Aus der Serengeti

Zeit, die Safari zu beenden – waren jetzt auch schon neun Monate.
Wir begannen den letzten Tag früher. Man sieht die Tiere ganz früh am Morgen einfach besser. So konnten wir zwei Löwinnen beobachten, die gerade ein erlegtes Tier gefrühstückt hatten.
Auf dem langen staubigen Rückweg konnten wir dann etwas schlafen. Ich hatte auf dem Hinweg gesehen, dass sich am Wegesrand eine Art Grabstein für Bernhard Grzimek befindet. Dessen Sohn Michael war nach den Dreharbeiten zu „Serengeti darf nicht sterben“ am Ngorongoro-Krater verunglückt, weswegen sich Bernhard Grzimek dort auch beerdigen ließ.
Am Ende des Tagestrips waren wir nicht nur zurück in der Zivilisation. Wir konnten sogar einen Blick auf das nächste (und letzte) Tagesziel werfen: Lake Manyare, ein kleiner Nationalpark. Den See dazu gibt es zwar noch, aber er wird in den kommenden Jahrzehnten verschwinden, so dass es sich eher um einen Wald handelt.

Die Nacht verbrachten wir auf einem „Luxus“-Campingplatz. Über den Luxus der sanitären Anlagen kann man sich streiten, aber der Pool sah ganz angenehm aus. Ein Vorteil war auch nicht zu verachten: man konnte nachts auf Klo gehen, ohne ein Zusammentreffen mit gefährlichen Tieren zu riskieren.

Serengeti Tag 2

Ach ja, da war das noch was. Dieser Beitrag lümmelt nun ganz unverschämt ein halbes Jahr lang in den Entwürfen herum. Zeit, ihn vom Stapel zu lassen.

Die älteren Leser werden sich daran erinnern, dass ich über Weihnachten und Neujahr in Tansania war. Begonnen hatte das kleine Abenteuer mit einer Reise über Addis Abbeba zum Kilimandscharo Airport nahe der Stadt Moschi, ganz im Norden des Landes. Nach einem Tag im Ngorongoro-Krater waren wir im Serengeti-Nationalpark angekommen.

Der zweite Tag nun sollte das Highlight werden. Mein Geburtstagsgeschenk zum 30. war nämlich ein Ballonflug in der Serengeti, wie ich kurz zuvor erfahren durfte. Es war nicht mein erster Ballonflug, aber natürlich der erste in einer so außergewöhnlichen Umgebung.

Man darf äußert früh aufstehen – kurz nach 5 – und wird dann mit dem Jeep abgeholt. Unser Pilot war Kanadier und ein ehemaliger Immobilienmakler, der sich nach einem anderen Büro sehnte. Der Korb war für bis zu 16 Personen angelegt, wobei jedes Fach zwei Personen fasst. Wir erhielten Anweisungen: jeder bekam eines der Fächer zugewiesen. Der Korb lag und man sollte in das Fach hineinsteigen und sich auf den Rücken legen. Die Beine waren angewinkelt, was aber nicht weiter schwer war, da es eine entsprechende Stufe im Boden des Korbs gab. Der Korb richtete sich auf, und auf Anweisung durften wir uns umschauen. Was es zu sehen gab, kann man oben in der Galerie erahnen.

Nach der Landung gab es nach Ballonfahrertradition Sekt.
Die Fahrt kostet anscheinend so um die 500 US-Dollar, wenn man ihn vor Ort bucht. Eine Menge Holz, aber empfehlenswert. Die Krönung war freilich das Frühstück danach: ein langer Frühstückstisch war unter einem Akazienbaum aufgebaut worden. Das Personal war in alten Kostümen verkleidet und servierte uns englisches Frühstück. Die sanitären Anlagen waren hervorragend: das Waschbecken war aus Metall, das (warme) Wasser kam aus einer Karaffe, die einer der Bediensteten hielt. Das Beste war freilich die Toilette „Loo with a view“: drei Stellwände und in der Mitte eine Kloschüssel. Setzte man sich darauf, hatte man einen hervorragenden Blick auf die Landschaft.

Der Tag ging weiter mit einer (immer noch) frühmorgendlichen Tour durch den Park. Das ist anscheinend eine der besten Zeiten des Tages, denn die Nilpferde sind am frühen Morgen noch nicht wieder im Wasser. Nebenbei konnten wir auch zwei Löwinnen beim Frühstück sehen und einen Geparden sich vor uns wälzen. Volle Ausbeute sozusagen.

Wenn ich das Tempo weiterhin so hoch halte, kommt der Rest der Safari dann irgendwann im Herbst.

