Pissed off

Wie schlecht gute Abende enden können. Heute (bzw. jetzt schon gestern) besuchte ich zusammen mit Michael, einem Studenten aus Wien, der seit kurzem hier wohnt, zwei Filme des Stockholm Filmfestival. Zum Einen „Wal-Mart: The High Cost of Low Price„, eine kritische Dokumentation über Wal-Marts Geschäftsverhalten. Zum Anderen „Clerks II„, die passable Fortsetzung des legendären Film „Clerks“.

Weniger toll, was danach kam – erst quatscht uns ein Deutscher blöd im McDonald’s mit Referenz auf den „schwäbischen Dialekt“ an. Auf sowas reagiere ich mächtig allergisch, insbesondere wenn es in einem derart abfälligen Ton daher kommt. Danach sind wir weiter in einen überfüllten Irish Pub in Södermalm, aus dem wir gleich wieder raus sind. Beim Rausgehen greift mir ein offensichtlich Alkoholisierter an den Hintern. Ich berichtete das dem Türsteher, der das mit einem lakonischen „Good for you“ quittierte. Naja, ich kann ja auch verstehen, dass er nicht so enthusiastisch zulangte wie Babak Jamei Anfang des Jahres. Allerdings habe ich auch keinen Zweifel daran, dass er umso beherzter eingegriffen hätte, wenn ich dem Idioten im Pub sein Getränk ins Gesicht geschüttet oder einfach einen Schwinger verpasst hätte. An manchen Tagen sollte ich vielleicht doch agressiver sein, auch wenn ich dafür selbst was einstecken müsste. Auch schön dann in der U-Bahn: wegen irgendwelcher Störungen um Gamla Stan herum kamen die U-Bahnen in seltsamen Abfolgen. Nach rund 30 Minuten hatte ich endlich eine U-Bahn. In der Zwischenzeit durfte ich beobachten, wie jemand auf den Boden gefallene Chips aufhob und aß – widerlich. Mir geht das dauernde Herumgespucke in der U-Bahn schon auf die Nerven, aber sowas ist dann doch noch eine Nummer ekliger irgendwie.

Versöhnliches Ende: ich konnte das letzte Stück mit dem Bus fahren.

Zu den Filmen: der Stil des Wal-Mart-Films lag mir zwar nicht ganz so, aber die Fakten sind klar und haben sich abgeschwächter Form in Deutschland gezeigt. Wal-Mart ist ein Unternehmen, dem Mitarbeiter, Umfeld und teilweise sogar die Kunden vollkommen egal sind, solange es Profite einbringt. Die im Film gezogenen Schlüsse muss man dennoch kritisch bewerten. Dass Wal-Mart Mitarbeiter im eigenen Laden überwacht, um die gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterbinden, ist schon höchst fragwürdig. Aber Wal-Mart vorzuwerfen, dass sie diese Kameras wiederum nicht auf ihren Parkplätzen haben, ist grotesk. Konkret ging es um zahlreiche Verbrechen, die auf den Parkplätzen von Wal-Mart verübt worden sind. Die Liste enthielt aber auch zahlreiche Punkte, die eben nicht direkt mit einem Einkauf bei Wal-Mart in Verbindung gebracht werden können – Morde und Vergewaltigungen können an vielen öffentlichen Plätzen passieren. Die Installation solcher Kameras und das Einstellen von Wachleuten in diesem Kontext ist zwar wünschenswert, aber keineswegs verpflichtend. Andere Märkte in den USA haben solche Einrichtungen sicher auch nicht – und darüber beschwert sich auch keiner. Die Fixierung auf Wal-Mart stellt die Firma auch als einziges großes Evil Empire dar. Ich habe große Zweifel, dass die Konkurrenz wie Kmart deutlich bessere Geschäftsgebahren hat. Was bei der ganzen Sache nur angedeutet wird: das Versagen liegt hier auch in den Gesetzen und vor allem deren Kontrolle. Wenn ein Mitarbeiter regelmäßig unbezahlte Überstunden schiebt und das nie auffällt, ist das auch ein Versagen der Behörden.

