unterstützung des Königshauses an sich ist noch schlechter. Das mag an den exorbitanten Kosten dieser Hochzeit liegen, vielleicht auch an den Querelen um Prinzessin Madeleine, die von ihrem Verlobten mutmaßlich betrogen wurde, was ihn prompt zum Ex-Verlobten machte. Madde, wie sie auch gerne genannt wird, ist dieser Tage aus ihrem Kurzzeitexil in den USA zurückgekehrt, weil sie natürlich trotz dieser schwierigen persönlichen Situation bei der Hochzeit zugegen sein wird.

Allgemein ist der Andrang bei der Hochzeit aber nicht so groß wie erwartet (oder befürchtet). Ein Sonderzug aus Malmö wurde eingestellt, da es nicht genügend Interessenten gab – dafür wurde ein Zusatzug aus Göteborg bestellt.

Ich für meinen Teil hatte mich fast schon darauf gefreut, das Spektakel am Fernseher mitverfolgen zu können. Das werde ich nun auch, aber mit Einschränkungen. Ab frühem Abend darf ich nämlich Busfahren, was ein interessantes Erlebnis zu werden verspricht: Linien, die die Sperrzone in der Innenstadt berühren, werden einfach gekappt. Man sieht jetzt schon die Straßensperren, und die Polizei, die hier den bislang größten Einsatz ihrer Geschichte machen wird, hat keine Missverständnisse aufkommen lassen, dass weite Teile der Innenstadt eine No-Go-Area sein werden. So wird eine Linie, die ich fahre, nur 6 Minuten lang sein. Ich bin jedenfalls schon sehr darauf gespannt.

Noch lieber wäre ich freilich einer der Busfahrer gewesen, die die Hochzeitsgäste transportieren dürfen.

Königin Madeleine

Madeleine - sxc.hu

Mangels anderer Themen (Tschechen an die Wand gespielt, Berliner Erklärung unterzeichnet,…) heute ein annähernd sinnfreier Beitrag: Wenn der Bundespräsident mal in der Welt rumjettet, wer ist dann eigentlich Staatsoberhaupt? Staatswissenschaftlich Vorgebildete werden es aus dem Stegreif wissen. Für alle anderen nochmal zur Erinnerung: es ist nicht Angie, Norbert Lammert, Sigmar Gabriel oder Kurt Beck – nein, ist es ein der deutschen wie auch der Weltöffentlichkeit recht unbekannter Posten, nämlich der des Bundesratspräsidenten, der dann die in Vertretung die Rolle des Staatsoberhauptes übernimmt. Es könnt ja ein Krieg ausbrechen oder so – man weiß nie.
Den kennt übrigens schon deswegen keiner, weil er jährlich wechselt und vollkommen unspannenderweise ein Ministerpräsident ist. Momentan (und noch bis Oktober) ist es Harald Ringstorff, seines Zeichens Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns. Na dann kann der Krieg ja kommen.
Was aber, wenn man keinen Präsidenten, sondern einen König hat, und der mal in Urlaub oder auf einen Staatsbesuch fahren will. Für sowas hat man eine Thronfolge erfunden. Wenn also Queen Elizabeth samt Sohn Charles wegfährt, ist William der Chef im Vereinigten Königreich und regiert, was das Zeug hält.

Hier in Schweden ist also meist Kronprinzessin Victoria an der Reihe, wenn ihr Vater unterwegs ist. Nächste Woche tritt aber eine besondere Ausnahmesituation ein: ihre Eltern fahren ungeachtet des heutigen Erdbebens nach Japan – es wäre offen gesagt auch etwas unsinnig, wegen eines Erdbebens eine Reise in eine Region abzusagen, in der die Erde dauernd bebt.
Folglich wäre Victoria am Drücker – doch die ist gerade in der Türkei. Dann wäre Carl Philip an der Reihe – doch der lebt derzeit in den USA. Und die nächste ist: Madeleine. Hauptberuflich ist sie Torte (siehe oben) oder steiler Zahn, wie man das in den 70er Jahren nannte. Heute würde man wohl Schnecke sagen. Ich glaube, in den USA war sie auch einmal.

Wie dem auch sei: nächste Woche ist sie Königin in Vertretung und wird in diesem Land, wo der/die König/in so gut wie gar nichts zu melden hat, sicher nicht gerade allzuviele exorbitant wichtige Entscheidungen treffen müssen. Na dann frohes Regieren!

PS: Das Bild oben ist nicht willkürlich ausgewählt. Wenn man „Madeleine“ bei sxc.hu eingibt, kommt das als einziger Treffer.