Eine Brücke nach Schweden

Nun ist es absolut schlussendgültig (mit Brief und Siegel sowie einer Tüte Chips dazu) beschlossen: die Brücke über den Fehmarnbelt wird gebaut. Damit soll es ab 2018 möglich sein, mit dem Auto oder Zug ohne Fährfahrt in 2 Stunden von Deutschland bis nach Schweden durchzufahren, und zwar ohne den 160 km langen Umweg über den Storebaelt.

Die Ratifizierung des Staatsvertrags durch das dänische Parlament war hierfür der letzte Schritt. Zuvor hatten schon der deutsche Bundestag und der Bundesrat ihre Zustimmung zu dem im September 2008 unterzeichneten Vertrag gegeben.

Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen. Deutschland hat sich dabei ziemlich praktisch aus der Affäre gezogen: den Bau der Brücke überlässt man praktisch komplett der dänischen Seite, während man selbst nur die Autobahn nach Fehmarn bauen wird.

Kritik an dem Projekt gibt es durchaus. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern stimmte als einzige im Bundesrat dagegen – offiziell, weil sie Subventionen unfair verteilt sah. Weniger offiziell allerdings mehr deswegen, weil sie lieber eine Brücke von Rostock nach Gedser gehabt hätte und damit die wirtschaftlich wichtige Strecke durch ihr Bundesland gelaufen wäre.
Umweltschützer warnen vor ökologischen Risiken. Neben dem NABU ist auch Greenpeace sehr kritisch, u.a. weil die dort lebenden Schweinswale bedroht seien.

Die deutsche Politik maß dem offenbar wenig Bedeutung zu. Selbst den Grünen scheint das Geld näher gewesen zu sein als die ökologischen Folgen. Mittlerweile hat die Bundesregierung den Vertrag als Gesetzesentwurf vorgelegt, so dass er bald auch als Teil der Bundesgesetzgebung verabschiedet werden kann.
Auch in der dänischen Politik griffen die Argumente der Gegner anscheinend wenig: es gab 104 Stimmen dafür, aber nur drei dagegen.

Das spiegelt ungefähr auch mein Meinungsbild wider. Vielleicht bin ich da einfach etwas zu wenig naturverbunden veranlagt, aber die ökologischen Bedenken gehen mir kaum nahe.
Umso begeisterter bin ich jedoch von den Aussichten auf eine Brücke. Gerne wird vorgebracht, dass es doch so schön sei, wenn man im Urlaub einen Zwischenstopp hätte und etwas Schiff fahren darf. Auf manche Urlauber mag das zutreffen, aber weder Dänemark noch Schweden oder Norwegen leben vom Tourismus. Er macht gerade einmal 3% der schwedischen Wirtschaft aus, und das ist viel zu wenig, als dass die Überfahrt alleine der schönen Urlaubsreise wegen erhaltenswert wäre.

Zudem kann ich gerne darauf verzichten, wenn ich sehe, wie praktisch die Öresund-Brücke ist. Dort stoppt man im Idealfall für weniger als eine Minute, und schon ist man wieder unterwegs. Bei der Fähre Puttgarden-Rödby steht man, wenn man Pech hat, ewig lang in der Schlange, bis man aufs Schiff darf, und selbst wenn man sofort hinein darf, so ist mit Be- und Entladen letztendlich doch eine ganze Stunde weg.

Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen für den Güterverkehr (und damit die skandinavische Wirtschaft) ist die Sache aber auch aus Sicht des Personenverkehrs in der Bahn interessant. Der schnellste ICE von Hamburg nach Kopenhagen braucht derzeit 4:43 Stunden, wovon alleine 55 Minuten für die Strecke Puttgarden-Rödby veranschlagt sind. 40 Minuten Einsparpotenzial sind da problemlos drin.
Ich erhoffe mir ja immer noch einen direkten Nachtzug nach Deutschland – allerdings muss ich da wohl annehmen, dass dies weniger an einer Brücke sondern mehr an der Unfähigkeit (oder auch Unwilligkeit) der Bahn besteht, mit dem Flugzeug zu konkurrieren.