Serengeti Tag 1

Die Nacht war kühl am Ngorongoro-Krater. Das fand ich sogar, obwohl ich kurz zuvor noch -10°C in Stockholm gehabt hatte. Das war es aber nicht, was einen nachts zweimal überlegen ließ, das Zelt zu verlassen. Das war das Wissen, dass es da draußen wilde Tiere gibt und der Zeltplatz nachts unbeleuchtet und unbewacht war. Eine andere Gruppe kam gerade aus der Serengeti zurück und hatte die Nacht davor Giraffen am Zelt gehabt. Oben am Krater gab es nicht so viel, aber wenn tagsüber die Elefanten kommen, kann man nachts nicht ausschließen, dass sich auch mal etwas anderes ins Lager verirrt.

Gefährliche Tiere kamen dann im Serengeti-Nationalpark. Der dürfte jedem seit Bernhard Grzimek ein Begriff sein, auch wenn man natürlich keine konkrete Vorstellung davon hat. Der Name Serengeti kommt aus der Massai-Sprache und bedeutet „endloses Land“. Das ist auch ziemlich treffend, denn es ist im Wesentlichen eine riesengroße Ebene. Zunächst ist sie aber vor allem eines: staubig, denn die Steppe, durch die man bis zum Eingangstor fährt, ist schon sehr trocken.

Auf dem Weg in die Serengeti

Das Tor selbst steht auch mitten im Nirgendwo. Davor sitzen dann die letzten Massai, denn ab der Grenze zum Nationalpark ist jede Bewirtschaftung verboten. Wer sich dort dauerhaft aufhält, tut dies im Normalfall zum arbeiten. Bis man zur Station am Eingang kommt, sind es noch einige Kilometer. Dort ist ein kleines Besucherzentrum, ein kleiner Laden und ein Aussichtspunkt – alles schön gelegen auf einem bewachsenen Hügel mitten in der Steppe.

Dort machen aber nicht nur die Safariautos Pause. Die Serengeti liegt auch auf der Strecke von einigen Langstreckenbussen, die dann über die staubige Piste brettern. Derzeit ist auch eine Straße im Gespräch, die durch die Serengeti gebaut werden soll. Verständlicherweise ist das sehr umstritten, weil das die Tiere natürlich erheblich behindern würde.

Die ersten „neuen“ Tiere sahen wir dann auch noch in der Steppe: zwei Geparden. Das ist nicht so häufig, denn Geparden sind wie Leoparden meist Einzelgänger. Lediglich die Männchen bilden manchmal kleinere Gruppen.

Wie alles, was ich hier zu den Tieren erzähle, ist das nur mit Vorbehalt. Hat man einen so guten Guide bei einer Safari, wie wir ihn hatten, wird man jeden Tag mit einer Menge Informationen gefüttert, die man nachher nur noch in Teilen und dann auch nicht unbedingt korrekt erinnert. Ich habe mir zwar ein Buch mit den wichtigen Tierarten besorgt, aber beim Beschriften der obigen Fotos war ich oft sehr unsicher. V.a. bei den Vögeln mit den vielen Unterarten, die sich teilweise nur in kleinen Details unterscheiden, bin ich mir keineswegs sicher, was ich da vor der Linse hatte.

Neues Spielzeug

Apropos Linse: ich hatte mir vor der Reise ein Sigma-Objektiv 70-300 mm mit optischem Stabilisator besorgt. Im Nachhinein sind die Ergebnisse auf dem großen Bildschirm nicht so überragend, wie sie vielleicht auf der Kameraanzeige aussahen. Aber der optische Stabilisator war Gold wert, denn bei den Bedingungen ohne Stativ und teilweise während der Fahrt auf Schotterpisten Bilder zu machen wäre anders kaum möglich gewesen. Einziges Manko ist freilich, dass man damit natürlich keine kurzen Brennweiten hat und in so einer staubigen Umgebung das Objektiv wechseln muss. Ich behalf mir damit, das Objektiv nach Möglichkeit während der Tierbeobachtung die ganze Zeit drauf zu lassen, und irgendwelche Panoramafotos und dergleichen am Morgen oder am Abend zu machen. So musste ich nur zweimal am Tag einen Objektivwechsel machen. Das Ding ist jedenfalls sein Geld wert, und ich hätte es bitter bereut, wenn ich das billigste Objektiv genommen hätte.