„Clerks II“ ist eigentlich ein würdiger Nachfolger. Der Humor ist gewohnt ordinär und flach, die Dialoge glänzen aber oft. Der Ausgang ist leider sehr offensichtlich – viel mehr als beim ersten Film, soweit ich mich erinnere. Dafür wird einem das Ganze mit abwegigen Diskussionen über die Transformers sowie mit einer absurden Tiersex-Show versüßt. An den Szenen wie dem kollektiven Tanz zu „ABC“ von den Jackson Five und den Gastauftritten von Jason Lee sowie Ben Affleck merkt man auch, dass es zum guten Teil darum ging, einfach eine Menge Spaß zusammen zu haben. Und den hatte ich auf alle Fälle.

Dehydriert und verschenkt

Und wieder eine Folge aus der Reihe „Pannenreiche Possen und Peinlichkeiten“:
Gestern kam ich nach dem Training zurück in mein Zimmer, um zu duschen und mich fertig machen, zum Allhuset zu gehen. Ich hatte mich mit Michael aus Wien verabredet, der erst seit einer Woche in Stockholm ist und zu dem ich über eine Bekannte Kontakt bekommen habe, damit er auch gleich hier jemand kennenlernt. Also war ich in Eile. Ich öffnete den Wasserhahn und es kam – so gut wie nichts. Kaltes Wasser ging gar nicht, und das warme Wasser war nur ein Rinnsal, das zudem auch nicht sonderlich gut roch. Das Wasser war also ausgefallen. Ich ging zum Testen in die Küche, wo mich schon meine englische Mitbewohnerin erwartete und mir einen riesigen Schwall an Informationen präsentiert, die ich vielleicht zu 30% mitbekam. Wenn ich es richtig verstand, sei das Problem schon bekannt und halb Lappis habe kein Wasser. Im Waschraum ginge das Wasser aber. Zum Glück fiel mir ein, dass es ja auch bei der Sauna Duschen gibt – und die sind in der Nähe des Waschraums. In der Tat funktionierten sie, so dass ich sogar noch einigermassen rechtzeitig ankam. Derzeit funktioniert in dieser Stadt irgendwie nicht allzuviel.

Etwas Panne ist auch der diesjährige Geschenktipp von Svenska Dagbladet: ein Hörbuch. Zumindest behauptet Handelns utredningsinstitut, dass das dieses Jahr das meistgekaufte Geschenk werden wird. Hörbücher sind aus deutscher Sicht seit Dieter Bohlens Weisheiten im Wesentlichen durch, schätze ich.

Hier die Knüller der vergangenen zwei Jahrzehnte:

  • 2005: Ein Pokerset – dieser Geschenktipp geht wohl auf die hohe Beliebtheit von Poker in diesem Land zurück
  • 2003: Eine Mütze – wie originell
  • 2001: Werkzeug – Heinz Becker lässt grüssen. Wer freut sich nicht über neue Schleifscheiben oder eine Laubsäge unterm Baum?
  • 1999: Ein Buch – vom Verlegenheitsgeschenk zum Trendgeschenk
  • 1997: Das elektronische Haustier – über den Verbleib zahlreicher Tamagotchis breiten die Besitzer heute wohl lieber den Mantel des Schweigens
  • 1995: eine CD – riesige CD-Regale luden zum Kauf der Silberscheiben ein. Plattenbosse liessen ihre Kloschüsseln vergolden. Heute sitzen sie auf diesen und träumen von den seligen Tagen, als Geld noch vom Himmel fiel.
  • 1994: ein Mobiltelefon – die Schweden als eine Nation der „early adopters“. Damals im Angebot gab es schon die gigantische Möglichkeit, mehrere Nummern zu speichern und SMS zu schreiben (maximal 160 Zeichen natürlich). Unvergessen der Werbespot, in der eine hübsche junge Frau in einem Café voller Geschäftsmänner Platz nahm und die ganze Bande in helles Staunen versetzte mit der Tatsache, dass ihr Telefon sogar mehrere verschiedene Klingeltöne hatte. Die Gesprächsminute kostete ungefähr soviel wie ein Kleinwagen, Auslandsgespräche waren schon zum Preis eines Einfamilienhauses zu machen. Alternativ liessen sich die Geräte auch als Briefbeschwerer, Backstein oder Hantel verwenden.
  • 1991: ein CD-Spieler – brauchte man natürlich, um 4 Jahre später die geschenkte Take That-CD anhören zu können. Ansonsten hatte man meist nur eine CD, nämlich die, die man gleich zum Test mitgekauft hatte. In den frühen Tagen der CD-Spieler soll das angeblich „Night Shift“ von The Commodores gewesen sein. Exzellenter Titel übrigens, aber der eigentliche Grund dafür war, dass der Song eigentlich richtig laut gehört werden muss, was auf Vinyl nicht ganz so glasklar ging. 1991 war das eher, sagen wir mal, die neue CD von den New Kids on the Block.
  • 1990: ein Wok – 18 Monate nach dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens hatt man wohl schon erkannt, dass man über Menschenrechtsverletzungen und Korruption beruhigt hinwegsehen kann, solange China eine tolle Goldgrube für die westliche Wirtschaft wird, bei uns alles billiger wird, und vor allem solange die Chinesen so tolles leckeres Essen machen, das man dann in vermeintlich authentischer Exotik in einem China-Restaurant konsumieren kann. Alternativ konnte man sich natürlich in den Asia-Wochen bei ALDI ordentlich mit Material eindecken und eben dann mit diesem Wok sich selbst an dem Essen versuchen. Die Ergebnisse dieser Versuche bleiben hier unerwähnt, aber es ist anzunehmen, dass 99% der damals verschenkten Woks ein kurzes Leben hatten und schon bald in einem Kellerregal verschwanden.

