Verschwörungstheorie

Wer sich nicht in Gefahr begeben will, sollte jetzt nicht weiterlesen.

Seltsame Dinge ereignen sich derzeit:

  • Gestern ging unbemerkt von der Öffentlichkeit die Fluggesellschaft FlyMe pleite
  • Der HSV hat ein Spiel souverän gewonnen – noch dazu gegen einen ernsthaften Gegner
  • Der Schnee schmilzt
  • Morgen hat meine Freundin Geburtstag
  • Es gibt eine Mondfinsternis heute nacht.

Das kann doch alles kein Zufall sein. Ich vermute, dunkle Mächte stecken dahinter. Für weitere sachdienliche Hinweise bin ich sehr dankbar.

Teuer

Eigentlich wollte ich heute etwas über Nordkorea schreiben. Das Land hat nämlich höflich beim südlichen Nachbarn höflich angefragt, wie es denn so in Sachen Lebensmittel aussieht. Mich würde interessieren, wie ein nordkoreanischer Diplomat so im Inneren denkt, wenn er in der Atomwaffenfrage auf dicke Hose macht und andererseits um Essen betteln muss. Der Blogger LOKE fragt daher gleich einmal, warum Nordkorea den keine Atomwaffen haben sollte – die USA haben ja auch welche und geben sogar noch viel mehr dafür aus. Wenig schlüssig, aber auch ne Meinung. Jan Kallberg meint jedenfalls, man solle Nordkorea nicht unterstützen, weil das ein Sieg für Kim Jong Il sei und das System dort weiter am Leben erhalte. Leider hat sich aber auch gezeigt, dass Embargos nicht viel bringen. Rechtsblogger C. Popoff spricht sich auch gegen eine Unterstützung. Lustig bei diesem Blog ist übrigens, dass rechts am Rand Werbung für Dinosaurier-Pflanzen und die Ehe gemacht wird. Sehr passend.
Das alte Nordkorea-Problem bleibt: keiner weiss, was wirklich wahr ist.

Nun aber zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben: Fussball. Die erste Auslosungsphase für die Euro 2008 ist angelaufen. Am liebsten würde ich ja die Preiskategorie „Follow my team Tournament“ wählen, wo man einfach alle karten für die Spiele des eigenen Teams erhält. Im Falle Deutschlands also bis zum Finale. Leider kostet der Spass schlappe 865 €, und das scheint mir bei meinem aktuellen Budget etwas zuviel zu sein.
Vielleicht kann man sich ja irgendein Gruppenspiel für 45 € antun.

Ich for President

Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Genossinen und Genossen

es scheint mir der Zeitpunkt gekommen, Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.

Hiermit gebe ich bekannt, dass ich zur Spitzenkandidatur der Hamburger SPD bei den kommenden Bürgerschaftswahlen im Jahr 2008 bereit bin. Meine zahlreichen Unterstützer haben mir in den letzten 48 Stunden zu verstehen gegeben, dass es gerade in diesen Zeiten der Krise eines glaubwürdigen Kandidaten bedarf. Die Hamburger brauchen einen Mann, der zu seinem Wort steht, Ehrlichkeit und Integrität ausstrahlt. Dieser Mann bin ohne Zweifel ich.

Niemand kann mir Verwicklungen in dunkle Machenschaften nachsagen oder zumindest nachweisen. In Wahlskandale war ich nie verwickelt, zumindest in keine grossen. Meine Weste ist blütenweiss, wenn man von zwei Strafzetteln für Falschparken und abgelaufenen TÜV absieht.

Der Unterstützung aus meiner Partei bin ich mir gewiss. Schon in der Vergangenheit konnte ich auf überragendes Vertrauen zählen – meine letzte Spitzenkandidatur zum Vorsitzenden der Jusos Rastatt 2001 gewann ich klar mit 7:6 Stimmen. Auch meine Wahl die Auslosung zum 2. Ersatzdelegierten beim letztjährigen sozialdemokratischen Studentenkongress in Schweden konnte ich deutlich für mich entscheiden. In Kürze werde ich als Vertreter meines Klubs an höchster Stelle die Jugend Stockholms vertreten – und das nicht nur, weil es mehr Plätze als Kandidaten gibt – nein, das Vertrauen meiner Partei ist mir auch in solch widrigen Bedingungen sicher.

