Japanskor, Japanskor, överallt japanskor

Es ist nicht mehr unbedingt nötig, sich noch weiter über die gestrige Niederlage auszulassen. Natürlich war ich auch etwas geknickt. Bis zum Halbfinale hätte es schon weitergehen können und sollen.

Man muss das Positive sehen – Fußball ist aus zwei Gründen ein interessanter Sport. Zum Ersten, weil wenige Tore fallen und damit ein einziges Tor den Spielverlauf komplett umwerfen kann. Lange Zeit war es im Frauenfußball aber so, dass Spiele erdrutschartig in wenigen Minuten gewonnen wurden. Das ist vorbei. Zum Zweiten ist es wichtig, dass Spiele unerwartet ausgehen können. Das ist bei den Männern so, wenn Griechenland Europameister wird und Frankreich in der Vorrunde sieg- und torlos ausscheidet. Das ist bei den Frauen nun auch so. Frauenfußball ist eben normaler Fußball geworden. Gut so.

Ich kann immerhin noch auf mein zweites Pferd umsatteln: Schweden. Die sind nämlich auch unerwartet, aber unerwartet gut. Vielleicht schaffen die es ja, die Japanerinnen zu besiegen.

Die Überschrift ist übrigens die weibliche Variation eines geflügelten Wortes im schwedischen Fußball – vielleicht vergleichbar mit „Aus, aus, das Spiel ist aus“. Es geht auf den unerwarteten Sieg Japans über Schweden bei den Olympischen Spielen 1936 zurück, bei dem der Radioreporter Sven Jerring den verzweifelten Ausruf:

Japaner, Japaner, överallt Japaner!

oder zu deutsch

Japaner, Japaner, überall Japaner!

Deutschland-Kanada und ein ganz außergewöhnliches Public Viewing

Nachdem das Goethe-Institut letztes Jahr eine Serie von Public-Viewings in seinen Räumen in der Stockholmer Innenstadt abhielt, hatte ich gehofft, dieses Jahr würde es wieder so etwas geben. Tut es, und zwar etwas anderes als erwartet. Nachdem die deutsche Botschaft letztes Jahr schon engagiert involviert war, ließ man es dieses Mal richtig krachen und veranstaltete ein Fest auf dem Botschaftsgelände.

Rustikales Essen war angekündigt – aber hallo!

Man musste sich voranmelden, wodurch einige leider nicht mehr mitkommen konnten. Die Warteschlange war wegen der Identitätskontrolle und anschließendem Sicherheitscheck auch recht lang, aber es ging zügig.
Das Fest konnte sich mehr als sehen lassen. Man hatte ein Zelt und Festbänke aufgebaut. Wer keinen Platz mehr bekam, konnte sich auf die Wiese setzen. Die Leinwand war nicht irgendeine weiße Fläche, die mit dem Beamer bestrahlt wurde, sondern eine selbstleuchtende, wie sie bei Großveranstaltungen eingesetzt wird.
Das kostenlose (!) kulinarische Angebot bestand aus Würsten, Kartoffelsalat, Salat und echten Laugenbrezeln (wow!). Dazu gab es Bier und nichtalkoholische Getränke. Bei der Auswahl und den Preisen konnte man auch mehr als nur darüber hinwegsehen, dass aus nicht ganz ersichtlichen Gründen die Warteschlange kaum in Bewegung geriet.
Dass das alles nichts kostete und dass es sogar Bier gab, ist wohl etwas den rechtlichen Umständen geschuldet. Auf dem Botschaftsgelände gilt schließlich kein schwedisches Recht, so dass man Alkohol auch einfach so im Freien ausschenken kann, und weil die Botschaft keine Steuern bezahlt, wäre ein Verkauf wohl schwierig abzurechnen gewesen. Einen Dank ans Auswärtige Amt an dieser Stelle.