Na dann fröhliches Schenken…

The roof is on fire…

Es brennt – heute morgen heute ich irritiert dem Radio zu, als über den Brand in einem Studentenwohnheim in Stockholm berichtet wurde. Keine Sorge, es ist nicht meins, sondern das am Roslagstull. Da war ich nur einmal an einem denkwürdigen Abend, aber das ist eine andere Geschichte…
Jedenfalls wurden drei Bewohner verletzt und jemand wegen Brandstiftung festgenommen. Wilde Dinge passieren in Wohnheimen. Christine hat mir von einem Pressebericht erzählt, wo jemand angeblich im Lappis (also hier) über Monate festgehalten worden sein muss. Schwer vorzustellen, aber man weiß ja nie.

Einen Brand gibt es auch in Nacka, wo man ein Haus nun kontrolliert abbrennen lässt.

Morgen schreit die taz wahrscheinlich wieder Alarm wie im Sommer schon beim Störfall in Forsmark. Dieses Mal gab es einen Brand im Reaktor Ringhals, der zur Reaktorabschaltung führte. Ein Transformator war durchgebrannt. Ein Sprecher von Ringhals gab auch zu, dass es eine „große Explosion“ gegeben habe. Naja, alles halb so wild.

Vagnbrist

Eigentlich hätte dieser Artikel schon vor Stunden erscheinen sollen. Zu der Zeit saß ich in Kista und wollte mich auf das Großereignis des Dezembers in ganz Schweden einstimmen. Das wurde aber leider nichts, weil Flickr das Bild nicht hochladen wollte. Auch beim Flickr-Betreiber Yahoo leistet man sich wohl ab und zu mal Aussetzer.

Nicht dass technische Probleme etwas vollkommen Unbekanntes wäre dieser Tage. Die Stadt leidet seit Tagen unter massiver „Vagnbrist“ – übersetzt „Wagenmangel“. Das Scheechaos vor kurzem hat derart viele Wagen beschädigt, dass man auf manchen Linien die üblichen Taktzeiten nicht einhalten kann. Erstaunlich ist allerdings, dass diese Phänomen erst seit dem Wochenende so richtig zu Tage tritt, obwohl schon am 3. November die Meldung herausgegeben wurde.

Nun aber zum eigentlichen Hauptthema. Nur noch einen Monat bis zum Lucia-Fest. Kurz der Sachverhalt: in weiße Wänder gekleidete Kinder tragen bei diesem Lichterfest Kerzen und singen Lieder. Ein Mädchen darf dabei die Lucia mit der Lichterkrone sein. In Stockholm gibt es hierzu auch einen großen Umzug – und eines der lokalen U-Bahn-Blätter lässt dazu die offizielle Lucia wählen, die dann auch nach Sizilien fahren darf. Hier kann man die Kandidatinnen begutachten. Auch dieses Mal überrascht mich, dass wenige Blondinen dabei sind. Schon letztes Mal war die Lucia Stockholms eine Brünette. Klischees sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

The Ultimate Nobel Experience Reloaded (8)

Da ich seit gestern Besuch von Thilo Jahn, einem Kollegen von DASDING, habe, fallen die Beiträge nun etwas knapper aus.