So, nochmal: jetzt aus dem Internet-Café schräg gegenüber

Also nochmal von vorne:

vergangene Woche war erwartungsgemäss recht stressig. Neben dem Ausräumen des Zimmers musste ich mich auf die Pruefung vorbereiten. Die lief zwar ganz gut, aber ich kam wohl nicht schnell genug auf den Punkt. Letztendlich wurde es eine 2,0 – ich hatte mir zwar insgeheim eine eins vor dem Komma erhofft gehabt, aber mit der knappen Vorbereitungszeit kann ich mich nicht wirklich beklagen.

Die Hausmeisterin war bei der Übergabe des Zimmers nicht vollkommen begeistert und zog mir 10 € dafür ab, dass sie nochmal in das Zimmer hereinschauen musste. Der Abschied von meinen Mitbewohnern war natuerlich bitter nach fast drei Jahren, die ich ziemlich genossen habe. Viel Zeit zum Trauern hatte ich aber sowieso nicht. Zuhause musste ich anfangen, meine Sachen zusammen zu packen. Am Abend stellte sich heraus, dass die Dachträger, die ich für meinen Golf besorgt hatte, nicht passten. Die Stimmung war am Kippen und ich ziemlich am Ende. Letztendlich lief es auf die denkbar ungewöhnlichste Lösung heraus: ich liess meiner Mutter mein Auto da und fuhr stattdessen mit ihrem Auto – in dem ist genügend Platz.

Ab Freitag ist alles wie Urlaub – wir fahren nach Hamburg, was weitgehend staufrei vor sich geht und bis auf eine ziemlich kritische Vollbremsung wegen eines stehenden Autos auf der Mittelspur ereignislos bleibt. Die naechsten Tage sind im Wesentlichen wie geplant. Wir muessen zwar an der Rödby-Fähre ziemlich lange warten, aber dafür sind Dänemark und Schweden praktisch staufrei. Das Ticket für Fähre und Öresund-Brücke kostet allerdings stolze 85,50 €.

Das Abholen des Schlüssels macht dagegen Probleme. Mein Name steht nicht auf der Liste und der Schlüssel meines Zimmers fehlt. Letztendlich erhalte ich eines der Zimmer nebendran, was mir auch recht sein soll. Meinem Zimmer stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber: es ist in einem Container! In einem alten DASDING-Mitarbeiter weckt das schon heimelige Anwandlungen, aber der DING-Container lag nie in nächster Nachbarschaft einer Nahverkehrsbahnstrecke. Dazu ist hinter dem Haus auch noch eine Baustelle. Im Winter wird es sicher ziemlich kalt. Es ist auch etwas kleiner, Telefon und Fernsehanschluss gibt es nicht. Allerdings bin ich wohl in 5 Minuten in dem Hörsaal, wo ich meine Vorlesungen habe. Die Küche ist an sich ganz ok, wenn auch ziemlich schlecht ausgestettet. Dafuer gibt es Internetanschluss kostenlos dazu – wenn es mir nur gelingt, einen KTH-Account zu bekommen. Bei den Physikern scheinen aber alle in Urlaub zu sein, die dafür zuständig sind – sogar die Vertretung der Vertretung ist nicht im Lande. Auch in Sachen Sprachkurs bin ich auf diese Leute angewiesen. Ich kann nur hoffen, dass sie schnell genug zurückkommen.

Immerhin habe ich schon die Erstellung eines Bankkontos angestossen und mir eine Handykarte besorgt. Ich habe ja auch noch ein paar Wochen Zeit, bis ich mich eingerichtet haben muss. Miriam erkundet derweil Stockholm.

Gestern abend war die Begrüssungsparty für die Austauschstudenten hier. Das war ganz nett, auch wenn man sich natürlich vorwiegend mit Deutschen unterhalten hat. Morgen wird es eine Stadtrally geben – auch sonst hat das Orientierungsprogramm einiges wie Kino und Partys zu bieten.

Soviel für den Moment – ich mache mich dann mal auf den Rückweg.