Ein Blick auf die Botschaft

Ich war kürzlich zwar schon einmal in der neuen alten Botschaft, aber jetzt konnte ich mir das Gebäude auch mal von allen Seiten anschauen. Zur Erklärung: seit ca. 2007, als ich meinen ersten Pass in Schweden beantragte, saß die Botschaft in einem behelfsmäßigen Übergangsbau in der Artillerigatan, weil das eigentliche Gebäude renoviert wurde. Letzteres war schon seit 1960 der Botschaft gewesen, schön gelegen in der Diplomatstaden (Diplomatenstadt), in der Skarpögatan, nicht weit von den Botschaften Finnlands, Japans, Großbritanniens, Norwegen, der Vereinigten Staaten und der Türkei entfernt. Das Gebäude ist nicht gerade schön, wie man es eben in der damaligen Zeit baute. Es ist aber zeitgeschichtlich interessant, da sich dort im Jahr 1975 die tragische Geiselnahme von Stockholm durch die RAF ereignete. Wer einen Vergleich mit den Bildern oben machen will, kann sich die Originalbilder von damals anschauen: in diesem Video sieht man ab 1:31 Minuten die Explosion, und ab 2:55 sieht man einen Brand in den Fenstern, die in dem etwas verunglücktem Panoramabild wohl die ganz rechts oben sind – das Gebäude des schwedischen Fernsehens ist nämlich in direkter Nähe, weswegen es nicht schwer gewesen sein dürfte, von dort aus mitzufilmen.
Im Herbst 2010 zog man zurück in die erneuerten Räume. Eine offenkundige Änderung ist, dass man nun durch eine vergleichsweise aufwändige Sicherheitsschleuse aufs Gelände musste. Nach der Begrüßung kommt man natürlich nicht mehr auf die Idee, einen Blick in den Garten zu werfen.

Der ist, wie das Gebäude selbst, recht gelungen und eignet sich durch sein Gefälle geradezu perfekt für eine Vorführung. Schön, dass er zu dieser Gelegenheit zu einer unerwarteten Verwendung kommt, denn wie Botschafter Rücker offen bekannte, war er zunächst etwas skeptisch. Er gab aber auch zu, dass er nun sehr begeistert war. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Garten der Botschaft im Allgemeinen eher zu dekorativen Zwecken dient und ansonsten kaum genutzt wird. Ich hoffe, es wird vielleicht zum Finale noch einmal so ein Fest geben. Bis dahin hat anscheinend das Goethe-Institut vor, die Spiele in seinen Räumlichkeiten zu zeigen.

Das ewige Dilemma beim Frauenfußball

Ach ja, das Spiel. Alles, was derzeit über die Fußball-WM so geschrieben wird, spricht irgendwo für sich. Die mediale Aufmerksamkeit hat zum Glück gewaltig zugenommen, und das muss man positiv sehen. Jedoch bleibt bei all dem immer noch ein Unterton, dass Frauen auch Fußball spielen können – als wäre das irgendwo eine unerwartete Feststellung, die man noch einmal mitteilen müsste. Auch ich, der sich für das Thema ein bisschen mehr interessiert, gebe gerne zu, dass Frauenfußball in Teilen immer noch eigenwillig ist. Es fallen immer noch zuviel Tore, was dem Spiel Fußball seine Spannung nimmt, denn gerade die wenigen Toren machen es so interessiert. So wird es auch bei dieser WM sicher den einen oder anderen haushohen Sieg geben, weil manchmal eben doch Kreisliga auf Bundesliga trifft. Echte Gleichstellung wird sich aber nicht erst mit gleicher Leistungsdichte ergeben, sondern ist erst dann erreicht, wenn die „normale“ Fußball-WM „FIFA Men’s World Cup“ heißt und die Frauen-WM nicht mehr die Quoten-Exoten-Veranstaltung mit bedingter Relevanz darstellt.

Am Eröffnungsspiel war jedenfalls wenig auszusetzen. Man sah keine gnadenlos unterlegene Mannschaft, die sich der deutschen Übermacht innerhalb kürzester Zeit beugen musste, sondern ein passables Gruppenspiel mit spannenden Momenten. Das ist für mich das wirklich beruhigende an diesem Turnier: dass nicht schon von vorneherein klar ist, wer gewinnt.

