Gedanken zum Tage

  • Die DN schreibt heute unter der Überschrift „Deutsche Zeichen„:

    Noch ein trauriges Beispiel für das schwächer werdende Band zwischen Schweden und Deutschland: am 31. März stellt Sveriges Radio sein deutsches Programm auf SR International nach 70 Jahren ein. Der Grund – genau wie beim Beschluss, das schwedische Generalkonsulat in Hamburg zu schließen – sind sind die Kosten.
    In Europa sprechen über 100 Millionen Menschen deutsch, und Deutschland ist Schwedens wichtigster Handelspartner. Aber warum sich um solche Details kümmern.

    Dann folgt noch das Beispiel Norwegens, das 2003 ebenfalls sein Generalkonsulat in Hamburg schloss und bald einsah, dass das ein Fehler war. Danke an den Autor Peter Wolodarski, kann ich da nur sagen – schön, dass das Thema auch in der schwedischen Öffentlichkeit einmal aufgegriffen wird. Die Reduktion des deutschen Programms auf einen Nachrichtenblock ist ein echter Verlust.

  • Heute abend wartet das große Finale von Melodifestivalen, dem schwedischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Meine Favoritin ist ja Amy Diamond, aber ich fürchte, dass eine der Teilnehmerinnen der Kategorie „Blonde Frau mit Schnulzentitel, deren Haare von einem Gebläse aufgeweht werden“ gewinnen wird. Wer es sich nicht entgehen lassen will: heute abend auf SVT1 oder international auch per Radio über P4.
  • Ein kleines Update zu meinem Auswandererguide: in Schweden gibt es ja keine Eigentumswohnungen, sondern nur das Bostadsrätt, wo man Teil einer Genossenschaft ist, die das Haus als Gesamtes besitzt. Ein Nachteil davon sind die monatlichen Beiträge, die nicht selten fast genauso hoch sind wie die Miete in einer vergleichbaren Wohnung. Das ergibt sich daraus, dass die Mieten nicht nach Marktgesetzen festgelegt werden und die Bostadsrättsgebühren auf nicht ganz nachvollziehbare Weise verwendet werden. In vielen Fällen ist jedenfalls nicht ersichtlich, wo das ganze Geld denn hingeht. Echte Eigentumswohnungen gibt es bislang nicht, was daran liegt, dass die rechtlichen Grundlagen in Schweden fehlen. DN berichtete kürzlich über ein Beispiel aus Norwegen, wo dies anders ist. Der Vergleich fällt recht positiv aus, da die monatlichen Abgaben deutlich niedriger liegen – selbst im teuren Norwegen sind es in dem Beispiel einer 60-Quadratmeter-Wohnung gerade einmal 1800 norwegische Kronen. Für ein vergleichbares Bostadsrätt in Schweden zahlt man gut und gerne das Doppelte. Nebenbei wurde dort auch erwähnt, dass die schwedische Regierung plant, ab 2009 Eigentumswohnungen in Schweden einzuführen. Ein begrüßenswerter Schritt, wie ich finde, denn ein beträchtlicher Teil der Schweden wohnt in einem Bostadsrätt und zahlt de facto die Miete an die Bank, weil die Wohnung nur auf Pump erworben wurde. Bei einem Ägarrätt, wie dann die Eigentumswohnungen heißen würden, hätte der Mieter mehr Luft, die Wohnung abzubezahlen und wäre nicht bis in alle Ewigkeit verschuldet. Die Details muss man aber erst noch abwarten, denn man kann Norwegen auch nicht wieder mit Schweden vergleichen, da es bei den Norwegern diese umfangreichen genossenschaftlichen Wohnungsorganisationen nicht gibt. Der Wohnungsminister Mats Odell hat auch angekündigt, dass es vorerst wohl nur um neu gebaute Wohnungen gehe, wenn das Ägarrätt kommen sollte. Die Blogosphäre scheint positiv zu reagieren. Außer einer Kritik am Schreibstil des Artikels sind die meisten Beiträge recht wohlwollend. Allerdings ist ein Kommentator auch Vorsitzender des Jugendverbands der Zentrumspartei und muss daher auch alles gut finden, was die Regierung vorhat.
  • Auf deutsche Politik komme ich im Moment lieber nicht zu sprechen. Da wird mir nämlich immer so übel, v.a. wenn ich an meinen Parteivorsitzenden denke.
  • Da denke ich doch lieber an den heutigen Tag, wo ich die Linien 1, 4 und 40 mit meinem fahrerischen Können beglücken darf.

Auswandererguide Update

Während es natürlich höchste Zeit wird, auch hier ins neue Jahr zu starten, lassen die nächsten Teile des Auswandererguides immer och auf sich warten.

Dennoch gibt es ein paar kleine Updates, die hier genannt werden sollten:

  • In der Zwischenzeit sind mir noch weitere Anbieter von Studentenzimmern und -wohnungen aufgefallen. Einer davon ist Riksten. Es handelt sich dabei um eine Siedlung in Huddinge, die sich den Beinamen „Friluftstad“, also „Freiluftstadt“, gegeben hat. Da ich kürzlich einmal dort, kann ich dies nur bestätigen, denn die Anlage liegt ziemlich weit draußen. Der Nachteil ist dabei natürlich, dass nur eine Buslinie dahingeht, die auch nicht allzuoft fährt. Zudem geht es dann mit dem Pendeltåg weiter. Es ist aber sicherlich eine gute Lage, wenn man in Flemingsberg, dass heißt an den südlichen Ablegern von Karolinska oder KTH studiert. Da ich jemanden kenne, der darin auch gewohnt hat, kann ich auch sagen, dass die Wohnungen nicht schlecht aussehen, auch wenn sie natürlich ziemlich klein sind. Zudem ist man dort anscheinend mit den Bedingungen für Studenten nicht ganz so streng, so dass auch ein studentischer Praktikant oder Diplomarbeitschreiber aus dem Ausland unterkommen kann.
  • Eine weitere Firma mit einigen Studentenwohnungen ist Micasa. Laut deren Internetseite betreiben sie aber nur eine Anlage für Studenten, die etwas außerhalb in Skärholmen liegt, was aber immerhin an der U-Bahn liegt. Dass dies die einzige Anlage sein soll, hat mich aber überrascht, da ich gestern ein groß mit „Studentbostäder“ beschriftetes Gebäude bei Gärdet gesehen habe.
  • Reik, der vor kurzem mein Blog lobend erwähnt hat und sich gerade in Stockholm einlebt, hat ein schönes Praxisbeispiel zum Bostadsrätt in seinem Blog. Dort wird das Auktionsverfahren genauer beschrieben und zur Illustration ein paar Werte genannt. Ich sollte der Vollständigkeit halber anmerken, dass die Abgabe beim Bostadsrätt anscheinend mit der Wohnungsfläche zusammenhängt. Dadurch ist auch zu erklären, wieso die Abgabe bei der von mir als Beispiel gegebenen 80 m²-Wohnung in Tensta höher ist als bei der 48 m²-Wohnung, über die Reik schreibt.

Personalausweis again

Hier geht zwar derzeit aus einigermaßen nachvollziehbaren Gründen (Reisen, Studium) nicht besonders viel. Dennoch sei schnell auf eine wichtige Entwicklung in Sachen Personalausweis (schwedisch ID-kort) hingewiesen. Kurz zur Erinnerung: in Schweden gibt es die sogenannte „legitimation“, ein Personalausweis, der von Banken und einem Dienst der Post ausgestellt wird, aber generell nicht zu Auslandsreisen genutzt werden kann. Ausländische Personalausweise oder Pässe werden in Schweden des öfteren nicht akzeptiert. Das war bis 2007 kein allzu großes Problem, da Ausländer sich beim Svensk Kassaservice, ein Tochterunternehmen der Post, das u.a. die Auszahlung von Schecks vornimmt, eine solche besorgen konnten. Wegen angeblicher Betrugsversuche ist das seither aber für die allermeisten nicht mehr möglich, da man einen Verwandten oder Ehegatten mitbringen muss, der wiederum selbst schon eine legitimation besitzen muss. Das ist aber bei den wenigsten Ausländern gegeben. Daher können sich viele Ausländer nur über die Banken – und das auch nur mit viel Glück – sowie durch den Umtausch ihres Führerscheins behelfen. Hinzu kommt, dass dies de facto auch eine Diskriminierung von EU-Bürgern darstellt, da nicht einmal EU-Pässe anerkannt werden. Die Krönung ist, dass der Kassaservice Ende 2008 abgeschafft wird und damit dieser Weg dann ohnehin komplett versperrt sein wird.
Die Problematik der Situation hatte ich schon in meinem Auswandererguide beschrieben.

Nun ist aber Hilfe in Sicht. Eine Kommission der Regierung unter Leitung des Richters am höchsten Gerichtshof hat die Situation analysiert und die Vorschläge vorgelegt.
Darin werden einige Einzelfälle präsentiert, die die Problematik der Situation illustrieren. Der Lösungsvorschlag ist simpel und elegant: die Polizei soll es machen. Diese stellt bislang schon Pässe und den nationalen Personalausweis aus, der auch zum Reisen berechtigt, aber eben auch nur Schweden zur Verfügung steht. Letzterer ist aber ein ziemlicher Ladenhüter, weil keinerlei Werbung gemacht wird. In Schweden sind Pässe für Auslandsreisen üblich, so dass auch kein dringender Bedarf für Personalausweise bestand. Bislang wurden gerade mal 100.000 davon ausgegeben. Während pro Monat 6.000 Pässe ausgestellt werden, bringt es die „nationellt id-kort“ nur auf 6.000 Stück im Jahr. Die Infrastruktur, die geschaffen wurde, ist also bei weitem nicht voll ausgelastet. Diese will man nun zur Lösung des Problems mit der Legitimation einsetzen. Es soll eine Form des Personalausweises eingeführt werden, die nicht zum Reisen berechtigt und auch Ausländern offensteht. Bei EU-Bürgern und Bürgern aus anderen Ländern, wo die Sicherheitsstandards bei Pässen hoch sind, sollen dann die Karten ohne großes Verfahren ausgestellt werden. In anderen Fällen behält man sich eine Prüfung vor.

