Todesängste

Heute am frühen Morgen kam eine Mail mit dem Betreff

Du stirbst bald.

Der dezente Verzicht auf ein Ausrufezeichen deutet hier natürlich an, dass es sich um Tiefgründiges handeln muss. Vielleicht eine Botschaft aus dem Jenseits? Der Tod, der den Absender „Viola“ angibt, macht auch nicht viele Worte, und schreibt mir

Was sagt Dein Schicksal dazu?

Teste Dich jetzt:

http://[…]

Da bin ich beruhigt. Es war nicht der Tod, sondern nur das Schicksal.

Neues von der Spammerfront

Eine bemerkenswerte Masche ist mir gerade aus der Wunderwelt des Spams untergekommen. Da schreibt mir eine gewisse Anja Weber:

Hallo mein Schatz,

Geile Gespräche am Telefon gibt es jetzt für 3,3 Cent / Minute.

Telefonier‘ mit mir jeden Tag. Mindestens eine Stunde nehme ich mir für dich Zeit (jeden Tag), … gerne auch Monate lang :-X KUSS

Hier meine Frankfurter Nummer: 069 – 8* 0* 3* 4* 1*4

RUF JETZT AN!

*DICKER KUSS*

Anja Weber

Daran ist einiges neu:

  • Es wird für Telefonsex geworben – das ist in letzter Zeit nicht mehr allzu üblich gewesen.
  • Die Mail ist in passablem deutsch abgefasst – ebenfalls nicht gerade der Normalfall.
  • Die Nummer ist zumindest scheinbar eine normale Festnetznummer.

Natürlich handelt es sich um eine höchst unseriöse Sache, die dieses Mal nur noch besser versteckt wurde.

In der Tat wissen die Betreiber offenbar genauestens bescheid, und man muss wohl annehmen, dass sie sich zumindest halbwegs im legalen Bereich bewegen.

So sind im Anhang die Allgemeinen Geschäftsbedingungen mitgeliefert.

Dort heißt es

Sie als Kunde geben mit der Inanspruchnahme, d.h. mit Wählen der jeweiligen Nummer des Dienstes ein bindendes Angebot für die Nutzung des Dienstes ab. Dieser wird grundsätzlich zunächst lediglich anhand der reinen Verbindungskosten berechnet. Sie haben dann bei der erstmaligen Einwahl die Möglichkeit, sich für die Nutzung weiterer kostenpflichtiger Dienste freischalten zu lassen oder das Gespräch zu beenden.

Konkret: wer dann auch noch doof genug ist, ja zu sagen, landet in einem knallharten Vertrag. Das mit den 3,3 Cent pro Minute ist übrigens auch nur entsprechend geschönt, denn die kommen folgendermaßen zustande:

Kosten: 3,3 Cent pro Minute bei einer Buchung von 1800 Minuten pro Monat (59,40 Euro / Monat)

Außerdem muss prompt bezahlt werden, damit man gar nicht auf die Idee kommt, es sich nochmals zu überlegen:

Nach Ihrer Registrierung bei uns und der ersten Nutzung unserer Dienste erstellen wir unverzüglich unsere erste Abrechnung.[…] Ist keine derartige Fälligkeit genannt, sind die fakturierten Beträge binnen 3 Tagen ab Erhalt ohne Abzug zahlbar.

Vermutlich ist das Ganze die Antwort auf die neuerlichen Überlegungen zum Verbraucherschutz. Ob sich solche „Angebote“ halten können, wird sich noch zeigen – ratsam scheint mir die Nutzung jedenfalls nicht.

Hotel zu verkaufen

Interessant, wohin einen diese Aktivitäten im Internet manchmal führen.

Am Freitag erhielt ich einen Anruf meiner Freundin, die mir berichtete, jemand aus Kenia hätte auf Englisch nach meiner Telefonnummer gefragt. Kurz darauf rief derjenige an. Er war nicht aus Kenia, sondern aus Gran Canaria, und sprach perfekt deutsch, weil er auch Deutscher ist.

Aus irgendeinem Grund hat er angenommen, ich hätte irgendetwas mit der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter zu tun. Diese lese ich zwar täglich, und ihre Webseite ist für mich ebenso eine wichtige Informationsquelle. Damit enden aber auch schon irgendwelche Verbindungen.

Der Mann will ein Hotel auf Gran Canaria verkaufen, konnte aber keinen Link auf der Homepage von Dagens Nyheter finden. Zwar ist das nicht gerade mein Metier, aber ich bot ihm an, die Links zu schicken, wenn er mir eine Mail zukommen lässt.