PS: Wer sich wundert, was das für ein Schiff ist, dass da scheinbar im Feld liegt: Es handelt sich um die „Crystal Serenity“, ein nicht ganz unschickes Kreuzfahrtschiff. Von diesen Schiffen wimmelt es in Stockholm im Sommer nur so. Hinzu kommen gelegentliche Besuche von Marineschiffen aus aller Welt, und die überdimensionierten Yachten von Leuten, die tragischerweise an einem Geldüberfluss leiden. Tragisch bzw. traurig finde ich daran aber eher, dass die ganzen Symbole der Dekadenz, ob nun Kreuzfahrtschiff oder Privatyacht, mit ganz wenigen Ausnahmen – erstaunlicherweise fast nur Italiener – alle in Billigflaggenländern registriert sind. So ist die „Vive La Vie“, die derzeit an dem Kai liegt, an dem ich täglich vorbeikomme, auf den Kaimaninseln gemeldet. Die Crystal Serenity jedoch liegt im Trend mit den allermeisten Schiffen, die in Stockholm fest machen: sie ist auf den Bahamas registriert und führt wohl stolz die dortige Hauptstadt Nassau als ihren Heimathafen.
Mit selbiger Flagge habe ich vergangenes Jahr ein Schiff des SPD-Reiseservice gesehen. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, finde ich das schon etwas schäbig, dass selbst Reiseveranstalter mit politischer Ankopplung diesen Steuerentzug noch unterstützen.

PPS: eine Mitteilung an die ARD: Untertitel für Hörgeschädigte bei Fußballspielen sind die größte Schnapsidee seit langem, v.a. wenn man einen orthographisch und grammatikalisch eher mittelmäßig begabten Autor daran setzt. Die meisten Texte waren ohne Relevanz oder kamen viel zu spät. Das kann man sich echt sparen.

Übrigens: Deutschland wird Weltmeister

So intensiv wie bei der U-20-Frauen-WM verfolge ich es zwar nicht, aber es sei an dieser Stelle einmal angemerkt, dass die deutschen U-17-Mädchen mit 9 Punkten und einem Torverhältnis von 22:1 ins Viertelfinale eingezogen sind und am Donnerstag (bei uns: Freitag) gegen Nordkorea spielen werden. Und damit hier keine falschen Vorstellungen aufkommen: ein derart überragendes Torverhältnis gab es bei keiner FIFA-Juniorenweltmeisterschaft bislang, weder bei den Männern noch bei den Frauen! Genauer gesagt kam bislang keine Mannschaft auch nur in die Nähe davon. Und das eine Tor war eher ein Betriebsunfall.

Insofern: Chapeau und weiter so! Dass die Mädels auch die zweite Junioren-WM gewinnen, erscheint jetzt äußerst wahrscheinlich. Ein blendender Auftakt für das große Turnier nächstes Jahr.

Die WM, die keiner sieht

Schon gehört: Deutschland hat Mexiko mit 9:0 geschlagen? Nein, natürlich nicht – woher auch.

Gestern war der Beginn einer weiteren Fußball-Weltmeisterschaften in diesem Supermeisterschaftsjahr: die U-17-WM der Frauen in Trinidad und Tobago. Hier jetzt großes Interesse zu heucheln wäre von den Medien in der Tat viel verlangt. Es reicht zur Stunde gerade einmal zu einem halben Dutzend Pressemeldungen. Eine Anfrage bei Eurosport ergab, man werde die Meisterschaft zeigen. Das finde ich löblich. Im Gegensatz zum Sportkanalsimulationsangebot Sport1 (früher bekannt als DSF) kommt hier wenigstens nicht nur Füllprogramm.

Allerdings ist die WM bis zum 2. Spieltag auf das wenig publikumsträchtige Eurosport 2 verbannt, was angesichts der US Open auch nachvollziehbar ist. Danach sieht es aber auch nicht so viel besser aus, denn live wird es die Spiele erst ab dem Viertelfinale geben. Bis dahin laufen immerhin Zusammenfassungen. Das ist in gewisser Hinsicht sogar besser, denn Trinidad und Tobago liegt bekanntlich in der Karibik, was zeitverschiebungsbedingt nächtliches Fußballgucken erfordern würde. Damit warte ich lieber bis zur „großen“ WM 2014, die bekanntermaßen in Brasilien sein wird.

Wer glaubt, die Mädels machen sich eine schöne Zeit in der Karibik, dem sei diese 37-Grad-Reportage ans Herz gelegt. Auf diesem Niveau zu spielen strapaziert auch alle anderen Teile des Lebens, wie man dort sehen kann.