Das alles liegt nun aber erst einmal der Regierung vor und wird geprüft. Es wird dann frühestens ab 2009 auch wirklich so gemacht werden, also gerade rechtzeitig zur Abwicklung des Kassaservice.

Ich finde, dass dies eine recht gute Lösung ist. Zwar finde ich die Aufteilung zwischen landesinterner ID und international gültigem Reisedokument immer noch unglücklich, aber auf diesem Wege kommt man einem System mit reisetüchtigen Personalausweisen schon näher. Ein Nachteil wird aber sein, dass die von der Polizei ausgefertigte ID-Kort zumindest anfangs auf nur mäßige Akzeptanz stoßen wird, da sie künftig vor allem von Ausländern genutzt werden wird. Immerhin kann man davon ausgehen, dass die neue ID-Kort den bisher schon von der Polizei ausgegebenen Ausweisen ähneln wird, denn die angesprochene Infrastruktur lässt sich freilich dann am besten nutzen, wenn man für die neue Karte nicht allzuviele Änderungen vornehmen muss. Aber nur mit der Abschaffung der Bankausweise wäre die neue Lösung eine wirklich runde Sache, denn dann würden sich die reisefähigen Personalausweise auch bei Schweden durchsetzen und damit einen neuen Standard darstellen.

Auswandererguide Teil VIII – Die Bürokratie: Personnummer oder die Eleganz, keinen Datenschutz zu haben und es trotzdem irgendwie gut zu finden

Der Mitbewohner meiner Freundin hat ein Buch auf dem Schrank stehen, das den Titel „Gesetze“ trägt. Offenkundig enthält es alle schwedischen Gesetze. Es ist ungefähr 1200 Seiten stark.

Würde man in Deutschland ein solches Buch herausbringen wollen, müsste man dies in mehreren Bänden tun, die vermutlich das ganze Zimmer komplett ausfüllen würden, und zwar vom Boden bis zur Decke.

Die Botschaft des Ganzen ist vereinfacht gesagt: während man in Deutschland gerne alles haarklein regelt, mag man es in Schweden eher simpel. Soweit ich informiert bin, liegt das auch am Grundaufbau des Staates. Die einzelnen staatlichen Institutionen sind nämlich nicht an die Regierung gebunden. Das heißt konkret, dass beispielsweise die Straßenverkehrsbehörde Vägverket im Rahmen der Gesetze freie Entscheidungen trifft und der Verkehrsminister hier nicht direkt eingreifen kann – viel wird also von den Behörden selbst geregelt. In Deutschland gibt es hingegen Bundes- und Landesbehörden, die jeweils wiederum ihrem Minister unterstehen usw. und somit viel umfangreicher und komplexer gesteuert werden müssen.

Das weist auch noch auf einen weiteren fundamentalen Unterschied hin: Schweden ist im Wesentlichen ein zentralistischer Staat. Auch wenn es einzelne föderale Elemente gibt, so werden doch die wichtigen Entscheidungen nur einer Stelle getroffen, nämlich im Reichstag in Stockholm.
Zwar bin ich überzeugter Föderalist, aber das Kompetenzengewirr in Deutschland kann mit dieser klaren Struktur natürlich nicht mithalten.

So ist es auch kein Wunder, dass man bei jeder deutschen Behörde irgendwelche umfangreichen Formulare ausfüllen muss. Die Daten sind nur teilweise miteinander vernetzt, so dass jede Behörde für sich selbst die Informationen abfragen muss.

Als alter Datenbanker weiß ich, dass es am elegantesten ist, für jeden zu speichernden Datensatz eine eindeutige Bezeichnung zu haben. Aus dieser Logik heraus ist es natürlich am praktischsten für die Bürokratie, dass jeder Einwohner eine eindeutige Nummer hat. Auf diese Weise kann jeder Pass, jede Steuererklärung und jede Autoanmeldung eindeutig zugeordnet werden – schnell und effizient.

Die Personnummer

Genau dies hat man in Schweden schon vor genau 60 Jahren erkannt. 1947 wurde die sogenannte Personnummer eingeführt. Jeder Schwede hat eine und behält sie sein Leben lang. Dieses System ist nicht nur auf die Schweden beschränkt. Jeder ständige Einwohner dieses Landes erhält eine Personnummer.

Sie wird in zahlreichen Anwendungen genutzt:

  • Als zentrales Adressregister. Zieht man um, muss man der Bank und vielen anderen wichtigen Stellen die Adressänderung nicht mitteilen, weil diese das über das Register erfahren.
  • Das ganze Steuersystem und auch alle möglichen anderen amtlichen Dinge wie beispielsweise der Führerschein sind mit ihr organisiert.
  • Beim Gang zum Arzt sind nach Angabe der Personnummer Adress- und Patientendaten bekannt. Da auch die Krankenversicherung als zentrales Register die Personnummer verwendet, ist auch die Bezahlung erledigt.
  • Die Eröffnung eines Bankkontos ohne den Besitz einer Personnummer ist nur in besonderen Ausnahmefällen möglich – so erhalten Austauschstudenten oft nur unter Sonderkonditionen ihr Konto.
  • Die Mitgliedschaft in der Kirche. Dies ist zwar als Einwanderer zunächst kein Thema, aber die Organisation ist ähnlich wie in Deutschland, so dass man automatisch Mitglied in der lokalen Gemeinde wird. Der Unterschied ist nur, dass es nur eine Kirche (die evangelische) gibt und Katholiken eine kleine Minderheit sind. Für Deutsche, die nach Stockholm oder Göteborg ziehen, ist zudem interessant, dass es dort deutsche Gemeinden gibt. Wenn man in deren Einzugsgebiet wohnt, wird man per Post gefragt, ob man Gemeindemitglied werden möchte.
  • Der Zugang zum Bankkonto. Die Nordea verwendet die Personnummer ohnehin gleich als Kontonummer, aber auch bei der SEB dient die Personnummer als Benutzername beim Login ins Online-Banking.
  • Gelegentlich muss man sie auch bei Kartenzahlung angeben.

Für vorübergehende Arbeit hier in Schweden gibt es auch noch temporäre Personnummern, um die Steuern abrechnen zu könen. Bei diesen ist der Geburtstag um 60 erhöht. Ist man also am 26. Oktober 1973 geboren, hat man dann eine Personnummer 731086-XXXX statt des üblichen 731026-XXXX. Bei der Anwendung dieser Nummer bei weniger offiziellen Zusammenhängen wie der Eröffnung eines Bankkontos kann es natürlich irritierte Blicke geben. Manche Software ist zu dem so eingerichtet, dass die ersten sechs Ziffern ein gültiges Geburtsdatum darstellen müssen, was hier natürlich nicht der Fall ist.

Das Format der Personnummer hat man mehrfach geändert. Die letzte Version ist genau 40 Jahre alt und folgt folgendem Muster:

JJMMTT-AAAB

Gelegentlich gibt es eine erweiterte Version:

JJJJMMTT-AAAB

Die Buchstaben bedeuten im einzelnen:

  • J: Das Geburtsjahr (normalerweise die letzten beiden Stellen, in der erweiterten Fassung auch mit dem Jahrhundert versehen)
  • M: Der Monat, in dem man geboren wurde, ggf. mit führender Null (d.h. im September Geborene haben 09)
  • T: Der Tag, an dem man geboren wurde, ggf. mit führender Null
  • A: eine dreistellige Zahl zufällige Zahl, die den Einwohner in Verbindung mit dem Geburtsdatum eindeutig identifiziert. Es werden ja üblicherweise mehrere Leute an einem Tag geboren, so dass eine solche Zahl zusätzlich vergeben werden muss. Bis 1990 wurde diese Zahl nach dem Län (sozusagen das Bundesland) vergeben, in dem man geboren wurde, wobei ein Nummerblock für im Ausland geborene reserviert wurde. Seither gilt dies nicht mehr – meine Personnumemer stammt auch nicht mehr aus dem Nummernblock für Ausländer.
  • B: eine Kontrollziffer. Ihr Wert aus den ganzen Zahlen davor errechnet. Sie kann dann wie bei Kreditkartennummern dazu verwendet werden, um festzustellen, ob der Betreffende eine frei erfundene Zahl angegeben hat oder eine, die zumindest existieren könnte. Ob sie auch wirklich existiert, kann man alleine mit Hilfe der Nummer nicht feststellen.

Wie ich kürzlich erfahren musste, haben sich über die Frage, ob und wie man eine Personnummer erhält, falsche Informationen breit gemacht.
Hier daher die Fakten:

  • Eine Personnummer erhält jeder, der über ein Jahr lang in Schweden bleibt.
  • Dabei ist es eigentlich egal, was man hier macht, solange dies zu einem Aufenthalt über 3 Monaten berechtigt (siehe vorangegangener Teil). Man muss also die Bescheinigung des Aufenthaltsrechts vorlegen können. Wenn man also in Schweden arbeiten möchte, sollte man sich daher schon lange vor der Einreise online um das Aufenthaltsrecht bemühen, damit die Zuteilung nach Ankunft schnell erfolgen kann.
  • Weiterhin sollte man halbwegs glaubwürdig belegen, dass man in Schweden auch etwas zu tun hat, was länger als 12 Monate dauern wird. Das haben auch schon Leute geschafft, die es eigentlich nicht wirklich belegen konnten – ich kenne zumindest einen.
  • Die Beantragung kann also zu Beginn des Aufenthalts erfolgen. Man braucht nicht erst 12 Monate zu warten.