Eine weitere „Überraschung“ war auch ein anderer Aspekt der Kamera. Ich hatte mir vor der Fahrt neben meiner vorhandenen 4-GB-Karte noch zwei langsame 16-GB-Karten von Sandisk geholt. Dass die Geschwindigkeit nicht hoch ist, merkt man höchst selten. Mir erschien das als blanker Wahnsinn, Karten mitzunehmen, die fast 3000 Fotos fassen. Immerhin hatte ich es zuvor kaum geschafft, auch nur die 4-GB-Karte einmal vollzukriegen. Die Erfahrung war aber, dass die Karte bei so einer Fahrt ohne Probleme vollzukriegen war. Wir kamen mit über 4000 Fotos alleine von meiner Kamera zurück. Das Risiko ist lediglich, dass eine solche große Karte im Falle eines Hardwareschadens oder Diebstahls natürlich auch einen großen Verlust darstellt.

Es gab schon eine Menge zu knipsen an diesem ersten Tag, darunter v.a. einige Nilpferde und Elefanten. Es waren freilich nicht die letzten, die wir sahen.

Elefanten sind so ziemlich die einzigen Tiere, die den Jeeps der Safaritouren gefährlich werden könnten. Ihre Gutmütigkeit wird dennoch strapaziert, denn die Autos veranstalten regelrechte Verfolgungsjagden, wenn eine Familie in Sicht kommt. Die Tiere stoßen dabei einen Ton aus, den man von Elefanten nicht kennt. Er übermittelt aber unmissverständlich, dass ihnen das nicht gefällt.

Es scheint aber so, dass Tiere und Safaritouristen sich arrangiert haben. Die letzte Etappe des Tages, das Serengeti-Besucherzentrum, war durch keinen Zaun geschützt. Das einzige Tier, das uns da begegnete, war ein Klippschliefer, der entgegen der Erwartung keinerlei Angst vor uns hatte.

Das Besucherzentrum und der anschließend angesteuerte Campingplatz „Dik-Dik“ haben übrigens eines gemeinsam: die sanitären Anlagen sind erste Sahne. Das Wasser kommt aus dem schwarzen Tank oben auf dem Dach, was für eine angenehme Temperatur sorgt, und das Gefälle in der Leitung sorgt für hinreichenden Fluss. Strom gab es freilich keinen (auf dem Campingplatz). Unser Koch war vermutlich deswegen auch so wenig gesprächig: er würde die folgenden zwei Tage dort herumsitzen, und die einzige Ablenkung war anscheinend sein Handy.

Für uns sorgte das natürlich schon für etwas Abenteuergefühl, dort draußen zu sein. Nach Einbruch der Dunkelheit wagten wir uns nicht mehr auf den Weg zum Toilettenhäuschen.

Die Nacht war aber auch nicht lang. Der Grund für das Ansteuern des Besucherzentrums war nämlich das Geschenk zu meinem 30. Geburtstag: eine Ballonfahrt über der Serengeti. Und so ein Flug beginnt sehr früh am Morgen.

Aber dazu später mehr.

Ngorongoro

Safari heißt Reise – in Swahili. Für uns heißt es irgendetwas exotisches mit Tropenhelm und Jeep. Zumindest war das meine ungefähre Vorstellung davon.

Aber nicht alles ist so, wie man sich vorstellt. Das fiel mir spätestens dann auf, als die Safari-Guides im ersten Abendlager ihre Laptops auspackten und im mobilen Internet surften. Selbst in der Serengeti funktionieren manche Handynetze. Afrika ist zumindest in solchen Dingen im 21. Jahrhundert angekommen, und so auch ein bisschen die Safari.

Dementsprechend war nicht viel mit Plumpsklos und altertümlichen Zelten. Unser Auto war prima, das Zelt auch, und in manchen Camps gab es sogar warmes Wasser. Das Essen war so gut und reichlich, dass man sich wundern musste, wie der Koch aus so einer kleinen Kiste sowas zaubern kann.

Und dass man ein schlechtes Gewissen haben musste, sich in einem Land, wo die normale Bevölkerung kaum über die Runden kommt, mitten in der Wildnis ein solches opulentes Mahl servieren und dann davon sogar noch etwas zurückgehen zu lassen. Das Ganze fühlte sich ohnehin schon dekadent an. Wir waren zu zweit und hatten Idi, den Koch, und John dabei, der Fahrer und Guide ist. Derart persönlich betreut zu werden ist schon in Europa außergewöhnlich. In Afrika fällt aber umso mehr auf, dass Schwarze bedienen und Weiße bedient werden. Bei manchen Gruppen hatte man sogar ein bisschen den Eindruck, das Expeditionscorps wäre gerade gelandet und baue sein Basislager auf. Dabei haben wir den wirklichen Luxus, der einem dort gegen entsprechendes Großgeld geboten wird, gar nicht gesehen: Lodges, eine Art Hotel mitten im Busch.