Seither habe ich nichts mehr gehört. Die Sache ist schon ein bisschen kurios – insofern hätte ich mich durchaus dafür interessiert, was dahintersteckt. Sollte jemand das Hotel kaufen wollen, kann er sein Interesse gerne in den Kommentaren bekunden.

Sprachimporte (2)

Es ist immer wieder schön zu sehen, welche Phrasen und Wörter einem so über den Weg laufen, die aus dem Deutschen exportiert wurden. In meinem Molekülphysikkurs habe ich nun (allerdings nicht zum ersten Mal) gehört, dass man bei Orbitalen zwischen „ungerade“ und „gerade“ unterscheidet. Eine wahrhaft interessanten Export fand ich aber heute morgen in der DN. Dort hieß es in einem Artikel zu Michael Moores neuem Buch, dass Moore ja ein „gefundenes fressen“ für die demokratenfreundlichen Zeitungen sei.

No Frills bei Ryanair

Ryanair scheint einen weiteren Weg gefunden haben, das sogenannte „No Frills“-Konzept (keine Extras ohne Aufpreis) noch radikaler umzusetzen. Jetzt lassen sie in ihrer Werbung auch noch Orthographie und Tippfehlerkorrekturen weg:

Bekämpfen Sie die Winter Depression mit unserem Super-Sonderangebot. Fliehen Sie im Oktober und November in die Sonne, sehen Sie Ihre Fussballidole in Aktion bei Champions League Spielen oder legen Sie sich in einer von Europas shopping Metropolen eine neue Wintergaderobe zu – all das schon ab unglaublichen €10. Dieses Angebot sollten Si enicht verpassen. Zahlen Sie nicht unnötig viel für Ihren Winterausflug. Dieses Angbot ist nur bis Dienstag um Mitternacht gültig – um Entäuschungen zu vermeiden buchen Sie jetzt!

Ich zähle 3 Deppenleerzeichen, 4 Tippfehler und einen Interpunktionsfehler.

Kräftskiva light

Das Wochenende nach meiner ersten „Arbeitswoche“. Ich bin zwar noch kein Doktorand, aber habe beschlossen, kündtig zu den normalen Bürozeiten in mein künftiges Büro zu fahren, um dort durch Anwesenheit zu glänzen und hoffentlich etwas effektiver zu studieren als hier. Der Output in dieser Woche war zwar dünn, aber immerhin habe ich es geschafft, das Protokoll für unseren Labortrip im letzten November fertig zu machen. Über Details lasse ich mich lieber nicht aus – die Nachbereitung dieses Praktikums war u.a. davon geprägt, dass einer meiner pakistanischen Mitstreiter spurlos verschwunden ist.

Gestern also ein freier Tag, den ich dazu nutzen wollte, vor dem Halbmarathon nächste Woche einen Testlauf über rund 15 km zu versuchen. Andreas war auch mit dabei, und obwohl ich zum Ende hin schon ziemlich fertig war, ging es die ersten 12 bis 13 km ziemlich gut. Nach 15,2 km war dann aber auch genug. Erfahrungsgemäß ist das aber ein gutes Zeichen. Wenn ich 15 km im Training schaffe, dürften 21 km beim Wettkampf auch kein Problem sein.

Andreas lud mich spontan zum Krebsessen ein, und nachdem ich zuerst wegen des Radios abgesagt hatte, konnte ich doch noch kommen.
Hier in Schweden zelebriert man die Krebssaison im frühen Herbst in einer sogenannten Kräftskiva. Das funktioniert grob so, dass sich mindestens ein Dutzend Leute um einen Tisch versammeln und allerlei Dinge verzehren – wichtig ist vor allem, dass Kräftor (Krebse) und Snaps (Schnaps) dabei sind.
Meine Kräftskiva fiel deutlcih kleiner aus: wir waren nur zu zweit, und da das Vorderrad an meinem Fahrrad ein kaputtes Ventil hatte, war das dann mit dem Schnaps auch vorbei. Lecker war es trotzdem.

Heute abend werde ich dann beim Nachtverkauf einer Fahrradladenkette mal nach einem neuen Fahrrad stöbern, denn mein Zweirad ist mittlerweile nur noch eine Zumutung.

Wieder zuhause

Ich hatte es zuvor verschwiegen, aber ich glaube, eine Woche nur mit Fotos hat dem sonst doch sehr textlastigen Blog nicht geschadet.