Zur Beantragung sollte man persönlich zur nächsten Skatteverket-Filiale gehen. Neben dem Bescheid des Migrationsverket sollte man eine Bescheinigung über die eigene Tätigkeit hier sowie einen Pass mitbringen.
Für die Stockholmer ist das in der Regel die Hauptstelle in der Magnus Ladulåsgatan auf Södermalm – leider ist keine U-Bahn-Station in direkter Nähe.

Das Öffentlichkeitsprinzip

Die Geschichte der Personnummer wäre aber nur halb erzählt, wenn man nicht auf das Öffentlichkeitsprinzip (Offentlighetsprincipen) hinwiese.

Dieses Prinzip ist in einer unscheinbaren Vorschrift in der Verordnung zur Pressefreiheit enthalten. Es legt im Grunde fest, dass alle amtlichen Dokumente öffentlich sind. Dies soll dafür sorgen, dass man als einfacher Bürger sämtliche Vorgänge im Staat nachvollziehen kann, so dass Machtmissbrauch nicht so leicht hinter dem Rücken des Wählers stattfindet.
Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen, aber nur wenige, was teilweise seltsame Nebeneffekte erzeugt. So musste beispielsweise das Nobelkomitee für den Medizin-Nobelpreis in eine eigene Organisation ausgelagert werden, damit die beim Nobelpreis geltende Pflicht zur Geheimhaltung aller Informationen über Nominierung und Auswahl der Preisträger in einem Zeitraum von 50 Jahren nach Preisverleihung eingehalten werden kann. Andernfalls wäre das Komitee ein Teil der Universität und müsste dies alles offenlegen.

Diese kleine Anekdote zeigt aber nicht die wirkliche Tragweite des Prinzips auf.

Es bedeutet beispielsweise, dass das Adressregister nicht nur sehr praktisch ist, sondern auch komplett öffentlich. Schwierigkeiten, einen ehemaligen Klassenkameraden nicht mehr aufzufinden, sind so undenkbar. So kann ich zum Beispiel leicht herausfinden, wieviele Leute noch außer mir den Nachnamen Seitz haben. Es sind 62 in ganz Schweden. Auch Deutschlands häufigster Nachname Müller ist in Schweden anzutreffen, und zwar genau 1313 mal. Die älteste Trägerin dieses Namens ist Katrin Annemarie Müller, die 1911 geboren wurde und in Vällingby lebt.
Dies illustriert, dass es einen Rückzug in die Anonymität in Schweden nicht gibt. Jeder kann nach Belieben herausfinden, wo man wohnt und wann man Geburtstag hat. Das Marketing ist in Schweden zwar nicht so penetrant wie in Deutschland, aber schon jetzt wird man mit Werbung bombardiert, wenn man von einer anderen Kommune nach Stockholm zieht. Dass man Werbung einfach so bekommt, ist normal – und man kann sich nicht beschweren, dass man seine Adresse nie für diese Zwecke freigegeben habe. Schließlich sind ja alle Adressen freigegeben!

Das Öffentlichkeitsprinzip geht aber noch viel weiter. So sind die Einkommen aller Schweden öffentlich. Man kann also einsehen, wer wieviel verdient. Die Politikergehälter machen regelmäßig Schlagzeilen, aber eben auch die Einkünfte seines Nachbarn kann man überprüfen.

Endgültig ins Informationszeitalter wurde das Öffentlichkeitsprinzip durch die Seite Ratsit.se getragen. Mit Hilfe dieser Seite kann man ohne Probleme Geburtsdaten, Namen und Adressen von jedem Einwohner recherchieren. Das Echo bei der Eröffnung der Seite war groß, und erstmals merkten wohl auch viele Schweden, dass die Freiheit auch ihre Schattenseiten haben kann. Die Webseite erlaubte allen Nutzern eine wöchentlich begrenzte Anzahl von Anfragen über Personen. So konnte auch man herausfinden, wieviel die betreffende Person verdiente.
Die Daten stammten von Organisationen, die die Kreditwürdigkeit überprüfen – was auch der eigentliche Zweck von Ratsit sein sollte. Diese hatten sie wiederum direkt von der Steuerbehörde.
Nach einigen Monaten war allerdings Schluss mit der großen Freiheit. Die Steuerbehörde verkündete, dass man die Zusammenarbeit mit solchen Organisationen nicht fortführen werde, wenn diese nicht garantieren könnte, dass die von der Datenabfrage betroffene Person über den Vorgang informiert werde. Daten über das Einkommen kann man aber weiterhin durch einen Anruf bei der Steuerbehörde erhalten. Das Öffentlichkeitsprinzip wurde also nicht in Frage gestellt, nur die Abfragemethode. Mittlerweile ist nur noch die Abfrage von grundlegenden Personendaten möglich. Die weitergehende Untersuchung des Einkommens und der Kreditwürdigkeit kostet Geld und führt zur Benachrichtigung des Abgefragten.

Ein weiteres Beispiel, das mich vor kurzem auch wieder ins Erstaunen fallen ließ, war ein SMS-Dienst der Straßenverkehrsbehörde Vägverket. Diese hat die Nummer 71456 eingerichtet – schickt man an diese per SMS eine beliebige Autonummer, erhält man umgehend Informationen zu Fahrzeugtyp, Farbe, Alter, Steuer und dem Fahrzeughalter. Kombiniert mit Ratsit und anderen Suchdiensten kann man so innerhalb von wenigen Minuten eine bemerkenswerte Menge an Daten zusammensuchen, nachdem man ein x-beliebiges Auto auf der Straße gesehen hat. Ähnliches erlebte ich neulich bei einem Autoteilehändler. Dort fragte man mich einfach nach der Autonummer – über diese kann man den Typ dann genau feststellen.

Schweden ist also der reine Albtraum für Datenschützer.

Man muss den Schweden zu Gute halten, dass es wenige Tricksereien gibt. Telefonterror von zwielichtigen Callcentern usw. gehört nicht zur Tagesordnung.
Dennoch sollte sich jeder, der in das Land einwandert, bewusst sein, dass bestimmte Informationsgeheimnisse, die man in Deutschland blind voraussetzt, in Schweden einfach nicht existent sind.

Zusammengefasst

  • Eine Personnummer ist für einen ständigen Bewohner Schwedens unabdingbar. Ohne sie geht nichts, mit ihr geht vieles.
  • Eine Personnummer kann jeder erhalten, der länger als ein Jahr lang hier ist.
  • Zum Erwerb einer Personnummer braucht man eine Aufenthaltsgenehmigung.
  • Man sollte sich bewusst sein, dass man mit der Aktenkundigkeit der eigenen Daten in Schweden einige Informationsgrundrechte aufgibt, die einem in Deutschland gewährt werden.

Zum Abschluss eine kleine Anmerkung: auch in Deutschland wird es künftig eine zentrale Nummer geben, auch wenn diese wohl nie eine derart zentrale Rolle spielen wird wie die Personnummer in Schweden. Datenschützer äußern sich – nicht völlig unbegründet – kritisch über dieses System. Aus meiner Sicht wäre ein Zentralregister auch gut, solange jeder Datenzugriff mitgespeichert wird und von der betroffenen Person eingesehen werden kann. Außerdem sollte bei der Einführung eines solchen Systems auch ein Nutzen für den Bürger herausspringen. Wenn er sich beispielsweise das Ausfüllen seitenlanger Formular erspart, hätte er auch etwas davon und die ganze Geschichte ist nicht nur eine reine EDV-Aktion.

Auswandererguide Teil VI – Der Wohnungssuche fünfter Teil: das eigene Haus und was es sonst noch so gibt

Zum Thema Wohnungssuche habe ich mittlerweile das englischsprachige Stockholm Accommodation Wiki gestartet. Dieses soll Informationen besser sammeln und strukturieren, als es der Auswandererguide kann. Die Adresse: http://stockholmaccommodation.wikia.com

Wer sich bis hierhin durchgekämpft hat, hat einen ersten Rundflug durch den schwedischen Wohnungsmarkt überlebt – zumindest so, wie er sich nach meinen bisherigen Erkenntnissen darstellt.

Jenseits dieser Ausführungen gibt es dennoch noch einiges, was bislang nicht näheres ausgeführt wurde.

Eigenheim

Bei den ganzen Details über den großstädtischen Wohnungsmarkt ging natürlich vollkommen unter, dass Skandinavien im Allgemeinen geprägt ist von viel Natur auf wenig Menschen und damit auch ausreichend Platz für ein schmuckes Häuschen. Man spricht von „fastigheter“ – dieser Begriff beschreibt nicht das Haus selbst, sondern das Eigentum eines Grundstücks, auf das man dann eben auch ein Haus stellen kann. Auch die Großstädte sind hiervon nicht ausgewohnen. Wenn man von den Trabantenstädten mit ihren Mietskasernen und den dicht gepackten Innenstädten absieht, gibt es überall Wohngebiete mit Eigenheimen. Ein gravierender Unterschied zu Deutschland ist dabei allerdings, dass es das klassische Zweifamilienhaus, bei dem der Besitzer eine Wohnung bewohnt und die andere vermietet, hierzulande meines Wissens nicht gibt. Einfamilienhäuser sind der Standard. Reihenhäuser gibt es jedoch auch, haben aber anscheinend auch eine monatliche Abgabe wie schon von den Bostadsrättern bekannt.

Qualifizierte Aussagen über Kosten kann ich nicht machen, doch muss ich anmerken, dass es in den einschlägigen Vermittlungen durchaus Häuser gibt, deren Grundpreis nicht teurer ist als eine Wohnung. Natürlich liegt das Haus viel weiter draußen auf dem Lande, aber dafür ist es meist auch um ein Vielfaches größer. Allerdings habe ich auch Häuser gefunden, die eine Wohnfläche von sage und schreibe 20 m² hatten.