In aller Bescheidenheit möchte ich auch anmerken, dass ich über vielfältige Auslandserfahrung verfüge und deswegen das internationale Parkett nicht fürchte.

Es gilt aber, das Herz der Hamburger zu gewinnen. Zwar wohne ich weder in Hamburg noch in Deutschland und bin daher für rund 98,5 % der Bevölkerung derzeit noch nicht vermittelbar. Dass dies kein Grund für einen Rückzug sein muss, zeigt Kurt Beck jeden Tag eindrucksvoll. Zudem kann mir keiner nachsagen, dass mir die Stadt nicht wichtig ist: ich war schon in Hamburg, sogar mehrmals.

Wichtig wird sein, den Bürgern zu vermitteln, dass hier eine SPD steht, die es mit der CDU und Ole von Beust aufnehmen können wird – wahrscheinlich. Mit unserem Slogan „Gut für Hamburg“ stehen wir für klare Ziele. Welche dies sind, wird sich sicher noch klären lassen.

Eines steht aber jetzt schon fest – mein Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit, dem Rechtsfahrgebot auf deutschen Strassen und Biozucker von glücklichen Zuckerrüben ist nicht verhandelbar.

In diesem Sinne, liebe Genossinnen und Genossen, bin ich bereit, in die Bresche zu springen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich bin zu grössten Opfern bereit und würde meine Karriere für einen Platz im Hamburger Rathaus auch für einige Zeit ruhen lassen. Meine Parole ist: „Mit Anstand verlieren“

Vielen Dank!

Kindergarten

Ich tue mir „Sabine Christiansen“ schon seit geraumer Zeit nicht mehr an, was allerdings auch an den technischen Gegebenheiten liegt. Top-Politiker und solche, die sich dafür halten, können von einer offenkundig überforderten Moderatorin ungestoppt die grössten Albernheiten von Bundestagsdebatten und Parteiengeplänkel in epischer Breite von sich geben.

Für montägliche Meldungen und Leitartikel reicht es aber doch noch.

Bis das Ganze aber in Schweden ankommt, ist nicht selten Dienstag.

Heute schreibt nämlich die U-Bahn-Zeitung Metro, dass es in der Debatte angeblich um schwedische Kindergärten ginge – das war mir allerdings auch neu, und es steht auch drin, woher sie das haben:

Die Fernsehdebatte zeigt, wie weit die familienpolitischen Vorstellungen in der heutigen EU voneinander entfernt sind. Firmenchef Wolfgang Grupp warnte die CDU davor, es Schweden gleichzutun:
„Eine richtige Mutter verdient gerne weniger, wenn sie ganz in ihrer Mutterrolle aufgehen kann. In unserer Firma ist es den Männern verboten, überhaupt nach Vaterschaftsurlaub zu fragen.“ […]
In der FAZ schrieb die TV-Koluministin Sandra Fomferek ironisch darauf über die „verrückten Schweden“:
„Nun wissen wir, warum Pippi Langstrumpf verschiedenfarbige Strümpfe anhatte. Es muss am schwedischen Kindergarten gelegen haben.“

Wolfang Grupp also hatte etwas erzählt, und Schweden regt sich auf. Wem dieser Name nicht geläufig sein sollte, kann beruhigt sein: auch ich musste nachschauen. Der gute Mann ist Chef von Trigema und Dauergast bei Christiansen, weil er mit seinen pragmatisch hinterwäldlerischen Ansichten das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreisst – und zwar für sein Bekenntnis zum Standort Deutschland und seinem direkten Kontakt zu den Mitarbeitern, der die Existenz einer Mitarbeitervertretung vermeintlich überflüssig mache.
Sprüche wie die obigen zeigen, was die Self-Made-Geschäftsmanns-Wundertüte Grupp noch so alles hergibt: Dorfkapitalismus vom Feinsten – die soziale Verantwortung liegt nicht beim Staat, sondern beim Chef. Und der habe von Natur aus ja nur das Beste für seine Mitarbeiter zu wollen. Reiner Altruismus regiert also die Welt – dass es auch Chefs wie Klaus Esser und Josef Ackermann gibt, die bei der Prioritätenliste erst einmal ihr eigenes Konto obenan stellen, ist da wohl nur ein kleines Detail.
Eigentlich hätte man in diese Runde gleich noch Eva Herman einladen sollen, damit diese über den natürlichen Abstand zwischen Frau und Herd fabuliert. Willkommen in den 1950er Jahre, als die Welt noch in Ordnung war…

Die Zeitung Svenska Dagbladet hat das nach gut 36 Stunden doch schon etwas angestaubte Thema aufgegriffen (The Local übrigens auch) und als Überschrift das Zitat „Kindergarten schadet den Kindern“ gewählt.
Interessant wird es bei den Kommentaren.

