Das royale Großereignis morgen: Grattis Kungen – Carl XVI. Gustaf wird 65

Es wird ihm nicht ganz unrecht sein: es schauen alle nach London und keiner zu ihm. König Carl XVI. Gustaf wird morgen 65, und im Gegensatz zu 2006 erzeugt das nicht viel Interesse bislang.

Das wird sich vielleicht noch ändern, aber man kann auch ahnen, dass er angesichts der aktuellen Situation auch nicht allzu große Wellen machen will. Denn im Gegensatz zur britischen Monarchie haben die schwedischen Royals nach wie vor ein Popularitätsproblem. Die Popularität nach dem Skandalbuch im letzten Jahr sind die Umfragewerte noch schlechter als nach dem peinlichen Ausrutscher 2004 in Brunei. Der Schub letztes Jahr nach der Hochzeit war wohl nur ein Zwischenhoch.

In der jetzigen Lage scheint es so, dass die schwedische diejenige unter den europäischen Monarchien ist, deren Abschaffung zu unseren Lebzeiten Realität werden kann. Die stark säkularisierte und prinzipientreue Gesellschaft wird den Spagat zwischen eigenem Anspruch und Wirklichkeit nicht beliebig lange aushalten können.

Das mag sich alles ändern, wenn der König einmal abtritt. Das hat er nicht vor, auch wenn er morgen das Pensionsalter erreicht hat. Die Dagens Nyheter waren zumindest so nett und haben den Artikel zum Thema heute nicht online gestellt. Eine Diskussion darum kann dem Königshaus nicht wirklich recht sein. Sie wird früher oder später trotzdem kommen.

Und vorerst im Hochzeitsfieber des heutigen Tages untergehen – gleich geht es schließlich los.

Heiratsfieber

Es scheint dieser Tage, als müsse nun knapp zwei Monate vor Kronprinzessin Victorias Hochzeit die Pressemaschinerie warmlaufen.

Hier die neuesten Nachrichten:

  • Prinzessin Madeleine wird dieses Jahr nicht mehr ihren Freund Jonas heiraten. Noch schlimmer: man hat die beiden seit Dezember nicht mehr zusammen gesehen. Und die Zeitungen schreiben mit Begeisterung über die vermuteten Probleme zwischen den beiden. Madeleine ist anscheinend erstmal vier Wochen in den USA, während Jonas sich mit Victorias Zukünftigem getroffen hat.
  • Die Einladungen für die Hochzeit sind raus. Das Aftonbladet hat eine irgendwo ergattert und zeigt sie stolz. Ein spektakulärer Coup: die Einladung ist weiß, und es steht drauf, dass man eingeladen ist. Wahnsinn!
  • Nicht minder spektakulär ist die Erkenntnis, dass die Trauung um 15:30 Uhr stattfindet, was natürlich gemeldet werden muss.
  • Die Homepage der Hochzeit ist auch schon online. Hier ist mal wieder Königshaus 2.0 angesagt: man kann seine Glückwünsche hinterlassen. Dass man sie nicht auch gleich noch auf Facebook stellen oder twittern kann, ist fast schon überraschend.
  • Lars Ohly, Chef der Linken, findet, dass er als Republikaner da eigentlich nicht hin sollte – und hat abgesagt. Das Witzige daran ist irgendwie, dass so ziemlich jede Reichstagspartei die Abschaffung der Monarchie anstrebt. Die Party wollen sie aber trotzdem nicht verpassen.

Nicht dass das alles nicht in irgendeiner Form relevant wäre. Aber so aufgebauscht, wie das jetzt schon wird, würde mich es nicht wundern, wenn es bei der Hochzeit selbst eine 20.000 teilige Bildergalerie zum Thema gibt.

Königin Madeleine

Madeleine - sxc.hu

Mangels anderer Themen (Tschechen an die Wand gespielt, Berliner Erklärung unterzeichnet,…) heute ein annähernd sinnfreier Beitrag: Wenn der Bundespräsident mal in der Welt rumjettet, wer ist dann eigentlich Staatsoberhaupt? Staatswissenschaftlich Vorgebildete werden es aus dem Stegreif wissen. Für alle anderen nochmal zur Erinnerung: es ist nicht Angie, Norbert Lammert, Sigmar Gabriel oder Kurt Beck – nein, ist es ein der deutschen wie auch der Weltöffentlichkeit recht unbekannter Posten, nämlich der des Bundesratspräsidenten, der dann die in Vertretung die Rolle des Staatsoberhauptes übernimmt. Es könnt ja ein Krieg ausbrechen oder so – man weiß nie.
Den kennt übrigens schon deswegen keiner, weil er jährlich wechselt und vollkommen unspannenderweise ein Ministerpräsident ist. Momentan (und noch bis Oktober) ist es Harald Ringstorff, seines Zeichens Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns. Na dann kann der Krieg ja kommen.
Was aber, wenn man keinen Präsidenten, sondern einen König hat, und der mal in Urlaub oder auf einen Staatsbesuch fahren will. Für sowas hat man eine Thronfolge erfunden. Wenn also Queen Elizabeth samt Sohn Charles wegfährt, ist William der Chef im Vereinigten Königreich und regiert, was das Zeug hält.

Hier in Schweden ist also meist Kronprinzessin Victoria an der Reihe, wenn ihr Vater unterwegs ist. Nächste Woche tritt aber eine besondere Ausnahmesituation ein: ihre Eltern fahren ungeachtet des heutigen Erdbebens nach Japan – es wäre offen gesagt auch etwas unsinnig, wegen eines Erdbebens eine Reise in eine Region abzusagen, in der die Erde dauernd bebt.
Folglich wäre Victoria am Drücker – doch die ist gerade in der Türkei. Dann wäre Carl Philip an der Reihe – doch der lebt derzeit in den USA. Und die nächste ist: Madeleine. Hauptberuflich ist sie Torte (siehe oben) oder steiler Zahn, wie man das in den 70er Jahren nannte. Heute würde man wohl Schnecke sagen. Ich glaube, in den USA war sie auch einmal.

Wie dem auch sei: nächste Woche ist sie Königin in Vertretung und wird in diesem Land, wo der/die König/in so gut wie gar nichts zu melden hat, sicher nicht gerade allzuviele exorbitant wichtige Entscheidungen treffen müssen. Na dann frohes Regieren!

PS: Das Bild oben ist nicht willkürlich ausgewählt. Wenn man „Madeleine“ bei sxc.hu eingibt, kommt das als einziger Treffer.