Schlimme Geschichte

Es ist manchmal schon seltsam, wie gewohnte Umgebungen plötzlich der Schauplatz von Unglücken werden.

In Kista, wo ich meine Masterarbeit schrieb, ist vor knapp zwei Stunden eine Brücke eingestürzt – ein Vorkommnis, das man in einer Industrienation wie Schweden nicht erwartet. Ein Toter und zwei Verletzte sind schon bestätigt, und da noch u.a. ein Auto unter der Brücke eingeklemmt sein sollen, können sich diese Zahlen noch erhöhen.

Erst hieß es, es handele sich um eine Fußgängerbrücke zwischen dem Einkaufszentrum Kista Centrum und der U-Bahn-Station. Diese habe ich schon unzählige Male überquert, und natürlich macht man sich Gedanken, wie viele normalerweise auf dieser Brücke jede Minute entlang laufen und dass so etwas auch einen selbst treffen kann, auch wenn dies in der Industrienation Schweden natürlich sehr selten ist.

Obwohl ich die Ecke doch ganz gut kenne, bin ich aber immer noch unsicher, welche Brücke nun denn genau eingestürzt ist. Mittlerweile ist von einem Einsturz bei einer Baustelle die Rede, und so muss es wohl eine andere Brücke sein. Es muss also wohl eine der beiden Brücken über den Hanstavägen sein – eine von denen lag auch auf dem Weg zu meiner damaligen Wirkungsstätte und wird tatäglich von den Unzähligen frequentiert, die in einem der vielen Technologieunternehmen in Kista arbeiten oder an der IT-University studieren.

Das ist schon alles sehr tragisch. Zwar fühle ich mich natürlich nicht direkt betroffen, aber irgendwie möchte ich natürlich schon so schnell wie möglich mehr erfahren. Das wird wohl aber noch etwas warten müssen.

Die Frau Furtado

Morgen

Die Krux mit dem frühen Aufstehen ist, dass man auch am Wochenende lang nicht lange schläft.

So sitze ich hier zu früher Stunde und kann noch ein paar Highlights der Woche Revue passieren lassen.

Montag: Der Vortest bei meinem eventuell zulünftigen Arbeitgeber im Sommer, Busslink, hat geklappt, wenn auch durchwachsen. Man musste zwei kurze Theorietests bestehen, was mir gerade so gelang. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass ich wenig Detailkenntnisse über Straßenschilder habe, auf denen Schneemobile abgebildet sind. Das Auto für den Praxistest hatte ein sogenanntes Alkolås. Das ist ein Alkomat, der als Wegfahrsperre dient. Wer nicht pustet, darf nicht fahren. Ich durfte fahren, aber meine Performance war durchwachsen. Trotzdem kam ich durch. Am Dienstag ist Vorstellungsgespräch.

Dienstag: Ein langer Tag in Kista – ich bin erstaunlich effizient und meine Masterarbeit wird bald fertig sein.

Mittwoch: Ich schreibe Bewerbungen, was so mittelmäßig klappt, da ich darin ja schon ein bisschen Übung habe. Christine, eine Freundin von mir, konnte mit den Bewerbungen, die wir in Gemeinschaftsarbeit erstellt haben, gleich bei zwei Firmen landen.

Donnerstag: Der erste Besuch im „Gröne Jägaren“, einer Kneipe in Stockholm mit dem nachweislich billigsten Bier der Stadt. Hier gibt es Bier für unter 2 €, und das ist wirklich unschlagbar. Dafür hat der Laden einen Jägermeisterfimmel, einen Roulettetisch und jeden Abend Karaoke.

Freitag: Ich breche die Radiosendung nach der Hälfte ab, da mein designierter Partner wegen Problemen mit der U-Bahn nicht kommen kann. Das weiß ich zu dem Zeitpunkt nicht, aber mir nochmal 30 Minuten ohne Inhalt und geplante Musik aus den Finger zu saugen ist mir dann doch zu heikel. Anschließend geht es zur Party.

Und heute? Ja, heute spielt die Nelly Furtado ein zünftiges Konzert mit einer fidelen Kapelle hier in der Stadt. Heute abend geht es los und ich gehe hin. Fesch.

Bananen-Blues

7 Tage und kein Post – ist er etwa krank? Vor der Kanalküste in Seenot geraten? Von Kyrill auf die Schären geweht worden?

Nichts von alledem. Meine üblichen Themen haben mich in den letzten Tagen nicht inspirieren können, etwas hier zu schreiben. Dass Mona Sahlin beispielsweise neue Parteichefin der Sozialdemokraten wird, hat mich weder überrascht, und meine Meinung (wird eh nie Regierungschefin) hatte ich dazu schon kund getan. Auch dass die Regierung Reinfeldt ordentlich an Zustimmung verloren hat, ist auch kaum mehr als eine halbinteressante Zwischenstandsmeldung. Nicht mal zur eventuellen Freilassung von Mohnhaupt und Klar habe ich eine fundierte Meinung. Die Winterlethargie ist eingekehrt.

Zugegebenermassen war ein Beitrag schon fast fertig, als der Browser abstürzte. Die Unbillen, die man als Blogger auf sich nehmen muss, sind schon gigantisch.

Media Markt-Kampagne

„Hat Media Markt die grösste Auswahl? Ist der Ball und der Knödel rund?“ – Media Markt-Werbung war auch schonmal weniger klischeehaft und dämlich

Apropos Unbillen – das Wetter wird langsam winterlich. Ich sitze gerade in Kista und friere mir ein bisschen den Hintern ab. Draussen hat es lauschige -8 Grad, letzte Nacht sogar mal -10. Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Grund zum Beschweren habe ich eigentlich aber nicht, denn Stockholm ist momentan schön weiss.

Auch sonst ist es mit der Lethargie nicht so weit her. Ich mache schön meinen Relativitätstheoriekurs und schreibe meine Masterarbeit, letzteres aber deutlich weniger erfolgreich bislang, weil sich das Schreiben doch recht zäh gestaltet.

„Kulturell“ geht dafür einiges. Letzte Woche Mittwoch hatte ich Thilo von DASDING, der jetzt auch ein Semester in Stockholm verbringt, angekündigt, wir würden zur grossen Austauschstudentenparty ins Allhuset auf dem Uni-Gelände gehen. Letztendlich war er der einzige, der drin war. Alle anderen haben nach einer Stunde Wartezeit im strömenden Regen aufgegeben. Donnerstag dann haben wir uns MacBeth auf Schwedisch gegönnt. Nicht, dass wir viel verständen hätten, aber schlecht wars nicht.

Derzeit bin ich am munteren Planen für zukünftige Unternehmungen. Ein ursprünglich geplanter Trip ins winterliche Kiruna (derzeit so lauschige -25 Grad) kommt wohl nicht mehr zustande, dafür werden wir die 80er-Pop-Grössen von Alphaville auf einer Fahrt nach Åland im März begutachten. Im Mai geht es dann gleich wieder nach Deutschland.

Was im Sommer passieren wird, ist hingegen vollkommen offen. Ich schreibe schon Bewerbungen und strecke meine Fühler aus. Vom wissenschaftlichen Redakteur bis zum Busfahrer ist jedenfalls alles drin.

Und warum heisst dieser Artikel „Bananen-Blues“ – nun, die gelbe krumme Frucht ist derzeit mein Hauptnahrungsmittel. Auf diese Art bin ich schon rund 3,5 kg losgeworden, wonach ich aber leider immer noch stark im übergewichtigen Bereich liege. Trotzdem bin ich eisern und werde morgen auch wieder trainieren. New York, ich komme 🙂