Das Reiseziel war Schottland, genauer gesagt den hohen Norden dort.

  • Es fühlte sich seltsam an, aber es war höchste Zeit: in der Tat war es die erste Reise seit 3 Jahren, die ich nicht innerhalb Skandinaviens (inkl. Finnland), dem Baltikum oder als Heimatbesuch in Deutschland unternommen habe.
  • Zudem war es die erste Campingreise seit langem. Mein sündhaft teures Zelt, das ich im Frühjahr 2002 erworben hatte, war nur einmal im Einsatz gewesen, und zwar im Sommer 2002. Trotz der allgemeinen Wettererwartungen in Schottland konnten wir viermal zelten. Zwar hatte ich in John o’Groats den Eindruck, uns fliegt das Zelt gleich weg, was den Schlaf erheblich störte, aber dank moderner Einrichtungen wie selbstaufblasbaren Isomatten, kompakten Schlafsäcken und eben dem superleichten Zelt erreichte man einen bemerkenswert hohen Schlafkomfort. Es ist auch kaum zu überbieten, morgens aufzuwachen und aufs offene Meer und die Highlands blicken zu können.
  • Apropos Wetter: das Wetter auf der Fahrt zum Flughafen in Skavsta war so mies, wie ich es in Schweden in meiner Erinnerung noch nie erlebt habe. Wir waren pitschnass, als wir eincheckten. IN Schottland hatten wir zwar auch ein paar mal Regen, aber an die Extreme vom Anreisetag reichte das bei weitem nicht heran. Gestern abend nach der Rückkehr war es ähnlich schlimm.
  • Wir hatten ein Mietauto für die Fahrt gebucht. Der versprochene Ford Fiesta war aber gerade nicht verfügbar, so dass wir einen Ford Mondeo erhielten. Da kann man sich natürlich nicht beschweren. Dass man rechts sitzt und links fährt, hängt freilich nicht vom Autotyp ab. Mir machte vor allem das fehlende Gefühl für die Breite des Autos zu schaffen, das sich erst nach zwei Tagen richtig einstellte.
    Man gewöhnt sich daran, und so habe ich es geschafft, rund 1100 Meilen (ca. 1750 km) unfallfrei zu fahren. Man muss den Briten auch das Kompliment machen, den Kreisverkehr zu einer Wissenschaft gemacht zu haben. Ich konnte innerhalb der Woche nicht herausfinden, wie man sich ganz korrekt verhält, was aber auch daran liegt, dass sich sonst wohl auch keiner korrekt verhält. Die Komplexität der Kreisverkehre übersteigt die der zweispurigen Kreisverkehre in Schweden bei weitem – und in Deutschland kann freilich nichts mithalten. Bemerkenswert ist auch, dass der schottische Straßenverkehr vollkommen jeder Einbindung ins metrische System trotzt. Als Längeneinheiten dienen ausschließlich Yards und Meilen.
  • In den Highlands ist das aber alles egal, denn dort gibt es auf weiten Teilen des Straßennetzes nur eine Spur. Das heißt, man muss bei Gegenverkehr abbremsen und sich an einem speziell verbreiterten „Passing Place“ passieren. Notfalls muss man zurücksetzen. Das Ganze bremst die Reisegeschwindigkeit auf vielleicht 50 km/h herunter. Der Spritverbrauch steigt, und da man nicht weiß, ob der nächste Weiler eine Tankstelle hat, muss man vorplanen. Leider kann man die Landschaft bei dieser Fahrweise nicht viel mehr genießen, weil man dauernd aufpassen muss, keinen Frontalcrash zu verursachen.
  • Trotzdem haben wir insgesamt 572 Fotos gemacht. Dazu habe ich mir eine Canon EOS-450D gekauft, weil ich bei einem Sonderangebot nicht warten wollte, und die Entwicklungskosten für analoge Fotografie mittlerweile exorbitant sind. Eine Auswahl der Fotos kommt bald.
  • Wir haben fast vollständig auf Sightseeing in klassischer Weise verzichtet – unsere Ausgaben für Museen und dergleichen lagen annähernd bei Null. Wir waren ja wegen der Landschaft gekommen, und man muss sich auch nicht jedem Touristenquatsch hingeben. Wenn es nicht Loch Ness wäre, hätten wir uns sicher die Runde um diesen See geschenkt, denn auf der einen Seite wimmelt es nur so von Touristen – dabei weiß ja jeder, dass man Nessie nicht zu Gesicht bekommen wird.
  • Das Essen ist sehr fettig – schon das schottische Frühstück hat irrsinnig viele Kalorien. Ich wollte es mir aber nicht nehmen lassen, Black Pudding, Bohnen, Ei und Wurst zum Frühstück zu essen. Haggis konnte ich mir leider nur in fritierter Form genehmigen. Zum Ausgleich gab es die übrigen Tage fast nur Brot und irgendwelches fertigessen, das wir mit unserem Campingkocher zubereitet haben.