Wenn man also ein Bostadsrätt auslösen kann und noch etwas Geld auf die Seite gelegt hat, steht einem eigenen Haus nichts mehr im Wege. Laut dem Kreditrechner von SEB zahlt man für ein neues Haus im Wert von 2 Mio. Kronen an Tilgung und Zins im Monat gerade einmal 8000 kr. Dies klingt für eine einigermaßen gut verdienende Familie durchaus machbar.

Für Leute unter 30 ist dies natürlich verständlicherweise keine Option.

Freizeithaus

Der Klischeeschwede bei Inga Lindström hat natürlich auch ein Freizeithaus (Fritidshus), meist in bester Lage draußen auf den Schäreninseln.

In der Tat haben viele Schweden ein kleines Ferienhaus, wenn auch in weniger privilegierter Lage. Die Finanzierung läuft hier natürlich genauso wie bei einem normalen Haus.

Für verzweifelte Neuankömmlinge in Schweden können Ferienhäuser durchaus eine Option sein. Wenn man in der Nebensaison ankommt, kann man ein solches nämlich durchaus zu akzeptablen Preisen vorübergehend mieten, um dann von dort aus die weitere Wohnungssuche zu koordinieren. Allerdings muss man in Kauf nehmen, dass es meistens ziemlich ab vom Schuss liegt.

Bostadsbyte (Wohnungstausch)

Diesem Phänomen kann ich nur das Attribut „bizarr“ geben. Es handelt sich dabei um einen weiteren, ganz eigenen Markt. Wenn ein Mieter A beispielsweise eine Wohnung in interessanter Lage hat, die aber für das kommende Kind zu klein wird, kann man diese Wohnung zum Tausch gegen eine anbieten, die der veränderten Prioritätensetzung gerecht wird. Hat nun ein Mieter B eine solche Wohnung und würde scheidungsbedingt aber gerne in die Wohnung des Mieters A ziehen, so kann man die Wohnungen tauschen. Praktiziert wird dies vor allem auch von Leuten, die einen Umzug in Schweden planen. Hat man beispielsweise eine Wohnung in Malmö und will nach Göteborg ziehen, kann man seine in Malmö eben für eine ähnlich interessante in Göteborg eintauschen. Anscheinend geschieht das dann auch mit dem Segen der Wohnungsgesellschaften. Das macht insofern Sinn, als dass der Gesamtwohnungsbestand ja der gleiche bleibt. Ansonsten ist das Ganze natürlich an Absurdität kaum zu überbieten. Für Einwanderer ist es ohnehin keine Option, denn man muss erstmal eine Wohnung haben, um sie tauschen zu können.

Inneboende

In der vorigen Folge wurde eine Wohnform kurz erwähnt, die einer WG am nähesten kommt. Da in Schweden echte WGs mit entsprechenden Mietverträgen nicht existieren, sieht diese Lösung so aus, dass ein Inhaber einer ausreichend großen Wohnung die überschüssigen Zimmer anderen Leuten zur Verfügung stellt und die Mietkosten dann teilt. Dies ist meiner Einschätzung auch einigermaßen legal – Details bestimmt natürlich der Mietvertrag. Da der Mieter aber selbst in der Wohnung lebt, kann die Wohnungsgesellschaft wohl wenig dagegen tun.

Nichtsdestotrotz liegt die Versuchung für den Mieter nahe, seinen Untermietern den ganzen Mietpreis aufzubrummen. Da Zimmerpreise unter 2500 kr praktisch nicht existieren, ist mit zwei Untermietern zu diesem Preis die Miete einer Drei-Zimmer-Wohnung schon gedeckt. In dem Fall haben beide Seiten irgendwo auch ein gutes Geschäft gemacht, auch wenn es natürlich eine unfaire Sache bleibt.

Zusammenfassung

Damit ist das Thema des Wohnens im Wesentlichen behandelt. Den Weg zur Heimstatt mit einer Erfolgsgarantie konnte ich natürlich nicht zeigen. Dafür ist das Wohnungsproblem vielerorts zu massiv.

Dennoch dürfte als allgemeine Strategie klar sein, jede praktikable Option zur verfolgen, um die Fühler so weit wie möglich auszustrecken. Die erste Anlaufstelle für die allermeisten dürfte freilich Andra Hand sein – vom Bostadssnabben abgesehen gibt es keine andere Option, die eine Unterkunft zur Miete direkt verfügbar macht. Bostadsrätter sind vor allem für diejenigen eine Option, die schon eine Weile hier wohnen und ein gesichertes Einkommen haben. Ist man zu zweit, und plant seine weitere Zukunft in Schweden, sind Bostadsrätter und Eigenheime eine interessante Option, weil man damit an eine dauerhaft gesicherte Wohnung kommt. Studenten sollten neben Andra Hand vor allem die exklusiv für sie eingerichteten Zimmer- und Wohnungsvermittlungen beachten.

In der nächsten Folge geht es dann um Probleme anderer Art: die Bürokratie und wie man sie handhabt.

Auswandererguide Teil V – Der Wohnungssuche vierter Teil: Andra Hand

Zum Thema Wohnungssuche habe ich mittlerweile das englischsprachige Stockholm Accommodation Wiki gestartet. Dieses soll Informationen besser sammeln und strukturieren, als es der Auswandererguide kann. Die Adresse: http://stockholmaccommodation.wikia.com

Lieber Leser, sie haben die rechtlich abgesicherte Zone von Bostadsrätt und Hyresrätt verlassen und befinden sich nun im Niemandsland. Hier weiß man nie genau, woran man ist, und es regiert der Kapitalismus. Es hat auch einen Namen: es heißt Andra Hand.

„Andra Hand“ bedeutet nichts anderes als „zweite Hand“. Gemeint sind Untervermietungen – konkret also die Anmietung einer Wohnung bei jemandem, der selbst nur Mieter oder Inhaber des Bostadsrätts ist. Man steht also nicht direkt mit dem Hauseigentümer – üblicherweise eine gemeinnützige Wohnungsgesellschaft – in Kontakt.

Wie es zu einer Untervermietung kommt, hat unterschiedliche Gründe. Denkbare Szenarien sind:

  • Der Mieter oder Bostadsrättsinhaber geht für eine Zeit lang ins Ausland oder andere Teile Schwedens.
  • Der Mieter oder Bostadsrättsinhaber steht vor einem größeren Umbruch im Leben (Zusammenzug mit dem Partner, Erwerb eines Hauses) und will sich nicht ohne „Sicherheitsnetz“ in die neue Situation begeben. Es gibt dafür sogar ein Wort: „provsambo„, was übersetzt ungefähr „Probezusammenwohnen“ heißt.
  • Wegen schwerer Krankheit eines Familienmitglieds will der Bewohner vorübergehend ausziehen, um den Verwandten pflegen zu können. Auch wenn man selbst krank wird oder aus Altersgründen umziehen muss, ist eine Untervermietung möglich.
  • Der Mieter, der oft jahrelange Wartezeiten aufbringen musste, um einen Mietvertrag zu ergattern, will die Wohnung nicht aufgeben, da sonst die Wartezeit unwiederbringlich verloren wäre. Stattdessen vermietet er die Wohnung unter, auch um sie später für eine eventuelle Eigennutzung zur Verfügung zu haben. Da es sich durchaus um jahrzehntelange Zustände handeln kann, ist sogar eine spätere Nutzung für die eigenen Kinder denkbar.
  • Ähnliche Motive dürften auch zahlreiche Inhaber eines Bostadsrätts antreiben. Da die Preise für Wohnungen permanent steigen, kann es sehr lohnend sein, einfach die weitere Preisentwicklung abzuwarten und dann zu verkaufen, wenn es sich lohnt. Die Mieter können derweil die anfallenden monatlichen Kosten tragen. Eventuell benötigt man ja auch die Wohnung vielleicht irgendwann selbst noch einmal.

Wer sich die beiden vorangegangenen Teile durchgelesen hat, weiß, dass nur die ersten drei Szenarien zulässig sind. Eine Untervermietung ist nämlich nur dann vertragskonform, wenn die Wohnungsgesellschaft zustimmt. Diese Zustimmung wird aber in der Regel nur erteilt, wenn es gute Gründe hierfür gibt und diese beinhalten, dass mit einer Rückkehr zu rechnen ist. So kann es auch zu einer mehrjährigen Untervermietung kommen. Irgendwann wird die Gesellschaft dann dazu drängen, entweder wieder einzuziehen oder den Zustand zu beenden. Dies bedeutet eine Kündigung des Mietvertrags oder der Verkauf des Bostadrätts, welcher ggf. auch zwangsweise eingeleitet werden kann.

Eine solche vertragskonforme vorübergehende Untervermietung ist für den Untermieter in spe also an bestimmte Bedingungen geknüpft, an denen auch der Vermieter nichts mehr ändern kann.

  • Die Mietzeit ist begrenzt, häufig auf ein Jahr oder weniger. Dieser Umstand macht vor allem junge Menschen in den Großstädten zu Nomaden, die mindestens einmal im Jahr umziehen müssen.
  • Die Wohnung ist unter Umständen schon möbliert, was eine individuelle Einrichtung kaum möglich macht. Man wird sich hierbei auch kaum heimisch fühlen. Der Vermieter darf für die Möbel auch einen Aufschlag auf die Miete erheben, der allerdings auf 10 bis 15 Prozent der Grundmiete beschränkt ist.
  • Diese Grundmiete darf ebenfalls nicht beliebig festgesetzt werden. Der Preis muss sich an vergleichbaren Mietwohnungen orientieren.