Dort schreibt „Lasse2“ unter der Überschrift „Deutschland viel besser“:

In Deutschland kümmert man sich wirklich um die Kinder und nicht nur um die Karriere der Eltern und deren Bequemlichkeit. Das deutsche Steuersystem macht es möglich für eine Familie, von einem Einkommen zu leben […]
Auf diese Art schafft man wirkliche Gerechtigkeit, indem alle Paare gleich viel bezahlen unabhängig davon, wie das Einkommen verteilt ist. Dadurch gewinnen die Kinder viel!

Das meint er offenbar nicht ironisch – anscheinend ist ihm nicht bekannt, dass man für diese Steuervorteile heiraten muss und sich nicht etwa wie hier als „Sambo“ (zusammenwohnend) registrieren kann. Vor lauter Kinderfreundlichkeit hat Deutschland nebenbei bemerkt auch eine der miesesten Geburtenraten der EU.

Doch schauen wir weiter. „Ernie“ schreibt:

Der Kindergartenplatzmangel ist schreiend in Deutschland. Was jetzt passiert ist, ist, dass die christdemokratische Familienministerin(!) Ursula von der Leyen nun diejenige ist, die für die Modernisierung der deutschen Familienpolitik steht und das alle erzkonservativen Opas in CDU/CSU aufgeschreckt hat. SPD-Chef Kurt Beck hat Bischof Mixa mit Recht mit einer kastrierten Katze verglichen.

Schön, dass Beck ab und zu auch mal was vernünftiges von sich gibt. Ich bin auch davon beeindruckt, dass Ernie so treffend die Situation beschreibt.

Es finden sich auch polemische Beiträge wie

„Zoobesuch“ – wie gut ist es, dass kleine Kinder gezwungen werden, eingesperrte Tiere anzuschauen? Das ist wahrscheinlich so, damit man ein deutscher Dyslektiker wird.

als Antwort auf die Meinung, dass Kinder keine „Aufbewahrungsanstalt“ (genauso im Text zu finden) bräuchten, sondern nur Aufmerksamkeit.

So geht es weiter – teilweise sind die Beiträge nicht einmal Positionen zuzuordnen. Nichtsdestotrotz überrascht mich die Bandbreite der Meinungen. Eigentlich sollte man denken, die Schweden erschauern angesichts des deutschen Sozialsystems. Dem ist offenbar nicht ganz so.

Unterschwellig kommt hier aber auch durch, was man als grössten Kritikpunkt am schwedischen System auffassen kann: die vermeintliche Wahlfreiheit ist keine. Während in Deutschland zu beklagen ist, dass eine Mutter ihren Beruf nicht ausüben kann, weil es keine geeignete Betreuung gibt, so ist es in Schweden genau umgekehrt. Die Freiheit in der Karriere hat dazu geführt, dass von der Frau erwartet wird, arbeiten zu gehen – die freie Entscheidung, nur Mutter zu sein, wird nicht akzeptiert.

Deutschland als gelobtes Land hinzustellen, wie es Lasse darstellt, ist dennoch grotesk. Amokläufer in Schulen, Rütli, zu Tode gehungerte vernachlässigte Kinder – all das ist in Schweden unbekannt, und das hat mit Sicherheit nicht zuletzt mit dem Sozialsystem zu tun.

Selbstverpflichtend

Vielleicht sollte ich das Delengkal aus dem Namen streichen und stattdessen ein Antiraucherblog daraus machen – zumindest die Themenauswahl in letzter Zeit legt so einen Schritt nahe. Meine Zeiten als militanter Nichtraucher sind aber lange vorbei.

Nur aufregen kann ich mich immer noch prächtig. Jedoch habe ich derzeit da nicht allzuviel zum Aufregen, denn es geht in grossen Schritten Richtung allgemeines Rauchverbot in Gaststätten zu.

Diese Meldung mag zwar auf den ersten Blick das genaue Gegenteil verkünden, aber der Schein trügt.