Deutschland ist Weltmeister: eine Nachlese

Es ist zugegebenermaßen ein exotisches Vorhaben, sich für eine U20-WM der Frauen zu interessieren. Schon die männlichen Pendants spielen scheinbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber dann auch noch bei der Frauen: das riecht nach Begeisterung für die Wasserball-Regionalliga.
Doch war es nach der großen WM eine schöne Gelegenheit, sich auf eine Veranstaltung zu konzentrieren, die im Ambiente ähnlich ist und doch eine Spielfreude der anderen Art bietet. Man muss sich nicht in den gewöhnlichen Vereinsfußball begeben, sondern kann sich an den klaren Sympathiebindungen erfreuen, die ein solches internationales Turnier mit sich bringt. Dass beide für mich relevanten Mannschaften auch noch ziemlich gut sind, versüßt das Ganze.

In einem Punkt lag ich falsch: auch wenn viele Spiele am medialen Katzentisch (sprich Eurosport 2) ausgestrahlt wurden und man Berichte teilweise mit der Lupe suchen musste, so war das Interesse weitaus größer als gedacht. Nämlich so, dass die Bild-Zeitung sogar Spitznamen für die Spielerinnen erfand. Und auch sonst war etwas los. Nicht nur zum Finale waren über 20.000 Zuschauer anwesend – von solchen Zahlen konnte Frauenfußball vor nicht allzu langer Zeit nur träumen. Bei den verwendeten Stadien bedeutete dies praktisch volle Besetzung, und das macht die Atmosphäre aus. Klar, dass bei einer Vorrundenpartie wie z.B. Ghana-Südkorea die Bude nicht voll wird. Das wurde sie aber auch bei der großen WM bei einer Reihe von Spielen nicht. Die Zeiten, als die ganze Fan-Gemeinde aus Freunden und Familien der Spielerinnen bestand, sind jedenfalls vorbei.

Auch das Spielniveau sollte man nicht unterschätzen. Gäbe es einen absoluten Maßstab für spielerische Qualität, so würden die Partien vermutlich ein gutes Stück unter denen der männlichen Kollegen landen. Aber nur im Durchschnitt, und selbst der ist höher als man bei der viel geringeren Zahl an aktiven Spielern meinen sollte.

Das betrifft nicht nur die Spielgeschwindigkeit, die nicht wesentlich langsamer war als bei den Männern – zumindest gefühlt. Wenn man die Ergebnisse anschaut, sieht man kein 17:0 oder dergleichen. Überhaupt wurden nur 6 der 32 Spiele mit mehr als 2 Toren Unterschied gewonnen, also knapp 19%. Bei der Junioren-WM der Männer 2009 waren es knapp 29% (15 von 52 Spielen). Da sollte man sicher nicht zuviel hinein interpretieren. Doch es deutet darauf hin, dass sich nicht irgendwelche Gurkentruppen zur WM qualifiziert haben, die an einem schlechten Tag auch vom FC Hintertupfingen vorgeführt würden. Hier begegnen sich fast nur Teams auf Augenhöhe, und die ist recht hoch.

Natürlich habe ich auch Szenen wie aus der F-Jugend gesehen, sozusagen „der Ball im Spielerhaufen“. Es gab auch dämliche Szenen wie der kuriose Handelfmeter der Südkoreanerin aus dem Halbfinale. Auch fielen einige Tore, die nun wirklich nicht hätten sein müssen. Wenn ich mir aber überlege, mit welchen idiotischen Aktionen unglaublich gut bezahlte Weltklassespieler in enorm wichtigen Entscheidungsspielen vom Platz geflogen sind (siehe Zidane im WM-Finale 2006), dann sollte man hier denselben Maßstab anlegen. Und der kann nicht sein, dass bei den Männern solche Dinge zu Anekdoten verklärt werden, während man bei den Frauen hierüber bescheinigt, dass sie es einfach nicht drauf haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei der Junioren-WM der Männer weniger dämliche Aktionen gibt.
Das gilt übrigens auch für die Schiedsrichterseite: angesichts der Kette von Fehlentscheidungen bei der großen WM wirkte die Leistung der Schiedsrichterinnen recht solide, wenn man einmal von dem fälschlich nicht gegebenen Tor der Französinnen im Spiel gegen Deutschland absieht.

Festzuhalten bleibt, dass am Ende trotz meiner Zweifel zwei würdige Teams im Finale standen, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass Nigeria nur durch ein glückliches frühes Tor dahin gekommen war. Das Finale war so ausgeglichen, dass es dieser Veranstaltung angemessen war.

So schaffen unsere Mädels ein sehr versöhnliches Ende für diese Saison, das sehr viel Hoffnungen macht für kommendes Jahr. Ich träume schon von einem Sommermärchen.