Unter dem Strich kommt also für den Bostadsrättinhaber ein Gewinn heraus, der sich allerdings in einem recht begrenzten Rahmen bewegt. Der Mieter auf der anderen Seite hat zumindest für einen gewissen Zeitraum eine einigermaßen gesicherte Unterkunft und bezahlt eine marktübliche Miete.

Bei einer vertragswidrigen Untervermietung, also ohne Zustimmung der Gesellschaft, kann es zur Kündigung des Mietvertrags bzw. dem Zwangsverkauf des Bostadsrätt kommen. Beides geschieht zwar mit Kündigungsfristen, macht die Situation des Untermieters nicht unbedingt leichter, da dieser dann ganz schnell etwas neues finden muss.

Wie man sich denken kann, findet diese Art der Vermietung unter etwas eigenwilligen Umständen statt:

  • Offiziell sind die Bewohner nur sogenannte Inneboende (vielleicht „darin wohnende“), d.h. sie leben in einer Art Wohngemeinschaft mit dem eigentlichen Bewohner – mit der Besonderheit, dass dieser in Wirklichkeit nie zuhause ist. Daher ist man nach außen hin auch nur einer von mehreren in der Wohnung, so dass die eigene Adresse lautet „Eigener Name, c/o Vermieter“. In vielen Andrahandswohnungen steht der Name des Untermieters erst gar nicht an der Tür, um noch unverdächtiger zu wirken.
  • Da wenn überhaupt nur ein formloser Mietvertrag besteht, ist man natürlich auf den guten Willen des Vemieters angewiesen. Will dieser seine Wohnung zurück, kann man dagegen kaum etwas tun.
  • Zwar wird der Vermieter etwas vorsichtig sein mit überzogenen Mietforderungen, da er sonst den Unmut des Mieters auf sich zieht, der ihn wiederum auffliegen lassen könnte. Jedoch wird ein Aufschlag immer drin sein. Die ganze Sache soll sich ja auch irgendwo lohnen.
  • Gerüchteweise kann man sich als Untermieter auch an die Wohngesellschaft wenden. Die würde einem dann einen richtigen Mietvertrag anbieten, um den Zustand der wenig erwünschten Untervermietung zu beenden. Ob da etwas dran ist und wo die Risiken sind, ist mir aber nicht bekannt.

Es ist also festzustellen, dass beide Formen der Untervermietung schon akzeptabel, aber mit Risiken behaftet sind und meist nur als mittelfristige Lösung herhalten können. Soweit ich es beurteilen kann, ist das auch genau die Nutzungsart, für die sie eingesetzt werden: um vorübergehend eine Wohnung zu haben, bis man irgendwann auf ein Hyres- oder Bostadsrätt umsteigen kann.

Bei der ganzen Sache sollte man aber auch erwähnen, dass die Wohnungsgesellschaften sich nicht sonderlich dafür einsetzen, Untervermietungen zu verhindern. Zwar gibt es schon Kontrollen, aber angesichts der Tatsache, dass in Schweden die Einwohnermeldedaten für jedermann öffentlich zugänglich sind, bleiben sie recht inaktiv. Hinzu kommt, dass die Webseiten der Kommunen sogar selbst auf bekannte Andra-Hand-Vermittlungen hinweisen, obwohl sie selbst nur zu gut wissen, dass viele Wohnungen dort gegen die Regeln der eigenen kommunalen Wohnungsbaugesellschaft vermietet werden.

Naturgemäß ist dieser Teil des Wohnungsmarkts erheblich versteckter, so dass meine Eindrücke hier täuschen können. Zum Einen werden viele Wohnungen an Bekannte und Verwandte vermietet. Wenn man eine Wohnung vermieten möchte, sucht man natürlich erst unter den Leuten, die man schon kennt. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass man einen vertrauenswürdigen Untermieter haben möchte. Ein weiterer Grund ist außerdem, dass man Mietgewinne als Einkommen angeben müsste, was viele natürlich nicht wollen.

Die Vermittlung findet heutzutage meist über das Internet statt. Hierzu gibt es einige Seiten, die mal mehr, mal weniger Erfolg versprechen. Hier eine Liste derer, die ich kenne – man möge mir bitte nachsehen, dass ich keine eigenen Erfahrungen mit solchen Portalen habe:

  • Blocket: Bis heute ist mir ein Rätsel, wieso dieses graphisch und bedienungsmäßig eher bescheiden daher kommende Portal so erfolgreich ist in Schweden, während Ebay bzw. dessen schwedischer Ableger tradera.com kaum populär sind. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Anzeigenmarkt, der online steht. Unter anderen Dingen gibt es auch Wohnungen, die man mieten kann. Man merkt allerdings schon die Marktmacht, denn dort gibt es auch Wohnungen für 10000 kr im Monat. Diese Preise werden in der Bostadskö unter normalen Umständen nicht oder nur bei sehr großen Wohnungen erreicht. Ich kenne jemanden, der hierüber eine nette Wohnung gefunden hat.
  • Andrahand.se: Das offensichtlichste Portal – ich habe keinerlei Erfahrungswerte damit.
  • bovision.se: ein bei einigen kommunalen Websites verlinktes Portal.
  • hyralya.se
  • Hyrestorget
  • BoPunkten
  • Hemnet.se
  • BostadsPorten
  • Bostaddirekt: eine Webseite mit einer kleinen Besonderheit. Der Zugang zum System kostet Geld und gilt auch nur zeitlich beschränkt. Dies hat den Vorteil, dass Suchende und Anbieter ein relativ kleiner Club sind, die es aber auch alle ernst meinen. Man bezahlt 695 kr für einen Zugang für Stockholm bzw. 295 kr für den Rest des Landes. Ich kannte einmal einen Amerikaner, der auf diesem Wege schnell fündig wurde.
  • easyroommate.com: es handelt sich hierbei zwar in erster Linie um eine Zimmervermittlung, aber als ich dort angemeldet war, bekam ich relativ schnell ein paar Zimmerangebote. Man kann also schon von einer positiven Erfahrung sprechen.
  • Der Anzeigenmarkt der Stockholmer Universität: vor allem für Studenten, aber auch für viele andere interessant sind die dort angebotenen Untervermietungen.

Das sind höchstwahrscheinlich längst nicht alle Portale, die es gibt, aber zumindest einmal ein Anfang für Wohnungssuchende.

Eine Wohnform ist bislang hier noch nicht angesprochen worden: Eigenheime. Auch diese kann man mieten, aber nur vereinzelt. Soweit ich das sehen kann, ist das sogar legal, da man das Haus ja auch wirklich selbst besitzt. Auf dem Markt gibt es davon aber nicht übermäßig viele, und billig dürfte es auch nicht sein. Zudem dürfte die Zahl der unbefristet zu vermietenden Häuser recht gering sein. Ich kenne allerdings eine Gruppe Isländer, die einige Zeit ein tolles Haus gemietet hatten – allerdings sind Isländer, was die allgemeinen Kosten angeht, von Haus aus erheblich toleranter.

Zurück zu den Wohnungen. Andra Hand ist also etwas für jemanden:

  • der sich dem Stress aussetzen kann und will, bei jeder Annonce nach Möglichkeit der erste zu sein, der anruft und somit die besten Chancen hat.
  • der bereit ist, zu akzeptieren, dass er halb-anonym in der Wohnung lebt und sie eventuell nicht anders einrichten darf.
  • der bei Bedarf auch schnell die Wohnungssuche neu startet und umzieht.

Wer sich dem aussetzen möchte, kann hier fündig werden. Etwas beständiges wird man aber nur bei Bostadsrättern und Hyresrättern finden.

Ein Aspekt, der auch in vielen Andrahandsportalen abgedeckt wird, habe ich noch nicht angesprochen: bostadsbyte. Dazu gibt es mehr im nächsten Teil.

Auswandererguide Teil IV – Der Wohnungssuche dritter Teil: Bostadsrätt

Zum Thema Wohnungssuche habe ich mittlerweile das englischsprachige Stockholm Accommodation Wiki gestartet. Dieses soll Informationen besser sammeln und strukturieren, als es der Auswandererguide kann. Die Adresse: http://stockholmaccommodation.wikia.com

Home sweet home – wäre es nicht schön, einfach die eigenen vier Wände zu besitzen? Man kann die Wände bemalen, Kinder großziehen, und wenn die Decke herunterkommt, kann einem das keiner verbieten – es ist schließlich die eigene Decke!

Den Käufer einer Eigentumswohnung werden solche romantisierten Gedankengänge selten bewegen, doch ist es in Deutschland zumindest möglich, wirklich ein solches Objekt zu erwerben. In Schweden geht das nämlich nicht.

Eine Eigentumswohnung ist in Deutschland wirklich ein Teil der Summe Immobilie plus Grundstück. Wer eine besitzt, erwirbt nicht nur die dazugehörigen Räume, sondern eben auch einen Teil aller anderen Bereiche des Hauses wie des Kellers, der Garage und des Gartens. Das ist zwar grob vereinfacht und ein Immobilienexperte könnte darüber sicher ein zweitägiges Seminar veranstalten, aber für die Zwecke hier sollte das ausreichen.

Hier in Schweden gibt es hingegen nur das „Bostadsrätt“ (Wohnrecht). Es handelt sich dabei um das exklusive Nutzungsrecht an einer Wohnung, das man dabei erwirbt. Es gehören einem dabei aber weder die Wände noch sonst irgendein Teil des Hauses. Vielmehr ist es so, dass man Mitglied einer Genossenschaft wird, die wiederum als Ganzes das Haus besitzt. Die Genossenschaft erstreckt sich dabei aber meist eben nicht auf das eine Haus, sondern auf ein ganzes Wohngebiet. Man wird also zu einer Stimme von vielen, was die effektiven Einflussmöglichkeiten auf die Instandhaltung, Sanierung oder gar Ausbau des eigenen Wohnhauses klar limitiert.