Mittwoch war ich doch noch in Gävle, und ich kann sagen: Gävle stinkt! Wieso und alle weiteren brandheissen Details gibt es in Kürze.

Heute dafür aber wieder eine Folge meiner beliebten Serie zum Nobelpreis. Das Foto zeigt den Saal in der Schwedischen Akademie, wo alljährlich der Preisträger des Literaturpreises verkündet wird. Aufgenommen bei der Bekanntgabe 2005.

Es gibt aber auch topaktuelle Neuigkeiten zum Thema:

[NOBELLOTTERIET] Du har tyvärr inte vunnit!!

Hej Fabian Seitz
Nobellotteriet beklagar!!

Lottdragningen är utförd och Du är en av de som inte haft turen på sin sida
Försök gärna igen nästa år!

Med vänliga hälsningar
Övermarskalkarna på SSCO

Das Ganze übersetzt:

Betreff: [NOBELLOTTERIE] Du hast leider nicht gewonnen!!

Hallo Fabian Seitz
Die Nobellotterie bedauert!!

Die Losziehung ist beendet und Du bist einer von denen, die nicht das Glück auf ihrer Seite gehabt haben.
Versuche es gerne nächstes Jahr wieder!

Mit freundlichen Grüssen,

Övermarskalkarna bei SSCO

Das war mir zwar auch klar, weil sonst eine Gewinnermail schon lange eingetrudelt wäre, aber bei einer Gewinnchance von unter 10 % kann man natürlich auch nicht erwarten, zweimal in Folge zu gewinnen.

Hochs und Tiefs

oder besser gesagt, Tiefs und Hochs.

Ein Tief war ganz klar der Wintereinbruch gestern, bei dem das Schiff Finnbirch vermutlich wegen verrutschter Ladung Schlagseite bekam und sank. Nun läuft Öl aus. Natürlich könnte man sich jetzt ganz toll vorkommen, dass Deutschland zur Rettung eilt. Allerdings kam ein schwedisches Besatzungsmitglied um – zumindest konnte er nicht mehr gefunden werden – und ein philippinisches Besatzungsmitglied verstarb in Kalmar im Krankenhaus.

Ebenso ein Tief ereilte gestern Stockholm. Gute 10 cm Neuschnee und -5 °C verursachten ein Snökaos (Schneechaos). Busse fuhren wenig bis gar nicht und überall sonst gab es Verspätungen. Christine, die beim Flughafen in Arlanda arbeitet, berichtete mir, dass selbst der normalerweise rasend schnelle Arlanda Express gestern nicht mehr vom Fleck kam. Irgendwie scheint es normal zu sein, dass am Tag des ersten Schnees hier nichts mehr geht. Kälte ist in Schweden ja auch etwas sehr ungewöhnliches.

Ein Job, den ich nicht haben möchte, ist der desjenigen, der ab sofort nächtens die Straßen räumen darf und Rollsplit ausstreut. Vergangene Nacht um 2:30 Uhr fuhr eine Planierraupe hier durch – ich vermute, vor Mitternacht treten die ihre Arbeit gar nicht an. Ich frage mich allerdings, was die Menschen, die da arbeiten, denn so machen, wenn mal kein Schnee liegt. Sommerschlaf? Würste verkaufen? Meine Theorie ist ja, dass die in den Wintermonaten derart viel Rollsplit auf die Wege und Straßen streuen, dass sie den Rest des Jahres damit verbringen, diese letztendlich 10 cm dicke Schicht (kein Scherz) wieder zu entfernen – um sie im Winter darauf erneut auszustreuen.

Nun aber zu den Hochs. Ein zumindest vermeintliches Hoch ist der glückliche Zufall, dass die Deadline für die Abgabe des aktuellen Übungsblatts in Quantenmechanik bis Montag verlängert wurde. Das garantiert zwar nicht, dass ich deutlich weiterkommen – so habe ich aber wenigstens mehr Zeit.

Hoch ist übrigens auch mein Gewicht, auch wenn meine nahezu täglichen Fitnessstudiobesuche erste Erfolge zeitigen.

