Schweden als Einwanderungsland

Im März erschien in der Zeitung Dagens Nyheter eine Artikelserie zur Einwanderung nach Schweden. Der Autor Maciej Zaremba gibt darin Einblicke in ein Land, das sich innerhalb relativer kurzer Zeit von einer weitgehend abgekapselten Gesellschaft in ein Einwanderungsland verwandelt hat.

Den ersten Teil habe ich mit großem Interesse gelesen, habe es dann aber nicht weiter verfolgt. Schade eigentlich, denn immerhin stehen alle Teile online.

Was Thomas jetzt gemacht hat, ist aber noch viel besser: er hat um Erlaubnis gefragt und übersetzt die ganze Serie. „Hut ab“, kann ich da nur sagen. Viel Spaß beim Lesen!

Der erste Teil steht schon online.

Rette sich, wer kann

Bratwurst - sxc.hu

Mütter, passt auf eure Töchter auf – die Deutschen kommen!
Sie kommen in unglaublichen Massen und jagen der Bevölkerung Angstschauer über den Rücken…

So ähnlich kommt zumindest eine Geschichte in der U-Bahn-Zeitung Stockholm City vom letzten Freitag (ebenso in den Göteborger und Malmöer Schwesterblättern) daher, die Rainer entdeckt hat. Eine selbst für City-Verhältnisse extrem bescheuerte Überschrift hat man sich dann auch noch für die Zeitungsboxen ausgedacht, so dass man auch ja eine Ausgabe mitnimmt – dort wird geradezu ein Einfall der Deutschen suggeriert.

Im Text gibt man sich deutlich moderater. Der Grund für die Geschichte ist aber offensichtlich – der Redaktion ist wieder einmal überhaupt gar nichts eingefallen, und so bequatschte wohl ein Redakteur seine deutsche Bekannte, um daraus notdürftig eine Titelstory zu basteln.

Die vermeintliche Invasion der Deutschen mag im Bereich Tourismus ja noch stimmen – in der Altstadt wimmelt es in der Tat nur so. Eine allgemeine Wanderungsbewegung kann man aber nicht direkt attestieren. Laut dem statistischen Jahrbuch der Stadt Stockholm ist die Zahl der Deutschen von 1670 im Jahr 1990 auf 2153 im Jahr 2005 gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 13%. Damit sind gerade einmal 3,1 % der Ausländer in Stockholm Deutsche. Dieser Anteil ist zwar gestiegen, aber die Gruppe EU25 (also alle Mitgliedsländer bis einschließlich 2006) hat im gleichen Zeitraum einen Anstieg von rund 25% zu verzeichnen. Dazu sollte man auch nicht vernachlässigen, dass 405 der aktuell 2153 Teutonen schon in Schweden geboren wurden. Das werden also zumeist doppelte Staatsbürger sein.

Auch gehört Deutschland nicht zu den stärksten Herkunftsländern bei Einwanderern, die nach Schweden kommen. So stehen 1908 im Jahr 2006 eingewanderten Deutschen stolze 5922 eingewanderte Polen und 3764 eingewanderten Serben gegenüber. Von den Irakern gar nicht zu sprechen – hier sind es über 10000.

Die Story ist also einmal wieder nichts anderes als heiße Luft. Weder ist ein gewaltiger Anstieg zu erkennen, noch läuft Stockholm Gefahr, einer Germanisierung zum Opfer zu fallen.

Fast schon possierlich ist der Text der Geschichte. So erfährt man, dass die präsentierte Beispieldeutsche – Nicole Gläser ist ihr Name – frische Bratwurst vermisst und ihre Freunde damit erfreut hat, dass sie schon lebende Elche gesehen hat. Nächste Abfahrt Klischeestadt.

Die Sache mit der Bratwurst ist insofern seltsam, als dass Bratwurst gerade eines der wenigen deutschen Produkte ist, das man in jedem größeren Supermarkt erwerben kann. Über Qualität lässt sich natürlich streiten, aber immerhin ist es verfügbar. Zudem ist Bratwurst meiner Einschätzung auch nicht gerade ein Bestandteil der täglichen Ernährung, sondern eher im Bereich Imbiss und (Grill-)Fest anzusiedeln. Brot wäre da ein besseres Beispiel gewesen.

Bei meinen Recherchen habe ich übrigens eine interessante Entdeckung gemacht. In der Statistik wird auch gezeigt, welche Gemeinden in Stockholm und Umland am schnellsten wachsen. Zu meinem Erstaunen ist dies ausgerechnet Vaxholm, das Ferien- und Sommerdomizil für neureiche Städter. Am langsamsten wachsen hingegen Norrtälje und Upplands-Väsby. Das wiederum kann ich verstehen.

In English: Nice panoramas and immigration ideas

It’s the last week before the lectures start, and it’s full of events.

On Tuesday I have been to Vaxholm in the archipelago. Here are some panoramas of that day:

Waiting for the boat in Stockholm

While we (Elena, Christina and me) were waiting for the boat to Vaxholm. In the background is the royal palace.

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