Auch hat man nicht die gleichen Freiheiten wie in einer Eigentumswohnung. Bei Renovierungen ist man eingeschränkt und v.a. kann man auch nicht über die Verwendung frei entscheiden. Kauft man sich die Wohnung wie in Deutschland nicht unüblich als eine Kapitalanlage, um dann durch Vermietung ein stetiges Einkommen zu haben, ist dies beim Bostadsrätt nur möglich, wenn der Vorstand der Genossenschaft zustimmt. Diese Zustimmung wiederum wird in der Regel nur erteilt, wenn eine Begründung gegeben werden kann, dass der Zustand vorübergehend ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn man für einige Zeit ins Ausland geht oder beschließt, mit einem Lebenspartner zusammenziehen, aber bei unerwartetem Zoff immer noch einen Rückzieher machen kann. Dieser Umstand ist auch ein Grund, wieso viele Vermietungen auf sehr fragilem Boden stattfinden (dazu mehr im Teil über Andra Hand). Bei Vertragsverstoß kann übrigens auch ein Zwangsverkauf des Bostadsrätts erfolgen.

Dies ist auch der Fall, wenn man die sogenannte „Abgabe“ („Avgift“) nicht bezahlt. Es handelt sich dabei um eine monatliche Gebühr, die nicht selten fast genauso hoch ist wie die Miete für ein vergleichbares Objekt. Als Beispiel habe ich einmal nach einer 80 m² großen 3-Zimmer-Wohnung in der Stockholmer Trabantenstadt Tensta oder einer der anderen umliegenden Stadtteile gesucht.
Heraus kam, dass man als Inhaber eines solchen Bostadsrätts eine Abgabe zwischen 3800 kr und 4100 kr monatlich bezahlen muss. Eine vergleichbare Mietwohnung dürfte bei 5900 kr bis 6900 kr liegen. Natürlich sind dies nur Momentaufnahmen ohne repräsentativen Wert. Die Dimensionen stimmen aber ungefähr: die Abgabe ist nicht viel billiger als die Miete.

Wohin diese Abgabe letztendlich fließt, bleibt für mich ein Mysterium. So wahnsinnig toll sehen die meisten Wohnhäuser von außen (und auch innen) nämlich selten aus, als dass man vermuten müsste, dass hier regelmäßig erhebliche Summen investiert würden. Das Hausmeistergehalt kann auch nicht der Grund sein, denn dann müsste ein Hausmeister, der 20 Wohnungen betreut, ein reicher Mann sein – was er eben nicht ist. Da die Wohnungsgesellschaft ja meist gemeinnützig und auf Genossenschaftsbasis funktioniert, gibt es im Hintergrund wohl auch keinen superreichen Investor, der sich mit der Ausbeutung der Bewohner eine goldene Nase verdient. Als letzte Erklärung bleibt mir nur noch, dass das Geld von der Genossenschaft in den Bau neuer Häuser investiert wird, um anderen ganz solidarisch eine günstige Wohnung anbieten zu können.

Diese Mutmaßung hinkt aber gleich doppelt, denn würden ausreichend viele Wohnungen gebaut, gäbe es keinen Wohnungsmangel in Großstädten. Außerdem sind Bostadsrätter auch alles andere als preisgünstig. Die oben erwähnte Beispielswohnung würde laut Liste 550.000 kr bis 650.000 kr kosten, was mir auf Anhieb ja noch einigermaßen akzeptabel erscheint. Im benachbarten Kista sind es schon rund 200.000 kr mehr. Diese Preise sind ohne Bezug zur Realität, denn die Vergabe des Bostadsrätts läuft eigentlich wie eine Auktion ab – wer bereit ist, am meisten zu bezahlen, kriegt den Zuschlag. Dabei entstehen gewaltige Preissteigerungen. Ich bin zwar kein Spezialist, aber ich nehme an, eine Wohnung mit Listenpreis 550.000 kr wird nicht unter 750.000 kr verkauft werden. Man sollte anmerken, dass dieser Preis wohl ein klarer Indikator für einen ziemlichen Ladenhüter ist. Auch ohne große Marktkenntnis weiß ich, dass man unter einer Million eigentlich keine vernünftige Wohnung bekommt. Richtig schockierend wird es aber erst, wenn man die Preise der Wohnungen anschaut, die von April bis Juni 2007 in Stockholm verkauft wurden. Die Statistik weist für diesen Zeitraum einen Preis von 42501 kr pro m² aus – eine 80 m²-Wohnung würde also folglich rund 3,4 Mio. kr kosten. Man bedenke, dass es sich dabei um den Durchschnitt handelt. Es gibt also Ecken, wo es deutlich billiger geht (eben Tensta usw.), aber auch Ecken, wo es deutlich teurer ist. Am Strandvägen, eine von Stockholms nobelsten Straßen am Strand Richtung Djurgården, dürfte man für eine Million bestenfalls ein Wohnklo bekommen – wenn überhaupt.
Zwar drucken allerlei Zeitungen immer wieder irgendwelche Statistiken und bunte Karten ab, die zeigen sollen, wo die Preise am meisten sinken bzw. steigen. Dennoch ist in den Langzeittrends klar festzustellen, dass die Preise trotz vorübergehender Schwankungen eigentlich nur eine Richtung kennen: nach oben, und zwar steil.
Diese Zehnjahresübersicht für Großstockholm benutzt zwar Maßeinheiten, die ich nur bedingt nachvollziehen kann – vermutlich handelt es sich um den Kaufpreis in Relation zu dem fixierten Mietpreis. Der Aussage ist aber eindeutig: die Preise haben sich in den letzten zehn Jahren vervielfacht.

Die Vermittlung von Bostadsrättern findet übrigens gemeinhin über Makler statt, die natürlich ihr Geld damit verdienen wollen. Und nicht alle Vertreter dieser Berufsgruppe sind grundehrlich.

Warum werden also Bostadsrätter für teures Geld gekauft, wenn Mietwohnungen kaum teurer sind und zudem keine vorherige Einlage im Millionenbereich erfordern?

Ich sehe hierfür drei Hauptgründe.

Der erste ist die Verfügbarkeit. Wie in der vorigen Folge erklärt, sind Mietwohnungen nur schwer zu bekommen. Ein Bostadsrätt hingegen kann man immer erwerben, sofern man genügend Geld in die Hand nehmen kann und will. Der Marktdruck, der sich bei den Hyresrättern wegen künstlich niedrig gehaltener Mieten nur in Form von langen Wartezeiten äußert, entlädt sich mit voller Wucht bei den Bostadsrättern. Die dadurch resultierenden Preise sind dann ein Nebeneffekt, der in Kauf genommen wird.

Der zweite Grund ist auch derjenige, warum man diese Nebeneffekte überhaupt in Kauf nehmen kann. Die Banken bieten nämlich günstige Kredite an, bei denen die Wohnung schon einmal als Sicherheit mit einbezogen wird. Auf den Wohnungswert wird dann ein geringerer Zinssatz erhoben und auf den Rest ein etwas höherer. Zwar kenne ich mich mit Krediten nicht aus, aber Zinssätze zwischen 4 und 6% erscheinen mir nicht als hoch. Beim Onlinewohnungskreditrechner der SEB kann man sich über die zu erwartenden Kosten informieren. Ich hab einmal als Beispiel eben jene Wohnung aus Tensta einngegeben und angenommen, dass diese 800.000 kr Kaufpreis gekostet hat und nun ab sofort mit 4000 kr Abgabe im Monat zu Buche schlägt. Es ergibt sich folgendes:

  • optimalerweise sollte man demnach 80.000 kr aus Eigenkapital einbringen. Es bleiben also 720.000 kr, die über einen Kredit finanziert werden müssen.
  • Als „Bottenlån“ (vielleicht Grundkredit oder so) erhält man von der Bank 680.000 kr zum Zinssatz von 4,19 %.
  • Die restlichen 40.000 kr werden mit einem sogenannten „Topplån“ (vielleicht Zusatzkredit) dazugegeben und mit 6,19 % verzinst. Dieser Kreditteil soll in 15 Jahren zurückgezahlt werden.

Monatlich wäre dann folgendes zu bezahlen:

  • 2580 kr an Zins für die beiden Kreditteile
  • 222 kr für die Tilgung des Topplån
  • 4000 kr für die Abgabe
  • -774 kr von der Steuer, weil es hierfür wohl Steuervorteile gibt.

Alles in allem sind das 6028 kr.
Diese Zahl dürfte einem auch die Absurdität des Systems aufzeigen: ergattert man nach langer Wartezeit einen Mietvertrag, zahlt man rund 6000 kr im Monat und hat nachher nichts außer einem Monat in der Wohnung. Kauft man hingegen ohne Wartezeit das Bostadsrätt, bringt man statt Wartezeit Eigenkapital ein und zahlt dann ungefähr dasselbe wie zur Miete. Allerdings hat man dann zusätzlich noch einen großen Sachwert, den man weiterverkaufen könnte.
Wenn ich richtig aufgepasst habe, kommt auch noch etwas weiteres hinzu: den Topplån tilgt man zwar innerhalb einer angegebenen Zeit, aber den Bottenlån nicht. Man kann der Bank also immer etwas schuldig bleiben und zahlt einfach nur die Zinsen. Im übertragenen Sinne zahlt man also die Miete an die Bank. Wenn man sich reinhängt, kann man freilich auch schneller zurückzahlen und sich dann im fortgeschrittenen Zustand der Tilgung kleinerer monatlicher Belastungen erfreuen, wenn der Bottenlån auch dahinschmilzt.
Kann man von vorneherein mehr Eigenkapital mitbringen, ist die Aufnahme eines Topplån erst gar nicht nötig. Dann zahlt man die Miete in Form eines immer gleich bleibenden Bottenlåns.