In einem äußersten Hoch ist offenbar Babak Jamai, der kürzlich gegen Anna Sjödin einen Prozess gewonnen hat, weil sie ihn angeblich rassistisch beleidigt und geschlagen haben soll. Diese sieht die Sache aber ganz anders und will nun durch alle Instanzen, hat aber sicherheitshalber eine Auszeit genommen. Auch Babak Jamai hat nichts gegen eine Berufung – im Gegenteil: er will Sjödin im Gefängnis sehen. Die ganze Sache riecht nach einer ganz großen Komödie.

Hoch sind auch meine Ambitionen, mal wieder ein paar anständige Texte zu schreiben. Mehr dazu, wenn sie denn geschrieben sind 🙂

The Ultimate Nobel Experience Reloaded (7)

Weil ich heut den Tag damit verbracht habe, nichts von Quantenmechanik zu verstehen, gibt es nun eine neue Folge meiner beliebten Reihe zum Nobelpreis. Dieses Mal ein Stück aus dem letzten Jahr, und zwar von der Bekanntgabe des Literaturnobelpreises.

Übrigens ist mir aufgefallen, dass meine Beiträge oft ziemlich schlampige Tipp- und Grammatikfehler aufweisen. Ich habe daraufhin meinem Lektorat gekündigt. Man muss sich ja nicht alles gefallen lassen.

Morgen werde ich dorthin gehen, wo nur wenige Menschen zuvor gewesen sind: zum Klärwerk in Gävle. Was ich da will, ist kein nordkoreanisches Staatsgeheimnis. Vielmehr befindet sich dort eine der Messstation von FOI, wo ich dann auch noch etwas Daten sammeln werden. Zu weiteren nuklearen Ereignissen in Kürze mehr.

Weihnachde isch




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Originally uploaded by HansBaer.

In der Kantine lauert die Gefahr – ahnungslose Mittagesser sind bestürzt oder fallen gar in Ohnmacht. Nein, nicht die Salmonellen sind ausgebrochen. Es ist Weihnachten.

Auf subtile Weise hat die Kantine mit der schleichenden Umdekorierung der Räumlichkeiten begonnen. Ab nächster Woche werden heimlich Lebkuchengewürze in die Mahlzeiten gegeben, um eine langsame Gewöhnung an das Unvermeidliche zu erreichen. Auf einem kleinen Tisch wird schon einmal Julbord angeboten – das übliche grosse Weihnachtsessen in Schweden. Zur vermeintlichen Beruhigung sind Kerzen aufgestellt.

Leider kein Einzelfall.

Ende Oktober ereilt uns diese eigentliche fünfte Jahreszeit, die mit den ersten Lebkuchencarepaketen Ende August beginnt und dann ab Mitte November im gezielten Flächenbombardement mit Adventskalendern ihren ersten Höhepunkt erreicht, bevor letztlich ab Dezember abgehetzte Einkaufszombies die Einzelhändler an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. Die Welle schwappt durch ganz Europa, und niemand ist vor ihr sicher.

Von drauss, vom Walde komm‘ ich her,…

Selbstkritik

Irgendwas mache ich falsch – vermutlich alles. So gibt es diesen Bericht heute im Spiegel zu lesen – man beachte meinen letzten Eintrag. Ich hingegen schaffe es nicht einmal in eine Lokalzeitung. Tja, meine große publizistische Offensive ist fürs erste steckengeblieben. Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein.

Wenn ich nicht ab morgen vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten bin, denn es sind böse Unwetter zu erwarten. Schlimmer noch: höchstwahrscheinlich sitze ich auf einer Ostseefähre nach Helsinki, während es richtig losgeht. Ich halte schonmal einen Eimer bereit. Forrest Gump lässt grüßen.

Weitere Meldung dieser Woche: Svenska Dagbladet hat exklusiv festgestellt, dass Media Markt scheiße, weil in Wirklichkeit gar nicht billig sondern teuer ist. Das überrascht mich ehrlich gesagt wenig – warum sollte Media Markt hier in Schweden seine Kunden weniger bescheißen als zuhause.

Auf besagten Sextagen war ich übrigens nicht. Stattdessen habe ich mich schon einige Male in das Fitnessstudio von Lappis begeben. Seither habe ich einen Muskelkater als Haustier. Erstaunliche Effekte hat es auf alle Fälle: plötzlich laufe ich meine Standardrunde über 2 Minuten schneller. Kann natürlich nur Placebo sein, aber mal etwas anderes zu trainieren als nur die Beinmuskeln ist vielleicht auch keine blöde Idee.