Gedanken zum Tage

Da die heutigen Themen kaum unter einen Hut zu kriegen sind, reaktiviere ich diese uralte Rubrik:

  • Heute war, wie im letzten Beitrag vergeblich angekündigt (Import funktionierte nicht), die Prideparade in Stockholm. Fast schon traditionell war ich als Busfahrer unterwegs und hatte so meinen Spaß mit umgelegten Fahrstrecken. Spaß kann man wirklich so sehen, denn es ist nicht nur eine angenehme Abweichung vom Alltäglichen, sondern auch eine schöne Gelegenheit, als Dienstleister zu fungieren – die Passagiere sind dankbar für jede Hilfestellung. Nur einer nicht, der nicht nur reichlich betrunken, sondern der Meinung war, seit 30 Minuten sei kein Bus mehr gekommen (was eigentlich angesichts der Straßenverhältnisse nicht sein kann), und dies auch in entsprechendem Ton von sich gab. Dummerweise gilt da für mich die goldene Regel: wer mir blöd kommt, dem komme ich auch blöd. Ohne Ticket ging nichts.
  • Das andere Extrem zu Pride fand in Duisburg statt. Ich hatte das Beben in Hannelores Kraft Stimme ja erst dem Livestream angekreidet, aber die Presse schreibt einhellig, dass sie wirklich den Tränen sehr nahe war. Wie ich auch gelesen habe in meinen heutigen Pausen, waren die öffentlichen Übertragungen der Trauerfeier nicht gut besucht. Vielleicht ist es bezeichnend, im Stillen und privat über eine Tragödie zu trauern, die so öffentlich war und ist.
  • Wie schon beim Liveblogging-Beitrag angemerkt: wirklich funktioniert hat auch dieses System nicht. Ein literarischer Hochgenuss war es sowieso nicht. Das Spiel war auch nicht direkt schön, weil es oft nicht ganz fair zuging. Jedoch ist das Ergebnis berechtigt. Die Südkoreanerinnen haben durch schwere Abwehrfehler jegliche Chancen auf den Sieg verschenkt. Geradezu kurios war das letzte Tor: ein Schuss von Alexandra Popp prallt an der Latte ab und fliegt nach oben. Der Ball verlässt aber nie den Spielraum, was der im Strafraum stehenden koreanischen Abwehrspielerin nicht klar gewesen zu sein scheint. Sie nimmt den Ball einfach in die Hand, was natürlich vollkommen korrekt als Handspiel gewertet wurde, wie auch die Schiedsrichterin nach Absprache mit der Linienrichter so sah. Popp verwandelte den Elfmeter – eine Demütigung für die Koreanerinnen. So bleibt an diesem Punkt des Turniers festzuhalten, dass die Unterschiede doch noch viel größer sind als erwartet. Einzig die Nordkoreanerinnen schienen unserem Team einigermaßen gewachsen zu sein. Deswegen ist schon mehr oder weniger klar, wer morgen Weltmeister wird. Die Nigerianerinnen, die sich schon gegen die USA erst im Elfmeterschießen durchsetzten, gewannen gegen Kolumbien auch nur durch ein glückliches sehr frühes Tor. Da ich das Spiel nicht live werde sehen können, kommt eine Nachlese später.

Damit genug für heute – mehr morgen.

Liveblogging: Nordkorea-Schweden

Ich versuche mich einmal in der hohen Kunst des Livebloggens.

14.20

Brasilien führt gegen Neuseeland 4:1 – und Schweden gewinnt 3:2! Super! Schönes Spiel und ein verdienter Sieg, letzlich sogar der Gruppensieg. Schweden hat sich gesteigert und darf im Viertelfinale gegen Kolumbien antreten. Die Nordkoreanerinnen spielen gegen die deutsche Mannschaft.

Und damit ist dieses Liveblogging-Experiment beendet.

14.13

Das Spiel wird hektischer. Die Nordkoreanerinnen wollen Gruppensieger werden. Kann ich verstehen, denn der muss schließlich gegen unsere Mädels spielen

14.01

Tor für Schweden – 2:3! Ein hoher Ball von der Seite kommt herein. Die Schwedinnen brauchen aber keinen Kopfball – das macht die nordkoreanische Torhüterin durch eine unglückliche Aktion für sie. Eigentor!