Aus dem allen ergibt sich auch der dritte Grund: wenn man ständig steigende Wohnungspreise hat, kann man sein Bostadsrätt jederzeit mit Gewinn weiterverkaufen. Das für 800.000 kr eingekaufte Bostadsrätt ist also vielleicht schon bald bei der Millionengrenze angelangt. Verkauft man die Wohnung dann, kann man den Bottenlån nicht nur zurückzahlen, sondern hat auch einen satten Gewinn eingestrichen, sofern man die bislang geleisteten Tilgungs- und Zinszahlungen als Miete betrachtet und nicht einrechnet. Dieser Gewinn wiederum kann als Anzahlung für eine besser, größere und schönere Wohnung dienen. Kurz gesagt ist ein Bostadsrätt eine prima Geldanlage, selbst wenn man es nur auf Pump kauft.

Dieses System kann aber nur so lange funktionieren, so lange es genügend Interessenten gibt, die bereit sind, derart hohe Preise zu bezahlen. Daher gibt es Spekulationen darüber, dass dieser Markt irgendwann einen großen Crash erleben wird. Dass das in der nahen Zukunft geschieht, wage ich aber insofern zu bezweifeln, als dass die Einwohnerzahl Stockholms stetig steigt und es schon immer einen gewissen Wohnungsmangel gab. Die Blase kann aber nur platzen, wenn es plötzlich Wohnungen geben sollte, für die es keine potenziellen Käufer gibt. Dass die Leute aus Protest gegen die Preistreiberei wegziehen, ist unwahrscheinlich. Auch dass weniger gut situierte Einwohner nicht mehr in der Lage wären, eine Wohnung zu erwerben, ist bislang anscheinend noch nicht der Fall. Solange die Kosten aber schneller steigen als die Mieten, ist der Kollaps irgendwann nicht mehr abzuwenden und das Ziel der Sozialdemokraten, durch sozialen Wohnungsabbau allen Menschen eine erschwingliche Wohnung bieten zu können, ist endgültig gescheitert. Schon jetzt ist es ja so, dass der Kauf einer Wohnung in Innenstadtnähe oder gar in der Innenstadt für einen Normalverdiener eine Lebensaufgabe darstellt.

Die Einführung von echten Eigentumswohnungen ist übrigens eine Idee, die auch von der jetzigen bürgerlichen Regierung in den Raum geworfen wurde. Wie schon beim Hyresrätt erwähnt, ist die Regierung nicht glücklich mit dem jetzigen System. Eigentumswohnung heißt meines Wissens „Ägarrätt“ (Besitzerrecht) – woher ich das aufgeschnappt habe, weiß ich allerdings nicht mehr. Der Begriff ergibt im Moment gerade einmal 143 Treffer bei Google. Entweder habe ich also den falschen Begriff oder das Thema spielt bislang einfach keine Rolle. Wie bei den bürgerlichen Parteien typisch würde man aber wohl am liebsten einfach den Turbokapitalismus regieren lassen, was natürlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

Eine Maßnahme, die die Borgarna („die Bürger“), wie man die Parteien üblicherweise nennt, schon angestoßen haben, ist die Umwandlung von Hyresrättern in Bostadsrätter. Seit 1. April 2007 ist ein Gesetz aufgehoben, das den Gemeinden verbot, ihre gemeinnützigen Wohnungen zu verkaufen. Daher beginnt an vielen Orten im Lande nun ein Prozess, eine solche Umwandlung vorzunehmen. Die Preise sind hierbei meines Wissens nicht unattraktiv, da es ja für einen Mieter möglich sein muss, mit einem Kredit die Wohnung zu einem annähernd gleichen monatlichen Preis behalten zu können.
Dies wurde von meinen Genossen und zahlreichen anderen Beobachten mit Grauen verfolgt. Die Befürchtung ist, man würde dem Mietmarkt endgültig das Wasser abgraben und die Wohnungspreise würden weiter steigen. Die Logik von letzterem kann ich zwar bislang nicht nachvollziehen, aber das erste Argument stimmt. Allerdings ist es fraglich, ob der Effekt wirklich so groß sein wird, denn zahlreiche dieser Wohnungen waren schon seit Jahrzehnten in der Hand eines bestimmten Mieters. Wenn dieser nun die Wohnung kauft, hat sich am realen Zustand eigentlich nichts geändert.

Hier eine kleine Zusammenfassung, was man für eine Wohnung per Bostadsrätt haben sollte:

  • Etwas Anzahlungskapital – ohne das wird der Kredit deutlich teurer.
  • Ein stetiges Einkommen, am besten als Doppelverdiener. Bei der obigen Kreditdiskussion wurde natürlich implizit vorausgesetzt, dass man die Bank davon überzeugen kann, dass man die Belastungen des Kredits auch tragen kann. Ein Bürge kann hier auch viel helfen.
  • Intensive Marktbeobachtungen, Verhandlungsgeschick und eine gewisse Abgebrühtheit.
  • Einen guten Makler, der einem auch dann hilft, wenn der vorige Punkt nicht ganz erfüllt sein sollte

Diese Wohnform ist also vor allem für Einwanderer interessant, die schon mit einer festen Jobzusage hierher kommen und sich ziemlich sicher sind, lange in Schweden leben zu wollen. Für ein Schnupperjahr in Schweden einen Wohnungskredit aufzunehmen dürfte wohl kaum zu empfehlen sein.

Zum Schluss ein kleines Kuriosum: die Seite bidster.com verkaufte letzten Winter eine 27-m²-Wohnung in Stockholms teuerstem Stadtteil Östermalm für 5383 kr – der Wert des Objekts betrug ca. eine Million. Der Grund hierfür lag allerdings im Konzept der Webseite: das Abgeben eines Gebots kostet eine Gebühr (15 bis 20 kr). Wer am Schluss das niedrigste eindeutige Gebot abgegeben hat, erhält den Zuschlag. Eindeutig heißt in dem Fall, dass keine andere Person ein Gebot gleicher Höhe abgegeben haben darf. In dem Falle waren alle Gebote im Bereich von 1 kr bis 5382 kr von mehreren Personen abgegeben worden. Also erhielt der Bieter von 5383 kr den Zuschlag. Wer sich nun fragt, woher das ganze restliche Geld kam, um den Marktwert zu erreichen: die Gebotsgebühren all derjenigen, die nicht erfolgreich waren, decken das ab.
Woanders würde man das Lotterie nennen.

Auswandererguide Teil I – Die schwedische Sprache

In letzter Zeit wurde mir vermehrt von Reality-TV-Serien berichtet, wo grenzdebile Deutsche dabei gefilmt werden, wie sie mit idiotischen Ideen bestückt und logistisch schlecht vorbereitet auswandern, um dann festzustellen, dass die ganze Aktion ein totaler Griff ins Klo war und sich selbst gebastelte Sonnenhüte am Nordkap doch nicht so gut verkaufen.
Meist scheitert das ganze Vorhaben aber an der offensichtlichsten Hürde: der Sprache.

Braucht man wirklich schwedisch zu lernen, um in Schweden zu leben? Die Antwort ist ein klares Jein. Ich kenne zahlreiche ausländische Studenten, die ein Jahr (und mehr) in Schweden leben, ohne über Begrüßungs- und Dankesfloskeln herauszukommen. Gerade in Stockholm wird schon bei ersten Anzeichen des Unverstehens sofort Englisch angeboten. Dass Englisch als Option nicht offen stand, ist mir bislang auch nur wenige Male untergekommen. Laut Wikipedia sprechen 80% der Schweden Englisch und über 20% Deutsch. Wie gut die Sprachkenntnisse sind, geht daraus nicht hervor, aber im Allgemeinen ist das Niveau zumindest im Englischen sehr hoch. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Filme hierzulande nicht durch Synchronisierung verstümmelt werden, sondern mit Untertiteln versehen in Originalsprache laufen.
Sicherlich ist man in Stockholm diesbezüglich an einem privilegierten Ort des Landes, denn nirgendwo sonst dürfte Vielfalt und Umfang der Einwanderergemeinde so groß sein wie hier. Dafür sorgen nicht zuletzt internationale Institutionen und zahlreiche Botschaften.
Ob man in anderen Landesteilen auch immer so leicht mit Englisch durchkommt, kann ich nur aus meinen touristischen Erfahrungen erzählen, und die sind fast durchweg genauso wie in Stockholm: wer Englisch kann, kann sich immer verständigen.

„Durchkommen“ ist also nicht das Problem. Man sollte sich allerdings ernsthaft fragen, ob man in einem Land leben will, ohne dessen Sprache zu sprechen. Man nutzt letzten Endes auch das Entgegenkommen der Schweden aus, wenn man sich selbst nicht bemüht, ihnen entgegen zu kommen.

Man wird auch gegen eine Wand laufen, wenn es um die essentiellen Dinge des Lebens im Ausland geht: für die Integration ist es unerlässlich, mit den Einheimischen in ihrer Sprache kommunizieren zu können, und ohne ausreichende Schwedischkenntnisse einen Job zu finden, mag vielleicht für einen hochqualifizierten Softwarespezialisten eine Option sein – für die große Mehrheit der Stellen trifft dies nicht zu.
Die Schweden sind übrigens meist erfreut, wenn man ihre Sprache spricht. Ganz anders als wir Deutschen, die in ungerechtfertigten Weltspracheallüren Deutschkenntnisse voraussetzen.