Insgesamt eine tolle Woche, die Lust darauf macht, auch Irland einmal zu umfahren. Nächstes Jahr sind allerdings schon einige andere Reisen in der näheren Auswahl.

Diät oder wie man mit den Hoffnungen anderer Leute viel Geld verdienen kann

„GI-NOLL! för kvinnor som vill äta sig smala“ (GI-NULL! für Frauen, die sich schlank essen wollen) von Sten Sture Skaldeman

Ich sollte vorwegschicken: vor 7 Jahren habe ich einmal innerhalb von 4 Monaten 35 kg abgenommen, und zwar ausschließlich durch eiserne Disziplin und eine stark eingeschränkte, fettarme Ernährung gepaart mit regelmäßiger Betätigung. Mein vormaliges Gewicht von mehr als 115 kg habe ich seither nie wieder erreicht.

Daher bin ich bei Diäten, die als das Nonplusultra angepriesen werden, sehr skeptisch. Alle paar Jahre kommen selbsternannte Heilsbringer, die mit neuen Ideen antreten, wie man selbstverständlich ohne jegliche Mühe und Einschränkungen ganz toll abnehmen kann. Mal soll man wenig Fett essen, dann viel, mal proteinreich, mal nicht, mal soll man wiegen, mal darf man das auf keinen Fall tun.

Im Grunde ist es traurig, wie sich Diätbücher immer wieder aufs Neue gut verkaufen. Der Autor verdient prächtig mit dem Verkauf von Hoffnungen, für die er natürlich keine Garantie übernehmen muss.

Was den Dicken dieser Welt aber keiner so recht erzählen will, ist, dass sie sich schlecht ernährt haben und zu wenig bewegen. Die Wahrheiten sind so simpel, aber unangenehm. Der Urmensch ist noch täglich mehr als 15 km durch die Wälder gestreift, der Zivilisationsmensch läuft gerade noch zum Auto. Noch vor 50 Jahren war Fleisch etwas für den Sonntag – heute wird es in Mengen verzehrt, als würde es vom Himmel fallen.

Aufregen kann ich mich daher bei solchen Aposteln der Extremernährung wie Sten Sture Skaldeman. Dieser hat laut eigenen Aussagen 65 kg abgenommen und belegt dies auf seiner Homepage eindrucksvoll. Meine Freundin hat sich gerade ein Buch von ihm gekauft, und es zeigt, dass sich auch viele Schweden zu schade dazu sind, kritisch zu hinterfragen, was sie da so lesen.

Sein Konzept nennt sich „GI-null“. Mit GI ist der Glykämische Index gemeint, einem Richtwert dafür, wie ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel nach oben treibt. Lebensmittel sollen in dieser Ernährungsmethode einen möglichst geringen GI haben, was auf den ersten Blick nichtmal so wenig Sinn macht, denn ein hoher Blutzucker ist letzten Endes ein Grund für allerlei Zivilisationskrankheiten, allen voran die Diabetes.

Bei Skaldeman läuft die Geschichte darauf hinaus, dass man massig Eiweiß und Fett essen soll, aber bloß keine Kohlenhydrate und Zucker. Dementsprechend sind die Hauptnahrungsmittel Eier und Fleisch. Das Ganze klingt irgendwie auch stark nach Atkins.

Das Frühstück besteht daher auch gleich aus Eiern mit Speck, oder wie Skaldeman es formuliert

Ich muss oft von weiblichen Schülern hören, dass sie zum Frühstück nichts Zubereitetes essen wollen, und dass sie Abwechslung im Essen haben wollen.[…] Es gilt also, etwas zu finden, was man am Morgen essen kann kann[…]. Warum nicht den Tag mit einem Salat starten? […] Und ein Salat ist viel besser und natürlicher als Joghurt und Müsli.

Und dann kommt der Salat: Thunfischsalat.

Es mag ja sein, dass man mit dieser Methode abnehmen kann. Höchst fragwürdig finde allerdings, dass hier einem erzählt wird, es handele sich auch um eine wahnsinnig gesunde und natürliche Art zu leben.

