After the storm

Der Begriff „Schneesturm“ wäre vielleicht etwas hoch gegriffen, aber der gestrige Tag war soweit nicht entfernt davon. An die -15°C und ein starker eisiger Wind, überall Schneeverwehungen, Chaos im Nahverkehr. Wir waren in Sollentuna eingeladen, konnten aber die S-Bahn nicht nehmen, weil die schon zu dem Zeitpunkt massive Verspätung hat. Stattdessen haben wir die blaue U-Bahn-Linie, die als einzige fast durchgehend unterirdisch verläuft, genommen und sind in Kista mit dem Bus weiter. Der Rückweg war noch länger – trotz Taxifahrt zur Umgehung der S-Bahn dauerte sie zwei Stunden, u.a. weil die U-Bahn 100 Meter vor unserer Zielstation Slussen stehen blieb.

Der Winter ist hier noch lange nicht vorbei, aber man kann wohl hoffen, dass das zumindest das Schlimmste vorüber ist.

Ich bin gespannt auf den heuten Tag, denn ich darf die Linie 47 fahren, und irgendwie glaube ich nicht, dass auf Djurgården schon viel geräumt wurde.

Streik vorbei

  • Gestern abend um 22 Uhr hatte es sich ausgestreikt: ein neuer Tarifvertrag ist unterzeichnet. Der Inhalt: es blieb bei den 10,4 % Lohnerhöhung in den nächsten drei Jahren, aber dafür wurden die anderen Forderungen weitgehend erfüllt. So ist die Rahmenzeit nun nur noch bei 13 Stunden, sofern die darin gefahrenen Linien kürzer als 50 km sind. Die Forderungen nach mindestens 11 Stunden Ruhezeit wurde jedoch ohne Einschränkungen umgesetzt.
  • So rollt der Verkehr ab heute wieder, und ich darf ab 14:41 Uhr die Linien 77, 62 und 4 fahren. Seltsamerweise habe ich heute und morgen zum ersten Mal den außergewöhnlichen Fall, zwei identische Dienste in Folge zu haben – d.h., morgen geht es ebenfalls um 14:41 Uhr los und ich darf dasselbe Programm abspulen.
  • Mein gestriger Eintrag über das Unglück in Kista muss es wohl in die automatische Verlinkung bei Dagens Nyheter oder Svenska Dagbladet geschafft haben. Jedenfalls hatte ich gestern 6mal so viele Zugriffe wie sonst und auch zwei recht verwirrende Kommentare auf Schwedisch.

Schlimme Geschichte

Es ist manchmal schon seltsam, wie gewohnte Umgebungen plötzlich der Schauplatz von Unglücken werden.

In Kista, wo ich meine Masterarbeit schrieb, ist vor knapp zwei Stunden eine Brücke eingestürzt – ein Vorkommnis, das man in einer Industrienation wie Schweden nicht erwartet. Ein Toter und zwei Verletzte sind schon bestätigt, und da noch u.a. ein Auto unter der Brücke eingeklemmt sein sollen, können sich diese Zahlen noch erhöhen.

Erst hieß es, es handele sich um eine Fußgängerbrücke zwischen dem Einkaufszentrum Kista Centrum und der U-Bahn-Station. Diese habe ich schon unzählige Male überquert, und natürlich macht man sich Gedanken, wie viele normalerweise auf dieser Brücke jede Minute entlang laufen und dass so etwas auch einen selbst treffen kann, auch wenn dies in der Industrienation Schweden natürlich sehr selten ist.

Obwohl ich die Ecke doch ganz gut kenne, bin ich aber immer noch unsicher, welche Brücke nun denn genau eingestürzt ist. Mittlerweile ist von einem Einsturz bei einer Baustelle die Rede, und so muss es wohl eine andere Brücke sein. Es muss also wohl eine der beiden Brücken über den Hanstavägen sein – eine von denen lag auch auf dem Weg zu meiner damaligen Wirkungsstätte und wird tatäglich von den Unzähligen frequentiert, die in einem der vielen Technologieunternehmen in Kista arbeiten oder an der IT-University studieren.

Das ist schon alles sehr tragisch. Zwar fühle ich mich natürlich nicht direkt betroffen, aber irgendwie möchte ich natürlich schon so schnell wie möglich mehr erfahren. Das wird wohl aber noch etwas warten müssen.

Die Frau Furtado

Morgen

Die Krux mit dem frühen Aufstehen ist, dass man auch am Wochenende lang nicht lange schläft.

So sitze ich hier zu früher Stunde und kann noch ein paar Highlights der Woche Revue passieren lassen.

Montag: Der Vortest bei meinem eventuell zulünftigen Arbeitgeber im Sommer, Busslink, hat geklappt, wenn auch durchwachsen. Man musste zwei kurze Theorietests bestehen, was mir gerade so gelang. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass ich wenig Detailkenntnisse über Straßenschilder habe, auf denen Schneemobile abgebildet sind. Das Auto für den Praxistest hatte ein sogenanntes Alkolås. Das ist ein Alkomat, der als Wegfahrsperre dient. Wer nicht pustet, darf nicht fahren. Ich durfte fahren, aber meine Performance war durchwachsen. Trotzdem kam ich durch. Am Dienstag ist Vorstellungsgespräch.

Dienstag: Ein langer Tag in Kista – ich bin erstaunlich effizient und meine Masterarbeit wird bald fertig sein.

Mittwoch: Ich schreibe Bewerbungen, was so mittelmäßig klappt, da ich darin ja schon ein bisschen Übung habe. Christine, eine Freundin von mir, konnte mit den Bewerbungen, die wir in Gemeinschaftsarbeit erstellt haben, gleich bei zwei Firmen landen.

Donnerstag: Der erste Besuch im „Gröne Jägaren“, einer Kneipe in Stockholm mit dem nachweislich billigsten Bier der Stadt. Hier gibt es Bier für unter 2 €, und das ist wirklich unschlagbar. Dafür hat der Laden einen Jägermeisterfimmel, einen Roulettetisch und jeden Abend Karaoke.

Freitag: Ich breche die Radiosendung nach der Hälfte ab, da mein designierter Partner wegen Problemen mit der U-Bahn nicht kommen kann. Das weiß ich zu dem Zeitpunkt nicht, aber mir nochmal 30 Minuten ohne Inhalt und geplante Musik aus den Finger zu saugen ist mir dann doch zu heikel. Anschließend geht es zur Party.

Und heute? Ja, heute spielt die Nelly Furtado ein zünftiges Konzert mit einer fidelen Kapelle hier in der Stadt. Heute abend geht es los und ich gehe hin. Fesch.