13.48

Abwehrfehler der Schwedinnen. Jon Myong Hwa steht frei vor dem Tor und erzielt den Ausgleich per Kopfball. 2:2

13.38

Antonia Göransson macht langsam auch den Müller. 4. Tor und damit 2:1 für Schweden! Wieder ein Alleingang. Die Nordkoreanerinnen sind vielleicht doch schwächer als erwartet.

13.34

Es geht weiter. Schweden startet stark.

13.21

Die Wiederholungen zeigen nur allzu deutlich: die Schwedinnen hatten sehr sehr viel Glück. Es könnte genauso gut auch schon 3:1 stehen.

13.19

Halbzeit – erstaunliches Comeback der Schwedinnen mit diesem 1:1. Halbzeitstand ist: Nordkorea und Schweden, Brasilien raus und Neuseeland sowieso. Hoffentlich gewinnt Schweden noch, denn ansonsten sind die Viertelfinalbegegnung Deutschland – Schweden und Nordkorea – Kolumbien.

13.14

Sofia Jakobsson gleicht aus! Ball nach vorne, Fahne bleibt unten und dann ein rasend schneller Alleingang. Super – aber ob es wirklich kein Abseits war, wird man erst in der genaueren Analyse sehen.

13.08

Das Spiel findet eigentlich nur vor dem schwedischen Tor statt.

13.03

Haarscharf – der Pfosten rettet die Schwedinnenen vor einem größeren Rückstand.

12.59

Auch Brasilien führt eins Null. Damit hätten Schweden und Brasilien eine Tordifferenz von Null und gleiche Punktzahl. Schweden hat aber mehr Tore geschossen und wäre weiter. Sehr dünnes Eis natürlich.

12.57

1:0 für Nordkorea. Ganz weiter Schuss von der Flanke. Torhüterin Carlén kann ihn nicht fangen, aber Kim Myong Gum ist da und macht ihn rein.

12.53

Der Kommentator der FIFA ist auch prima. Keinen Schimmer von der Mannschaft, was er mit allgemeinen Infos übertüncht.

12.43

Nordkorea aufs Netz – sieht bislang nicht gut aus für die Schwedinnen.

12.39

Emma Kullberg klärt im letzten Monat. Das war knapp.

12.39

Schweden macht Einwurf mit Salto – das Spiel ist so gut wie gewonnen.

12.37

In dem Stadion ist der Bär los. Man hört die Vuvuzelas. Einzeln.

12.29

Wird eine harte Nuss: die Schwedinnen sind Newcomer, die Nordkoreanerinnen auf Erfolg abonniert und haben schon zwei Siege auf dem Konto.

12.27

Ich hoffe, die Schwedinnen spielen heute nicht so wie sie singen. Die Nordkoreanerinnen haben so gesungen, dass es dem geliebten Führer eine wahre Freude sein muss.

Anmerkung: Alle Zeiten sind in GMT. Nicht die einzige technische Schwäche dieses Liveblogging-Plugins.

Frankreich – Deutschland 1:4

Den Preis für die tagesdümmste Aktion hätte beinahe Amélie Barbetta. Die Schiedsrichterin pfiff Foul. Das sah Amélie nicht so und kickte verärgert den Ball weg. Gelb. Dumm, aber nicht schlimm, wenn der Torstand in jener 72. Minute nicht so gewesen wäre, dass Kolumbien und Frankreich in Sachen Punkte und Torverhältnis so gleich gewesen wären, dass die Fair-Play-Wertung entschieden hätte und diese Aktion Frankreich das Weiterkommen gekostet hätte. 4 Punkte für beide, 4:4 Tore für beide, 1:1 gegeneinander.

Aber alles nur Spekulation, denn mit dem 4:1 von Dzsenifer Marozsán war der Fall ohnehin klar: Frankreich ist raus. Und es hätte noch deutlicher ausfallen können. In der 8. Minute schoss Marina Hegering einen Foulelfmeter an den Pfosten, und damit die Möglichkeit zur noch früheren Führung. War aber sowieso wurscht, denn in der 10. fiel das Tor. Dann machte Alexandra Popp den Müller und zimmerte drei Kisten. Hübsch.