Lernen wollen und wirklich lernen sind aber immer noch zwei verschiedene Dinge. Jeder der oben erwähnten ausländischen Studenten hat nämlich einen Anfängerkurs gemacht. Eine Sprache zu lernen ist natürlich selten wirklich leicht – dennoch ist es bei Schwedisch zumindest aus deutscher Sicht ein Luxusproblem.
Die deutsche Sprache hat nämlich viele Spuren hinterlassen, so dass Ähnlichkeiten im Wortschatz haufenweise vorhanden sind. Auch Ähnlichkeiten in der Grammatik gibt es einige. Erleichternd kommt hinzu, dass die Grammatik allgemein leichter ist, da es nur zwei Genera gibt und im Allgemeinen nicht dekliniert wird. Lediglich, dass Adverbien ihre Form je nachdem verändern, ob sie zu einem Wort im Plural oder Singular gehören, und dass es statt Artikeln bestimmte Anhängsel an Wörter gibt, macht es etwas schwerer. Hinzu kommt eine ziemlich gnadenlose Rechtschreibung, die die Sache aber erheblich leichter macht als im Deutschen.
Aus meiner Sicht ist es vor allem die Aussprache, die problematisch ist: o wird oft zu u, u zu ü, k manchmal zu sch, g manchmal zu j und in Sachen Betonung geht es melodisch hoch und runter. Da ist man als Deutscher am ehesten noch im südschwedischen Skåne heimisch, wo der Dialekt so stark vom Dänischen beeinflusst ist, dass er sich zu guten Teilen nicht an die allgemeinen Regeln hält. Hat man sich jedoch irgendwann einmal ins Rikssvenska (Reichsschwedisch) hineingehört, dann tut sich mit dem Dialekt aus Skåne schwer, und Dänisch klingt nur noch nach einem seltsam betonten Kauderwelsch.

Ich für meinen Teil konnte nach Kursen in Deutschland schon nach einigen Wochen die sprachlich anspruchslosen U-Bahn-Zeitungen Stockholms einigermaßen lesen. Heute sind es freilich Bücher und allerlei Zeitungen. Aktives Sprechen fällt mir jedoch immer noch schwer, weil ich die allermeiste Zeit in einer nichtschwedischen Umgebung verbringe, so dass einfach das tägliche Training fehlt. Dies ist auch ein Grund, wieso ich diesen Sommer Bus fahre.

Sprachtalentierten mag es gelingen, schon im Vorfeld in Deutschland ein passables Schwedisch zu erlernen – für mich war das leider nicht möglich, gab mir aber einen guten Start. Uni- oder VHS-Kurse sind in jedem Fall empfehlenswert. Im Übrigen sind die Angebote hier häufig besser als man glauben mag. An der stark naturwissenschaftlich geprägten Uni Karlsruhe gab es zeitweise drei verschiedene Kurse zur Auswahl.

Wer sich wundert, wo man denn in Schweden dann weiterlernen kann:

  • Sämtlichen Einwanderern steht „Svenska för invandrare“ (SFI) offen. Die Kurse sind meines Wissens kostenlos. Wie sich diese Kurse letztendlich zusammensetzen, weiß ich nicht – ich gehe aber davon aus, dass es weniger Europäer sind, sondern vor allem Menschen, die aus Krisenherden geflohen sind. Im Jahr 2006 war nämlich die größte Einwanderergruppe die der Iraker.
  • Für Studenten bieten die Hochschule oft Kurse an. Bei Austauschstudenten ist es sogar zumeist so, dass Extrakurse im Sommer veranstaltet werden, damit jeder die Gelegenheit hat, an einem solchen teilzunehmen. Die KTH organisiert auch Tandems, d.h. Treffen mit Schweden, bei denen man sich die jeweils andere Sprache gegenseitig beibringt.
  • Darüberhinaus gibt es kostenpflichtige Kurse, beispielsweise bei der Folkhögskola (Volkshochschule), aber auch bei anderen Organisationen.
  • Eine weitere Option für die schon etwas fortgeschrittenen Lerner ist das sogenannte „komvux„. Dies ist die „kommunal vuxenutbildning“ (kommunale Erwachsenenbildung), die in Form eines Abendgymnasiums zur Verfügung steht. Dort gibt es Schwedischkurse, die letztendlich das Hochschullevel erreichen. Geht man diesen Weg und beabsichtigt, später etwas auf Schwedisch zu studieren, erspart man das Ablegen des TISUS-Tests, einem Schwedischtest, der die Befähigung zur Aufnahme eines Hochschulstudiums in Schwedisch bescheinigt.

Wie gut man die Sprache letztendlich lernt, hängt freilich von einem selbst ab.

Ein positiver Aspekt der schwedischen Sprache ist für mich auch, dass es wie oben schon erwähnt Dialekte gibt. Zwar stöhnen manche Leute auf, wenn sie einen bestimmten Dialekt hören, aber es dominiert die Toleranz. So hört man auch in Radio und Fernsehen oft die verschiedenen Dialekte, was auch vollkommen akzeptiert wird. Damit trägt man auch zur Erhaltung dieser Vielfalt bei. Dies ist für mich als Dialektsprecher sehr erfreulich, denn in Deutschland landet man als solcher automatisch in der Ecke der Provinziellen und Ungebildeten. Man stelle sich vor, die Tagesschau würde einmal auf sächsisch verlesen…

Fazit also: die Sprache zu können ist für manche Tätigkeiten kein Muss, aber in jedem Fall ein Soll. Beabsichtigt man, längere Zeit in Schweden zu bleiben, sollte man sich aber schon darum bemühen, da sonst eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft kaum denkbar ist und das Finden eines Jobs schwer wird. Die schwedische Sprache ist für deutsche Muttersprachler aber nicht so schwer, dass sie eine unüberwindbare Hürde wäre.

Der große Auswandererguide Schweden – ein Prolog

Genau vor 2 Jahren kam ich in Schweden an, aber erst in den letzten Tagen wurde mir bewusst, wieviel nützliches Wissen sich mit der Zeit angesammelt hat. So konnte ich einer deutschen Studentin, die sich anschickt, mit einem Haustier nach Stockholm zu kommen, zumindest eine Vorstellung davon geben, auf was sie sich einlässt.

Daher folgen nun in einigen Folgen die geballten Weisheiten darüber, wie man sich als Deutscher in diesem Land im Allgemeinen und in dessen Hauptstadt im Speziellen zurechtfindet.

Dieser Guide erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Er ist vielmehr eine Ansammlung nützlicher Informationen. Ich beabsichtige nicht, irgendeinen existierenden Guide zu übertreffen. Daher wird es wenige Details oder gar Tipps zur schwedischen Sprache geben. Auch werde ich nicht versuchen, die Schweden zu charakterisieren. Hingegen wird es vor allem darum gehen, eine Wohnung zu finden (oder vielmehr das schwedische System hierzu zu verstehen), der Bürokratie Herr zu werden und sich mit anderen nützlichen Dingen auszustatten.

Der Guide wird sich in erster Line natürlich an Deutsche richten, enthält aber auch einiges, was für Österreicher, Schweizer und so manchen anderen interessant sein dürfte.
Anmerkungen und Verbesserungen sind in jedem Falle ausdrücklich erwünscht.

Hier schonmal ein vorläufiger Plan:

  1. Die schwedische Sprache
  2. Der Wohnungssuche erster Teil: Studentbostad
  3. Der Wohnungssuche zweiter Teil: Hyresrätt
  4. Der Wohnungssuche dritter Teil: Bostadsrätt
  5. Der Wohnungssuche vierter Teil: Andra Hand
  6. Der Wohnungssuche fünfter Teil: ein eigenes Haus und Sonstiges auf dem Wohnungsmarkt
  7. Die Bürokratie: Anmelden, Ummelden oder über die Frage, ob und wie man offiziell auswandert
  8. Die Bürokratie: Personnummer oder die Eleganz, keinen Datenschutz zu haben und es trotzdem irgendwie gut zu finden
  9. Die Bürokratie: Legitimation oder die Macht des Ausweises
  10. Die Bürokratie: der Wohlfahrtsstaat oder wie einfach ein System mit leichten Schwächen funktioniert
  11. Die Bürokratie: das Auto oder die Frage, mit welchem Nummernschild man am liebsten fährt
  12. Wovon man lebt: Alkoholisches
  13. Wovon man lebt: Brot
  14. Wovon man lebt: Wurst

Wer also beabsichtigt, für längere Zeit nach Schweden zu gehen, wird hier hoffentlich das eine oder andere nützliche finden.

Vielleicht kann dies auch etwas dazu beitragen, mit typischen Vorstellungen über dieses Land aufzuräumen. Denn nicht alle Frauen in diesem Land sind blonde Göttinnen, und wer hier schon einmal den Sommer genossen hat, muss sich auch bewusst sein, dass dazu ein dunkler Winter mit zeitweise sehr kalten Temperaturen und oft mehreren Monaten Dauerschnee überstanden werden muss. Der Sozialstaat mag zwar mit exzellenter Kinderversorgung aufwarten, hat aber nicht unerhebliche Schwächen in der Gesundheitsversorgung. Für den bürgerlich-konservativ geprägten Deutschen mag Schweden auch befremdlich anmuten – hier ist es schon eine Niederlage für die Sozialdemokraten, wenn sie so wie in der letzten Wahl mit nur 10 Prozentpunkten Vorsprung gewinnen. Die allgemeine sozialdemokratische Grundeinstellung schlägt sich in allen Bereichen nieder: die Lohnschere ist bei weitem nicht so weit offen wie anderswo, bedeutet aber auch, dass bei hohen Steuern und Lebenshaltungskosten weniger zurückbleibt für andere Dinge. Dies ist nur eines von vielen Beispielen.

Wenn das alles nicht abschreckend wirken sollte, dem sage ich Varmt välkommen und hoffe, dass die nächsten Beitrage einigermaßen informativ sein werden.