Eine Überprüfung durch den Bundesverband der Verbraucherzentralen im Auftrag der Bundes-Drogenbeauftragten Sabine Bätzing (SPD) ergab jetzt, dass der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) die Quote verfehlen wird.

Das heisst letztlich nichts anderes, dass den Kritikern einer gesetzlichen Regelung der Wind aus den Segeln genommen wird. Viele von denen hatten nämlich argumentiert, dass man das ja auch durch freiwillige Selbstverpflichtung lösen könnte. Es funktioniert aber so leider nicht.

Dehoga-Präsident Ernst Fischer machte die „ nicht enden wollende und teilweise aggressiv geführte Debatte um ein Rauchverbot“ für die schlechten Resultate seines Verbandes verantwortlich. Die Debatte habe seine Branche „verunsichert und demotiviert“. Angesichts der drohenden Nichtraucherschutz-Gesetze hätten viele Betriebe von Investitionen für bessere Nichtraucherangebote erst einmal abgesehen, um abzuwarten, was passiere.

Das mag zwar nicht ganz falsch sein, aber ich wage zu behaupten, dass sich die meisten Kneipenwirte auch dann nicht gehandelt hätten, wäre die Debatte ausgeblieben.

Abgesehen davon ist dies ein Lobbyistenargument – im Bericht steht nämlich auch etwas geschönt, dass der Dehoga anscheinend schlichtweg die Zahlen frisiert hat, um die Vereinbarung als eingehalten darzustellen.

Mich persönlich würde auch einmal interessieren, wie diese Nichtraucherplätze denn aussehen. Es würde mich nicht wundern, wenn das einfach zwei Tische in der letzten Ecke des Lokals wären. Vereinbarung eingehalten – nichts erreicht. Da ist mir das doch so lieber, wie es jetzt gekommen ist.

Alles weitere ist Sache der Länderkonferenz.

Dating mal anders

Die Loveparade 2007 wird nicht in Berlin stattfinden, weil die Stadt zu langsam mit der Erteilung der Genehmigung ist. Wo der Bus mit den Leuten ist, die das interessiert, mag sich mancher fragen – zurecht.

Interessant ist jedenfalls, was die Süddeutsche Zeitung darüber schreibt:

Ein Bescheid sei aber für die Planungssicherheit unbedingt notwendig. Berlin habe die „Dateline definitiv überschritten“, erklärte Schaller. Sein Anwalt Niko Härting sagte, der Antrag bei der Stadt werde in den nächsten Tagen zurückgezogen.

Arm und sexy reicht beim Dating manchmal wohl doch nicht…

Heute…

…vor 142 Jahren fiel der letzte Seehafen der amerikanischen Südstaaten in die Hände der Unionstruppen
…vor 64 Jahren wurden die Geschwister Scholl zum Tode verurteilt und hingerichtet
…vor 20 Jahren bringt Flugzeughersteller Airbus das erste Modell der A320-Serie heraus
…vor 10 Jahren wurde die geglückte Klonung Dollys bekanntgegeben (nein, nicht Buster)
…vor 2,5 Stunden habe ich einen Zwischentest versemmelt

Tja, so kann es gehen.

Dennoch gibt es auch fröhliche Dinge zu berichten. Wissenschaftler der britischen Universität Warwick haben herausgefunden, dass der Blutdruck mit der Fröhlichkeit der Menschen zusammenhängt. Wenig Blutdruckprobleme sind also ein Zeichen unglaublicher Glückseligkeit. Deshalb haben sie 15.000 Menschen in 15 westlichen Ländern untersucht. Die Forscher konstatieren sogar:

Although it sounds strange to suggest it in 2007, perhaps blood-pressure readings will one day replace or augment GDP as a measure of the success of a country. Maybe economists and doctors are going to have to work together in the design of future economic policies.

Das ist gelinde gesagt etwas gewagt, aber spannend ist das Ergebnis trotzdem: Gewinner ist Schweden, gefolgt von Dänemark und Grossbritannien. Letzteres hat mich etwas überrascht, denn im Vereinigten Königreich hat man ja bekanntlich ziemliche Probleme in Sachen Fettleibigkeit, was wiederum hohen Blutdruck massiv begünstigt. Ganz hinten landet Portugal, und nur knapp davor Deutschland. Das überrascht wiederum wenig – wir Deutschen wussten ja vorher schon, dass wir unglücklich sind.