Das Ganze trübt aber eine etwas durchwachsene Schiedsrichterleistung – manche Entscheidungen schienen etwas zweifelhaft, aber in der Endphase wurde es dann doch sehr bitter. Wissend um ihre prekäre Lage versuchten die Französinnen da nämlich alles, um ein Tor zu schießen. Das gelang ihnen auch, aber die Schiedsrichterin hat es nicht gesehen. Sinnigerweise kommt diese aus England. Aber auch die Linienrichterinnen aus Schweden haben es verpasst.

So kostete dieser Fehler den Französinnen beinahe das Weiterkommen. Man muss sagen, zum Glück beinahe, denn wenn das den Ausschlag gegeben hätte, wäre das schon sehr traurig. Die Entscheidung brachten die Kolumbianerinnen nämlich selbst, durch einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit.

Aber alles egal: so wie unsere Mädels spielen, werden sie sowieso Weltmeister.

3. Spieltag

Die Begeisterung kennt keine Grenzen. So eine FIFA-U20-Frauenfußball-WM ist schließlich nur alle zwei Jahre, und dann ist diese auch noch im (mehr oder weniger) eigenen Land!
Mittlerweile habe ich auch Nordkorea einen Wikipedia-Artikel verpasst, und er steht ihnen gut. Weiß jemand, wo man einen Schal der Sportgruppe 25. April bekommen kann? Der Verein scheint nämlich in jeder Hinsicht der Spitzenverein in Nordkorea zu sein. Dem geliebten Führer wird’s gefallen.

Ich habe zwar keine Ahnung, aber das hat bisher wenige Menschen davon abgehalten, sich über Fußball zu äußern. Daher ist es Zeit, auf die morgigen Spiele zu blicken:

  • Frankreich -Deutschland (Dienstag, 11:30 Uhr): Die Französinnen können mit einem Sieg den Einzug ins Viertelfinale klar machen. Dummerweise treten sie gegen unsere Mädels an, die das schon vor einem Spiel erledigt haben. Ich sehe da auch schlechte Chancen für die Nachbarinnen aus dem Westen, denn Aktionen wie diese deuten doch erhebliche Schwächen in der Verteidigung an

    Da dürfen sie Alexandra Popp nicht vor das Tor kommen lassen.
    Weitere Details kann man sich in den FIFA-Spielzusammenfassungen der Spiele gegen Kolumbien und Costa Rica anschauen. Ich tippe jedenfalls ganz klar auf einen dritten deutschen Sieg.
  • Costa Rica – Kolumbien (Dienstag, 11:30 Uhr): die Mädels aus Costa Rica (Costaricanerinnen? Costa-Ricinen?) haben ihre Koffer schon gepackt. Ihre kolumbianischen Konkurrentinnen haben damit noch gewartet, aber das kann man als Zweckoptimismus betrachten. Denn auch wenn die Französinnen noch eine Chance aufs Ausscheiden haben: sie ist klein. Kolumbien müsste beim letzten Spiel vier Tore gut machen. Insofern müsste schon einiges passieren, dass sich da noch etwas dreht. Ich tippe mal auf Costa Rica – die wollen doch bestimmt auch mal gewinnen.
  • Neuseeland – Brasilien (Dienstag, 14:30 Uhr): die Verhältnisse in Gruppe B sind punktemäßig identisch, aber tormäßig nicht. Wenn die Schwedinnen verlieren, hat Brasilien eine gute Chance, ins Viertelfinale zu kommen. Der Sieg muss aber hoch ausfallen, denn bei gleicher Tordifferenz haben die Schwedinnen die Nase vorn, weil sie mehr Tore geschossen haben. Bei dem Aufwärtstrend der Brasilianerinnen nach deren schwachem Auftakt ist das denkbar. Mein Tipp: klarer Sieg Brasiliens.
  • Nordkorea – Schweden (Dienstag, 14:30 Uhr): die Nordkoreanerinnen sind sicher nicht so gut versichert wie der Herr hier.

    Also werden sie so spielen wie zuletzt: geschlossen als Mannschaft, effektiv aber nicht spektakulär (soweit ich das beurteilen kann). Die Schwedinnen müssen da über ihre bisherigen Leistungen hinausgehen, denn weder das Spiel gegen Neuseeland noch das gegen Brasilien war sonderlich überzeugend. Ich hoffe auf einen schwedischen Sieg, schon weil ohne diesen schon das Viertelfinalduell vermutlich Deutschland-Schweden lauten würde.