Die Natürlichkeit ist deswegen schon der reine Blödsinn, denn ein Thunfisch ist kaum ein natürliches Nahrungsmittel. Er wurde dem Menschen erst durch industriellen Fischfang in großem Stil zugänglich. Eier wachsen genausowenig auf Bäumen. Die beliebte Vorstellung, der Mensch sei früher durch die Wälder gezogen und habe Mammuts erlegt, stimmt so bestimmt nicht. Vielmehr kann man wohl davon ausgehen, dass der frühe Mensch sich zu guten Teilen von Beeren etc. ernährt hat, weil es auch eine Menge Energie kostet, ein Tier zu erlegen, und Beeren eben nicht weglaufen und auch nicht zerlegt werden müssen.

Rein tierische Nahrung gibt dem Menschen auch nicht das, was er braucht. Zwar mag er ohne Kohlenhydrate auskommen, aber bei einer derartigen vitaminarmen Ernährung tut man sich keinen Gefallen.

Skaldeman behauptet sogar, dass das auch gute Sportlernahrung wäre, weil der Körper sich auf die Fettverbrennung eingestellt habe. Ich nehme an, auf den ersten Spitzensportler, der dies genauso sieht, wird man noch warten müssen.

Bemerkenswert ist auch das Sektenvokabular, das Skaldeman benutzt – da wird von „wir Fettesser“ gesprochen, während die anderen ja Zuckeresser sind. Das hat ein bisschen was vom clear werden bei Scientology.
Dass seine Einsichten in der Medizin gelinde gesagt umstritten sind, passt da natürlich nicht ins Konzept.

So schreibt er

Ich erhalte jetzt tausende Berichte von Leuten, die das gleiche erleben. Menschen, die so leben, wie für das sie geschaffen wurden, kurieren Diabetes, Übergewicht, Magenentzündungen und unfreiwillige Kinderlosigkeit. […] Das sind fantastsiche medizinische Landgewinne, aber wenn ich das Ärzten erzähle, sagen sie, ich müsste das wissenschaftlich untermauern. Aber sie erzählen nicht, wie man das machen soll. Das kostet Millionen, einen kontrollierte wissenschaftliche Studie zu machen.

Es ist also einfach zu teuer, wissenschaftliche Belege für seine Behauptungen zu sammeln. Deswegen kann man gleich ohne sie auskommen. Dass keiner von ihm verlangen würde, eine solche Studie zu bezahlen, denn für sowas gibt es unabhängige wissenschaftliche Institutionen, ignoriert er hier lieber.

Man darf bei all dem auch nicht vergessen, dass die Art zu leben, wie sie Skaldeman propagiert, gesellschaftlich unverantwortlich ist. Schon heute ist die Viehhaltung für ein Viertel des Treibhauseffekts verantwortlich. Man müsste den Umfang gewaltig ausweiten, um Skaldemans Lebensstil zu unterhalten. Von den ethischen Implikationen, noch mehr Tiere nur für unsere „natürliche“ Lebensweise zu züchten und zu töten, ganz abgesehen.

Bemerkenswert ist übrigens auch, dass dies in anderen Medien so unkritisch reflektiert werden wird. Ein Buch, das ähnlich talentiert verfasst ist wie die von Michael Moore, wird einfach so für bare Münze genommen.

Zwar muss ich Skaldeman Respekt zollen, dass er 65 kg abgenommen hat. Er lebt aber in einer eigenen Welt, die er sich zurechtgestrickt hat und mit teilweise abstrusen Gedankengängen in Einklang mit allem anderen zu bringen versucht. Dass er auf 230 Seiten zu guten Teilen blanken Unsinn verbreitet, der herzinfarktgefährdete Menschen auch genauso gut unter die Erde bringen kann, halte ich deswegen noch lange nicht für unterstützenswert.

Analogzeitalter wohl definitiv vorbei

Ich habe es gewagt und nach drei Jahren endlich die vier Filme zum Entwickeln gebracht, die ich sehr sporadisch mit meiner guten alten Revue ML vollgeknipst habe.

Natürlich war das im Ausland immer teurer als in Deutschland, aber dass ich für die vier Filme inkl. Foto-CD einmal rund 100 € Entwicklungskosten würde zahlen müssen, hätte ich nicht gedacht. Nach dem Urlaub steht eine passable Digitalkamera auf der Einkaufsliste – Kaufvorschläge für eine passable Spiegelreflexkamera im Hobbybereich werden gerne angenommen.