„Unser“ Personal

Auf der anderen Seite hätten wir ohne „unser“ Personal alt ausgesehen. Leute, die auf eigene Faust dort mit dem Jeep herumfahren, sind selten – ich kann mich nur an einen erinnern. Das verwundert auch nicht weiter, denn es braucht einiges fahrerisches Geschick. Nicht dass sie von Schlaglöchern übersät wären – das ist nicht das Problem. In der Stadt waren die Straßen teilweise schlechter als in der Wildnis. Aber das Wissen, welches Schlagloch man mit sportlicher Geschwindigkeit nehmen muss und welches im Schritttempo, erwirbt man auf europäischen Straßen nicht. Wir sahen auf dem Weg auch das Ergebnis eines bösen Unfalls, der natürlich bei ungeübten Fahrern erheblich wahrscheinlicher ist.

Vor allem aber hätten wir weder den Adlerblick noch das enzyklopädische Wissen Johns gehabt. Wer glaubt, da würde einfach jemand hinters Steuer gesetzt, der den Weg kennt, liegt weit daneben. Die Guides gehen 2 Jahre lang auf eine besondere Schule, auf der sie alles über die Tiere in Tansanias Nationalparks lernen. Um Guide zu werden, müssen sie dann auch noch alle 15 tansanianischen Nationalparks besucht haben. Das ist schon eine Menge, aber selbst dann finden sie kaum einen Job, wie John uns berichtete. Denn diese umfängliche Ausbildung und Englischkenntnisse haben offenbar immer noch zuviele. John ging daher nach Nairobi und lernte spanisch an einer Sprachschule. Und weil es danach immer noch nicht leicht war, Anstellung zu finden, lernte er im Selbststudium auch noch italienisch.

Ein beeindruckendes Pensum, aber irgendwo auch nicht verwunderlich, denn der Job ist für dortige Verhältnisse vermutlich ausgesprochen einträglich. Üblich sind 10 Dollar Trinkgeld pro Gast und Tag – sowohl für den Koch als auch den Guide. Wieviel der Lohn beträgt, wissen wir freilich nicht, aber Johns Frau ist Lehrerin, weswegen man schon annehmen kann, dass die beiden zusammen dem Mittelstand angehören.

Was John freilich nicht an der Schule lernen konnte, ist die Fähigkeit, Tiere zu erspähen. Und das kann er hervorragend. Nicht zuletzt deswegen konnten wir uns glücklich schätzen, vier von den Big Five der Tiere dort schon am ersten Tag gesehen zu haben. Da waren wir nämlich am und im Ngorongoro-Krater, einem Vulkankrater im Nordwesten Tansanias.

Erster Tag: Ngorongoro-Krater

Der Krater und das umliegende Gebiet sind kein Nationalpark, sondern eine Art Schutzgebiet: die Massai leben dort, sind aber die einzigen, die das Gebiet bewirtschaften dürfen. Daher gehört ihnen prinzipiell auch jede Kuh im Gebiet. Überfährt man eine, muss man die Massai dafür entschädigen. Für schwangere Kühe doppelt soviel, versteht sich. Deswegen sind auch männliche Kühe grundsätzlich schwanger, wenn sie überfahren werden.

Den Krater selbst ist aber beschränkt auf die Wildtiere und darf nur tagsüber besucht werden. Übernachtungen dort ziehen hohe Strafen nach sich. Ist man einmal drin, versteht man auch, wieso der Park so beliebt ist und er die höchsten Gebühren von allen Safarizielen in Tansania kostet. Er ist ein Art eigenes Ökosystem, landschaftlich sehr schön, mit einer einzigartigen Kombination von Wildtieren.

Nicht nur, dass wir dort alte Elefantenmännchen gesehen haben und Flamingos. Hier sind auch noch 17 Spitzmaulnashörner anzutreffen, bei denen die Ansiedlungsversuche in der Serengeti gescheitert sind. Wir haben drei dieser Tiere von weitem gesehen – und da das Nashorn zu den Big Five gehört, hätten wir die Liste ohne den Kraterbesuch nie voll bekommen.

Ein Highlight war freilich auch der Campingplatz: neben Strom und warmem Wasser gab es auch einen Elefanten, der da regelmäßig zum Trinken vorbeischaut und uns so recht nahe kam. Aber auch der Blick über den Krater war nicht zu verachten – und die Kühle am Abend, die mir, gerade aus Stockholm gekommen, natürlich sehr angenehm war.

Alles weitere steht fürs erste oben bei den Fotokommentaren. Und die Bilder kommen aus der Serengeti kommen zu späterer Gelegenheit.