  • Japan – England und Nigeria – Mexiko (Mittwoch, 15 Uhr): die Gruppe C ist offen, und zwar sowas von offen. Das ist auch so ziemlich das einzige, was ich darüber weiß. Die Torverhältnisse sind so knapp, dass beide Spiele eine Art Achtelfinale darstellen. Die Engländerinnen liegen zwar im Moment formal noch hinten, aber die Torwartleistung beim Gegentor von Nigeria war doch nicht ganz so englisch, wie ich es in Erinnerung hatte, und da kann sich noch einiges bewegen. Zumindest England – Japan dürfte spannend werden, denn bei einem Unentschieden sind beide raus. Tippen lasse ich hier lieber bleiben.
  • Südkorea – USA (Mittwoch, 18 Uhr): hier werden die beiden Gruppenersten ausgespielt, was angesichts dessen, dass man gegen den Sieger der Gruppe C (offen, weit offen!), eher etwas von Würfeln hat. Dem Sieger winkt aber die exklusive Möglichkeit, erst im Finale gegen Deutschland verlieren zu müssen. Irgendwie bezweifle ich aber, dass das in deren Kalkül eine Rolle spielt. Mein Tipp ist dennoch Südkorea. Warum? Keine Ahnung.
  • Ghana – Schweiz (Mittwoch, 18 Uhr): Vermutlich hat der Schweizer Trainer eine Theoriesitzung abgehalten und erklärt, dass der Zweck dieses Spiels das Schießen von Toren ist, bevorzugterweise von mehr Toren als der Gegner. Bislang hat das nämlich so ziemlich exakt überhaupt gar nicht funktioniert, wie man hier sehen kann. 9 Kisten in zwei Spielen reingekriegt, und nach mehrmaligem Nachrechnen noch keines geschossen. Das ist eine dürftige Bilanz. Ausgeschieden sind de facto beide Mannschaften, denn Ghana müsste 7 Tore Differenz gutmachen, um noch eine Chance auf das Weiterkommen zu haben. Not gonna happen. Mein Tipp: die Eidgenössinnen berappeln sich und verabschieden sich mit einem würdigen Sieg aus dem Turnier.

Wer die Spiele sehen will: alle Spiele laufen live auf fifa.com – man muss nur ein bisschen suchen.

In normalen Fernsehen ist das Angebot weitgehend auf Eurosport 2 verschoben, denn in Frankreich wird nicht nur Rad gefahren, sondern auch die UEFA U19-Europameisterschaft der Männer ausgetragen.

Hier die Termine, die ich finden konnte:

  • Frankreich -Deutschland: live um 11:30 Uhr auf Eurosport 2, und als Aufzeichnung 17:30 Uhr und 23:30 Uhr auf Eurosport sowie um 21:00 Uhr auf Eurosport 2. Am Mittwoch dann nochmal auf Eurosport um 8:30 Uhr und 13:45 Uhr.
  • Costa Rica – Kolumbien: als Aufzeichnung um 13:30 Uhr auf Eurosport 2
  • Neuseeland – Brasilien: als Aufzeichnung um 16:30 Uhr und 22 Uhr auf Eurosport 2. Am Mittwoch dann nochmal um 12:45 Uhr auf Eurosport.
  • Nordkorea – Schweden: live um 14:30 Uhr auf Eurosport 2. Am Mittwoch dann als Aufzeichnung um 11:30 Uhr in Eurosport.
  • Japan – England: live um 15 Uhr auf Eurosport 2 und als Aufzeichnung um 17 Uhr auf Eurosport.
  • Nigeria – Mexiko: als Aufzeichnung um 17 Uhr auf Eurosport 2. Am Donnerstag dann nochmal um 11:30 Uhr auf Eurosport 2.
  • Südkorea – USA: erst am Donnerstag um 15:30 auf Eurosport 2.
  • Ghana – Schweiz: live um 18 Uhr auf Eurosport 2.

Die Aufzeichnungen sind meist gekürzt. Immerhin die Hälfte der Spiele läuft also live, aber es ist schon irgendwo schade, dass so ziemlich allem anderen mehr Bedeutung zugemessen wird. Wenn ich mir anschaue, dass das ehemalige DSF – jetzt als Sport1 bekannt – sein Programm mit Dauerwerbesendungen füllt, muss man aber froh sein, dass auf Eurosport immerhin noch so etwas wie Programm kommt.

Ich werde mir jedenfalls einige Teile ansehen und bin gespannt.